Buena Vista International
Alfred Molina in: "Frida"
Maler, Dealer und mutierte Krake
Starfeature: Chamäleon Alfred Molina
Alfred Molina ("Spider-Man 2") ist als Schauspieler prägnant. Dennoch fällt es schwer, sich an ihn zu erinnern. Ein Widerspruch? Keineswegs. Diese Tatsache ist der großen Wandelbarkeit des Künstlers geschuldet. Der britische Schauspieler ist ein menschliches Chamäleon. Man kennt ihn, aber man erkennt ihn so schnell nicht wieder. Das ist auch schwierig, denn welche Gemeinsamkeit gibt es schon zwischen einem iranischen Patriarchen, der seine Frau entführt und einem verrückten Dealer? Molina begründet seine Wandlungsfähigkeit mit seinem multikulturellen Hintergrund.
erschienen am 16. 05. 2010
Sony Pictures
Alfred Molina - ist er wirklich ganz und gar böse?
Mediterrane Herkunft
Sonntagkinder sind bekanntlich etwas Besonderes. Am Sonntag, den 24. Mai 1953 erblickt der kleine Alfred Molina im Londoner Arbeiterviertel Notting Hill das Licht dieser Welt. Lange bevor sich Julia Roberts dem hippen Viertel annimmt, erkundet Molina seine Umgebung. Er saugt die Eindrücke auf, als wüsste er schon jetzt von seiner späteren Rolle als Wissenschaftskrake Doc Ock in "Spider-Man 2". Die kulturelle Vielseitigkeit prägt das Kind. Der britischen Zeitung The Guardian sagt er 2004 in einem Interview: "Ich habe mich nie richtig britisch gefühlt. Beide Eltern hatten Schwierigkeiten, sich einzuleben."

Schon früh merkt er sich die zahlreichen Akzente seines internationalen Umfelds. Dieses Wissen macht er sich später in der Schauspielerei zu Nutze, er spielt Russen, Griechen, Inder und Iraner. Wenn er als gestrenger Arzt in "Nicht ohne meine Tochter" (1991) seine Frau (Sally Fields) in den Iran entführt, kommt kaum jemand darauf, dass das Multitalent spanisch-italienischer Herkunft und in London geboren ist. Der Schauspieler ist überzeugt vom positiven Einfluss seiner Herkunft auf seine erfolgreiche Karriere. Seit mehr als 35 Jahren hat er sich dem Schauspiel verschrieben. Schon früh beginnt Molina, seine Umwelt zu beobachten und sich das Gesehene zu merken. Als er im Alter von neun Jahren "Spartacus"(1960) sieht, ist es um ihn geschehen. Er beschließt, Schauspieler zu werden. Was immer er sich in den Kopf setzt, er zieht es durch.
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Alfred Molina und Andy Garcia mit dem Rosaroten Panther
Glückspilz oder Stratege
Molina ist keiner, dem alte Rollen anhaften. Immer wieder gelingt es ihm, Publikum und Kritiker von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Mehrfach wurde ihm attestiert, in seinen Rollen aufzugehen. Schon während seiner Kindheit unterscheidet er sich von seinen Mitschülern und Freunden. Diesen Umstand weiß er später für sich zu nutzen. Er hat eine komische Gangart, ist dick und viel zu groß für sein Alter. Sein selbstironisches Wesen kommt ihm da zugute. Mit einer gesunden Portion Zynismus bemerkt er im Interview mit der englischen Zeitung The Guardian, dass er "die Rollen eines romantischen Helden im Schultheater nie bekommen [habe]". Stattdessen sei er der "Ausländer für alle Fälle", der Außenseiter. Diese Assoziation begleitet ihn während seiner gesamten Laufbahn. Sieht man ihn in einem Film als fieser Gangster, ist es in der nächsten Produktion der große Teddybär. Wenige Rollen Molinas gleichen sich. Er liebt es, in immer neue Umgebungen einzutauchen. "Je unterschiedlicher eine Rolle im Vergleich zur Vorherigen ist, desto interessanter ist sie für mich", so der Schauspieler 2007 in einem Interview mit der Entertainmentseite Ain't It Cool News. Dahinter liege keine Strategie, vielmehr sei dies pures Glück.
