Central Film
Michael Roll in Action
Vom Schauspieler zum DVD-Junkie
Interview: Michael Roll und seine Träume
Michael Roll ist dem breiten Publikum vor allem als Fernsehdarsteller ein Begriff. Im Kinderfilm "Das Morphus Geheimnis" spielt er einen Familienvater, der durch eine magische Musik in Hypnose versetzt wird. Mit uns sprach der sympathische Schauspieler über die Herausforderung bei Schlafszenen, über erfüllte Lebensziele und nachzuholende Träume.
erschienen am 18. 01. 2009
Central Film
Das Morphus Geheimnis
Ricore: Sie spielen in "Das Morphus Geheimnis" einen Vater, der Angst hat, dass sein Sohn verweichlicht wird…

Michael Roll: Ich habe drei Töchter, daher kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Aber ich glaube, jeder Vater wünscht sich, dass sein Sohn ein Superheld ist.

Ricore: Sind Sie selbst ein Superheld?

Roll: Nein überhaupt nicht, ich bin eher feige.

Ricore: Inwiefern?

Roll: Ich bin jemand, der Risiken sehr genau abwägt.

Ricore: Was ist für Sie feige?

Roll: Ich glaube ich bin nicht feige in dem Sinne, dass ich weglaufe, wenn irgendwo etwas passiert. Aber ich würde nicht auf den Mount Everest klettern.
Central Film
Das Morphus Geheimnis
Ricore: Dennoch gibt es im Film auch Stunts. Haben Sie die selbst gedreht?

Roll: Ich fahre mit einer umgebauten Bank einen Abhang hinunter. Aber das geschieht aus Verzweiflung. Meine Filmfigur sieht, wie sein Sohn mit dem Koffer ins Rutschen gerät und den Hang hinab schlittert und er rast hinterher, weil er ihm helfen will.

Ricore: Es ist nicht das erste Mal, dass Sie mit Kindern zusammen gearbeitet haben…

Roll: Nein, aber die Dreharbeiten hier waren super. Jonas ist ein ganz gewieftes Bürschchen, ein quirliger, kleiner, kluger Kopf und es hat viel Spaß gemacht, mit ihm zu drehen. Allerdings haben wir viele Jungs gecastet. Ich war bei den Probeaufnahmen dabei, da ich Regisseurin Karola Hattop schon recht lange kenne. Es ist auch für das Kind wichtig, zu spüren, mit wem man spielt.

Ricore: Ihre Rolle ist sehr klein. Was hat Sie am Drehbuch am meisten begeistert?

Roll: Es ist eine wunderschöne Märchengeschichte. Selbst als Erwachsener sagt man sich, wenn ich das als Kind hätte erleben dürfen, das wäre toll gewesen. Das sind Tagträume, die jedes Kind hat. Wer wünscht sich nicht, mal etwas Magisches oder Mystisches in den Händen zu halten, mit dem man die Welt verändern kann?

Ricore: Glauben Sie als Erwachsener noch an magische Dinge?

Roll: Ich weiß es nicht. Ich glaube, es gibt etwas zwischen Himmel und Erde, was wir mit unseren normalen Sinnen nicht verstehen. Irgendwelche Energien, die durch die Gegend schwirren, die nicht tastbar sind. Das gibt es bestimmt.
Central Film
Michael Roll im Hubschrauber
Ricore: Zurück zu Ihrem Auftritt in "Das Morphus Geheimnis". Die meiste Zeit verbringen Sie ja schlafend…

Roll: Was nicht schlecht ist. Das hat ja auch mal was.

Ricore: Inwiefern war die Rolle eine Herausforderung für Sie?

Roll: Das Schwierige ist, dass man auf nichts reagieren darf. Auch wenn Oliver Korittke vor dir steht, dich tief anschaut, dich herum schubst oder dirigiert, darf man nicht darauf reagieren und schon gar nicht den Blick fokussieren. Man muss aufpassen, dass man nicht plötzlich mit den Augen reagiert. Meine Situation war ja mehr ein Hypnoseschlaf, der durch die Morphus-Melodie entsteht.

