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Felicitas Woll am SEt von "Liebe Mauer"
Felicitas Woll über ihre Einsamkeit
Interview: Ich lebe in den Tag hinein
Eigentlich wollte Felicitas Woll (23) ja Krankenschwester werden, doch dann kam alles anders: 1998 wurde sie in einer Disko entdeckt, gewann vier Wochen später ihr erstes Casting und verpflichtete sich für drei Jahre bei der TV-Serie "Die Camper". "Berlin, Berlin" und die Kinoproduktionen "Mädchen Mädchen!" brachten kurz darauf den Durchbruch und etablierten sie als viel beschäftigte Jungschauspielerin. Wir besuchten Felicitas bei den Dreharbeiten für "Abgefahren", einer romantischen Kinokomödie über den ewigen Kampf der Geschlechter.
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erschienen am 29. 03. 2004
Concorde Filmverleih
Inniglich: Sebastian Ströbel beim Tanz mit Felicitas Woll
Ricore: Hallo Felicitas, hast du neben dem Dreh noch Zeit für dich selbst?

Felicitas Woll: Wir haben meistens nachts gedreht. Ich war dann tagsüber so müde, dass ich nicht viel von München mitbekommen habe. Wenn ich mal unterwegs war, dann in Cafés oder am Isarufer.

Ricore: Bist du auch sonst viel beschäftigt?

Woll: Dieses Jahr ging es schon ziemlich rund. Aber ich habe mich auf einen vollen Terminkalender eingestellt. Es ist ein schönes Gefühl, und deswegen nehme ich mit, was geht.

Ricore: Und dein Privatleben?

Woll: Momentan erkenne ich, was es heißt, privat zurückzustecken. Sich von Familie und Freunden zu distanzieren und fast keine Zeit mehr für sich selbst zu haben. Deswegen werde ich mir nächstes Jahr ein bisschen mehr Freizeit nehmen.

Ricore: Fällt dir diese Distanzierung nicht schwer?

Woll: Ich bin zum Glück ein Mensch, der gut alleine sein kann. Ich bin jetzt seit sieben Jahren im Geschäft und habe mich allmählich an die Einsamkeit gewöhnt. Früher hatte ich starkes Heimweh, heute ist das kein Problem mehr. Ich bin mit meinem Beruf echt zufrieden.
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Legt in "Abgefahren - Mit Vollgas in die Liebe" selbst Hand an: Felicitas Woll
Ricore: Zumal du dir inzwischen eine richtige Fangemeinde erarbeitet hast. Im Internet findet man sogar "Felicitas Woll"-Foren.

Woll: Ich bin zwar kein Internetfreak, aber so etwas interessiert mich dann schon. Neulich zum Beispiel schrieb ein Fan ganz aufgeregt, dass ich mich irgendwo versprochen hätte. (lacht) Ich dachte mir nur: Ja, auch das passiert! Felicitas verspricht sich mal. (lacht) Über was sich Leute manchmal unterhalten können! Aber ich finde es schön, wenn so viele an meinem Leben Anteil nehmen.

Ricore: Hast du dort auch schon einmal eine Nachricht hinterlassen?

Woll: Ja, aber es ist zwecklos. Kein Mensch glaubt mir, dass ich wirklich Felicitas bin.

Ricore: Erkennt man dich mittlerweile auf der Straße?

Woll: In München nur vereinzelt, aber in Berlin ist es echt heftig. Da werde ich ab und zu von Passanten gefragt, ob sie mich kurz berühren dürfen. So etwas ehrt und erschreckt mich zugleich. Denn mit so einer Popularität habe ich nie gerechnet.

Ricore: In Kürze startet die dritte Staffel von "Berlin, Berlin". Keine Angst, dass sie vielleicht floppen könnte?

Woll: Diese Panik haben wir uns schon bei der ersten Staffel abgewöhnt. Damals gab es keinen Garant für Erfolg, und wir rechneten grundsätzlich mit allem. So ist das heute auch noch.
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Im Leben schon mal Einsam
Ricore: Wenn du keine Angst vor Misserfolgen hast, warum hast du dann deine Rolle in "Mädchen, Mädchen 2" abgelehnt?

Woll: Ganz einfach: Ich hatte keine Zeit. Die Verträge zu "Abgefahren" waren schon unterschrieben. Trotzdem drücke ich der gesamten Truppe die Daumen. Hoffentlich entsteht kein Konkurrenzkampf - so etwas finde ich nämlich affig.