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Alfred Molina in "Spider-Man 2"
Das Gefühl muss stimmen
Seine Energie hat Molina wohl von seinen Eltern geerbt. Beide flüchten während des Zweiten Weltkriegs nach England und bauen sich dort eine neue Existenz auf. Der Vater arbeitet als Chauffeur, die Mutter als Köchin. Allrounder Molina, weiß, was es heißt, zu warten und zu hoffen. Seine Frau Jill Gascoine, ebenfalls Schauspielerin, leidet jahrelang an Depressionen und übersteht einen Nierenkrebs. Molina steht ihr bei. "Sie und die Kinder sind mein größter Stolz", so Molina im Interview mit dem Guardian. Seit 22 Jahren sind die beiden verheiratet. Anfangs waren Molinas Freunde wenig begeistert von seinen Heiratsplänen. Sie warnten ihn, er sei nur Jills Spielzeug und sie würde ihm ein Kind anhängen. Schließlich ist sie 16 Jahre älter. Molina ließ sich davon nicht abhalten. "Viele waren überrascht, dass wir heiraten wollten. Was sie jedoch noch mehr überrascht hat, war der Umstand, dass unsere Ehe hält", so der Schauspieler. Das Gefühl müsse stimmen. Das ist in der Beziehung zu Jill nichts anderes, als im Job. In einem Interview mit der Filmseite The Cinema Source vom 29. Oktober 2009 erzählt er von einem Rollenangebot, das er abgelehnt hat. Der Regisseur hielt ihn für verrückt und warnte ihn, er würde noch das Opfer seiner eigenen Ahnungslosigkeit werden. "Es tut mir leid. Aber ich kann das Material nicht fühlen", entgegnete ihm Molina.
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Alfred Molina und Salma Hayek in: Frida
Stolzer Charakterdarsteller
Als mexikanischer Maler Diego Riviera stimmten Molinas Emotionen. Mit seiner Darbietung im Biopic "Frida" (2002) überzeugt Molina Kritiker wie Publikum. Ist sein mexikanischer Akzent wirklich nur gespielt? Abermals kam das Publikum in den Genuss des Sprachtalents. Alfred ist stolz darauf, als wandelbarer Charakterdarsteller gehandelt zu werden. Seine Theaterkarriere hat sicherlich einiges zu diesem Status beigetragen. Von 1969 bis 1971 spielt er im National Youth Theatre. Seine Ausbildung bekommt er an der Guildhall School of Music and Drama. Ab 1977 ist Molina Mitglied der Royal Shakespeare Company. Während die meisten Schauspieler entweder beim Film oder der Bühne bleiben, möchte Molina beides machen. Mal spielt er am Broadway, mal auf der Kinoleinwand. "Als Charakterdarsteller kann man das Publikum überraschen und steht nicht unter so einem Erwartungsdruck, wie es vielleicht ein Brad Pitt oder Tom Cruise macht", so der Tiefstapler gegenüber Ain't It Cool News. Ob er einen zur Krake mutierten, verrückten Wissenschaftler spielt wie in "Spider-Man 2", sich in "Frida" als hormongesteuerter Maler präsentiert oder den abgedrehten Dealer in "Boogie Nights" (1998) mimt, stets beeindruckt er seine Zuschauer. Molina liebt sein Leben und seinen Beruf. Vorsicht ist geboten. Schließlich sind Chamäleons in ihrem persönlichen Lebensraum gefährdet und stehen unter Artenschutz. Zumindest die tierischen.
erschienen am 16. Mai 2010
Zum Thema
Der äußerst vielseitige Alfred Molina ist in London, England geboren. Sein Vater, ein Kellner, aus Spanien, seine Mutter ist Italienierin. Molina machte seine ersten Erfahrungen mit der Schauspielerei auf der Theaterbühne. So studiert er folgerichtig díe Schauspielkunst auf der Guildhall School of Music and Drama in London. 1977 wird er Mitglied der Royal Shakespeare Company. Er spielt in zwei Haupt Produktionen des Royal National Theaters(Tennessee Williams und David Mamet). Bühnenerfolge am..
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