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Samuel L. Jackson bei der S.W.A.T.-Premiere in Berlin
King of Cool
Interview: Routinierter Allrounder: Samuel L. Jackson
"S.W.A.T. - Die Spezialeinheit" basiert auf der gleichnamigen US-Fernsehserie. Unter der Regie von Kinoneuling Clark Johnson entstand eine bombastische Materialschlacht, in der halb Los Angeles bei spektakulären Auto-Stunts in die Luft zu gehen scheint. Den Jung-Stars Colin Farrell und Michelle Rodriguez steht mit Samuel L. Jackson ein routinierter Allrounder zur Seite. Der 1948 geborene Jackson ("Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger", "Spurwechsel - Changing Lanes") fühlt sich in harten Action-Filmen ebenso wohl wie in sensiblen Dramen ("Die rote Violine") oder Komödien ("Der Prinz aus Zamunda").
erschienen am 30. 11. 2003
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Samuel L. Jackson auf der Berliner S.W.A.T. -Premiere
Ricore Medien: Sie werden als King of Cool bezeichnet. Sehen Sie sich auch so?

Samuel L. Jackson: Das Image haben mir Journalisten verpasst (lacht). Mir bedeutet dass nichts, aber ich kann gut damit leben (grinst).

Ricore: Woher kommt diese Einschätzung?

Jackson: Ich vermute, man schätzt mich wegen meiner Arbeit als coolen Typen ein. Aber meine Rollen suche ich nicht das diesem Kriterium auf. Ich führe auch nicht Buch darüber, wann ich cool bin und wann nicht (schmunzelt).

Ricore: In Ihrem neuen Film geht es um die Arbeit einer Elite-Einheit der amerikanischen Polizei - dem so genannten S.W.A.T. -Team. Haben Sie sich mit den Top Cops getroffen, um sich auf die Rolle des Sergeant Dan "Hondo" Harrelson vorzubereiten?

Jackson: Wir waren zwei Wochen auf einer S.W.A.T.-Schule. Dort haben sie uns Kampftechniken beigebracht und den korrekten Umgang mit Waffen. Diese Pose, wo böse Jungs ihre Knarren schräg halten und losballern ist nämlich absoluter Blödsinn. Damit schießt du dir höchstens in den Fuß oder verrenkst dir die Schulter.
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Action-Spezialisten im Einsatz: Samuel L. Jackson mit Collin Farrell
Ricore: Wie schwer ist die Ausrüstung, die Sie bei den Einsätzen getragen haben?

Jackson: Über 30 Kilo! Um körperlich fit zu sein, ging's während der Dreharbeiten fünf Mal die Woche mit einem Trainer ins Fitnessstudio.

Ricore: Setzen Sie Ihre neu gewonnenen Fähigkeiten zu Hause ein?

Jackson: Ich könnte es versuchen, aber meine Frau würde das wenig beeindrucken (lacht). Und ich hoffe, dass ich meine private Waffensammlung niemals gegen ungebetene Gäste einsetzen muss.

Ricore: Sie haben bereits in vielen Actionfilmen mitgespielt. Was hat sie an ihrer Rolle in "S.W.A.T." gereizt?

Jackson: "S.W.A.T." ist ein schnörkelloser Gut-gegen-Böse-Streifen. Diese Art Filme habe ich mir schon als Jugendlicher gerne mit meinen Kumpels angesehen. Außerdem hat es sehr viel Spaß gemacht, mit diesem tollen Ensemble (Colin Farrell, Michelle Rodriguez, LL Cool J) ziemlich wilde Sachen zu machen.
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Auf der Lauer: Samuel L. Jackson in S.W.A.T.
Ricore: Er lief sehr erfolgreich in USA. Existieren Pläne für eine Fortsetzung?

Jackson: Mir ist zu Ohren gekommen, dass darüber verhandelt wird, die gleichnamige Fernsehserie aus den 70er Jahre zu reaktivieren, also neu zu drehen. Wenn dass passieren sollte, wird es sicher keinen zweiten Kinofilm geben. Aber wer weiß ...

Ricore: Egal, wie dramatisch die Aktionen des S.W.A.T- Teams im Film sind, es sieht irgendwie immer nach Spaß aus. Wollten sie die harten Jungs gut aussehen lassen?

Jackson: Im wirklichen Leben hat diese Elite-Einheit wenig zu lachen, denn sie wird nur bei den krassesten Einsätzen zur Hilfe gerufen. Aber sie werden von der Bevölkerung bewundert, sie sind Helden. Und dem wollten wir gerecht werden.

