Love the Hard Way
Unmittelbarkeit und direkt
Feature: Sehr's schönster und authentischster Film
Sie sind ein sehr ungleiches Paar, er, der Kleinkriminelle Jack (Adrien Brody), und sie, die Studentin Claire (Charlotte Ayanna), die in einem Kino jobt. Als sie aufeinander treffen, vom Schicksal geführt, da ist es Liebe auf den ersten Blick. Ein coup de foudre, der durch und durch geht, ein emotionaler Blitzschlag in beider Leben.
erschienen am 27. 03. 2003
Ottfilm
Szene aus: Love the Hard Way
Diese Liebe aber auch zu leben, das wird durch Jacks Flucht vor Gefühlen, vor sich selbst auch, erschwert, und durch seine "Tätigkeit": Er nimmt zusammen mit seinen Kompagnons Charlie (Jon Seda) und Jeff (August Diehl) Gäste in etablierten Hotels aus. Doch Linda (Pam Grier), ihres Zeichens ein realer Cop, ist dem Gauner-Trio längst auf den Fersen. Und früher oder später muss Jack Claire wohl mit in die Abgründe dieser Welt ziehen...
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Love the Hard Way
Nein, einordnen lässt er sich nicht wirklich, dieser Regisseur, geboren im Hessischen, in München und Paris lebend. Und das ist ja auch gut so. Nach stilistisch und genretechnisch so denkbar unterschiedlichen Filmen wie der Siegfried-Lenz-Adaption "Das serbische Mädchen" (1991), dem international erfolgreichen "Kaspar Hauser" (1993), und zuletzt der bei deutscher Kritik und deutschem Publikum durchgefallenen deutsch-französischen ménage à trois "Obsession" (1997), ist nun "Love the Hard Way" zweifelsohne Peter Sehrs schönster, emotionalster, authentischster Film.
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Love the Hard Way
Es ist dies also sein vierter Kino-Langfilm, und nachdem er für "Love the Hard Way" bereits den Silbernen Leoparden in Locarno erhielt und auf dem letztjährigen Sundance-Festival teilnahm, wurde er zudem auch mit dem Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Regie ausgezeichnet. Zu Recht, denn dies ist ein Film voller Kraft und Leben und Gefühlen und Leidenschaft, überdies ein sehr amerikanischer Independent-Film eines sehr deutschen Regisseurs, mit zwei ganz famosen Hauptdarstellern, dem so wandelbaren Adrien Brody ("Der Pianist") sowie der erst 21-jährigen, bildhübschen Neuentdeckung Charlotte Ayanna. Wie diese beiden das synchrone, elliptische "Sich aufeinander zu und voneinander weg Bewegen" spielen, das hat etwas von einer großen Unmittelbarkeit und Direktheit, das ist daher auch so glaubwürdig, weil es so unprätentiös und unspektakulär interpretiert wird. Fragil sind sie beide, diese Claire und dieser Jack, nur auf eine andere Art und Weise.
Love the Hard Way
Manchmal hat das alles auch etwas von einem bescheidenen Minimalismus, den man auf der deutschen Leinwand allzu oft vergebens sucht. Geradezu seismographisch wird dabei die Gratwanderung am Rande des Abgrunds in Dramaturgie (Drehbuch: Peter Sehr und Marie Noëlle, nach dem Roman von Wang Shuo) und Inszenierung ausgelotet, wird ein doppeltes Seelenportrait zweier sich reziprok bespiegelnder Menschen angelegt, zweier Individuen, die zunächst wie Feuer und Wasser, wie Himmel und Hölle aufeinander reagieren, wie elektrisiert - und schlussendlich durch den kathartischen Blick ins absolute Dunkel einander erkennen. "Love the Hard Way", das ist Peter Sehrs bisher reifste Arbeit: Eine bewegende New Yorker Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte von allgemeiner Gültigkeit. Letztendlich zeitlos. Raumlos. Grenzenlos. Und sie könnte überall und jederzeit passieren. Jetzt. Heute. Hier!
erschienen am 27. März 2003
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Peter Sehr ist promovierter Biophysiker. Der 1951 geborene Hesse ist sehr weltgewandt, er verbringt seine Zeit in der Schweiz, Südamerika, England und Frankreich. In Paris macht er mehrere Regieassistenzen und findet Gefallen an der Filmbranche. Zusammen mit seiner zweiten Frau Marie Noëlle gründet er 1988 die Und nicht ein Tohuwabohu". 1991 folgt der Drama "Das serbische Mädchen". Drei Jahre später wird er für "Kaspar Hauser" beim Obsession" und "Love the Hard Way" im Jahr 2001, an denen zum..
Der kriminelle Frauenheld Jack (Adrien Brody) legt mit seinem Komplizen Charlie und zwei hübschen Hobbyschauspielerinnen wohlhabende Geschäftsleute rein. Im Kino trifft er auf die schöne Claire und ist fasziniert von der Unschuld der Studentin. Peter Sehr wurde für die Schönheit und Poetik seiner Filmsprache in Locarno mit dem silbernen Leoparden ausgezeichnet.
Obwohl er stets gute Kritiken erhält, bleibt er dem Publikum lange Zeit unbekannt. Erst mit der Verkörperung des polnischen Juden Wladyslaw Szpilman in Roman Polanskis Meiserwerk "Der Pianist" wird Adrien Brody international auch vom Publiukum beachtet. Als Vorbereitung für diese Rolle kündigt der Schauspieler sein Apartment, verkauft sein Auto und nimmt rund 13 Kilogramm ab. Für die Darstellung des Klavierspielers erhält er 2002 im Alter von nur 29 Jahren den Annie McGuire" im Jahr 1988. Es..
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