Film und Frau
Elisabeth Müller, Robert Taylor
Konflikt von Macht und Moral
Retro News: Starke Frauen Europas
erschienen am 29. 03. 2024
Film und Frau
Elisabeth Müller
Die Anziehungskraft der Opfer
Europa ist noch immer vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet, unabhängig davon, ob auf der Verlierer- oder der Gewinnerseite. Einzig die US-Kriegsteilnehmer konnten in ein unbeschädigtes Zuhause zurückkehren. Daher sind es vor allem Amerikaner, die zu mehr Mitgefühl imstande sind, als einheimische Europäer. Ihre Ehrerbietung gilt besonders den Frauen, die gegen die ständige Armut ankämpften. Sie revanchierten sich ihrerseits mit Bewunderung und Dankbarkeit. Wie die Zeitschrift Film und Frau in ihrem dritten Quartalsheft 1957 meldet, ist dieser wechselseitige Austausch von Sympathie auch Thema im Nachkriegsdrama "Die Macht und ihr Preis": Ein skrupelloser amerikanischer Geschäftsmann (Robert Taylor), der extra nach London gereist war, um eine Firma um die Rechte an einem Erzlager zu bringen, wird von einer jungen, kriegsgeschädigten Frau (Elisabeth Müller) schließlich zur Vernunft gebracht.
Film und Frau
Burl Ives
Erinnerungen an die alte Heimat
Der Artikel in der Zeitschrift Film und Frau besingt in höchsten Tönen die Stärke der Frauen in den Nachkriegsjahren. So heißt es: "Die scharf gezeichnete Spur des Erlebten, aber auch ein seltsamer Charme des Leids lag über den Frauen Europas, die vieles oder alles verloren hatten, die wurzellos, aber mit Haltung, deklassiert aber aufrecht, illusionslos, aber ohne Verbitterung den Feinden oder Rettern von jenseits des Meeres begegneten." Dem gegenüber werden die sorglosen und allzu glatten amerikanischen Frauen gestellt, die angeblich im direkten Vergleich mit den europäischen Frauen - gemeint sind wohl vor allem die deutschen Frauen - uninteressant und oberflächlich erscheinen. Ob das auch den tatsächlichen Empfindungen amerikanischer Männer in Europa entsprach, lässt sich weder damals noch heute mit Sicherheit sagen.
Es war jedenfalls die Schweizerin Elisabeth Müller, die in Henry Kosters Drama die Figur der leidgeprüften und moralisch unbeirrbaren Frau mimte. Dabei war für diese Rolle ursprünglich Maria Schell vorgesehen, die den nötigen Bekanntheitsgrad für eine Hollywood-Produktion mitbrachte. Da sie bei den Dreharbeiten verhindert war, erhielt ihre Basler Schauspiel-Kollegin die Chance sich an der Seite des MGM-Stars Robert Taylor zu profilieren.
erschienen am 29. März 2024
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Die Macht und ihr Preis (Kinofilm)
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