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Hans-Christoph Blumenberg
Lob für Hans-Christoph Blumenberg
Interview: "Mache gern kleine Kinofilme"
Hans-Christoph Blumenberg hat eine wunderbar ruhige und tiefe Stimme. Hat er es damit geschafft, sechs namhafte deutsche Schauspielerinnen für seinen Low-Budget-Film "Warten auf Angelina" vor die Kamera zu holen? Im Interview mit Ricore spricht der 1948 in Brandenburg geborene Regisseur auch über die Unterschiede zwischen Fernseh- und Kinofilmen.
erschienen am 8. 01. 2009
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Warten auf Angelina
Ricore: Sie waren auch als Filmkritiker tätig. Was halten Sie von den Reaktionen auf Ihren neuen Film "Warten auf Angelina"?

Hans-Christoph Blumenberg: Kritiken hat es bisher nur zur Premiere in Hof gegeben. Darüber war ich sehr glücklich. Der Film ist dort sehr gut angekommen. Die Texte kann man in einigen wichtigen Blättern wie der FAZ und der SZ nachlesen, in denen der Film sehr freundlich und positiv besprochen wurde. Ansonsten geht es mir nicht anders als anderen Kollegen, die Filme machen. Man liest Kritiken, unabhängig davon, ob man selbst einmal Kritiker war. Bei mir ist das ja schon 25 Jahre her.

Ricore: Wurden Brad Pitt und Angelina Jolie über den Film informiert?

Blumenberg: Nein. Ich nehme an, dass sie inzwischen wissen, dass es den Film gibt, weil einiges darüber im Internet zu lesen ist. Und die beiden sind ja öfters in Berlin. Sicher bin ich aber nicht. Es gab ja auch keinen Grund, sie zu informieren, weil der Film im weitesten Sinne von ihrer Abwesenheit handelt, statt von ihrer Anwesenheit.

Ricore: Durch seine Beschränkung auf einen Ort könnte man "Warten auf Angelina" auch leicht fürs Theater adaptieren…

Blumenberg: Ich habe zwei Theaterstücke in den 1990er Jahren inszeniert, darunter auch das Stück "Kunst" von Yasmina Reza mit Ulrich Tukur, Dominique Horwitz und Christian Redl an den Hamburger Kammerspielen. Was "Warten auf Angelina" angeht, haben Sie Recht. Die Handlung konzentriert sich auf eine Wohnung und eine Terrasse. Über eine Theaterinszenierung könnte man sicher nachdenken, aber da gibt es noch keine konkreten Pläne.
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Florian Lukas in "Warten auf Angelina"
Ricore: Haben Sie selbst schon einmal fürs Theater geschrieben?

Blumenberg: Nein, bisher noch nicht und habe es auch nicht vor.

Ricore: Sie drehen viel fürs Fernsehen. Wo liegen die Unterschiede zum Kinofilm?

Blumenberg: Es kommt auf das Projekt an. Es war ein sehr kleiner Film, der auch sehr spontan entstanden ist. Den hätte man mit den üblichen Fernsehbedingungen nicht machen können. Ich habe mich auch gar nicht um eine Fernsehkoproduktion bemüht, weil der Film zwei Monate nachdem ich die Idee dazu hatte schon gedreht wurde. Wenn man mit dem Fernsehen arbeitet, dauert es sehr viel länger bis man Zusagen bekommt. Das hätte der Spontanität des Projektes eher geschadet.

Ricore: Auch weil mehr Leute reinreden?

Blumenberg: Nein, es geht nicht einmal ums Reinreden, sondern weil es sehr lange dauert. Das sind bürokratische Apparate. Das heißt, die Entscheidungsprozesse beim Fernsehen, ob man sich bei einem Projekt beteiligt oder nicht, dauern nicht in ein paar Wochen, sondern Monate oder Jahre.
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Hans-Christoph Blumenberg
Ricore: Warum hat es so lange gedauert, bis Sie wieder ein Kinoprojekt in Angriff nahmen?

