Tiger/Ricore Text
Regisseur Ken Loach
Englands soziales Gewissen
Starfeature: Überzeugungstäter Ken Loach
Ken Loach ist der Meister des sozialen Dramas. Der neorealistische Regiestil speist sich aus den sozialistischen Überzeugungen des englischen Filmemachers. In seinen Werken wird die zeitgenössische gesellschaftapolitische Situation seines Landes wiedergespiegelt. Der bekennende Trotzkist sieht sich immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt. In den 1980er Jahren ist er zudem der künstlerischen Gängelung und Zensur der konservativen Thatcher-Administration ausgesetzt.
erschienen am 24. 11. 2008
Epix Media
Land and Freedom
Biographie und Werk
Im Jahr 1936 wird Kenneth Loach als Sohn eines Elektrikers in Nuneaton, Mittelengland geboren. Er studiert zunächst Jura in Oxford, wo er sich auch in einer Theatergruppe engagiert. Bald darauf schließt er sich als Schauspieler einem Tourneetheater an, bevor er 1964 vom englischen Fernsehsender BBC engagiert wird. In der TV-Serie "The Wednesday Play" widmet sich Loach erstmals in dramaturgischer Form den sozialen Aspekten des Zusammenlebens. Mit der Folge "Cathy Come Home" erregt er 1966 landesweite Aufmerksamkeit. Darin beschreibt er das Leben eines jungen Paares am sozialgesellschaftlichen Abgrund. Doch sein Blick geht auch weit über den britischen Tellerrand hinaus. "Land and Freedom" (1995) etwa handelt vom spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre, darüberhinaus richtet er seinen Blick nach Lateinamerika oder macht auf das Schicksal der spanisch sprechenden Migranten in Los Angeles aufmerksam. Aufgrund seiner sensiblen Inszenierungen gehört Loach mittlerweile zu den wichtigsten Filmemachern Europas. Im eigenen Land hat er jedoch häufig Probleme seine Projekte zu finanzieren, weil die Grundausrichtung seiner Darstellungen vielen Produktionsfirmen nicht kommerziell genug ist.
Jean-François Martin/Ricore Text
Ken Loach auf der Cannes-Premiere von: The Wind That Shakes the Barley
Engagement
Ken Loach gilt als Chronist und Ankläger sozialer wie politischer Missstände. Dabei richtet er seinen Blick fest auf die britische Klassengesellschaft. Inspiriert durch den italienischen Neorealismus, überträgt er das Prinzip von der Abbildung der ungeschminkten Wirklichkeit auf Großbritannien. Zur Umsetzung seiner Ideen präferiert er Laiendarsteller mit Lebenserfahrung, um den authentischen Charakter seiner Rollenfiguren zu betonen. Das Medium Film dient Loach als Instrument gesellschaftlicher Veränderung. Seit mehr als drei Jahrzehnten setzt er sich kritisch mit den sozialpolitischen und ökonomischen Verhältnissen auseinander. Dabei agiert er Genreübergreifend und vertritt sein Anliegen sowohl in Dokumentationen als auch in Dramen oder Politthrillern. Aufgrund der Radikalität seiner Ansichten und teilweise einseitigen Parteinahme zugunsten linker Ideen, löst er mit seinen Beiträgen oft hitzige Kontroversen aus. Im Jahr 2006 gewinnt Ken Loach für sein Kriegsdrama "The Wind That Shakes the Barley“ die Goldene Palme der 59. Internationalen Filmfestspielen in Cannes. Während des französischen Wahlkampfs 2007 unterstützt er aktiv die trotzkistische Partei, zudem setzt er sich seit langer Zeit für die Rechte der Palästinenser ein. Neben der Filmarbeit doziert er an Universitäten und Colleges. Ken Loach lebt mit seiner Familie in London.
erschienen am 24. November 2008
Zum Thema
Ken Loach ist der Meister des sozialen Dramas. Der neorealistische Regiestil speist seine Inspiration aus den sozialistischen Überzeugungen des englischen Filmemachers. In seinen Werken wird die zeitgenössische gesellschaftapolitische Situation seines Landes wiedergespiegelt. Der bekennende Trotzkist sieht sich immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt.
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