Ricore: Im Film gehört eine Frau (Michelle Rodriguez) zum Team, die Realität aber sieht anders aus.

Jackson: Dass Schwarze S.W.A.T.-Mitglieder werden können, war auch nicht immer selbstverständlich. Warum also nicht auch Frauen? So ein Powergirl wie Michelle könnten die sicher gut gebrauchen (lacht).

Ricore: Sie haben sechs weitere Filme in Vorbereitung oder bereits abgedreht. Sind Sie ein Workaholic?

Jackson: Es gibt Zeiten, da stapeln sich die Angebote - das war nicht immer so. Zudem bin ich in einem fleißigen Elternhaus aufgewachsen. Aber mein Job ist auch ziemlich nett, je länger ich darüber nachdenke (lacht). Wie viele Menschen haben schon das Glück, den Beruf auszuüben, den sie gerne machen würden und der sie nicht morgens um fünf aus dem Bett scheucht.
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Hat alles im Griff: Samuel L. Jackson in S.W.A.T. - Die Spezialeinheit
Ricore: Sie sind ein Schauspieler, der offenbar alles spielen kann: Crack-Junkie ("Jungle Fever"), Auftragskiller ("Pulp Fiction") , SciFi-Held ("Star Wars") oder Otto Normalverbraucher ("Spurwechsel - Changing Lanes"). Sind Sie zufrieden mit sich?

Jackson: Wenn mich Menschen auf der Straße ansprechen, dann sagen sie 'Ich liebe Ihre Arbeit' und nicht 'Sie sind ein toller Hecht'. Das gefällt mit gut, denn es ist ein Zeichen von Respekt. Für mich ist es wichtig, mir meine eigenen Filme ansehen zu können, ohne das Gefühl zu haben, auf der Leinwand läuft Schwachsinn.

Ricore: Actionfilme werden immer brutaler. Beispiel: "Bad Boys 2". Kein Problem für Sie?

Jackson: Nein. Streifen wie "S.W.A.T." sind doch eindeutig Popcorn-Kino. Wenn Gewalt angewendet wird, dann gewissermaßen konventionell: Es wird geschossen, einer fällt um und fertig.

Ricore: Wollten Sie in den zweiten "Star Wars" -Trilogie mitspielen, um Ihre Familie zu beeindrucken? (Samuel L. Jackson spielt Mace Windu, den Führer des Jedi-Rates).

Jackson: Meine Tochter ist 21 Jahre alt, die juckt der "Star Wars"-Hype wenig (lacht). Aber ich bin ein Riesen-Fan, der schon mit sieben Jahren unbedingt das Laserschwert zücken wollte. George Lucas war zunächst skeptisch, als ich ihn anrief und um eine Rolle bettelte. George aber sah, wie ich in der "Green Screen"- Kulisse herumwirbelte, war er beeindruckt.

Ricore: Befürchten Sie nicht manchmal, dass immer mehr Spezialeffekte die Darsteller zu Statisten degradieren?

Jackson: Ich denke nicht. Wenn sich Menschen in einen dunklen Raum (gemeint ist Kinosaal) setzen, um mit anderen zu zittern, zu weinen oder zu lachen, dann führt dieses Kollektiv-Erlebnis in erster Linie auf gute Darsteller zurück. Emotionen entstehen nicht am Computer.
erschienen am 30. November 2003
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Geboren in Washington, District of Columbia, Spitzname: Sam, King of Cool. Als Teenager will Samuel zunächst Trompeter werden. Auf Empfehlung seines Arztes nimmt er an der Theatergruppe seiner Schule teil, um sein Stottern zu kurieren. Es funktioniert, 1972 schließt er das Studium der Theaterwissenschaften am Morehouse College in Atlanta ab. Privat hat er weiter große Probleme, 1991 macht er einen Drogenentzug - und spielt kurz danach in Spike Lees "Jungle Fever" einen Drogenabhängigen...
Wenn die Jungstars Colin Farrell und Michelle Rodriguez sowie Action-Veteran Samuel L. Jackson gemeinsam als Anti-Terror-Spezialeinheit antreten, fliegen die Fetzen. Die Kinoversion der US-Fernsehserie "S.W.A.T" verfolgt die vermutlich professionellste Polizei-Einheit der Welt bei ihren Abenteuern - und dabei fliegt schon mal so nebenbei halb Los Angeles in die Luft.
2024