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Ghyslain Raza, The Star Wars Kid
Wird Ghyslain Raza Star-Wars-Darsteller?
Star Wars Kid
Er wollte bloß ein ganz normaler Junge sein. Doch Ghyslain Raza ist auch "Star Wars"-Fan - und das wurde ihm zum Verhängnis. Am Ende landete der 15jährige in einer Heilanstalt. Jetzt ziehen seine Eltern vor Gericht.
24. Sep 2003: Videokameras können gefährlich sein - diese Erfahrung machte im Frühjahr ein 15-jähriger Kanadier namens Ghsylain Raza aus Trois-Rivieres in Quebec. Der Schüler hat Übergewicht und wohl nicht allzu viele Freunde, und er war ein großer "Star Wars"-Fan. In seiner Phantasie sah er sich gern als Bösewicht Darth Maul, also fuchtelte er mit einem improvisierten Laserschwert herum und filmte sich dabei mit einer Videokamera. Das Ganze wirkte schrecklich unbeholfen, doch außer Ghyslain sah ja zum Glück niemand die blamable Aufnahme.

Bis das Band vier Schulkameraden in die Hände fiel. Die lachten sich kaputt, überspielten das Debakel auf einen PC und boten es im Internet zum Download an. Über Online-Tauschbörsen und Weblogs verbreitete sich die zwei Minuten lange Lachnummer mit Lichtgeschwindigkeit über den Erdball. Mehr noch: Begabte Hobby-Regisseure schnitten das Video auf ihren eigenen Computern um, fügten Bild- und Toneffekte ein oder kombinierten Ghyslains hilfloses Gehopse professionell mit Clips aus anderen Filmen - so etwa aus "Der Herr der Ringe", "Braveheart" oder "Matrix Reloaded".

Heute kennt ein Millionenpublikum das so genannte "Star Wars Kid". Der Junge ist - natürlich gegen seinen Willen - zu einem internationalen Medienphänomen geworden, inklusive eines eigenen Fanclubs, der T-Shirts mit seinem Konterfei verkauft. Längst sind mehr als 60 verschiedene, zum Teil brillante Parodien und Variationen des privaten Videos im Netz verfügbar, unter anderem auf der Website Jedimaster.net. Doch die Filmchen sind für ihren Hauptdarsteller wenig schmeichelhaft - eine Version ist gar mit Flatulenzgeräuschen unterlegt.

Dass alle Welt über ihn lacht, ist dem rundlichen Teenager nicht sehr gut bekommen. In seiner Schule wurde Ghyslain so gehänselt, dass er die Lehranstalt verlassen und das Schuljahr in der Jugendpsychiatrie beenden musste. Aber auch anderswo, behaupten seine Eltern, sei ihr Sohn immer das Gespött der Leute. Nun wollen sie die Verursacher zur Kasse bitten und haben die Eltern der vier Jugendlichen, die das Video im April in Umlauf brachten, auf 225.000 kanadische Doller (knapp 150.000 Euro) Schadensersatz verklagt. Schließlich, so steht es in der Klageschrift, müsse der junge Mann, um ein normales Leben führen zu können, später vielleicht mal seinen Namen ändern.

Anderswo macht sich Mitleid breit. Im Internet sammelten zwei Betreiber einer Website Geld und kauften dem Jungen einen "iPod"-MP3-Player von Apple inklusive Zubehör. Auch der Verkauf von Fan-Shirts auf der Website Jedimaster.net dient einem guten Zweck: Die Hälfte der Einnahmen soll dem Teenager zugute kommen. Außerdem läuft eine Petition, die Ghyslain einen Gastauftritt im nächsten "Star Wars"-Film ermöglichen soll, den Regisseur George Lucas derzeit in Australien dreht. Keine gute Idee - am Ende würde auch das Kinopublikum über den armen Jungen lachen.
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