Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Amy Adams in "Verwünscht"
Amy Adams über Steven Spielbergs Schule
Interview: Tänzerin mit Leib und Seele
Spätestens seit "Catch me if you can" ist Amy Adams dem breiten Publikum ein Begriff. Diese Rolle wirkte sich beruflich und privat positiv aus. Steven Spielberg brachte der schüchtern wirkenden Balletttänzerin Selbstvertrauen und Respekt bei. In "Verwünscht" zeigt sich Amy Adams zwar nicht in der anspruchsvollsten Rolle, doch sie kann immerhin ihr Gesangs- und Tanztalent ausleben. Und das ist es, was sie am liebsten macht. Im Gespräch gesteht uns die 32-Jährige, dass sie überall und jederzeit lossingen könnte, wenn es die gesellschaftlichen Regeln manchmal nicht verbieten würden.
erschienen am 20. 12. 2007
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Amy Adams bei der Premiere von "Verwünscht" in London 2007
Ricore: War es ein Kindheitstraum, Prinzessin zu sein?

Amy Adams: Als Kind habe ich mir oft vorgestellt, wie es wohl wäre, Cinderella oder Dornröschen zu sein. Es hat mir viel Freude gemacht, einen solchen Charakter für Disney zu spielen.

Ricore: Wie kreierten Sie diesen doch etwas naiven Charakter?

Adams: Ich dachte darüber nach, was Disney-Prinzessinnen für mich bedeuten. Sie müssen lebhaft, liebenswürdig und loyal sein.

Ricore: Hatten Sie ein bestimmtes Disney-Vorbild?

Adams: Nicht wirklich. Verschiedene Schauspielerinnen wie Julie Andrews haben mich inspiriert. Ihre Energie und positive Einstellung haben mich auf den richtigen Weg gebracht.

Ricore: War es nicht schwer, mitten in New York zu singen?

Adams: Ich persönlich könnte jederzeit anfangen zu singen, wenn dies gesellschaftlich akzeptabel wäre. Das ist ein Teil meiner Persönlichkeit. Es war total lustig, dies dann tatsächlich tun zu dürfen, ohne sich über soziale Zwänge und Regeln zu kümmern.

Ricore: Welche Botschaft vermittelt "Verwünscht"?

Adams: Ich glaube, der Film will uns zeigen, wie jeder einzelne von uns etwas Gutes tun kann. Wenn man an sich selbst glaubt und sich selbst treu ist, kann man andere damit positiv beeinflussen.

Ricore: Hat Ihnen Ihre Ausbildung als Tänzerin dabei geholfen?

Adams: Ja, das hat mir sehr geholfen. Ich versuche immer, eine Rolle auch körperlich zu erfassen. Anfangs ist mein Charakter geradezu schwerelos. Mit der Zeit kriegt Giselle mehr Kontakt mit der realen Welt und wird bodenständiger.

Ricore: Was ist das für ein Gefühl, sich selbst als Trickfigur auf der Leinwand zu sehen?

Adams: Das war ein schönes Gefühl. Anfangs war ich etwas eingeschüchtert, weil man einige meiner Schrullen mit einbaute, beispielsweise mein schiefes Lächeln. Andererseits war es auch eine Hilfe, denn ihre anfängliche Schwerelosigkeit gab mir einen Hinweis darauf, wie ich die Rolle anlegen sollte. Es war also ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen der realen und der Trickfilmwelt.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Amy Adams
Ricore: Welche der beiden Charaktere kam zuerst, die Trickfigur oder die reale Figur?

Adams: Das ist ein wenig wie die Frage, was war zuerst da, das Ei oder das Huhn. Aber eigentlich kam ich zuerst und dann wurde die Trickfigur nach mir geformt. Ich spielte Szenen für die Animateure vor und so konnten sie sehen, wie ich mich bewegte. Aber ich lernte auch von ihnen. Es gab eine Szene, in der ich sah, wie Giselle durch den Wald lief. Das inspirierte mich und zeigte mir, wie ich mich bewegen musste.

Ricore: Giselles Art, die Welt zu verbessern ist etwas naiv, nicht?

Adams: Nun ja, sie ist sehr offen für Neues. Sie lernt immer dazu. Um Dinge zu verbessern, darf man nicht naiv sein, man muss unerschütterlich sein. Giselle ist unaufhaltsam. Sie kann nicht gestoppt werden. Ständig geht sie vorwärts. Das ist ihre wahre Stärke, nicht ihre Naivität.

Ricore: War der Humor und die Komik geplant oder gab es Raum für Improvisationen?

