Warner Bros. Pictures
Langsam wachsende Liebe zwischen Koyuki und Tom Cruise
Epos mit etwas Liebe und viel Martial-Arts-Action
Interview: Für Cruise eine Frage der Ehre?
Tom Cruise will alles machen, alles können, alles sein. Mit "Last Samurai" fand er nun das perfekte Projekt, mit dem er historisches Epos mit Love Story und Actionfilm kombinieren konnte. Dazu lernte er mit Samurai-Schwertern kämpfen und altjapanisch reden. Ach ja, und einen seelisch gequälten Alkoholiker darf er zu Beginn des Films auch noch mimen. Keine Frage, Cruise versucht sich mit diesem Film ein Denkmal zu setzen. Ob ihm das gelingt wird die Oscarverleihung im März mehr zeigen als alle Einspielergebnisse der Welt zusammen gerechnet.
erschienen am 2. 01. 2004
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Tom Cruise im hoffnungslosen Kampf für die Ehre
Ricore Medien: Ehre ist ein großes Thema in der Philosophie der Samurai - wie wichtig ist Ehre in Ihrem Leben und für unsere westliche Weltauffassung im allgemeinen?

Tom Cruise: Die erste Person , die mir Ehre beigebracht hat, war meine Mutter. Sie erklärte mir den Unterschied zwischen richtig und falsch, und dass ich um das Richtige zu machen, zuerst wissen muss was ich will und den Mut haben, es durch zu ziehen.

Ricore: Was war für Sie die größte Entdeckung als Sie sich auf den Film vorbereiteten, und das Thema recherchierten?

Cruise: Die Samurai waren in erster Linie Lehrer und erst in zweiter Linie Kämpfer. Sie erkannten durch Training dass sie stärker als andere sind, und dass sie dadurch Verantwortung tragen. Die Erkenntnis, dass sie spirituell sind, kommt dann automatisch. Das Kämpfen selbst ist eine Disziplin, die einem Balance, Stärke, Schnelligkeit, und Flexibilität beibringt. Aber das körperliche Training muss mit dem mentalen einhergehen.

Ricore: Von all den Dingen, die sie gelernt haben, was hat Sie am meisten fasziniert?

Cruise: Ich las Bushido. Ich traf Ed Zwick und als ich den Code des Samurai las, war ich wie vom Schlag getroffen. Weil es so hochaktuell für unser Leben ist. Wenn du diese Weisheiten anwendest, kannst du ein glückliches Leben haben. Die Fragen der Ehre und Leidenschaft für alles, was du tust. Dann sprach ich mit Ken Watanabe und Hiroku Sanada darüber, denn unsere Generation weiß nicht viel darüber, und wir sollten diese Philosophie wieder entdecken. Und das gilt nicht nur für unsere westlichen Kulturen, sondern auch für die Japaner selbst. Kaum ein Teenager, der wirklich seine Geschichte kennt, die Geschichte seines Landes. Das ist schade, und muss wieder entdeckt werden.
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Tom Cruise noch ganz westlich gekleidet
Ricore: Wie groß war die Herausforderung eine Rolle mit wenig Dialog und viel Subtext zu spielen?

Cruise: Es war nicht nur das körperliche Training, sondern das Charaktertraining, was so schwierig war. Ich musste japanische Geschichte studieren, um ihn wirklich zu begreifen. Ich las das Drehbuch ein Jahr bevor wir begannen, aber ich hörte nie zu lesen auf, denn es entwickelte sich immer weiter, selbst als wir schon drehten. Das ist übrigens immer Teil meiner Arbeit: du hast eine Story und die Figur. Und wie passt die Figur in die Story, du musst die Struktur verstehen, denn so verstehst du die Szene nicht. Im Drehbuch heißt es ja nicht: der Junge schneidet Grimassen in seine Richtung. Das muss ich mir selber denken und dann hineinverarbeiten. Ich muss meinen Impulsen erlauben, dass sie sich ausspielen. Ich beurteile das auch nicht, ich tue es einfach. Und das ist der Spaß am Schauspiel: Momente passieren zu lassen. Damit schafft man Konflikt und Drama.

