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Hugh Dancy (in "Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin"
Britischer Strahlemann erstmals in Berlin
Interview: Hugh Dancy übers Shoppen
Der gutaussehende britische Nachwuchs-Schauspieler Hugh Dancy kann neben einer Karriere als Modell auch einen Abschluss in Englischer Literatur in Oxford vorweisen. Mit Filmreporter.de sprach er über Männer, die einkaufen, Fashion Victims, seine Verlobte Claire Danes und anspruchsvolle kleine Filme wie "Adam". Natürlich gings auch über "Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin", in dem er an der Seite von Isla Fisher erstmals eine komische Rolle übernahm.
erschienen am 11. 03. 2009
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Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin
Ricore: Gehen Sie gerne einkaufen? Normalerweise machen Männer das nicht so gerne?

Hugh Dancy: Die letzten Monate sprach ich viel über das Einkaufen. Männer gehen einkaufen. Vielleicht kaufen sie nicht auf die gleiche Art und Weise und vielleicht kaufen sie auch nicht die gleichen Sachen, aber sie kaufen auch. Männer sind verrückt nach Autos, technischem Schnickschnack und ich kenne auch viele Männer die verrückt nach Klamotten sind.

Ricore: Würden Sie sagen, dass Sie ein Modesüchtiger sind?

Dancy: Nein, das würde ich nicht. Selbst wenn ich einer wäre, würde ich das nicht zugegeben. Ich mag Klamotten, aber ich gebe nicht sehr viel Geld für sie aus. Klamotten sind nicht meine Schwäche

Ricore: Was sind Ihre Schwächen?

Dancy: Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Die zwei Dinge für die ich Geld ausgebe sind einerseits für gutes Essen, zum Beispiel in Restaurants und andererseits für Bücher. Ich gehe sehr gerne in Buchläden, weil ich mich gerne dort aufhalte. Nicht unbedingt weil ich etwas brauche. Es gibt einen Laden in London, der "Smithons" heißt, da gibt es Tagebücher aus Leder und Portemonnaies und so etwas. Davon kann ich unglaublich Mengen kaufen.

Ricore: Was lesen Sie gerade? Welche Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Dancy: Seit relativ langer Zeit laufe ich mit der neuen Übersetzung von Krieg und Frieden durch die Gegend. Ich habe es buchstäblich durch die ganze Welt getragen und noch nicht einmal die erste Seite gelesen. Es ist wirklich schwer.
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Hugh Dancy und Isla Fisher
Ricore: Haben Sie die "Shopaholic"-Bücher gelesen?

Dancy: Ja, ich habe drei davon gelesen. Sie haben mir wirklich gut gefallen. Ich habe mich zu Hause mit einem Kaffee hingesetzt und alle drei in fünf Stunden gelesen. Wenn aus einem Buch fünf werden und Millionen von Kopien davon gekauft werden, dann ist das kein dummer Zufall. Das passiert nur, wenn man eine gute Idee hatte, die gut umgesetzt wurde.

Ricore: Ist Ihre Verlobte Claire Danes ein Fashion Victim?

Dancy: Nein ist sie eigentlich nicht. Sie interessiert sich sehr für Mode und ein paar ihrer Freunde sind Designer. Und sicherlich weiß sie sehr viel darüber. Aber in England heißt "fashion victim", dass es einer Person an anderen Prioritäten im Leben fehlt. Es wird eher negativ gebraucht. Fashion Victims stellen Markenklamotten über alles. Ich hoffe sie glauben nicht, dass meine Verlobte so ein Mensch ist.

Ricore: Gehen Sie mit Claire zu Modeschauen?

Dancy: Gerade findet in New York die Fashion Week statt und ich bin sehr froh, dass ich nicht dort sein muss.

Ricore: Im Film ist die Böse das dünne Mädchen. Lange Zeit waren dünne Mädchen Vorbilder. Ihre Freundin in "Shopaholic" ist eher der normale, gesunde Typ. Wurden die Rollen mit Absicht so besetzt?

Dancy: Das ist schon in den Büchern so. In den Büchern nennt sie sich selbst "Alicia Bitch Longlegs". Es geht um diese perfekte Bild von Frauen. Und dieses Bild wurde nicht von den Männern kreiert. In erster Linie wurde das Bild von Modemagazinen entworfen, die von Frauen dominiert werden. Aber auch von Modedesignern. Diese Vision von Weiblichkeit wurde von vielen Frauen übernommen.
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Hugh Dancy
Ricore: Meinen Sie das androgyne Bild von Frauen?

Dancy: Ja, das meine ich. Manchmal wirkt das etwas ungesund.

Ricore: Gehen Sie gerne mit ihrer Verlobten einkaufen? Oder mögen Sie das überhaupt nicht?