Adams: Es gab viel Raum für spontane Ideen. Kevin Lima war sehr offen für unsere Vorschläge. Er mochte es, wenn wir ihn überraschten und ihn zum Lachen brachten. Das war ein guter Tag für ihn.

Ricore: Was war die größte Überraschung, die Sie ihm bereiteten?

Adams: Das ist schwer zu sagen, denn die Dreharbeiten liegen schon ein Jahr zurück. Es waren gewisse Gesten oder die Art und Weise, wie ich einen Text vortrug, die ihn zum Lachen brachten.

Ricore: Sie haben von "Catch me if you can" zu "Verwünscht" einen langen Weg zurückgelegt von. Mögen Sie es, in verschiedenen Genres zu arbeiten?

Adams: Für mich ist das Genre nicht so wichtig, sondern die Rolle und die Geschichte. Es ist aufregend, wenn die Rolle Spaß macht. Aber ja, ich schätze die Vielfalt, das bringt Würze ins Spiel. Es gefällt mir, die eigenen Grenzen zu sprengen.

Ricore: Was war der größte Wunschtraum ihrer Kindheit?

Adams: Ich wollte an den Broadway. Das war mein Traum.

Ricore: Was müsste ihr privater Märchenprinz tun, damit Sie sich wie eine Prinzessin fühlen?

Adams: Er sollte mich zum Lachen bringen, freundlich und aufmerksam sein.

Ricore: Glauben Sie an den True-Love's-Kiss, wie im Film?

Adams: Ja.

Ricore: Aber ihr Prinz darf schon etwas intelligenter sein als Prinz Charming?

Adams: Ja, mein Prinz ist tatsächlich intelligenter.
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Kevin Lima und Hauptdarstellerin Amy Adams
Ricore: Es ist viel Ironie im Film. Glauben Sie "Verwünscht" ist für Kinder verständlich?

Adams: Ich denke schon, denn der Film funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Auch wenn Kinder die Ironie nicht verstehen, werden sie den Film auf jeden Fall komisch finden. Die Testvorführungen haben gezeigt, dass Kinder den Film von Anfang bis Ende unterhaltsam fanden. Wenn sie dann aufwachsen und "Verwünscht" zum zweiten Mal ansehen, werden sie ihn vielleicht von einem neuen Gesichtspunkt aus kennenlernen und mögen. So war es, als ich "Grease" als Kind sah. Ich verstand die sexuellen Anzüglichkeiten nicht, mochte ihn aber trotzdem. Jetzt verstehe ich sie und liebe ihn immer noch.

Ricore: Sie haben mit einem Streifenhörnchen gespielt. War es das erste Mal, dass Sie mit Tieren gearbeitet haben?

Adams: Das Streifenhörnchen war ja nicht wirklich da. Es war das erste Mal, dass ich mit unsichtbaren Tieren gearbeitet habe. Sonst musste ich noch nie mit Tieren arbeiten. Außer einem Mal, da saß eine Katze auf meinem Schoß. Aber hier war es sehr interessant. Da ich Pip nicht sehen konnte, sprach Kevin Lima dessen Zeilen, so dass ich mich besser in die Situation hineinversetzen konnte. Das hat viel Spaß gemacht.

Ricore: Waren die Ratten ebenfalls unecht?

Adams: Ein paar davon waren echt, aber die meisten wurden im Computer erzeugt. Auch einige der Tauben waren echt. Die Kakerlaken waren nicht echt, worüber ich sehr froh war.

Ricore: Ist es wahr, dass Sie ein großer Fan des deutschen Topmodels Heidi Klum sind?

Adams: Ja, ich mag sie sehr.

Ricore: Was mögen Sie an ihr?

Adams: Ihre Energie. Natürlich ist sie sehr schön, das ist offensichtlich. Aber sie strahlt auch so viel Energie aus. Oft werden erfolgreiche Leute beneidet und fühlen sich deshalb furchtbar. Aber sie sieht so glücklich aus und lächelt immer. Sie ist so positiv und bringt diese Einstellung überall mit, wohin sie geht. Ich finde das toll. Ich finde eine positive Einstellung bewundernswert.

Ricore: Ist sie ein Vorbild für junge Amerikanerinnen?

Adams: Ich glaube schon, auf jeden Fall für mich. Sie hat früher für Victoria's Secret gemodelt. Ich sah zuerst nur ihre Schönheit. Aber jetzt ist sie gleichzeitig Unternehmerin und Mutter. Sie ist ein fabelhaftes Vorbild und so gewitzt. Das ist eine beängstigende Kombination: Schön und intelligent.

