Jean-François Martin/Ricore Text
Robert de Niro (Cannes 2008)
Multitalent Robert de Niro
Starfeature: Arbeitsgrundlage Method Acting
Er gilt als einer der besten US- Schauspieler der Gegenwart, hat den Begriff Method Acting salonfähig gemacht und das Gangster-Image geprägt wie kein anderer. Aus dem 1943 in New York geborenen Robert Mario de Niro, Jr. wurde ein zweifacher Oscar-Gewinner, erfolgreicher Schauspieler, Regisseur und Produzent. Kaum zu glauben, dass dieses Multitalent in seiner Jugend wegen seines schmalen und blassen Erscheinungsbildes den Spitznamen Bobby Milk bekam.
erschienen am 4. 01. 2009
MGM
Wie ein wilder Stier
Ausgezeichnet
Am liebsten sehen ihn seine Fans in der Rolle des von inneren Konflikten zerrissenen Draufgängers. Seine Verkörperung von Vito Corleone in "Der Pate 2" brachte ihm 1974 den ersten Oscar ein. Den zweiten erhielt er für seinen selbstzerstörerischen Einsatz des von Intrigen gebeutelten Boxers Jake LaMotta in dem Drama "Wie ein wilder Stier" (1980). Für die Darstellung des Taxifahrers Travis Bickle in "Taxi Driver" wurde er 1976 ebenfalls für den Oscar nominiert, verlor ihn aber gegen Peter Finch, der die Ehrung posthum erhielt.

Die improvisierte Szene, in der de Niro vor dem Spiegel seine Waffenhand übt, gehört zu den verstörendsten und vermutlich am häufigsten imitierten Szenen der Filmgeschichte. Zu seinen herausragenden Leistungen gehört die Rolle des verurteilten Vergewaltigers in "Kap der Angst" (1991). Darin spielt er den hochintelligenten auf Rache sinnenden Max Cady, der es darauf abgesehen hat, das Leben seines ehemaligen Pflichtverteidigers zu ruinieren.
UIP
Ist das Eis zwischen den künftigen Schwiegervätern wirklich gebrochen (Dustin Hoffman und Robert De Niro)
Kein verschenktes Talent
"In den Straßen der Bronx" (1993), de Niros erste Regiearbeit, endet mit der Aussage, dass es nichts Traurigeres gebe, als verschenktes Talent. Das ist etwas, das man ihm nun wirklich nicht vorwerfen könnte. Als Sohn der Malerin Virgina Admiral und des Expressionisten und Bildhauers Robert de Niro Sr. im New York der 1950er aufgewachsen, kommt er früh mit den schönen Künsten in Berührung. Seine Mutter schickt ihn auf die Fiorello H. LaGuardia High School of Music and Art in New York, die auch sein künftiger Kollege Al Pacino besucht. Erst nach Jahren stellen beide fest, dass sie sich eigentlich kennen müssten.