Dancy: Im Allgemeinen gehe ich nicht zum Spaß einkaufen. Ich muss leider morgen früh Berlin wieder verlassen, trotzdem werde ich mir ein Denkmal ansehen oder etwas Essen gehen. Manche Menschen kommen nach Berlin, haben noch vier Stunden Zeit und gehen einkaufen. Das wirkt auf mich verrückt. Menschen die zum Spaß von England nach New York fahren um einzukaufen. Für die ist Einkaufen eine kulturelle Erfahrung, für mich nicht.

Ricore: Ist es etwas anderes, wenn Sie mit ihrer Verlobten einkaufen gehen?

Dancy: Ja, weil ich sie sehr gerne habe. Dann geht es aber eher um sie und nicht um das Einkaufen.

Ricore: Was finden Sie an Berlin interessant?

Dancy: Ich war noch nie in Berlin und auch noch nicht in Deutschland. Leider werde ich die meiste Zeit, die ich in Deutschland bin, hier in diesem Interview-Raum verbringen. Ich würde gerne etwas über Berlin lernen. Es ist eine Weltstadt und ich habe viele Assoziationen mit ihr. Die Stadt hat einen enormen Wandel im Laufe der Zeit erfahren. Ich würde gerne meine persönliche Erfahrung mit der Stadt machen, werde aber wahrscheinlich keine Zeit dazu haben.
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Privat kein Fashion-Victom: Isla Fisher
Ricore: Gab es für Sie nach dem Ende der Dreharbeiten zu "Shopaholic" irgendwelche Änderungen, persönlich oder beruflich?

Dancy: Ich habe mich verlobt. Nicht, dass das etwas mit dem Film zu tun gehabt hätte, aber das war die größte Veränderung für mich. Eigentlich gibt es zwischen den Dreharbeiten und der Premiere des fertigen Films eine ziemlich lange Zeit, die eher ruhig ist. Ende des Jahres 2009 kommt ein anderer Film von mir in die Kinos. Aber es ist toll, in einem so großen Hollywoodfilm mit zu spielen. Man hofft, dass der Film von vielen Menschen gesehen wird und dass das der eigenen Karriere nützt. Das ist nicht der beste Grund so einen Film zu machen, aber ein guter.

Ricore: Wovon handelt der Film, der Ende des Jahres herauskommen wird?

Dancy: Es ist ein sehr viel kleinerer Film. Wir haben ihn vor "Shopaholic gedreht und er hat unter einer halben Millionen Dollar gekostet. Die beiden Filme sind auf eine seltsame Weise ähnlich. Es geht die Liebesgeschichte zweier Menschen im heutigen New York. Allerdings ist der Film viel kleiner und intimer. Ich spiele Adam und "Adam" ist gleichzeitig der Titel des Films. Meine Figur hat das Asperger-Syndrom, das eine milde Form von Autismus ist. Jeder Mensch versucht mit einem anderen Menschen eine Verbindung einzugehen. Das ist natürlich für jemanden der mit dieser Entwicklungsstörung lebt viel schwieriger und mit mehr Hindernissen verbunden. Aber es hat etwas sehr schönes und anmutiges an sich, denn Menschen mit Asperger können nicht lügen. Und sie können sich nicht vorstellen, dass jemand sie belügen würde. Also behandelt dieser Film einen sehr seltsamen Aspekt der romantischen Komödie. Zur gleichen Zeit ist Asperger ein sehr ernster Zustand, über den man nicht lachen sollte. Der Film ist sehr interessant und auch künstlerisch, hat aber einen allgemeinen Anspruch.

Ricore: Mögen Sie an der Modeindustrie das Oberflächliche nicht ?

Dancy: Im schlimmsten Fall ist die Modeindustrie lächerlich oberflächlich. Wenn man hört, dass Menschen über eine Jeansmarke mit der selben Ernsthaftigkeit reden, wie über die Wahl von Barack Obama, dann ist das Irrsinn. Das Andere was mich stört, ist eben dieses Bild von der perfekten Frau, dass kreiert wird. Aber ich glaube das Mode, die Liebe zur Mode und das Zielen nach Schönheit für alle Ewigkeit gültig und auch wichtig ist. Im Kern gibt es etwas an der Mode, dass ich schätze und liebe. Nur versuche ich mich nicht zu sehr davon einnehmen zu lassen.
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Hugh Dancy und Isla Fisher
Ricore: Also würden Sie dem Satz: "Schöne Unterwäsche ist ein Menschenrecht", der am Anfang des Films gesagt wird, nicht unbedingt zustimmen?

Dancy: (Lacht). Menschenrecht? Ich weiß nicht. Ich denke, Unterwäsche ist sehr wichtig, egal ob es deine eigene oder die eines Anderen ist.

Ricore: Interessieren Sie sich für Kunst?