Ricore: Was war ihre größte Herausforderung als Schauspielerin bisher?

Adams: Meinen eigenen Stil zu finden und mich nicht in eine Form pressen zu lassen. Als ich mit diesem Beruf anfing, gab es viele populäre Schauspielerinnen, denen ich nacheiferte. Ich wollte sein wie sie, zog mich an wie sie, spielte wie sie. Es war ein weiter Weg, zu mir selbst zu finden. Aber das ist ein Teil des Erwachsenwerdens für jeden.

Ricore: War ihre Arbeit mit Steven Spielberg wichtig für Ihre Weiterentwicklung als Schauspielerin?

Adams: Das war ein Wendepunkt in meiner Karriere. Ich fühlte mich gestärkt in meiner Position als Schauspielerin. Ich betrat das Set und Steven behandelte mich genauso wie Leonardo DiCaprio und Tom Hanks. Ich war ein gleichwertiger Kollege dieser Stars und das gab mir einen großen Schub an Selbstvertrauen. Er lehrte mich, meinen eigenen Instinkten und dem Charakter in der Geschichte zu vertrauen. So musste ich nicht darüber nachdenken, mit wem ich da vor der Kamera stand.
Walt Disney
Verwünscht
Ricore: Wie kamen Sie zu der Rolle? Mussten Sie vorsprechen?

Adams: Nein, er sah ein Video von mir und dann traf ich ihn und wir redeten über die Rolle. Zum Glück musste ich nicht bei ihm persönlich vorsprechen, sonst hätte ich mich wohl verhaspelt.

Ricore: Wo sehen Sie sich in zehn oder fünfzehn Jahren? Was möchten Sie als Schauspielerin noch erreichen?

Adams: Ich weiß nicht genau. Ich möchte keine Voraussagen machen, denn vor fünf Jahren hätte ich nicht geglaubt, da zu sein, wo ich jetzt bin. Vor zehn Jahren habe ich Theater in Minnesota gespielt und hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich es nach Hollywood schaffe. Außerhalb meiner Karriere hätte ich gerne eine Familie und möchte diese gerne unter einen Hut mit meinem Job bringen. Ich erhoffe mir Glück, Gesundheit und einen wachen Verstand.

Ricore: Haben Sie einen besonderen Rollenwunsch?

Adams: Jedes Mal, wenn ich ein neues Drehbuch mit einer interessanten Rolle bekomme, ist das für mich automatisch mein Traumjob. Ich konzentriere mich darauf, was konkret vor mir liegt und nicht so sehr, was in der Zukunft passieren könnte.

Ricore: Was bedeutet das Theater für Sie?

Adams: Es war ein wichtiges Training für mich. Es lehrte mich Arbeitsmoral, denn ich arbeitete an kleinen Bühnen. Dort machte ich acht Shows die Woche für einen Hungerlohn. Ich lernte auch, mich nicht ablenken zu lassen, denn manchmal arbeitete ich auch für Dinner-Theater, wo die Zuschauer nebenher essen können. Wenn man das schafft, dann schafft man auch Filmsets zu überstehen.

Ricore: Sind Sie das erste Mal in Deutschland?

Adams: Ja. Aber ich versuche, so viel wie möglich zu sehen. Außerdem hoffe ich, bald wiederzukommen. Mein Freund ist in Deutschland geboren.

Ricore: Wo ist er geboren?

Adams: In Rammstein. Auch mein Vater lebte einige Zeit in Deutschland, in Frankfurt, als er in der Armee war. Daher haben wir viele schöne kleine Erinnerungsstücke von hier.

Ricore: Spricht ihr Vater deutsch?

Adams: Er konnte es früher. Aber jetzt weiß ich es nicht. Ich habe ihn nicht gefragt.

Ricore: Sie wurden in Italien geboren, nicht wahr?

Adams: Ja.

Ricore: Seit wann leben Sie in den USA?

Adams: Schon seit ich ein ganz kleines Kind war. Wir reisten früher viel, als mein Vater noch beim Militär war.

Ricore: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Adams: Ich habe bereits zwei weitere Filme abgedreht "Der Krieg des Charlie Wilson" und "Miss Pettigrew Lives for a Day". Außerdem bereite ich mich auf einen Film mit dem Titel "Doubt" vor. Es basiert auf einem Bühnenstück von John Patrick Shanley und ist mit Meryl Streep und Philip Seymour Hoffman besetzt.
erschienen am 20. Dezember 2007
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Verwünscht (Kinofilm)
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2024