Ricore: Haben Sie eine besondere Beziehung zu Beethoven und seiner Musik?

Roll: Nein, ich war früher aber Skilehrer und habe angefangen, Gitarre zu spielen. Ich ging als lustiger Lagerfeuermusiker durch. Aber das war's auch schon. Ich habe als Kind und Jugendlicher zwar auch Klavierspielen gelernt, aber mehr war da nicht.

Ricore: Sie haben demnach schon Spaß an der Musik?

Roll: Auf jeden Fall. Aber ich würde nie eine Karriere in dieser Hinsicht betreiben. Meine Tendenz liegt eher zwischen Rock und Lagerfeuermusik.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Michael Roll
Ricore: Als ehemaliger Skilehrer und Hubschrauberpilot müssen Ihnen die Dreharbeiten sehr gelegen haben?

Roll: Ja, sie waren perfekt. Zudem war es der Hubschrauber meines Fluglehrers. Ich war schon etwas wehmütig, und habe mir gedacht, wie schön wäre es, das Ding selbst zu fliegen. Aber das ging halt nicht.

Ricore: Sehen Sie manchmal mit einem traurigen Auge zurück, die Laufbahn als Schauspieler und nicht die eines Piloten eingeschlagen zu haben?

Roll: Nein, weil ich jetzt in der glücklichen Situation bin, fliegen zu dürfen und nicht zu müssen. Das verdanke ich dem Beruf der Schauspielerei, in dem ich so viel Glück und Erfolg gehabt habe, und der mir so viel Freude bereitet hat. Dadurch konnte ich mir meinen Lebenstraum des Fliegens schlussendlich erfüllen. Aber es ist gut zu wissen, dass ich es für meinen Broterwerb nicht tun muss.

Ricore: Ich habe gelesen, Sie würden gerne mal Indiana Jones oder einen Piraten spielen. Stimmt das?

Roll: Ja klar, Räuber und Gendarm-Spiele sind doch spannend.

Ricore: Kommt da dieses Heldenhafte zum Vorschein?

Roll: Ich würde sagen, das ist das Kind im Manne. Sowas hat man früher als Kind im Hinterhof gemacht und manchmal wünscht man sich, dass man das als Erwachsener im Film wieder wiederholen kann. Sich einfach wieder mal so richtig austoben. Aber vielleicht kommt ja mal eine Rolle als Hubschrauberpilot, wo ich selbst fliegen darf.
Central Film
Michael Roll in "Das Morphus Geheimnis"
Ricore: Kommen Sie privat noch zum Fliegen?

Roll: Mein zeitlicher Aufwand als Schauspieler übers Jahr verteilt ist nicht so groß. Ich hatte 2008 rund 80 Drehtage, da bleiben noch gute 250 Tage für Freizeit übrig. Aber richtig Freizeit ist das natürlich nicht, denn an einem Drehtag hängt Vorbereitung, Reisen, Kostümproben etc. Vor Weihnachten war ich für drei Wochen in Afrika, da beträgt alleine die Anreise fast drei Tage.

Ricore: Haben Sie als Schauspieler noch Lust, ins Kino zu gehen?

Roll: Lust schon, aber dafür ist der Zeitaufwand groß.

Ricore: Was war Ihr letzter Film im Kino?

Roll: Das ist schon lange her, das weiß ich nicht mehr. Ich bin in letzter Zeit zu einem DVD-Junkie mutiert. Ich bin eher einer, der wartet, bis die Filme auf DVD kommen, dann kann man sich das zu Hause gemütlich machen, wenngleich das natürlich nicht mit dem Kinoerlebnis vergleichbar ist.

Ricore: Zurück zum Kinderfilm: Was muss für Sie ein guter Kinderfilm enthalten?