Blumenberg: Ich habe in den 1980er und 1990er Jahren auch Kinofilme gemacht. Mein letzter Film war "Planet der Kannibalen" 2001, ebenfalls mit Florian Lukas und Barbara Auer. Danach habe ich fürs Fernsehen gearbeitet. Viel hängt auch von der Frage ab, wie und wann finde ich einen geeigneten Stoff, von dem ich meine, dass er fürs Kino geeignet wäre. Bei "Warten auf Angelina", der ein sehr komödiantischer Film ist, gleich das Gefühl, dass er fürs Kino geeignet ist. Das kann man nicht von allen Projekten behaupten, die man macht.

Ricore: Wie viel brachten sich die Schauspieler selbst ein, wie viel war vom Drehbuch vorgegeben?

Blumenberg: Grundsätzlich ermutige ich meine Schauspieler dazu, sich einzubringen. Zumal wenn ich sie so gut kenne wie Florian Lukas, mit dem ich schon diverse Filme gemacht habe. Speziell Florian war dem Projekt sehr nahe. Auch Kostja Ullmann hat viel beigetragen. Der Film ist dennoch zu 90 Prozent geschrieben. Wenn ein Rest an Improvisation ist, dann ist er nicht sehr groß. Er folgt schon weitestgehend dem Drehbuch.

Ricore: Welche Frage würden Sie sich selbst zu diesem Film stellen?

Blumenberg: Das ist eine Frage, die mir immer gestellt wird und auf die ich nie eine Antwort weiß (lacht). Ich weiß es einfach nicht. Sie fragen, ich antworte. Das ist das Spiel.
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Florian Lukas, Kostja Ullmann in "Warten auf Angelina"
Ricore: Wie schaut es mit künftigen Kinoprojekten aus?

Blumenberg: Es wird sicher weitere Kinoprojekte geben, im Moment gibt es aber nichts Konkretes. Zunächst gilt es, diesen Film ins Kino zu bringen, was auch eine größere Kraftanstrengung für mich als Produzent ist. Ich mache auch eine Kinotour, teilweise mit Darstellern wie Florian Lukas und Anna Brüggemann. Die Hauptpremieren werden am 7. und 8. Januar 2009 in Hamburg und Berlin sein. Am 10. Januar sind wir dann in München.

Ricore: Sie sind jetzt gerade in Hamburg. Wo leben Sie?

Blumenberg: Ich lebe in Hamburg und Berlin. Ich habe in beiden Städten Wohnungen, aber mein Hauptwohnsitz ist nach wie vor Hamburg.

Ricore: Haben Sie in Hamburg auch eine Dachwohnung - wie die in Berlin, in der ja der Film spielt?

Blumenberg: In Hamburg? Nein. (lacht). Da wohne ich in einer ganz normalen Wohnung in Hamburg-Winterhude.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 8. Januar 2009
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Der 1947 im Brandenburg geborene Hans-Christoph Blumenberg ist als Regisseur, Autor und Produzent tätig. In den 1970er Jahren war er zudem ein bekannter Filmkritiker. Schon damals drehte er Dokumentationen rund um das Thema Film. Seit den 1980er Jahren scheibt und inszeniert er kleinere Kinofilme und Dokumentationen und dreht unter anderem "Tatorte" fürs Fernsehen. Die FAZ hält Blumenberg für einen "der besten deutschen Fernsehregisseure".
Ein gegensätzliches Paar muss sich in ihrer illegal okkupierten Dachwohnung zusammenraufen und beim Warten auf Angelina Jolie mit den dort reihenweise auftauchenden Damen zurecht kommen. Die von Hans-Christoph Blumenberg pointiert inszenierte Komödie ist ein geistreiches Kammerspiel: Neben Jana Pallaske und Anna Brüggemann haben unter anderen Gudrun Landgrebe und Barbara Auer bemerkenswerte Kurzauftritte.
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