Mit 13 Jahren verlässt de Niro die Highschool, um sich einer Gang anzuschließen. In Anbetracht seiner späteren Rollenauswahl kann dies als erster Schritt in Richtung Method Acting gesehen werden. In dieser Schauspieltechnik geht es darum, die Dinge nicht einfach nur zu spielen, sondern sich durch eigenes Erleben anzueignen. Für die Rolle des frustrierten Boxers Jake LaMotta in "Wie ein wilder Stier" (1980) legt er 27 Kilogramm zu. Ein Rekord der erst 1987 von Vincent D'Onofrio für die Darstellung von Private Pyle in Francis Ford Coppolas "Full Metal Jacket" gebrochen wird. D'Onofrio futtert sich damals mehr als 30 Kilogramm an. Seine Schauspieltechnik lernt de Niro an der Stella Adler Schauspielschule auf dem Hollywood Boulevard und der Lee Strassberg Academy in New York.
Universal Pictures
Regisseur und Darsteller Robert De Niro auf der Berliner PK
Vorbild für den Nachwuchs
De Niro liebt die Schauspielerei, weil sie ihm erlaubt, das Leben anderer Menschen zu leben, ohne den Preis dafür zu bezahlen. Ein Faktor, der hinsichtlich seiner Rollenauswahl Sinn macht. Erst seit der Gründung seiner Produktionsfirma Tribeca schlüpft der Vorzeige-Macho auch in komödiantische Rollen und wirkt in so manchen Mainstream-Produktionen mit. Dabei enthält seine Darstellung des misstrauischen Schwiegervaters in "Meine Braut, ihr Vater und ich" (2000) alle schauspielerischen Elemente, mit denen er sein Gangster-Image aufgebaut hat. Das eingefrorene Grinsen, die schnelle Drehung des Halses als Ausdruck des Missfallens und seine ihm eigene reservierte Gestik wirken wie eine Parodie auf seine Glanzrollen. Dennoch sehen Fans das als Rückschritt und werfen ihm vor, zu den Schauspielern zu gehören, die nur so gut sind, wie die Rollen, die sie spielen. Doch sollte man nicht vergessen, dass er mit den Einnahmen aus diesen Filmen Filmemacher aus der Independent-Szene finanziert. Aus diesem Grund hat er das Tribeca Film Festival, das New Yorker Pendant zum Sundance Film Festival ins Leben gerufen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Robert de Niro (Cannes 2008)
"You talkin' to me?"
Robert de Niro gibt nicht gerne Interviews. Hat ein Reporter das Glück einen Termin mit dem Italo-Amerikanischen Superstar zu bekommen, sieht er sich einer Verbotsliste konfrontiert, die bei Fragen zu seiner Familie anfängt und nach seinem Lieblingswein aufhört. Einmal erklärt er, dass es für ihn keinen Zusammenhang zwischen seinen Hobbies oder seiner Vergangenheit zu seinen Filmen gibt. De Niro gilt als schwieriger und introvertierter Mensch. Nach eigener Aussage stört es ihn, dass die meisten aufgrund seiner Berühmtheit unehrlich und viel nett zu ihm seien. Nur wenige böten ihm mal richtig Kontra.

Zu diesen Menschen gehöre seine zweite Frau Grace Hightower. Sie sei die einzige, die ihm auch mal richtig widerspreche. Ob das der Grund war, dass er 1999 nur zwei Jahre nach der Hochzeit die Scheidung eingereicht hat, ist nicht belegt. Allerdings zog er die Scheidung nach einigen Sorgerechtsstreitigkeiten wegen ihres Sohnes Elliot, die bis in das Jahr 2001 reichten, wieder zurück, um sich mit ihr zu versöhnen. Seitdem verstehen sich die beiden so gut, dass sie ihr Ehegelübde auf De Niros Ulster Farm in der Nähe der Catskill Mountains bei New York aufgefrischt haben. Auch was die Kindererziehung angeht, hat der Schauspieler seine eigene Methode. Benimmt sich sein Sohn daneben, setzt er den Thriller "Kap der Angst" als Druckmittel ein.
erschienen am 4. Januar 2009
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Robert De Niro gehört sicherlich zu den vielseitigsten und talentiertesten Schauspielern Hollywoods. Der gebürtige New Yorker mit italienischen Wurzeln wird in Hollywood als legitimer Nachfolger des Jahrhundertschauspielers Marlon Brando gehandelt. Der Charakterschauspieler hat nicht nur eine Vorliebe für ausgefallene Rollen. Auch seine mentale und körperliche Vorbereitung auf seine Rollen ist radikal und unkonventionell. De Niro geht an die Grenzen des Erträglichen, um sich optimal auf seine..
Die Polizisten Turk (Robert De Niro) und Rooster (Al Pacino) verbindet eine 30-jährige Freundschaft. Sie gehen zusammen durch dick und dünn und haben in ihrer langen Karriere Korruption und Machtmissbrauch stets abgelehnt. Als in New York ein Serienkiller umgeht, müssen sie in eigenen Reihen ermitteln. Ehe es sich Turk versieht, ist er der Hauptverdächtige. Jon Avnet gelang das Kunststück, die Leinwandlegenden Robert De Niro und Al Pacino für seinen Film erneut zusammen zu bringen.
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