Walt Disney
Guy Pearce in "Bedtime Stories"
Mit Bodybuilding zum Theater
Starfeature: Guy Pearce und seine Geheimnisse
Manche Schauspieler sehen in allen Filmen und Rollen immer gleich aus. Andere ändern ihr Aussehen von Mal zu Mal. Der australische Schauspieler Guy Pearce gehört ohne Zweifel zu den letzteren. Ob als gedächtnisloser Witwer, als Drag-Queen oder schrulliger Kellner, seine Wandlungsfähigkeit ist groß. Doch was ist sein Geheimnis? Warum zieht er kleine Rollen und Theaterstücke der großen internationalen Karriere vor? Und was hat Australien, was Hollywood nicht hat?
erschienen am 21. 12. 2008
Kinostar Theater GmbH
Guy Pearce in "Factory Girl"
Mit der Trauer kommt die Kraft
Alles beginnt im Jahre 1970. Da zieht Familie Pearce mit dem dreijährigen Guy und der geistig behinderten Tochter von England nach Australien. Die Mutter ist Englischlehrerin, der Vater Pilot. Genau diesen Beruf soll der Familie fünf Jahre später zum Verhängnis werden. Bei einem Flugzeugabsturz verunglückte der Vater tödlich. Von nun an muss sich die Mutter alleine um ihre Kinder kümmern. Schon früh erkennt sie jedoch das Talent ihres Sohnes und ermuntert ihn, dem Schultheater beizutreten. Auch die Lehrer fördern die schauspielerischen Fähigkeiten Guys. So tritt der Elfjährige einer Theatergruppe bei. Allerdings ist sein Selbstvertrauen zu dieser Zeit gleich Null. Um dieses zu verbessern, geht er zum Bodybuilding. Und siehe da, es funktioniert. Aus dem schmächtigen Knaben wird ein kräftiger junger Mann, der genau weiß, was er will.
Helkon Media
Memento
Über "Grease" zu Shakespeare
Aber auch ihm fällt der Anfang schwer. Als sein Vater stirbt, verbringt der Junge viele Tage und Nächte alleine in seinem Zimmer. Er lernt, sich alleine zu unterhalten, spielt Gitarre, Piano und Saxophon. Er fängt an, Songs zu komponieren. Diese Einsiedelei und die Musikleidenschaft bewahrt er sich bis heute und steuert immer wieder eigene Songs zu seinen Filmen bei. So auch bei seinem Spielfilmdebüt "Heaven Tonight" im Jahr 1990. Erste Erfolge stellen sich mit Rollen in Fernsehserien ein. Im Gegensatz zu anderen Schauspielern, schaden ihm diese nicht, sondern machen ihn zu einem australischen Teenie-Idol. Sein Image verbessert sich stetig. Dazu tragen auch zahlreiche Theaterengagements in Musicals wie "Grease" bis hin zu ernsthaften Rollen in Shakespeare-Stücken bei. Schon damals liebt er Gegensätze und Herausforderungen - allerdings nur beruflich. Privat heiratete er 1997 seine Jugendliebe Kate, die er als Zwölfjähriger kennengelernt hat. Mit ihr lebt er noch heute skandalfrei in Melbourne zusammen.
Walt Disney
Guy Pearce in "Bedtime Stories"
Über die Liebe zum Detail
Doch was macht das Geheimnis seines Erfolges nun wirklich aus? Es scheint fast, als würde Guy Pearce in seinen Rollen das ausleben, was ihm im wirklichen Leben verwahrt bleibt. Warum sonst schlüpft er in "Priscilla - Königin der Wüste" in die Rolle der ausgeflippten Drag-Queen, macht als Gedächtnisloser Jagd auf den Mörder seiner Frau ("Memento") und spielt den aalglatten Polizisten in "L.A. Confidential". Es sind diese Gegensätze, die den reifen Schauspieler ausmachen. Pearce sagte mal, er bevorzuge das ruhige, stille, fast schon einsame Leben in Australien. Diese Eigenschaft aus Jugendtagen behielt er bei. Von Hollywood hält er sich nach einigen Enttäuschungen fern. Was nicht bedeutet, er bekäme keine Angebote. Doch nach dem Reinfall von "The Time Machine" widmet er sich lieber kleinen und unabhängigen Produktionen. Und auch jenen, in denen er nicht unbedingt im Mittelpunkt steht. Glaubt man seinen Freunden und Bekannten, so ist der australische Schauspieler mit englischen Wurzeln ein bodenständiger, fast schon langweiliger Typ, der an seinen freien Tagen lieber seine Frau durch den Garten jagt, statt von einem Society-Auftritt zum nächsten zu tigern. Aber vielleicht ist genau das Geheimnis seines Erfolgs. Vielleicht wollte ihn genau deshalb Christopher Nolan für seinen ungewöhnlichen Thriller "Memento" und vielleicht verhalf ihm dies zur schrulligen Kellnerpose in Adam Sandlers "Bedtime Stories". Wenn ja, dann bleibt nur zu hoffen, dass sich Guy Pearce weiterhin sorgfältig seine Rollen aussucht und zu Hause in Melbourne sein Glück anhält.
erschienen am 21. Dezember 2008
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