Jean-François Martin/Ricore Text
Helen Mirren schreitet über den roten Teppich von Venedig
Dame mit russischem Blut
Starfeature: Aristokratisch: Helen Mirren
Sie hat eine Vorliebe für aristokratische Rollen. In ihren Adern fließt kein königliches, sondern russisches Blut. Schauspielerin Helen Mirren gibt sich in ihren Rollen mal freizügig, mal zugeknöpft. Mühelos wechselt sie vom Charakterfach und Shakespearerollen zum Popkornkino. Unbestritten liefert sie dabei stets eine schauspielerische Leistung auf hohem Niveau. Weder Bikinifotos im reifen Alter, noch öffentlich zugegebener Drogenkonsum sorgen in Helens Leben für Skandale.
erschienen am 24. 01. 2010
Jean-François Martin/Ricore Text
Helen Mirren ist die Königin vom Lido
Britin mit russischen Wurzeln
Helen Mirren wird am 26. Juli 1945 in Chiswick, London, als Elena Vasilievna Mironova geboren. Ihr Großvater, der während der russischen Revolution nach England gekommen war, entstammt einem russischen Militärsgeschlecht. Ihr Vater will in der neuen Heimat seine russische Vergangenheit vergessen und ändert nach dem Tod des Großvaters den Namen der Familie Anfang der 1950er Jahre in Mirren. Aus Elena wird zudem Helen. Vielleicht ist bereits in dieser kleinen biografischen Notiz Helen Mirrens Fähigkeit begründet, sich den Charakteren ihrer Rollen anzueignen. Sie sagt selbst, dass sie im Grunde schon immer Helen gewesen sei, da ihre Mutter Britin sei. Trotzdem, schauspielerisches Talent hat sie. Die zahlreichen Auszeichnungen, die sie seit Anfang ihrer Bühnen- und Schauspielkarriere sammelt, sprechen für sich.
Universal Pictures Germany (UPI)
Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber ("The Cook, the Thief, his Wife & her Lover", 1989)
Zielstrebig und ausgezeichnet
Laut eigenen Worten hat Helen Mirren schon im Alter von sechs Jahren gewusst, was sie will. Sie wollte nicht nur Schauspielerin werden, sondern eine Schauspielerin "im alten traditionellen Sinn", wie sie in ihrer Autobiografie "In the Frame: My Life in Words and Pictures" schreibt. Ihre Karriere beginnt beim Theater, bereits mit 19 Jahren wird sie Mitglied der Royal Shakespeare Company. 1967 spielt sie in dem Drama "Herostratus" ihre erste Filmrolle. Die Rollen, die sie auf der Bühne, im Fernsehen und auf der Leinwand annimmt, zeugen von der Wandlungsfähigkeit der Schauspielerin. Sie ist Shakespeares Ophelia, Hermia und Rosalind, für John Boorman wird sie in "Excalibor - Das Schwert des Königs" zur bösen Morgana. In Peter Greenaways exzellenten "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" spielt sie die misshandelte Ehefrau. In der eher profanen Teenieklamotte "Tötet Mrs. Tingle!" ist sie eine garstige Lehrerin, die ihren Schülern das Leben schwer macht.
Jean-François Martin/Ricore Text
Stephen Frears mit Hauptdarstellerin Helen Mirren bei der Vorstellung von "The Queen"
The Queen
Helen Mirren spielte immer wieder Königinnen und wurde für mehrere dieser Rollen auch ausgezeichnet. Als Queen Charlotte in "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" wird sie in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet. Als "Elizabeth I" erhält sie den Golden Globe. Ihren ersten Oscar bekommt Helen Mirren 2007 für ihre sensible Darstellung Elizabeth II in Stephen Frearss "Die Queen". Ihre russischen Wurzeln fließen zum ersten Mal in ihrer Rolle als Leo Tolstoys Gattin Sofya in "Ein russischer Sommer" in eine Filmrolle mit ein. Im Interview mit der "Zeit" nennt sie als typisch russische Eigenschaft die Fähigkeit, Gefühle zu zeigen, nahtlos zwischen Freude und Trauer zu wechseln. Im Gegensatz zu der Frau des Literaten sei sie jedoch sehr verschlossen, was ihre Gefühle anbelange. 2003 wurde ihr der Ritterorden Order of the British Empire in Verbindung mit dem Titel Dame Commander of the British Empire vom englischen Königshaus verliehen. Seitdem darf sie sich Dame Helen Mirren nennen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Helen Mirren für "Die Queen" bereits in Venedig ausgezeichnet
Beinahe skandalfrei
Dame Helens öffentliches Bekenntnis zu ihrem Kokainkonsum in den 1980er Jahren, hätte sich zu einem Skandal ausweiten können. Doch der nüchterne Umgang der Schauspielerin mit den Fakten erstickt jegliche Spekulationen. Sie sagt in einem Interview mit der britischen GQ, mit der Festnahme des ehemaligen Kriegsverbrechers und Drogendealers Klaus Barbie, sei ihr die Lust an Drogen schlagartig vergangen. Ihr sei bewusst geworden, dass ihr kleiner Rausch in direkter Verbindung zu diesem Scheusal stehe und dessen Reichtum nähre. Auch die Bikinifotos, die Paparazzi 2009 am Strand in Italien von ihr schießen, lösen nur eine Reaktion aus: Bewunderung für den erstaunlich knackigen Körper der damals 63-Jährigen. Helen Mirrens entspannter Umgang mit den Medien liegt in ihrer Erkenntnis, dass sie nicht nur so sei, wie sie selbst sich im Spiegel sehe, sondern auch so, wie andere sie sehen, sagt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Sie habe das akzeptiert, und seitdem gehe es ihr gut. Seit 1997 ist Helen Mirren mit Regisseur Taylor Hackford verheiratet. Das Paar lebt gemeinsam mit den beiden Söhnen aus Hackfords erster Ehe in Los Angeles und London.
erschienen am 24. Januar 2010
Zum Thema
Schon früh beginnt der Nachfahre einer aristokratischen russischen Familie mit seiner Theaterausbildung. Mit 19 Jahren wird Helen Mirren in die renommierte James Mason in "Das Mädchen vom Korallenriff". Besondere Aufmerksamkeit erregte sie mit dem Skandalfilm "Caligula", der bis heute von vielen Kritikern als pornografisch eingestuft wird.Peter Greenaway ("Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber"), Robert Altman ("Gosford Park") oder Stephen Frears ("Die Queen").
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