Neue Visionen
Nicolette Krebitz in "Mädchen am Sonntag"
Das Versprechen des deutschen Films
Starfeature: Bühnenprofi Nicolette Krebitz
Mit Mitte 20 ist sie bereits zweifache Grimme-Preisträgerin. Sie gibt die HIV-infizierte Frau, die Pfarrerstochter und auch die Prostituierte. Es sind die Außenseiterinnen, denen Nicolette Krebitz seit den 1990er Jahren ein Gesicht auf der Leinwand gibt. Von den Medien als deutsche Antwort auf US-Schauspielerin Winona Ryder gefeiert, wird sie von der Branche mit Lob überhäuft. Sie sei ein Zauberwesen, ein Todesengel mit Kindsgesicht. Doch die Berlinerin will die ihr zugedachte Rolle nicht einnehmen und verweigert sich. Lange hört man nichts von ihr und doch tritt ihre Karriere nie auf der Stelle.
erschienen am 6. 12. 2009
Neue Visionen
Nicolette Krebitz in "Mädchen am Sonntag"
Vaterlos in Berlin
Nicolette ist noch im Babyalter, als der Vater die Familie verlässt. Fortan wächst sie in Berlin bei ihrer Mutter auf und wird in früher Jugend zu einem Kinderstar. Mit 13 Jahren spielt sie an der Seite von Harald Juhnke in "Sigi, der Straßenfeger". Zudem ist sie in verschiedenen Fernsehfilmen und -sendungen zu sehen. Sie bricht das Gymnasium nach der elften Klasse ab und absolviert gegen den Willen der Mutter eine klassische und moderne Ballettausbildung. Daneben besucht sie die Schauspielschule Der Kreis in Berlin-Kreuzberg. Ihr Plan geht auf. Mit ihren Darbietungen in "Domenica" und der Fernsehproduktion "Ausgerechnet Zoé" verschafft sie sich Gehör. Für ihre Darstellung der HIV-infizierten Zoé wird sie mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Paramount
Bandits (1997)
Erfolgreiche Banditin
Mit Vorschusslorbeeren im Gepäck erfolgt der große Durchbruch im Jahr 1997. An der Seite von Katja Riemann und Jasmin Tabatabai mimt sie unter der Regie von Katja von Garnier in "Bandits" eine musikalische Knastausbrecherin. Der überdrehte Plot mutiert zu einem der größten Kinoerfolge des Jahres. Von der Kritik verrissen, vom Publikum gefeiert. Zusammen mit ihren beiden Schauspielkolleginnen steuert Krebitz zudem den Soundtrack bei, der reißenden Absatz fand. Fortan gilt sie als das größte Versprechen des deutschen Films, in einer Zeit in der dieser in einer tiefen Krise steckt. Wenig anspruchsvolle Drehbücher und uninspirierte Produktionen bestimmen nämlich das Bild der Branche. Krebitz hält sich mit Kassenflops wie "Fandango - Members Only" oder "Long Hello and Short Goodbye" über Wasser. Ihre Rollen sind überkonstruiert, aber damit will sich die Schauspielerin nicht abfinden.
X Verleih
Jeans
Querkopf in Jeans
In der Branche erwirbt sie sich bald den Ruf, nicht einfach zu sein. Mancherorts verzweifelt Krebitz am Set und beginnt Diskussionen mit ihren Regisseuren. Im Jahr 2001 nimmt die Führung schließlich selber in die Hand. Mit "Jeans" produziert sie ihren ersten Spielfilm und führt überdies Regie. Der Film schafft es nicht bundesweit in die Kinos, wird aber in Berlin zu einem wahren Kassenschlager. Krebitz beschreibt darin ein Lebensgefühl der damaligen Zeit, bei dem alles im Vagen bleibt. Als Mitwirkende kann sie den Schriftsteller Rainald Goetz und Schauspielkollege Benno Fürmann gewinnen. Ihre zweite Regiearbeit trägt den Namen "Das Herz ist ein dunkler Wald". Tom Tykwer produziert und Nina Hoss ist in der Hauptrolle zu sehen. Die Kritik ist hingerissen, das Publikum nimmt allerdings wenig Notiz. Als Schauspielerin auf die Kinoleinwand kehrt Krebitz erst im Jahr 2009 mit "Liebeslied" von Regisseurin Anne Høegh Krohn zurück.
Zorro Film
Nicolette Krebitz und Schauspielkollege Jan Plewka
Nicolette - die Muse
Nicolette Krebitz wird zur Muse für die deutsche Kunstszene. Zur Melodie des Bananarama-Hits "Robert de Niro's Waiting" widmet ihr die Hamburger HipHop-Gruppe Fettes Brot den Song "Nicolette Krebitz wartet". Der zeitgenössische Künstler Eberhard Havekost malt sie, der renommierte Fotograph Jürgen Teller lichtet sie für das Cover des Albums "Get Ready" der britischen Musikgruppe New Order ab. Dies macht alles andere als immun gegen neugierige Blicke. Ihr Privatleben gerät in die Schlagzeilen, als sie ihren damaligen Freund DJ Fetisch zugunsten seines besten Freundes verlässt - dem Schriftsteller und Journalisten Moritz von Uslar. Die beiden bekommen ein Kind und trennen sich wieder. Von Uslar verarbeitet die Trennung in seinem Buch "Waldstein oder Der Tod des Walter Gieseking", während Nicolette Krebitz heute mit ihrem Sohn in Berlin lebt. Ob sie ihn in Erziehungsfragen darauf hinweist, dass man Versprechen nach Möglichkeit auch einhalten muss, ist nicht überliefert.
erschienen am 6. Dezember 2009
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