Senator
Das Waisenhaus
Tiefenpsychologie aus Mexiko
Feature: Existentialistischer Horror?
Das mexikanisches Kino ist im Aufwind. Das jüngste Beispiel ist der von Guillermo del Toro produzierter Horrorthriller, der dank seiner Subtilität die Grenzen des Genres sprengt. Mit dem Thriller "El Orfanato" schafft der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona etwas Außergewöhnliches: Er mixt Elemente des Horrorgenres mit denen eines tiefenpsychologischen Dramas und erzählt so eine bewegende und gleichzeitig spannende Geschichte über Verlust, Trauer und übersinnliche Phänomene.
erschienen am 21. 05. 2007
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Das Waisenhaus
Die herrschaftliche Villa am Meer versprüht eine gewisse Magie. Laura (Belén Rueda) verbindet mit dem Gemäuer ihre schönsten Jugenderinnerungen. Sie will das ehemalige Waisenhaus zu einem Heim für behinderte Kinder umbauen. Anfangs scheint alles nach Plan zu laufen und die langen Strandspaziergänge mit ihrem Mann (Fernando Cayo) und dem gemeinsamen Sohn Simon (Roger Príncep) vermitteln das Gefühl einer perfekten Idylle.

Doch dann entwickelt der Siebenjährige plötzlich seltsame Verhaltensweisen: Er spricht von imaginären Freunden, versinkt in seiner eigenen Phantasiewelt - und verschwindet eines Tages. Für Laura ist der Verlust ihres Kindes der schlimmste Alpraum. Sie beginnt, dem Wahnsinn zu verfallen, macht sich selbst auf Spurensuche und sieht plötzlich die imaginären Freunde ihres Sohnes. Als sie ein Medium anheuert, um den Kontakt zu den Toten herzustellen, beginnt ein spannendes und philosophisches Verwirrspiel, bei dem der Zuschauer am Ende selbst nicht mehr zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden kann...
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Das Waisenhaus
Unterstützt wurde Regisseur Bayona von seinem Produzenten Guillermo del Toro, der sein Talent für besondere Stoffe in der Vergangenheit vermehrt mit Filmen wie "Hellboy" und "Pan's Labyrinth" bewiesen hat. "Es ist das beste Drehbuch, das ich jemals gelesen habe", erklärt del Toro kurz vor der Weltpremiere in Cannes. Er beschreibt den Stil des Films als "europäischen, existentialistischen Horror, der sich mit amerikanischen Standards ganz und gar nicht vergleichen lässt" - und trifft damit genau das, was die Stärke dieses Films ausmacht.

Statt billiger Gruselmomente und ausufernden Kunstblutszenen entfaltet sich die Spannung in "El Orfanato" auf viel subtilere, tiefenpsychologische Weise. Die Mutterfigur macht eine Reise durch, die sie durch die tiefsten Täler ihrer Psyche führt und sie für übersinnliche Phänomenen immer sensibler werden lässt. Die Spannung, die sich dadurch im Laufe der Geschichte ergibt, packt den Zuschauer nicht zuletzt deswegen, weil sie ihn herausfordert, verwirrt und angesichts der tragischen Verkettung von Ereignissen mitfühlen lässt.
erschienen am 21. Mai 2007
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Mit dem Thriller "El Orfanato" schafft der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona etwas Außergewöhnliches: Er mixt Elemente des Horrorgenres mit denen eines tiefenpsychologischen Dramas und erzählt so eine bewegende und gleichzeitig spannende Geschichte über Verlust, Trauer und übersinnliche Phänomene.
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