Sony Pictures
Jean Reno auf der Berlinale (2009)
Introvertierter Killer mit Herz
Starfeature: Jean Reno in der Imagefalle
Ein großer, stämmiger Mann in schwarzer Kleidung hebt langsam seine langläufige Pistole. Sein stoischer Blick lässt keine Gefühlsregung vermuten. Ohne mit der Wimper zu zucken erschießt er den vor ihm stehenden Mann, der wie ein nasser Sack zu Boden fällt. Im Action-Thriller "22 Bullets" gibt sich Jean Reno, wie man ihn seit "Léon - Der Profi" kennt: schweigsam, kalt und brutal. Dabei spielt der französische Schauspieler im Laufe seiner Karriere viele andere Rollen. Auch privat gibt er sich facettenreicher, als erwartet.
erschienen am 20. 12. 2010
Kinowelt
Léon - Der Profi (Director's Cut)
Stoischer Schweiger teilt aus
Mit einer wurzellosen Topfpflanze und viel Milch beginnt die internationale Karriere von Don Juan Moreno y Jederique Jimenez, besser bekannt als Jean Reno. Als wortkarger Auftragskiller mit schrulligen Angewohnheiten gewinnt er 1994 in "Léon - Der Profi" nicht nur die Zuneigung eines jungen Mädchens, sondern kreiert zugleich ein Image, das an ihm haften wird. Der Erfolg ebnet den Weg nach Hollywood, wo er sich mit Nebenrollen in "Mission: Impossible" (1996), "Godzilla(1998) "The Da Vinci Code - Sakrileg" (2006) profiliert. Die internationale Anerkennung wird in Frankreich nicht nur mit Wohlwollen aufgenommen. "Ich glaube, Gérard Depardieu wurmt es schon ein bisschen. Und es gibt sicher noch ein paar mehr", sagt er am 5. Mai 2006 in einem Spiegel-Interview.
Universum
Die purpurnen Flüsse
Trotzdem dreht der am 30. Juli 1948 in Casablanca, Marokko geborene Reno weiter in seiner französischen Wahlheimat: In den Thrillern "Die purpurnen Flüsse" (2001) und "Das Imperium der Wölfe" (2005) mimt er erneut den stoischen Schweiger und teilt jeweils mächtig aus. "Wenn Gewalt der Story dient, ist sie okay", begründet er am 25. November 2010 gegenüber der Deutschen Presse Agentur seinen Hang zu gewalttätigen Rollen. Dass er dabei auch zu Selbstironie fähig ist, zeigt Reno in den Action-Komödien "Wasabi - Ein Bulle in Japan" und "Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette", die gespickt sind mit Anspielungen auf seine Rolle in "Léon". Bereits zuvor konnte sich der Mime aber auch in der Komödie beweisen.
Concorde Home Entertainment
The Big Blue - Im Rausch der Tiefe
Talentfreier Komiker hat Spaß
Vor seinem kommerziellen internationalen Durchbruch wird Reno bereits durch das preisgekrönte Taucher-Drama "Im Rausch der Tiefe" (1988) sowie dem Thriller "Nikita" (1990) nicht nur im eigenen Lande bekannt geworden. Erst der Genrewechsel macht ihn zu einem national gefeierten Schauspieler: In "Die Besucher" (1993) zeigt er sich an der Seite von Christian Clavier erstmals von seiner komischen Seite. Die Komödie avanciert mit über 13 Millionen Besuchern zu einem großen Kinoerfolg und zieht eine Fortsetzung und eine amerikanische Neuauflage nach sich. Durch den Erfolg bestärkt, widmet sich Reno fortan immer wieder dem Komödienfach, zuletzt als Steve Martins Pendant in "Der rosarote Panther".
Sony Pictures
Steve Martin, Jean Reno und Aishwarya Rai Bachchan auf dem Toten Teppich
Dabei sieht er sich selbst nicht als talentierten Komiker, wie er am 23. März 2009 im Interview mit Filmreporter.de (Jean Reno will's nicht verpatzen) verrät: "Die haben ein ganz besonderes Talent [und] betrachten das Leben nicht wie ich. Ich bin ernsthafter." Solche Aussagen zeugen von einer Bescheidenheit, die der Schauspieler eigentlich gar nicht nötig hätte, wie das jüngste Beispiel zeigt: 2008 wird er wegen seiner Verdienste um den französischen Film zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt - von seinem früheren Nachbarn Nicolas Sarkozy, der bereits 2006 als Trauzeuge Renos dritter Hochzeit beiwohnt. Die beiden vorherigen Ehen enden im Jahr 1995 bzw. 2001 und bescheren dem Filmschaffenden jeweils zwei Kinder. Im bereits zitierten Spiegel-Interview betont er: "Ich hatte das Glück, mein ganzes Leben lang Frauen an meiner Seite zu haben. Manchmal waren es nur Affären, aber die wirklich großen Lieben habe ich dann auch geheiratet." Mit dem polnischen Model Zofia Borucka und dem im Juli 2009 geborenen gemeinsamen Sohn Cielo lebt Reno abwechselnd in Paris, Los Angeles und New York.
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French Kiss
Romantischer Umweltaktivist ohne Allüren
Seine romantische Ader hat Jean Reno auch mehrfach auf der Leinwand demonstriert. So fungiert er in der Screwball-Komödie "French Kiss" (1995) als Kuppler zwischen Meg Ryan und Kevin Kline - in "Jet Lag - Oder wo die Liebe hinfliegt" (2002) bandelt er mit Juliette Binoche an. Auch hier präsentiert sich Reno als Mann der ruhigen Töne, der das Herz am rechten Fleck hat. "Ich lasse immer einen kleinen Raum zwischen den Gefühlen. Darin können dann Zwischentöne entstehen" umschreibt er einmal den Grund für seine introvertierten Figuren.
Jean-François Martin/Ricore Text
Jean Reno kehrt immer wieder auf die Croisette zurück
Zwischen Offen- und Zurückgezogenheit
Privat fährt der Schauspieler einen Mittelweg zwischen Offenheit und Zurückgezogenheit: Wie er dem Spiegel verrät, ist der selbsternannte Lebemann abenteuerlustig und reisefreudig, verbringt seine Freizeit aber am liebsten im Kreis seiner Familie oder mit Freunden. Auf seinem Olivenhain in der Nähe von Arles kann er dem Rummel um seine Person entfliehen. Der Umweltaktivist ist noch immer erschrocken, wenn er sich auf dem Titelbild einer Zeitschrift sieht. "Für mich zählt einzig und allein, gute Filme zu machen und dabei zu versuchen, den Nerv des Publikums zu treffen, ob man nun einen Liebesfilm, ein romantisches Märchen, eine Komödie oder einen Spionagethriller dreht," sagt er 1996 in einem Interview mit Filmstar.de. Damit verdeutlicht Jean Reno nicht nur seine Berufsauffassung, sondern auch seine oftmals verkannte schauspielerische Vielseitigkeit.
erschienen am 20. Dezember 2010
Zum Thema
Der französische Schauspieler Jean Reno wird als Sohn einer Andalusierin in Marokko geboren. Vor seiner Schauspielkarriere entscheidet er sich zunächst für eine militärische Ausbildung, um die französische Staatsbürgerschaft zu erhalten. 1979 ergattert er seine erste Nebenrolle in einer größeren Produktion. An der Seite von Romy Schneider spielt er in "Die Liebe einer Frau". Er freundet sich mit Regisseur Luc Besson an und erhält in dessen immer erfolgreicher werdenden Filmen immer wieder..
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Christopher Nolans filmisches Labyrinth
Prinzessin Dianas Leid
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