Ricore: Ed Zwick redet immer über Ihre Leidenschaft für die Arbeit, haben Sie da überhaupt noch Energie für Ihre Familie?

Cruise: Das muss man inkludieren. Man kann nicht eins unter dem Ausschluss des anderen tun. Ich lebe mit meiner Schwester und ihrer Familie, und mit meinen Kindern. Ich reise mit ihnen, nehme sie überallhin mit. Man muss auch seiner Familie alles geben, nicht nur der Arbeit. Ich mache keine halben Sachen. Ich bin gar nicht fähig, halbe Sachen zu machen. Ich gebe meinen Kindern alles, vor allem Zeit.

Ricore: Im Film werden Sie eine Vaterfigur für die Kinder, aber Sie lernen auch von Ihnen. Ist das für Sie als Vater auch so?

Cruise: Das wäre wohl eine Frage, die man eines Tages meinen Kindern stellen sollte. Was ich von ihnen lerne ist der Mut zur Überraschung. Ich rede ja nicht gern über meine Kinder. Aber soviel sage ich: ich rede sehr viel mit ihnen, sie sind bereits richtige Leute, mit Meinungen, die wollen gehört und respektiert werden. Sie überraschen mich täglich mit etwas. Sie sind smart, sie sind unglaublich instinktiv. Die hatten eine ganz genaue Meinung zum Bürgerkrieg, nachdem sie ihn in der Schule gelernt hatten.

Ricore: Dieser Tage sieht man kaum einen amerikanischen Film ohne östlichen Einfluss. Haben die Kung-Fu-Filme den amerikanischen Actionfilm verändert?

Cruise: Edward Zwick hat damit begonnen. Und jetzt ist es überall. "Matrix", "Kill Bill", verschiedene Actionkomödien. Aber "Last Samurai" hat was besonderes, es erinnert mich an Kurosawas Filme. Ich wollte diesen Film machen, weil er ungeheuer kinotauglich ist. Und das Kampfelement des Films eignet sich visuell natürlich hervorragend für einen Film. Aber was mich wirklich fasziniert hat, war die Story.
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Tom Cruise an der Seite des letzten Samurai
Ricore: Was halten Sie von Kurosawa? Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Cruise: Ja, "Die sieben Samurai", das ist ein universales Thema. Er brachte da Menschlichkeit mit ungeheurem Stil und Grazie auf die Leinwand. Je mehr ich reise, desto mehr wird mir klar wie viel Menschen überall miteinander gemeinsam haben. Wir haben einen gemeinsamen roten Faden, ganz gleich woran wir glauben, wie wir aufwuchsen, wie viel Geld wir haben.

Ricore: Die Thematik wo eine Kultur sich einer anderen aufzwingen will mag in diesem Film ja im 19.Jahrhundert spielen, ist aber gerade heute mit dem Irakkrieg hochaktuell. Was stört Sie an Amerika und seiner Politik?

Cruise: Mich stört, wenn man für Schulbildung zahlen muss. Ich bin Scientologe, ich habe viel Geld für Wissen ausgegeben. Aber ich konnte mir das leisten. Wenn Leute heute studieren, dann lernen sie etwas auswendig. Das ist nicht Wissen, das ist nicht lernen. Wenn man Kinder endlich erziehen würde, dass sie ihr Wissen auch anwenden können, dann hätten wir intelligentere, gebildete Leute. Und heute stopft man Kinder mit Drogen voll, weil sie zuviel Energie haben und daher mit ADD (attention deficit disorder) diagnostiziert werden. In Amerika sind achteinhalb Millionen Kinder auf Ritalin. Wenn wir das nicht stoppen, dann sind das in einigen Jahren 40 Mio. Das ist eine ernsthafte Droge, genau wie PCP. Wenn man die Kinder davon wegbringen will, gehen sie erst mal auf cold turkey, und sie sind selbstmordgefährdet. Und keiner redet drüber! Was darüber geschrieben wird, ist von den der Pharmaindustrie beeinflusst. Wir sollten uns keine Sorgen über kolumbianische Drogenbosse machen, sondern erst mal vor der eigenen Tür kehren und die gefährliche Verbindung zwischen Ärzten und der Pharmaindustrie aufdecken. Ich weiß wovon ich spreche, denn ich war dabei wie man Kinder davon wegbringen wollte. Ich habe die Nebeneffekte gesehen. Es ist verdammt erschreckend. Heroinsüchtige vergleichen ihr erstes High mit dem ersten High von Ritalin - denn heute kriegst du's schon auf der Strasse. Zum Glück wurde endlich ein Gesetz erlassen, dass es Schulen, Lehrern, Ärzten verbietet Werbung dafür zu machen.

