News: Hollywood Insider
Paramount
The Core - Der innere Kern
Umsatz der Traumfabrik bricht ein
Kriegsgeschrei made in Hollywood
An der Heimatfront fordert der Irak-Krieg immer mehr Opfer: Hollywood meldet Umsatzeinbrüche, sagt Premieren ab und ändert eiligst Filmplakate. Stell dir vor, es ist Krieg - und keiner geht ins Kino!
02. Apr 2003: Die Unterhaltungsindustrie in Nordamerika hat wieder einmal Grund zum Jammern: leere Kinos, Broadway-Flops, ein schleppender Konzertkartenverkauf und dann auch noch die miesen Einschaltquoten bei der Oscar-Show. Zugegeben: Was derzeit in die US-Kinos kommt, ist nicht von allerhöchster Qualität. Trotzdem: Der Irak-Krieg ist mit Schuld an der Misere, die sich zum Beispiel darin zeigt, dass letztes Wochenende im Jahresvergleich etwa ein Viertel weniger Zuschauer ins Kino gingen.

Noch schlimmer war's zu Kriegsbeginn, als die Nation sich vor den Fernsehern versammelte, um den Konfliktverlauf mit andauernden Live-Berichten so hautnah wie möglich zu verfolgen. Die kriegerische "Show" auf FOX und CNN war plötzlich unterhaltsamer und interessanter als der Weltuntergang im Kino um die Ecke: Und so spielte der Science-Fiction-Film "The Core - Der innere Kern" - Herstellungskosten 85 bis 100 Millionen Dollar - beim Start vergangenes Wochenende nur knapp zwölfeinhalb Millionen Dollar ein. Doppeltes Pech für Hauptdarstellerin Hilary Swank ("Boys Don't Cry"): Auch ihr Broadway-Debüt in "The Miracle Worker" wurde Anfang der Woche abgesagt. "The Core", eine Mischung aus "Armageddon" und Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde", läuft seit dem 3. April übrigens auch in den deutschen Kinos.

Weil das US-Fernsehen fast nur noch über den Krieg berichtet, fehlen den Hollywood-Studios wichtige Promotion-Sendeplätze. Die Folge: Filmpremieren werden abgesagt - wozu für teure Stars und Glamour-Partys Geld ausgeben, wenn darüber später nichts im Frühstücksfernsehen kommt? Zwei Titel fielen dem Premieren-Sparzwang schon zum Opfer: "Die Wutprobe" (D-Start: 8. Mai) mit Adam Sandler und Jack Nicholson und der von der Kritik verrissene Militärfilm "Basic" (D-Start: 21. August) mit Samuel L. Jackson und Hobbyflieger John Travolta. Letzterer hält sich übrigens immer noch für einen Superstar - dabei ist er längst Kassengift.

Dreamworks wiederum befahl dem Komiker Chris Rock, bei der Promotion seines neuen Films nichts Kritisches über George W. Bush zu sagen. Grund: In der Komödie "Head of State" spielt Rock, der auch als Regisseur, Produzent und Co-Autor fungierte, einen schwarzen US-Präsidenten. Geholfen hat die auferlegte Bravheit wenig: Der Film spielte zum Start bescheidene 14 Millionen Dollar ein und schrammt an der Grenze zur Rentabilität entlang.

Weniger Skrupel hat der Filmemacher Michael Moore, dessen Doku "Bowling for Columbine" trotz des gar nicht nationalen Untertons mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. In "Fahrenheit 911", seinem nächsten Dokumentarfilmprojekt, beleuchtet Moore die Hintergründe für die Terroranschläge in den USA und deckt politische und geschäftliche Verbindungen zwischen dem Bush-Clan und Osama Bin Laden auf. 2004 soll "Fahrenheit 911" beim Festival in Cannes Premiere feiern.
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Stars
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2024