Dancy: Ja, Kunst hat mich immer interessiert. Ich gehe auch gerne ins Museum. Um zur Mode zurück zu kommen. Mode kann große Kunst sein. Sie kann kulturell definierend sein. Ein einzelnes Kleid bedeutet nicht viel, aber zum Beispiel der Minirock steht für viel mehr als nur ein Kleidungsstück. Daran versuche ich zu denken, wenn ich sehe wie Menschen in der Oxford Street verrückt werden. Es gibt eine größere Wahrheit hinter ihrem Wahnsinn.

Ricore: Mögen Sie es lieber, wenn Ihre Verlobte einen Minirock oder ein Paar Jeans trägt?

Dancy: Ich mag es gerne, wenn Menschen sich individuell anziehen. Wenn Menschen sich Gedanken darüber gemacht haben, was sie mögen und was ihnen steht. Nicht so schön finde ich, wenn Menschen sich einer bestimmten Vorstellung von Mode unterordnen.

Ricore: Gibt es bestimmte Menschen, die Ihnen wegen ihres Stils besonders gut gefallen?

Dancy: Ich mag Kanye West. Nicht, dass ich mich gerne so anziehen würde, aber ich mag, dass er gerade groß angekündigt hat, dass er eine Modeikone sein wird. Er schreibt einen Blog auf seiner Internetseite und da gibt es Links zu dänischen Möbelgeschäften. Ich mag diesen Stilmix.
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Hugh Dancy und Isla Fisher
Ricore: Wird es von "Shopaholic" Fortsetzungen geben und haben Sie schon für eine unterschrieben?

Dancy: Ja, ehrlich gesagt war das Teil des Vertrags auch in der Fortsetzung mitzuspielen. Die Bücher liefern ja eine Vorlage für die Fortsetzung, aber ehrlich gesagt hängt es davon ab, ob der erste Film genug Geld einspielt. Wenn ja, wird eine Fortsetzung gedreht.

Ricore: Wie hat Ihnen die Arbeit mit Isla Fisher gefallen?

Dancy: Sehr gut. Ich habe auch wegen ihr mitgespielt. Ich hatte das Gefühl, dass sie perfekt für die Hauptrolle ist. Eine Komödie zu spielen war Neuland für mich und deshalb wollte ich mit den besten Profis drehen, die ich finden konnte. Auf der Seite bedeutet das, dass man mit ihnen mithalten können muss und das ist bei Isla nicht einfach. Gerade mit ihrer Energie, aber auch mit ihrem Erfindungsreichtum und ihrer Arbeitsmoral. Das war ein großer Lernprozess für mich.

Ricore: Gab es irgendwelche größeren Probleme beim Drehen?

Dancy: Mir fallen keine ein. Wir haben den Film innerhalb der vereinbarten Drehzeit fertiggestellt, was normalerweise das größte Problem ist, da es um Geld geht. Wenn es um das Menschliche geht, waren die Dreharbeiten ideal für mich. Wie wir alle von Christian Bales Tonbandaufnahmen wissen, sind Filmsets unberechenbar. Wenn so viele Leute miteinander so intensiv arbeiten, gibt es immer Konflikte.

Ricore: Sie sagten, dass dies die erste Komödie war, die Sie gedreht haben?

Dancy: Ja. Ich habe noch keine romantische Komödie gemacht. Ich habe "Der Jane Austen Club" gedreht, da blieben wir sehr genau am Skript. Es war auch eher ein Ensemble-Film.
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Hugh Dancy
Ricore: In "Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin" spielen Sie den Gegenpart zu Isla, Sie sind da eher der ernsthafte...

Dancy: ... der aufrechte Typ.

Ricore: Könnten Sie sich vorstellen, eine Slapstick-Hauptrolle zu spielen?

Dancy: Ich weiß es nicht - vielleicht. Ich kann mir vorstellen, das zu machen. Aber eher, wenn ich es vor mir hätte. Aber ich denke nicht, dass ich da generell großes Talent habe. Isla würde sich auch nicht als Komödiantin bezeichnen. Ich denke nicht, dass es jemals dazu kommt. Das ist schon ein ziemlich harter Job.

Ricore: Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet? Haben Sie viele romantische Komödien angeschaut?

Dancy: Ja, genau das habe ich gemacht. Ich habe mir viele ältere romantische Komödien angeschaut, Cary-Grant-Filme insbesondere. Cary Grant ist eine Art Idol für mich. Klar geht Islas Rolle eher in die Slapstick-Richtung. Meine Aufgabe war es eher, das etwas auszugleichen. Es ist nicht nur eine Komödie, es ist eine romantische Komödie und das funktioniert nur, wenn diese beiden Teile sich treffen und überlappen.

Ricore: Haben Sie "Frühstück bei Tiffany" gesehen?

Dancy: Leider nur ausschnittsweise. Ich habe eine Bühnenadaption davon gelesen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 11. März 2009
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2024