Roll: Der Film darf natürlich nicht ängstigen, er darf keine Brutalitäten enthalten, wo Kinder Alpträume kriegen. Er darf sie aber schon in Spannung versetzen, allerdings auf einem Kind gerechten Niveau. Ich finde viele Walt Disney Filme emotional grenzwertig. Ich mach mir meine Gedanken, ob die für Kinder wirklich geeignet sind. Zuletzt dachte ich mir das bei "Tarzan", der etwas derbe ist. Auch bei "König der Löwen". Hier wird mit Themen gespielt, die für Kinder schwer zu verdauen sind. Man kann auch "Tom und Jerry" nennen, oder die Serie mit dem Kater und Tweety. Hier sprengen sich die Charaktere permanent in Luft oder schießen aufeinander. Die Serien sind zwar niedlich gemacht, strotzen aber vor Gewalt.
Graf Film
Michael Roll in "Das Weihnachts-Ekel"
Ricore: In Deutschland hat sich in den letzten Jahren bezüglich Kinderfilme sehr viel getan.

Roll: Ja, es gibt ganze Reihen von guter Kinderfilme. Mein Vater beispielsweise verfilmte 2006 "Der Räuber Hotzenplotz". Dann gibt es noch "Die wilden Hühner", "Die wilden Kerle" oder auch "Herr Bello". Das sind wunderschöne Kinderfilme. Hier in Deutschland wird der Kinderfilm zum Familienfest. Man geht gemeinsam ins Kino. Es ist auch wichtig, dass ein Kinderfilm nicht so kindlich ist, dass er für Erwachsene nicht mehr schön ist. Es muss auch Erwachsenen Spaß machen. Und ich hoffe, dass uns das mit "Das Morphus Geheimnis" gelungen ist. Es ist eine schöne Story, von der sich jeder wünscht, sie mal selbst erlebt zu haben.

Ricore: Hatten Sie als Kind Träume, die Sie noch verwirklichen wollen?

Roll: Meinen Hauptraum, die Fliegerei, habe ich mir ja erfüllt. Aber es gibt natürlich viele Träume. Ich dachte mir, eine Lebensaufgabe ist es, die ganze Welt zu sehen. Dann kann man sich mit 102 Jahren beruhigt in sein Bettchen legen und einschlafen. Aber das ist nicht machbar. Allein wenn man jeden Tag eine der Philippinischen Inseln besuchen würde, müsste man ein paar hundert Jahre alt werden, um alle betreten zu haben.

Ricore: Aber als Schauspieler ist diese Lebensaufgabe ideal…

Roll: Klar, ich durfte in den letzten zwei Monaten zwei Mal nach Namibia fliegen, um dort zu drehen. Das ist schon ein großes Privileg.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 18. Januar 2009
Zum Thema
Michael Roll wird am 29. April 1961 geboren. Den Bezug zum Filmgeschäft hat der Münchner seit seiner Kindheit. Vater Gernot arbeitet als Kameramann und Regisseur und ist seit 2002 Der König" bekannt, die von 1994 bis 1998 im Fernsehen zu sehen ist. Seine Engagements wechseln zwischen Krimi ("Ein Fall für Zwei"), Kinderfilm ("Das Morphus Geheimnis") und Komödie ("Die Hüttenwirtin"). Der TV-, Kino- und Theaterschauspieler ist geschieden und hat drei Töchter.
Nicki (Jonas Hämmerle) ist schüchtern, aber ein begnadeter Trompeter. Durch Zufall gelangt die magische Morphus-Komposition von Ludwig van Beethoven in seinen Besitz. Während Nicki nichts davon ahnt, heften sich zwei geldgierige Ganoven an seine Fersen. Damit beginnt Nickis bisher größtes Abenteuer. Regisseurin Karola Hattop bedient in ihrem Kinderfilm zwar allerlei Klischees, der Spaßfaktor und die Unterhaltung kommen für die Kleinen dennoch nicht zu kurz.
2024