Mayk Azzato/ZDF
Ralf Bauer in "Fünf Sterne"
Ralf Bauers morgendliche Rituale
Interview: Ein Zorro für Tibet
Ralf Bauer gehörte lange Zeit zu den aufstrebendsten deutschen Nachwuchsdarstellern. Mittlerweile hat er sich in diesem Business etabliert. Die Schauspielerei allein genügt ihm jedoch nicht. Mit vollem Einsatz kümmert er sich um Exiltibeter, organisiert Veranstaltungen zu diesem Thema und hält Vorträge. Seine neueste Fernsehserie hat allerdings wenig mit diesem Thema zu tun. In "Fünf Sterne" spielt Bauer den Juniorchef eines gutgehenden Hotels, der sich in ein Zimmermädchen verliebt. In einem angenehmen Gespräch am frühen Morgen erklärt er uns seine innere Uhr und warum er das Frühstück am liebsten mit selbst ausgesuchter Marmelade mag.
erschienen am 12. 07. 2008
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Ralf Bauer und Susanna Knechtl in "Fünf Sterne"
Filmreporter.de: Sie engagieren sich sehr für Tibet, speziell für die Einhaltung der Menschenrechte. Wie kam es dazu?

Ralf Bauer: Meine beste Freundin kommt aus Tibet. Sie lebt seit Jahren in Berlin. Sie war eine der ersten Tibeter, die in den 1960er Jahren in die Schweiz ins Exil geschickt wurden. Durch sie habe ich in Wien viele tibetische Flüchtlinge kennengelernt. So kam es dann auch zu meinem Interesse und meinem Engagement. Ich habe sehr viel über das Land, die Kultur und die Religion erfahren. Es ist ein außergewöhnliches Volk. Allen voran der Dalai Lama, der nicht nur leere Phrasen drischt, sondern seine Worte in Taten umsetzt.

Filmreporter.de: Waren Sie schon einmal in Tibet?

Bauer: Leider noch nicht. Aber da ich in die tibetische Gemeinschaft sehr gut integriert bin, ist es fast schon so, als wäre ich in Tibet gewesen.

Filmreporter.de: Wie kann man sich dieses Engagement vorstellen?

Bauer: Ich mache unterschiedliche Sachen. Am 9. März 2008 habe ich beispielsweise eine Benefizveranstaltung in München gegeben, für zwei tibetische Flüchtlingsheime in Indien. Ich war Schirmherr, als tibetische Mönche auf Deutschlandtour waren. Das ist allerdings schon einige Jahre her. Ich mache Lesungen, bei denen es um die Geschichte Tibets geht. Ich kümmere mich auch um Exiltibeter in München. Solche Dinge eben.
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"Fünf Sterne"
Filmreporter.de: Wie stehen Sie zur Diskussion um einen möglichen Boykott der Olympischen Spiele in Peking 2008?

Bauer: Ich glaube nicht, dass eine Absage der Olympischen Spiele in Peking etwas bringen würde. Die Leidtragenden wären letztendlich wieder die Tibeter. Was mich jedoch besonders schockiert, dass sich Sponsoren über den Umgang mit der Olympischen Fackel von Seiten der Demonstranten aufregen. Besser wäre, sie würden sich über die Behandlung der Tibeter von Seiten der chinesischen Regierung aufregen. Die Unterdrückung der Tibeter ist jedoch nichts Neues. Das gibt es seit 50 Jahren. Nur hat man jetzt dank der Olympischen Spiele die Chance, internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Mit Hilfe des Internets ist es möglich, Bilder und Informationen schnell zu verteilen. Natürlich muss man bedenken, dass es in China eine Zensur gibt, aber bevor Journalisten des Landes verwiesen wurden, gab es noch ordentliche Informationen.

Filmreporter.de: Hat sich durch die Unruhen und der Berichterstattung in Deutschland etwas verändert?

Bauer: Ja ich glaube schon. Menschen reagieren jetzt anders auf solche Nachrichten. Während der Unruhen in Tibet gab es keine Zeitung in Deutschland, die nicht darüber berichtet hat. Das hat natürlich geprägt. Es war und ist nicht immer alles pro Tibet, es gibt auch Meinungen contra Tibet. Aber wir leben ja auch in einer Demokratie. In China würde man für friedliche Demonstrationen ins Gefängnis wandern. Das Ironische an der Sache ist, dass auch China die UN-Charta unterschrieben hat. Wenn das Völkerrecht in einem Land nicht eingehalten wird, sollten die anderen Länder darauf aufmerksam machen und reagieren. Bei der Vergabe der Olympischen Spiele gab es sehr viele Hoffnungen. Es gab viele Versprechen, die jetzt weder von China noch vom IOC nicht eingehalten werden.

Filmreporter.de: Sie als Schauspieler haben mehr Möglichkeiten, auf bestimmte Situationen aufmerksam zu machen…

Bauer: Jeder sollte für sich entscheiden, was er machen und wie weit er in seinem Engagement gehen will. Wenn ich mich zu etwas äußere, wird es von der Presse vielleicht anders aufgenommen, als von einem Nicht-Schauspieler Ralf Bauer. Dennoch sehe ich mich vorrangig als Mensch, als Freund von Tibetern, ihrer Kultur und Gesinnung. Deswegen bin ich da. Dass ich Schauspieler bin und vielleicht eine größere Reichweite habe in dem was ich sage, steht für mich zweitrangig.
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Ralf Bauer
Filmreporter.de: Haben Sie sich manchmal gewünscht, weniger berühmt zu sein?