Ricore: In "Abgefahren" geht es mitunter um schnelle Autos und die Frage, welches Geschlecht nun besser fahren kann.

Woll: Frauen sind die besseren Autofahrer, ganz klar. Männer fahren besser...(Pause)...mit dem Bus. (lacht) Ich persönlich fahre auch gern Auto. Am besten gefallen mir Oldtimer.

Ricore: Was machst du, um immer fit zu bleiben?

Woll: Kaffee trinken! Aber nur manchmal. Übrigens habe ich gerade aufgehört zu rauchen. (seufzt) Das macht mich noch fitter. Aber jetzt esse ich stattdessen immer Süßigkeiten. (lacht)

Ricore: Wie viel arbeitest du im Schnitt pro Tag?

Woll: Kommt immer auf das Projekt an. Kinofilme sind für mich echte Erholung. In acht Stunden drehen wir ein bis zwei Filmminuten. Bei "Berlin, Berlin" dagegen kommt es schon mal vor, dass wir in sechzehn Stunden volle acht Minuten schaffen müssen.

Ricore: Deine aktuelle Rolle Mia ist sehr selbstbewusst, sie lässt sich nicht unterkriegen. Treffen diese Eigenschaften auch auf dich zu?

Woll: Ich kann sehr wohl meinen Mann stehen. Ich sage, wenn mir etwas zu weit geht. In dieser Hinsicht lebe ich also meine männliche und weibliche Seite aus.
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Deutsche Nachwuchshoffnungen Sebastian Ströbel und Felicitas Woll
Ricore: Das Motto des Films lautet: "Schick keinen Mann, wenn es eine Frau besser kann." Was genau können Frauen besser?

Woll: Vielleicht diskutieren? Aber eigentlich sollte man die Fähigkeiten nicht gegeneinander aufwiegen. Im Endeffekt sind wir ja doch alle gleich, auch wenn das jetzt ein bisschen blöd klingt.

Ricore: Kannst du uns das genauer erklären?

Woll: Na ja, bis zu einem gewissen Entwicklungsgrad des Menschen steht nicht fest, ob er später Mann oder Frau wird. In jedem von uns steckt also die Veranlagung für beide Geschlechter. Man muss nur darauf achten, dass sich beides in der Waage hält. Bestimmte Eigenschaften darf man einfach nicht zu stark übertreiben. Dann funktionieren auch Beziehungen.

Ricore: Auf welchen Typ Mann stehst du persönlich?

Woll: Ob Macho oder Softie ist mir egal. Nur der Richtige muss es sein. Ich muss ihn treffen, kennen lernen und mich verlieben.

Ricore: Was sind deine Träume für die Zukunft?

Woll: Ich habe keine wirklichen Träume. Ich lebe vielmehr in den Tag hinein und lasse mich überraschen. Eigentlich möchte ich nur glücklich sein, schöne Rollen spielen und meine Eltern regelmäßig sehen - damit ich nicht irgendwann in der Einsamkeit ende. Und noch etwas: Mein Ziel ist nicht unbedingt Hollywood. Nur wenn sie mich für ein Märchen haben möchten. Dann bin ich sofort zur Stelle. (lacht) Aber jetzt bleibe ich erst einmal in Deutschland und mache hier mein Ding.
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Die dunkelhaarige Schauspielerin wurde in einer Landdisco für die Rolle in der Sitcom "Die Camper" entdeckt. In der Teeniekomödie "Mädchen Mädchen!" lechzte sie ihrem ersten Orgasmus hinterher. Der große Durchbruch kam als Landei Lolle in der TV-Serie "Berlin, Berlin". Das Privatleben steht für Felicitas trotz der beachtlichen beruflichen Erfolge an erster Stelle. Für ihre Schwangerschaft legte sie ihre Filmkarriere für einige Zeit aufs Eis.
Mia (Felicitas Woll) träumt davon, eines Tages als jüngste Fahrerin bei der Rallye Paris-Dakar dabei zu sein. Zufällig lernt sie eine hippe Community kennen, die Außerhalb der Stadt geheime Autorennen veranstaltet. Sie verliebt sich in den Star der Szene, Cosmo (Sebastian Ströbel). Bald steht ihr Traum ihrem Liebesglück im Weg und sie selbst zwischen mehreren Stühlen. "Edel & Starck"-Regisseur schickt den "Berlin Berlin"-Star auf die Rennpiste, auf dass es nur so stinkt und kracht.
2024