28. Mär 2002:
Der Oscar-Triumph der schwarzen Stars könnte sich bald als Pyrrhussieg entpuppen. Immer mehr entsteht im Medienbild nämlich der Eindruck,
Denzel Washington und
Halle Berry hätten die Trophäen vor allem wegen ihrer Hautfarbe gewonnen - und nicht etwa wegen ihres schauspielerischen Könnens. Das wäre schade, denn zumindest
Halle Berry hat den Preis auch künstlerisch verdient. Anders Washington, der dem Australier
Russell Crowe in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen konnte - so zumindest die Ansicht vieler Kritiker in Hollywood. Doch Crowe verspielte seine Oscar-Chancen hinter den Kulissen: Mit seinem rüpelhaften Auftreten in den letzten Wochen hat er sich selbst disqualifiziert. Viele Akademie-Mitglieder haben Crowe einen zweiten Oscar schlichtweg nicht gegönnt.
Offenbar ohne negative Wirkung blieb dagegen die Schmierenkampagne gegen Ron Howards "
A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn", dem Abräumer des Abends. Die Filmbiographie über den schizophrenen Mathematiker John Nash triumphierte in den Hauptkategorien "bester Film", "bester Regisseur", "bestes adaptiertes Drehbuch" (
Akiva Goldsman) und "beste Nebendarstellerin" (
Jennifer Connelly).
Überraschungen gab es nur zwei:
Sir Ian McKellen (
Der Herr der Ringe) unterlag in der Kategorie "bester Nebendarsteller" gegen den weithin unbekannten Briten
Jim Broadbent ("
Iris"), und "
Die fabelhafte Welt der Amélie" aus Frankreich verlor gegen die bosnische Kriegssatire "No Man's Land" als bester ausländischer Film.
Der Verlierer des Abends heißt "
Der Herr der Ringe". Das mit 13 Oscarnominierungen favorisierte Fantasy-Epos gewann nur in vier wenig prestigeträchtigen Nebenkategorien. Verloren hat aber auch ABC: Der US-Fernsehsender verzeichnete die schlechtesten Oscar-Einschaltquoten überhaupt. Die miesen Zahlen dürften für
Whoopi Goldberg das endgültige Aus als Moderatorin der Show bedeuten. Als Ersatz für nächstes Jahr sind Oprah Winfrey und Jay Leno im Gespräch.
Milla Jovovich: Ein Herz für Regisseure
Action-Star
Milla Jovovich (26) hat immer noch Probleme, Beruf und Privatleben zu trennen. Die Tochter einer russischen Schauspielerin und eines serbischen Arztes verliebte sich 1997 am Set von "
Das fünfte Element" in den Filmemacher Luc Besson. Die beiden heirateten, das gemeinsame Glück war jedoch nur von kurzer Dauer. Zwei Jahre später flogen bei den Dreharbeiten von "
Johanna von Orleans" die Fetzen, es kam zum Bruch. Nun hat sich Jovovich in den britischen Regisseur Paul Anderson verguckt. Die beiden lernten sich, wie sollte es anders sein, bei den Dreharbeiten zu "
Resident Evil" kennen, einer packenden Videospielverfilmung, die seit einer Woche sehr erfolgreich in den deutschen Kinos läuft.
Ans Heiraten und Kinderkriegen denkt das vor allem bei männlichen Jugendlichen höchst beliebte Sexidol allerdings nicht. "Ich hab' mir einen kleinen Hund gekauft, das reicht erst mal", scherzte Jovovich bei der Deutschlandpremiere ihres Films in Berlin. Ihren männlichen Kollegen kann sie übrigens nur wenig abgewinnen: "Männliche Schauspieler sind eitle Primadonnen und bei den Dreharbeiten immer nur um ihren Teint besorgt." Autsch, das hat gesessen!
Dass Jovovichs Co-Star Michelle Rodriguez (23) am vorletzten Montag nicht zur Premiere ihres Films "Resident Evil" in Berlin erschien, lag offiziell an einer "plötzlichen Erkrankung" der Schauspielerin, die in dem Independent-Streifen "Girlfight" eine junge Boxerin verkörperte. Tatsächlich war Rodriguez in ihrem Haus in Jersey City nach einer Prügelei festgenommen worden, wo sie sich mit einer Mitbewohnern gestritten und dieser mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Das nicht näher identifizierte Opfer habe allerdings zurück gebissen, so dass Rodriguez die Bisswunde im Krankenhaus verarzten lassen musste.
Klassiker sind GROSS im Kommen
Wenn diese Woche mit "E.T." ein zwanzig Jahre alter Filmerfolg erneut in unsere Kinos kommt, markiert dies nur der Anfang eines Trends. Die Neufassung von Steven Spielbergs Alien-Streifen wurde optisch überarbeitet und digital vertont, und obendrein gab's noch ein wenig Selbstzensur: Anstelle von Gewehren halten die FBI-Agenten, die E.T.'s Heimreise verhindern wollen, nun harmlose Funkgeräte in der Hand. Der Computer macht es möglich.
Während sich Filmpuristen noch darüber streiten, ob solche Nachbearbeitungen in Ordnung sind, ist Spielberg schon ein Stückchen weiter. Der Filmemacher denkt darüber nach, auch "Indiana Jones" in neuen Fassungen herauszubringen. Immerhin hat die Trilogie längst Kultstatus erreicht, ein vierter Teil wird derzeit vorbereitet. Und auch George Lucas hat offenbar vor, eine weitere "Special Edition" seiner ersten "Star Wars"-Trilogie herauszubringen - quasi eine Überarbeitung der Überarbeitung. Wo wird das noch enden?
Ein Déja-vu gibt's demnächst auch für IMAX-Fans. "Apollo 13" von Ron Howard soll nämlich bald im Ultragroßformat zu sehen sein. Die 35mm-Negative des Originals wurden hierzu im Computer auf das IMAX-Format hochgerechnet. Hat die Aktion Erfolg, dürften bald viele Hollywood-Epen auf der IMAX-Leinwand Einzug halten.