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Lässt sich von Vorurteilen nicht aus der Ruhe bringen
Alles auf Oscar
Auf den Spuren Hollywoods: dt. Filmpreis 2005
Dani Levy räumt ab: Beim Deutschen Filmpreis in Berlin gingen am 8. Juli 2005 sechs von sechzehn Lolas an die Komödie "Alles auf Zucker!" - unter anderem in den Hauptkategorien Regie, Drehbuch und Bester Film. "Der Untergang" machte seinem Namen dagegen alle Ehre, doch Produzent Bernd Eichinger nahm die politisch motivierte Generalabstrafung seines Hitler-Dramas außerordentlich gelassen hin.
13. Jul 2005: Heilige Lola! Endlich hat auch Deutschland eine Filmakademie. Zu den Aufgaben ihrer derzeit 600 Mitglieder (Tendenz steigend) gehört auch, die besten, schönsten und gewieftesten Vertreter des hiesigen Filmbetriebs mit einem nationalen Filmpreis auszuzeichnen. Das mehrstufige Wahlverfahren ist komplex, grundsätzlich aber wurde die Idee von der amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) abgekupfert, die in Hollywood alljährlich für den Oscar-Rummel sorgt. Glamour, Stars und viele, viele Fans: Klar, dass Nico Hofmann und Thomas Friedl, die künstlerischen Leiter des deutschen Pendants zur Oscar-Preisverleihung, sich so etwas auch für das deutsche Fernsehen wünschten. Dass ihr kühner Plan am Ende sogar ansatzweise aufgegangen ist, darf zweifellos als Sensation gewertet werden.

Reflexartiger Griff zur Fernbedienung
Dabei ist der Deutsche Filmpreis alles andere als ein Novum. Das "Kernstück der kulturellen Filmförderung" (Eigenwerbung) wird seit 1951 alljährlich vergeben, galt in der Vergangenheit jedoch als sterbenslangweilige Pflichtveranstaltung. Dass diese wenig schmeichelhafte Tradition in diesem Jahr gebrochen werden konnte, ist insbesondere Michael Herbig zu verdanken, der die Preisverleihungsgala in der Berliner Philharmonie amerikanisch straff und insgesamt kurzweilig moderierte. Doch Bully hatte die Veranstaltung nur teilweise unter Kontrolle, denn die Preise selbst wurden von so genannten Paten präsentiert, bei deren Auswahl die Verantwortlichen nur ein bedingt glückliches Händchen zeigten. So hat ein Maximilian Schell zwar zahlreiche Talente, doch eine konzentrierte Rede halten kann er eben nicht. Wer drei (!) langatmige Laudatoren engagiert, um einen Ehrenpreis für Reinhard Hauff zu präsentieren, braucht sich nicht wundern, wenn die Zuschauer zuhause flink zur Fernbedienung greifen. Zumal auch die Dramaturgie mängelbehaftet war. Die vier besonders attraktiven Preise für die besten Darsteller verpufften gleich zu Anfang der Veranstaltung. Auch draußen am roten Teppich hielt sich die Begeisterung der Fans in Grenzen. Ein bisschen Regen - und die eigens aufgestellten Zuschauertribünen blieben leer.

Blieb cool im Angesicht des Untergangs: Bernd Eichinger
Heimlicher Held des Abends war Produzent Bernd Eichinger ("Das Boot"). Stoisch cool ertrug er die Abstrafung seines zusammen mit Regisseur Oliver Hirschbiegel inszenierten und für den Oscar nominierten Films "Der Untergang" über die letzten Tage Adolf Hitlers. In einem peinlichen Anfall von politischer Überkorrektheit hatte die Akademie das Drama schon im Vorfeld angeschossen und lediglich Bruno Ganz als besten Hauptdarsteller sowie Corinna Harfouch als beste Nebendarstellerin nominiert. Doch auch die grandiose Leistung dieser beiden Schauspieler blieb am Ende ohne Würdigung. Doch Bernd Eichinger nahm die Versenkung seines Films betont gelassen hin und durfte sich auf der After-Party viele, zum Teil scheinheilige, Beileidsbekundungen anhören. Bruno Ganz und andere am "Untergang" Beteiligte waren der Preisverleihung ohnehin ferngeblieben. Ein wenig irritierend war zudem, dass mit Dani Levys Komödie "Alles auf Zucker!" ein zwar netter, aber keineswegs überragender Film sechs von insgesamt 16 Lolas abräumte - auch in den Hauptkategorien Drehbuch, Regie und Bester Film.

Untröstlich: Ochsenknecht-Söhne Jimi Blue & Wilson Gonzales
Das Bild des Abends lieferten jedoch die jugendlichen Söhne der Schauspieler Uwe und Natascha Ochsenknecht. Als "Die Wilden Kerle 2" dem Zeichentrickfilm "Lauras Stern" in der Kategorie Bester Kinder- und Jugendfilm unterlag, waren Jimi Blue und Wilson Gonzalez grenzenlos enttäuscht. Die untröstliche Mimik hat ganz offensichtlich familiäre Tradition: So unglücklich gucken - das schafft nur ein Ochsenknecht.
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2024