Karolina Zebrowski/Ricore Text
Karl Markovics
Österreichischer Nationalheld
Starfeature: Tabubrecher Karl Markovics
Fast besessen von seiner Penibilität sitzt ein kleines, hageres Männlein am Tisch. Es möchte die perfekte Blüte herstellen, einen zum Täuschen echten Dollar-Schein. So lautet die Anordnung der nationalsozialistischen Lagerleitung. Karl Markovics setzt als Salomon Sorowitsch in "Die Fälscher" alles daran, den Befehl seiner Unterdrücker zu erfüllen. Er will überleben. In Stefan Ruzowitzkys Drama ist er der Beste in dem, was er tut. Auch im echten Leben ist Markovics um Qualität bemüht. Vor allem seine Entschlossenheit und die stoische Ruhe, mit der er sein Leben angeht und reflektiert, zeichnen den 46-jährigen Schauspieler aus.
erschienen am 26. 06. 2010
Senator Film Verleih
Am besten steht ihm der ernste Gesichtsausdruck: Karl Markovics
Vom Theater zum Kommissariat
Viele Jahre fühlt sich Markovics der Theaterbühne verpflichtet. Seit Beginn der 1990er Jahre spielt er auch in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Seine erste Spielfilmrolle übernimmt er in Paul Harathers Komödie "Indien" (1994). An der Seite von Tobias Moretti schafft er sich als grantiger Ermittler Stockinger in der Krimiserie "Kommissar Rex" weitere Fans. Von 2004 bis 2006 ist er als titelgebender Held der wenig erfolgreichen Spin-Off Serie "Stockinger" zu sehen, vielleicht hatte er genug vom diebischen Schäferhund Rex, der sich stets an seinen Wurstsemmeln vergriff.

Seine Serienkarriere unterbricht er danach erst einmal, sein Leben soll nicht von Routinen bestimmt werden. 1999 beginnt mit "Geboren in Absurdistan" Markovics' Eroberungsfeldzug auf die Kinoleinwand. Ein Jahr später folgt die bitterschwarze Komödie "Komm, süßer Tod", in der Markovics einen an den Rollstuhl gefesselten Ex-Rettungsfahrer spielt. Welche Rolle er auch übernimmt, Karl hinterlässt einen bleibenden Eindruck und überrascht mit seinem breiten Repertoire schauspielerischer Fähigkeiten.
Universum Film
Karl Markovics
Hans im Glück
Bereits als Fünfjähriger steht Karl auf der Theaterbühne und spielt Märchenheld Hans im Glück. Seine Eltern, ein Busfahrer und eine Verkäuferin, sind mit der Berufswahl ihres Sprösslings einverstanden. Karl möchte zum Theater und nicht irgendeinen bürgerlichen Beruf erlernen, sein erster Auftritt scheint ihn nachdrücklich beeindruckt zu haben.

Der Teenager scheitert jedoch an der Aufnahmeprüfung des renommierten Max-Reinhardt Seminar. Dennoch gibt er nicht auf und spielt ab 1982 im Separationstheater in Wien. Nach fünf Jahren wird er vom Wiener Ensemble engagiert. Als Regisseur inszeniert er schließlich 2005 Eugène Ionescos absurdes Theaterstück "Die kahle Sängerin" am Wiener Volkstheater.
Universum Film
Karl Markovics in "Die Fälscher"
Blütenzauber im KZ
Mit der Rolle des Solomon Sorowitsch gelingt dem Österreicher der internationale Durchbruch als Charakterdarsteller. Die Darstellung des erfolgreichen Geldfälschers im KZ Sachsenhausen geht den Zuschauern unter die Haut. Er kann die Torturen fast körperlich nachvollziehen, so eindringlich mimt Markovics seine Rolle. "Die Fälscher" wird 2007 mit einem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet. Die Statue aus Hollywood scheint ihn aber nicht sonderlich zu interessieren.

Im Interview mit der Illustrierten Stern meint er, der Oscar sei doch nur ein Ding. Ausschlaggebender sei sein eigenes Interesse an einer Rolle. Im Interview mit Filmreporter.de meinst er hierzu: "Da geht es nicht um Filmpreise oder gute Kritiken, sondern darum, was wir vielleicht gar nicht mehr mitbekommen." Auf Tabubrüche nimmt er da keine Rücksicht. So spielt er 2007 den Titelcharakter in Elisabeth Scharangs Doku-Drama "Franz Fuchs - Ein Patriot". Markovics ist ein reflektierter Schauspieler, der einen hohen Anspruch an sich selbst setzt. Ob auf der Bühne oder vor der Kamera, er verausgabt sich in seinem Spiel. Immer wieder lässt er sich auf den thematischen Neuanfang ein, um alles zu geben. Das kostet Kraft.
Kinowelt Filmverleih
Karl Markovics in: Mahler auf der Couch
Austria or Australia?
Ob sein ironisches Wesen angeboren ist, oder durch die zahlreichen schwarzen Komödien erlernt, wer kann das sagen. Jedenfalls betreibt Karl Markovics die Schauspielerei nicht nur für sein Publikum. Vielmehr ist sie auch sein Lebenselixier, das er mit der Notwendigkeit des Atmens vergleicht.

Seine Rolle des Sigmund Freuds in "Mahler auf der Couch" (2010) lässt vermuten, er habe sich schon lange mit dem Erfinder der Psychoanalyse auseinandergesetzt, so intensiv betreibt Markovics seine Karriere. Er braucht die Schauspielerei. Dabei ist er auch noch ziemlich erfolgreich, hebt aber keineswegs ab. Der einzige Vorteil des Oscars sei, dass jetzt in Hollywood hoffentlich niemand mehr Österreich mit Australien verwechsle.
erschienen am 26. Juni 2010
Zum Thema
Karl Markovics wird 1963 als Sohn einer Verkäuferin und eines Busfahrers in Wien geboren. Er weiß schon früh, dass er Schauspieler werden möchte. Obwohl er am Indien" sein Kinodebüt hin. Sein bislang größter internationaler Erfolg ist die Hauptrolle in dem mit einem Die Fälscher". Mit anderen österreichischen Filmschaffenden gründet Markovics am elften März 2009 die Österreichische Filmakademie.
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