Paramount Pictures
Saoirse Ronana
Nicht Hannah - Hanna!
Starfeature: Wer ist Saoirse Ronan?
Saoirse Ronan in Haft? Als eine Frau die graue, kreisförmige Zelle betritt, bricht das blonde Mädchen in Tränen aus und klammert sich an diese. So erwartet man das von einer zerbrechlichen 16-Jährigen. Im nächsten Augenblick packt sie den Kopf der Besucherin und bricht ihr mit einem gezielten Ruck das Genick. Das erwartet man von einer jungen Frau wiederum nicht... Ronan macht das in "Wer ist Hanna?", wo sie eine ausgebildete Killerin spielt. Im wahren Leben bricht die Darstellerin keine Hälse. Sie bricht aber sehr wohl klischeehafte Rollenerwartungen.
erschienen am 8. 05. 2011
Sony Pictures
Saoirse Ronan geht in "Wer ist Hanna?" auf die Jagd
Ein Mädchen namens Freiheit
Einblicke in die Filmwelt erhält Saoirse Una Ronan schon als kleines Kind. So nimmt sie ihr Vater, Schauspieler Paul Ronan, bereits als Dreijährige an den Set des mit Harrison Ford und Brad Pitt besetzten Thrillers "Vertrauter Feind". Zu dieser Zeit zieht das am 12. April 1994 in New York City geborene Mädchen, dessen ungewöhnlicher Vorname Saoirse 'Freiheit' bedeutet, mit ihren Eltern in die irische Heimat. Dort ergattert sie im Alter von neun mit der Rolle in der Fernsehserie "The Clinic" ihr erstes Engagement. Als Michelle Pfeiffers Leinwandtochter in der romantischen Komödie "Hauptsache verliebt" gibt sie ein paar Jahre später ihr US-Debüt.

Was folgt, ist der Versuch von Hollywood-Agenten, sie mit einem Image zu versehen und als irisches Pendant zu Dakota Fanning zu etablieren. Ronan verweigert sich dem Vorhaben und sagt stattdessen für die britische Produktion "Abbitte" zu. In Joe Wrights Drama mimt sie ein 13-jähriges Mädchen, das eine lebenslange Schuld auf sich lädt. Für ihr nuanciertes Spiel wird sie hochgelobt und als siebtjüngste Schauspielerin aller Zeiten für den Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert.
Pietro Pesce/Ricore Text
Saoirse Ronan
Morden und ermordet werden
Ronans gefeierte Rolle in "Abbitte" ist der erste Höhepunkt ihrer jungen Karriere. Und sie bleibt Geschichten mit schwierigen Themen und ambivalenten Charakteren treu. So spielt sie in Peter Jacksons Fantasy-Drama "In meinem Himmel" ein Mädchen, das brutal ermordet wird, kämpft in Peter Weirs "The Way Back - Der lange Weg" unter extremen Bedingungen ums Überleben und wird in Joe Wrights "Wer ist Hanna?" zur eiskalten Killerin. Mit ihrer bemerkenswerten Rollenauswahl hebt sie sich wohltuend vom klischeehaften Bild heranwachsender Mädchen ab, das von Hollywoods Film- und Fernsehschmieden allzu gerne gezeigt wird.

