In America

In America

(A.K.A. East Of Harlem)
Originaltitel
In America
Regie
Jim Sheridan
Darsteller
Samantha Morton, Sarah Bolger, Emma Bolger, Randall Carlton, Neal Jones, Adrian Martinez
Kinostart:
Deutschland, am 11.12.2003 bei 20th Century
Kinostart:
Schweiz, am 15.01.2004 bei Fox-Warner
Genre
Drama
Land
Irland, Großbritannien
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
105 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
6,5 (2 User)
Das irische Ehepaar Johnny (Paddy Considine) und Sarah (Samantha Morton) zieht mit seinen 6- und 10-jährigen Töchtern Ariel (Emma Bolger) und Christy (Sarah Bolger) nach Amerika. In New York wollen sie den Verlust ihres Sohnes Frankie überwinden, der im Kindesalter einem Krebsleiden erlag. Sowohl Johnny als auch Sarah fühlen sich zutiefst schuldig - denn die genaueren Umstände des Todes sind nie völlig geklärt worden. Die Emigration in die USA soll ihnen also vor allem auch einen emotionalen Neuanfang in einer Stadt ohne Erinnerungen ermöglichen. Doch der Versuch, die Gefühle beiseite zu schieben und tabula rasa zu machen, will bei den extremen Temperaturen im hochsommerlichen Manhattan nicht so recht gelingen. So muss der Familienvater Johnny schon mal eine Klimaanlage durch die Straßen Manhattans schleppen, damit die Familie bei der Hitze kühlen Kopf bewahren kann. Blöd nur, dass die britische Klimaanlage nicht ans amerikanische Netz passt, und es deshalb nicht wirklich zur Abkühlung, sondern nur zum Kurzschluss kommt.
Regisseur Jim Sheridan, dem solche oder ähnliche Erlebnisse bei seiner Immigration in die USA selbst widerfahren sind, nimmt sich viel Zeit, uns diese Familie in charmanten kleinen Episoden vorzustellen. An Leichtigkeit gewinnt dies noch, weil wir die Geschichte aus der Sicht der 10-jährigen Tochter Christy erzählt bekommen. In ihren Augen erhält selbst die heruntergekommenste Straße Manhattans - die Familie wohnt in einem baufälligen Hochhaus im kleinkriminellen Milieu - einen besonderen Glanz. In poetischer Weise erfahren wir nach und nach aus den Kommentaren der aufgeweckten Tochter, wie Frankies Tod auf der Familie lastet - und können diese Last dann mehr und mehr in kleinen Gereiztheiten des Vaters und in anderen Situationen erkennen. Nicht zuletzt dank des bezaubernden Nesthäkchens Ariel wird jegliche Traurigkeit aber immer wieder durch eine humorvoll-kindliche Neugierde aufgewogen.

Überhaupt, die Töchter: Wenn die beiden die dringend notwendige Erfrischung nicht durch die Klimaanlage bekommen können, stattdessen Abkühlung in der vom Vater reparierten Dusche suchen und diesem zurufen, dass Amerika schon ganz in Ordnung sei - dann schmilzt man dahin wie ein Erdbeer-Eis in der New Yorker Mittagssonne. Mit kindlicher Naivität und dennoch hochprofessionell stehlen die beiden Schwestern Sarah und Emma Bolger (Letztere in ihrem Leinwanddebüt) den beileibe nicht schlecht agierenden Paddy Considine und Samantha Morton die Show. Allerdings entsteht dabei kein schauspielerischer Konkurrenzkampf, sondern das Bild einer höchst authentischen Filmfamilie, die eine erstaunliche Intimität und Glaubwürdigkeit ausstrahlt.

Dies steht im Kontrast zu den fantastischen, märchenhaften Elementen des Films, und zu der etwas überromantisierten, aber bewegenden Freundschaft von Sarah und den Kindern zu Mateo (Djimon Hounsou), einem schwarzen Künstler aus ihrem Wohnhaus. Doch die alten Wunden brechen an allen Ecken und Enden immer wieder auf, so etwa, wenn der Vater mit seinen Töchtern Verstecken spielt, aber das Fehlen des in Gedanken allgegenwärtigen Frankies offensichtlich wird. Als Sarah erneut schwanger wird, droht die Familie an der Last der Vergangenheit zu zerbrechen.

Bei aller Dramatik erhält das halbbiographische Sheridan'sche Familiendrama - das Drehbuch hat Jim Sheridan mit seinen beiden Töchtern Naomi und Kirsten verfasst - durch die kindliche Sichtweise eine beschwingte Leichtigkeit und eine geradezu magische Komponente. Mehrfach ist In America hart an der Grenze zur Rührseligkeit, zieht sich dann aber mit einem kindlichen Augenzwinkern aus der Affäre. Wie Sheridan scheinbar mühelos zwischen himmelhochjauchzendem Feel-Good-Movie und zu Tode betrübendem großem Gefühlsdrama navigiert, ist bewundernswert und hinterlässt einen starken, bleibenden Eindruck. Ein bewegender und wahrlich bezaubernder Film.
Frank Geissler, Filmreporter.de
Videoclip: In America
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Galerie: In America
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2024