Ricore: Scientology ist nach wie vor sehr umstritten - Sie haben nie aufgehört, es zu verteidigen. Was ist wirklich so wichtig für Sie?

Cruise: Scientology hat mir die Werkzeuge gegeben mehr und besser der zu sein, der ich sein will. Meine Lebensphilosophie spiegelt sehr wohl Scientology wieder. Ich glaube, dass Menschen im Grunde gut sind, dass man sie mit Würde und Respekt behandeln soll, dass man verschiedene Meinungen akzeptieren soll. Und als ich Scientology las und lernte, kam für mich alles zusammen, denn es bestätigte, woran ich ohnehin schon glaubte. Und noch was: bei Scientology ist es völlig gleichgültig welche Religion man hat. Ich versuche Lebensbedingungen zu verbessern: für mich, meine Familie, meine Freunde, die ganze Welt. Und ich werde weitergeben, was mir geholfen hat. So lebe ich mein Leben. Ich weiß, was ich weiß.
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Tom Cruise kämpft im Samurai-Panzer für den Oscar
Ricore: Wie wählen Sie Ihre Filmprojekte?

Cruise: Instinkt. Ich habe keine Strategie. Es muss mich bewegen, eine Herausforderung sein. Ich frage mich immer: will ich das sehen? Und wenn die Antwort ja, ist, dann ist die nächste Frage: will ich daran arbeiten Ich mag Actionfilme, ich mag Dramas und ich mag große Epen mit riesigen Schlachtszenen. Ich liebe es in ihnen zu spielen und sie zu produzieren. Ich will damit kein Statement machen, dass ich der größte Actionstar oder der größte Filmproduzent sein will, weil mich viele verschiedene Themen interessieren.?

Ricore: Sie hätten ursprünglich in "Unterwegs nach Cold Mountain" spielen sollen - sind Sie wegen Ihrer Exfrau ausgestiegen?

Cruise: Nein, ich habe stattdessen "Last Samurai" gewählt. Jude Law wird in der Rolle sicher großartig sein. Und Nic, darüber brauchen wir ja gar nicht reden. Als ich das Drehbuch las, war ich schon davon überzeugt, dass das eine hervorragende Rolle für sie ist.

Ricore: Werden Sie Penélope Cruz heiraten?

Cruise: Steht nicht in meinem Lebensplan, zumindest nicht dieses Jahr! Nicht zu Weihnachten! Ich liebe Penélope wirklich. Sie ist eine wundervolle Person und wir haben viel Spaß miteinander.

Ricore: Welche romantischen Dinge tun Sie für sie?

Cruise: Ich mache Sachen, wo ich weiß, das mag sie. Ich weiß, sie mag rote Rosen. Also bringe ich öfter mal eine mit nach Hause.

Ricore: Eine? Können Sie sich kein Dutzend leisten?

Cruise: (lacht) Na ja, Penélope liebt keine großen Geschenken. Sie mag keine Juwelen. Sie will lieber kleine Aufmerksamkeiten wie Nachrichten auf Zetteln, Briefe, oder Anrufe, wenn sie mal länger weg ist.
erschienen am 2. Januar 2004
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Last Samurai (Kinofilm)
Edward Zwick hat schon als Regisseur von "Legenden der Leidenschaft" mit Brad Pitt und Sir Anthony Hopkins gezeigt, dass er mit historischen, hochgradig emotionalen Stoffen dieser Epoche umgehen kann. Genau der richtige Mann also für ein Projekt wie "Last Samurai". Tom Cruise spielt Captain Nathan Algren, einen Veteranen, der einst in der Bürgerkriegs-Schlacht von Gettysburg kämpfte. Doch die Welt ist im Wandel begriffen, und wo es einst um die Ehre und das Vaterland zu gehen schien, stehen..
2024