Besonders Disney verdient sich dank geschickter Vermarktungsstrategie mit Jungschauspielerinnen wie Ashley Tisdale ("High School Musical"), Hilary Duff ("Popstar auf Umwegen") und Miley Cyrus ("Hannah Montana") eine goldene Nase. Während die Mädchen in den Film- und Serienproduktionen des Mickey Maus-Konzerns eine ebenso heile wie oberflächliche Welt traditioneller Werte repräsentieren, wird parallel an deren Popmusikkarrieren gefeilt. Anhand von sexuell aufgeladenen Video-Clips und Live-Auftritten wird so der Lolita-Effekt gewinnbringend ausgeweidet. Besonders gut funktioniert das bei Cyrus. So spielt diese als Titelheldin der Serie "Hannah Montana" eine Sängerin, die schillernde Popkarriere und trautes Heim in Einklang bringen muss und somit von vornherein beide Welten gleichermaßen bedient. Saoirse Ronan hat solche Rollen bislang gemieden, besonders ihre titelgebende Killerin in "Wer ist Hanna?" bildet einen erfreulichen Kontrast zu den Hannah Montanas der Unterhaltungsbranche.
Sony Pictures
Saoirse Ronan in "Wer ist Hanna?"
Vertreterin einer neuen Generation
Wie sehr sich Saoirse Ronan von Darstellerinnen wie Miley Cyrus abgrenzt, wird besonders im gelungenen Zusammenspiel mit ihrer talentierten Schauspielkollegin Jessica Barden deutlich. In "Wer ist Hanna?" spielt diese als Sophie eine typische Jugendliche, die im Gegensatz zur stillen Titelheldin ohne Punkt und Komma redet. Bisweilen wirkt das leere Geschwafel des herrlich süffisant gespielten Mädchens wie eine Parodie auf das banale Mädchenbild, das Hannah Montana und Co. propagieren. "Sophie ist fast schon lächerlich hingerissen von der vorherrschenden Teenagerkultur", erläutert Wright die Figur im Presseheft zu "Wer ist Hanna?".

Ronan repräsentiert ein anderes Bild. Mit ihren gerade mal 17 Jahren bildet die blonde Irin im Moment die Speerspitze einer neuen Generation von Jungschauspielerinnen. Zu diesen gehören auch Abigail Breslin ("Little Miss Sunshine"), Elizabeth Olsen ("Martha Marcy May Marlene") und Chloe Moretz ("Kick-Ass"), die mit ihrer bedachten Rollenauswahl ein weitaus komplexeres Bild heranwachsender Mädchen zeichnen. Es sind Darstellerinnen, die sich nicht scheuen, auch zwielichtige, gefährliche und düstere Figuren zu verkörpern, statt sich als idealisiertes Bild ihrer selbst vermarkten zu lassen.

"Ich spiele gerne Charaktere, die sich von mir unterscheiden und die meisten Charaktere, die ich verkörpert habe, sind vollkommen anders als ich", erzählt Ronan im Interview mit der Entertainmentseite Moviesonline.ca vom 7. April 2011. Bleibt zu hoffen, dass sie sich bei der Wahl ihrer Rollen die Freiheit bewahrt, zu der ihr bedeutungsvoller Name Saoirse verpflichtet. Möge sie ihren Gegnern auch weiterhin munter die Hälse brechen.
erschienen am 8. Mai 2011
Zum Thema
Die irische Schauspielerin, deren gälischer Vorname "Freiheit" bedeutet, kam bereits als Neunjährige zum Film. Sie spielte von 2003 bis 2004 in der irischen Fernsehserie "The Clinic", bevor sie in "I could never be your woman" die Filmtochter von Michelle Pfeiffer gab. Für ihr Spiel in der gleichnamigen Romanverfilmung von Ian McEwans "Abbitte" wurde sie 2008 als beste Nebendarstellerin für einen Oscar nominiert.
Wer ist Hanna? (Kinofilm)
Die junge Hanna (Saoirse Ronan) wächst isoliert von der Außenwelt in den Wäldern Finnlands auf. Hier wird sie von ihrem alleinerziehenden Vater zu einer Kampfmaschine herangezogen. Sie soll auf eine Mission vorbereitet werden. Als diese beginnt, sieht sie sich von zahlreichen Agenten bedroht. Neben dem Kampf um Leben und Tod wird Hanna auch mit verblüffenden Erkenntnissen über ihre eigene Existenz konfrontiert. Regisseur Joe Wright ("Abbitte") reichert in "Wer ist Hanna" das Thriller- und..
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