Jean-François Martin/Ricore Text
Robin Williams (Cannes 2006)
Die zwei Seiten des Robin Williams
Starfeature: Ernster Clown
Robin Williams ist einer der erfolgreichsten Komödianten Hollywoods. Der Schauspieler ist nicht nur in seinen Filmen für jeden Spaß zu haben. So ließ er sich 2006 bei der Verleihung der "Kids Choice Awards" mit grünem Schleim bespritzen. Das jugendliche Publikum war begeistert. Der Entertainer weiß aber auch Erwachsene für sich zu gewinnen. Fragen von Journalisten beantwortet er gewissenhaft, bleibt aber auch in Interviews nie lange ernst. So zieht er mitunter Grimassen und reißt wüste Witze.
erschienen am 9. 12. 2007
Warner Bros. Film
Robin Williams als lustiger Priester
Gegenüber dem britischen Fernsehsender BBC ließ der Schauspieler verlauten: "Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Schon in meiner Jugend war ich alles andere als verklemmt." Auch wenn der Darsteller gerne den Spaßvogel mimt, kennt er die Schattenseiten des Lebens nur all zu gut. Als Kind zieht er wegen des Berufs seines Vaters häufig um. Kaum hat Robin McLaurin Williams, so sein bürgerlicher Name, sich an einem Ort eingelebt, muss er schon wieder seine Sachen packen. Echte Freundschaften wachsen unter diesen Bedingungen nur schwer. Ohne Geschwister aufgewachsen, fühlt er sich als Kind einsam. Zudem verspotten Schulkameraden den dicklichen Jungen. So ist es nicht verwunderlich, dass Williams in der Öffentlichkeit nur selten über seine Kindheit spricht. "Jeder Mensch verwirft durch persönliche Verdrängungsmechanismen schlechte Erinnerungen. Wenn diese ans Tageslicht befördert werden, kann man einfach durchdrehen. Viele werden auch gewalttätig", so der Schauspieler in einem Interview. Gewalttätig oder verrückt ist er durch seine negativen Erfahrungen nicht geworden. Um den Hänseleien in der Schule zu entgehen, wird der spätere Hollywood-Star zum Klassenclown. Diese Rolle verinnerlicht er so sehr, dass er Jahre danach als Standup-Comedian auf der Bühne landet.
TOBIS Film
Robin Williams in "Der Klang des Herzens"
Eigentlich zeigte Robin Williams zunächst wenig Interesse, Komödiant zu werden. Nach der Highschool studiert er zunächst politische Wissenschaften, erst dann Theaterwissenschaften, bricht dieses Studium ebenfalls vorzeitig ab. An der Juliard School in New York wird er für das dramatische Schauspielfach ausgebildet, fasst in dem Metier aber erst Jahre später Fuß. Bekannt wird der Schauspieler durch seine Hauptrolle in "Good Morning, Vietnam". In dem Drama spielt er 1987 einen Militär-Radiomoderator, der seine Truppe während deren Einsätze mit exzentrischen Ansagen aber auch kritischen Gedanken zu ihrem Tun bei Laune hält. Lange erhält Williams fast nur Rollenangebote für Komödien. So schlüpft er 1994 für "Mrs. Doubtfire - Das stachelige Kindermädchen" in Frauenkleider. Auch beim Publikum ist er vor allem wegen seines komödiantischen Talents äußerst beliebt. Das amerikanische Entertainment Weekly-Magazin kürt ihn 1997 zum "funniest man alive". Der Hollywood-Star weiß nicht nur die Zuschauer mit seinen Gags zu erfreuen. Als sein langjähriger Freund Christopher Reeve nach einem schweren Reitunfall gelähmt im Krankenhaus liegt, tritt Williams für ihn als Clown auf.
TOBIS Film
Familienmensch Robin Williams
Obwohl er mit Vorliebe den Spaßvogel gibt, hat Williams in den letzten Jahren sich vermehrt dem dramatischen Fach angenommen. 2002 spielt er in "One Hour Photo" einen bizarren Fotolaboranten und in "Insomnia - Schlaflos" einen gewalttätigen Erpresser. In "Der Klang des Herzens" 2007 mimt er den exzentrischen Wizard, der einen armen Jungen als Straßenmusikant für sich arbeiten lässt. "Man darf sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Das behindert nur die Weiterentwicklung. Man muss sorgfältig auswählen und darf nichts machen, was man nicht wirklich will", so der Schauspieler in einem Interview. Das Leben besteht eben nicht nur aus Sonnenschein. Familienvater Williams versucht seine Liebsten vor dem Starrummel so gut wie möglich zu beschützen. So wimmelt er Reporter und Fans, die ihn zu Hause behelligen, konsequent und freundlich ab.
Der Hollywoodstar musste erst mühsam lernen, sich von der Öffentlichkeit abzugrenzen. Am Anfang seiner Karriere kam Williams mit dem Erfolgsdruck nicht gut klar. Um die andauernde Anspannung zu ertragen, greift er zu Drogen. Nach der Scheidung von Valerie Velardi fängt er zudem an zu trinken. Erst mit der Unterstützung seiner zweiten Ehefrau Marsha Garces schafft er es, die Hände von Alkohol und Kokain zu lassen. Seit Mitte der 1980er Jahre ist er trocken. 2006 hat er einen derben Rückfall und greift erneut zur Flasche. Trotz des einmaligen Ausrutschers entschließt sich der Entertainer umgehend zu einem Entzug. Gerade weil sein Leben nicht immer rosig verläuft, versucht der Schauspieler jeder Situation etwas Positives abzugewinnen. Daher geht er offen und ehrlich mit seiner Sucht um. Gerade diese Haltung macht Robin Williams sympathisch und macht ihn nicht nur für Kindern zu einem der beliebtesten Schauspieler der Traumfabrik.
erschienen am 9. Dezember 2007
Zum Thema
Williams studierte sowohl Politik- als auch Theaterwissenschaften. Doch beide Studien brach er frühzeitig ab. Entdeckt wurde er bei kleinen Auftritten als Stand-Up-Comedian. Der große Durchbruch ließ jedoch auf sich warten. Obwohl er für "Good Morning, Vietnam" für einen Hinter dem Horizont" und "Der 200-Jahre Mann" beim Publikum eher durchfielen. Williams bekennt sich offen zu seinem Alkoholismus. Als er im Jahr 2006 nach einer rund 20-jährigen Abstinenz erstmals wieder zur Flasche griff,..
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