Bauer: Ich sehe mich nicht als berühmt. Ich habe vollkommen meine Ruhe. Es gibt manchmal Extremsituationen, beispielsweise beim Ausgehen, wo es manchmal etwas schwierig ist. Aber Boris Becker oder Claudia Schiffer - Menschen, die wirklich berühmt sind - wünschen sich vielleicht manchmal weniger davon.

Filmreporter.de: Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Bauer: Ja mehrere. Ich mag Luc Besson sehr gerne. Einer seiner ersten Filme "Im Rausch der Tiefe" hat mich ungemein begeistert. Ich habe daraufhin Jean Reno auf der Leinwand wahrgenommen, den ich sehr gerne mag. Ich liebe beispielsweise auch "Notting Hill". Das Drehbuch und die Besetzung, in diesem Film ist alles wunderbar. Aber ich bin nicht so sehr spezialisiert auf eine Schiene, ich schaue mir eigentlich alles an.

Filmreporter.de: Aber Sie werden auf der Straße erkannt?

Bauer: Ja, aber es ist nicht schlimm. In Deutschland ist es eher zurückhaltend. Als ich letztes Jahr Thomas Gottschalk in Berlin getroffen habe, ist selbst er unbehelligt durch die Straßen gegangen. Und Thomas ist nun wirklich riesengroß und markant.

Filmreporter.de: Sie sind als Schauspieler sehr viel unterwegs. Wo fühlen Sie sich beheimatet?

Bauer: Das ist schwierig. Ich freue mich immer, wenn ich in meinem eigenen Bett schlafen kann. Dann kriege ich mein eigenes Frühstück und kann das so richtig zelebrieren. Und wenn es nur Marmelade ist, die ich mir selbst aussuchen kann. Meine Heimat ist allerdings schon Deutschland. Ich mag die Übergänge der Jahreszeiten, ich mag die Luft und die Kühle. Gerade im Frühjahr, wenn man in den Park geht und man sieht die Blumen sprießen, das ist schon super.

Filmreporter.de: Sie sind für das Interview sehr früh aufgestanden. Darf man als Schauspieler ein Morgenmuffel sein?

Bauer: Ach, als Schauspieler darf man alles. Ich bin heute Morgen um fünf oder halb sechs Uhr aufgestanden. Ich habe eine innere Uhr, die mich wachrüttelt. Das ist sehr angenehm, dann kann ich den Morgen so richtig gemütlich anfangen: lange frühstücken, Zeitung lesen, ein bisschen im Drehbuch stöbern…
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Ralf Bauer in "Fünf Sterne"
Filmreporter.de: Ist man als Schauspieler ein besserer Menschenkenner, da man im Laufe der Karriere in viele unterschiedliche Rollen schlüpft?

Bauer: Nein, ich glaube, das eine fördert nicht unbedingt das andere. Aber es wäre gut, wenn man ein guter Menschenkenner wäre, da die Schauspielerei ja sehr viel mit Psychologie zu tun hat. Das erkennen und umsetzen ist aber noch eine andere Sache. Ich glaube, jeder hat Menschenkenntnis oder zumindest eine gewisse Intuition oder einen Instinkt. Beim einen ist es vielleicht mehr ausgeprägt als beim anderen.

Filmreporter.de: Haben Sie jemals eine Rolle gespielt, in die Sie sich verliebt haben? Die Sie nicht mehr loslassen wollten?

Bauer: Meine Lieblingsrolle ist Zorro, allerdings durfte ich die bisher noch nicht spielen.

Filmreporter.de: Was begeistert Sie an Zorro?

Bauer: Mit Zorro bin ich aufgewachsen. Aber vielleicht lag es mir einfach schon immer, mich für andere einzusetzen, und das hinter einer Maske zu tun, es nicht immer nach außen zu tragen. Das Ziel ist wichtig.

Filmreporter.de: Haben Sie noch Zeit ins Theater zu gehen, oder bevorzugen Sie doch lieber das Kino?

Bauer: Ich gehe lieber ins Kino. Ich schaue mir gerne Filme an. Früher allerdings bin ich lieber ins Theater gegangen. Ich weiß aber nicht wann und warum es diesen Abbruch gab. Kino ist flexibler, am Theater ist man ständig auf Tour. Ich mag in meinem Privatleben einfach flexibler sein. Kinofilme werden rund um die Uhr gespielt. Ich kann entweder um fünf Uhr nachmittags oder um elf Uhr nachts gehen. Beim Theater ist dies nicht so.
erschienen am 12. Juli 2008
Zum Thema
Serien- und TV-Darsteller Ralf Bauer hat neben der Schauspielerei eine zweite große Leidenschaft. Seit vielen Jahren setzt er sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet ein. Zudem organisiert er zahlreiche Benefizveranstaltungen oder Lesungen zu diesem Thema. Zu seinen vielen Hobbys gehören Fechten, Tauchen, Skifahren und Surfen. Letzteres erlernte er speziell für seine Rolle in der Vorabendserie "Gegen den Wind".
Fünf Sterne (Kinofilm)
"Fünf Sterne" erzählt die Liebesgeschichte zwischen Hotelerben Stefan Lindbergh (Ralf Bauer) und dem Zimmermädchen Amelie (Susanna Knechtl). Diese Liebe zwischen Arm und Reich wird nicht als Märchen dargestellt, sondern als moderne Geschichte mit Hindernissen und Problemen. Die erste Staffel der ZDF-Hauptabendserie lief mit großem Erfolg, so dass die Produzenten eine zweite Staffel produzierten.
2024