Paramount Pictures
Jeffrey Dean Morgan
Der späte Erfolg des Jeffrey Dean Morgan
Interview: Comedian stirbt auf Seite 3
Lange musste Jeffrey Dean Morgan auf seinen Durchbruch warten. Kurz bevor er mit "Grey's Anatomy" 2005 Erfolg hatte, trennte sich seine langjährige Managerin von ihm, weil sie seine Karriere für beendet hielt. Doch jetzt ist er weiter oben, als je zuvor - zuletzt als Comedian in "Watchmen - Die Wächter". Mit Filmreporter.de sprach er über unvermutete Comebacks, warum er während einer Burleske-Show einschlief und seine Grill-Leidenschaft.
erschienen am 8. 03. 2009
Paramount Pictures
Jeffrey Dean Morgan als Comedian
Ricore: Sind Sie ebenso Jet-lag-geschädigt, wie Ihre Kollegen von "Watchmen - Die Wächter"? Jeffrey Dean

Morgan: Ich bin noch viel müder! Außerdem muss ich im Gegensatz zu den anderen meine Interviews alleine bestreiten. Ich bin verdammt noch mal im Delirium (lacht).

Ricore: Weil Sie so wichtig sind, werden Sie allein befragt.

Morgan: Ja, genau! (lacht). Ich bin so wichtig, weil ich in den ersten zwei Minuten dieses Films sterbe. Na ich weiß nicht.

Ricore: Oder wollte keiner von den anderen mit Ihnen gemeinsam Interview machen?

Morgan: Haha, genau so war's. Keiner mag mich, so ist es!

Ricore: Sie haben Muskeln verloren seit dem Dreh von "Watchmen - Die Wächter".

Morgan: Ja, Gottseidank. Die waren so lächerlich. Die waren nicht echt, das Kostüm hat mich ganz schön aufgepumpt. Das war ein ganz schon großes Kostüm, ein verdammt großes Ärgernis war das. Aber auch ohne Kostüm bin ich noch mächtiger als die anderen (lacht).
Ulrich Blanché /Ricore Text
Jeffrey Dean Morgan
Ricore: Sie haben bestimmt eine schöne Zeit in Paris gehabt gestern, oder?

Morgan: Ich bin mitten in einer Burleske-Show eingeschlafen. Wie hört sich das an? So müde war ich. Ich mach das jetzt - ich weiß gar nicht mehr, wann wir mit dieser Promotion-Tour angefangen haben. Ist jedenfalls schon lange her, ich war schon in Australien, vielleicht drei Wochen nonstop? Ja, letzte Nacht haben die da dieses Riesending gespielt und ich war da und bin eingenickt in einer Show mit den schönsten Frauen, die ich jemals sah. Da wusste ich, dass es nun Zeit ist, heimzufahren.

Ricore: War das die mit der Ex-Frau von Marilyn Manson?

Morgan: Da muss ich schon geschlafen haben. Patrick Wilson erzählte da was davon. Ich schäme mich vor mir selbst als Mann.

Ricore: Wundert es Sie, dass es so ein großes Interesse an eben diesem Film geben würde?

Morgan: Ach, sprechen wir jetzt doch über den Film? (lacht lauthals). Dabei hat's doch so gut angefangen bisher... Nein, dachte ich nicht. Ich bin da ziemlich naiv herangegangen, an dieses ganze "Watchmen"-Universum. Ich habe für Warner Brothers "P.S. Ich liebe dich" gemacht und da hat mir irgendwer das Skript geschickt: Der Comedian sollte ich sein. Ich habe erstmal gar nix kapiert. Dann haben sie mir eine Kopie des Graphic Novels geschickt. Ich habe "Watchmen" also zum ersten Mal in Schwarzweiß gelesen. Ich begann zu lesen und merkte gleich, dass das ein Comic war, dass das ganz anders war als alle, die ich bis dahin gelesen hatte. Ich kannte mich schon ein wenig aus mit Comics und hatte auch die bekanntesten Verfilmungen der letzten Jahre gesehen. Aber das war ganz anders. Ich las es also dreimal und traf dann Zack Snyder, der ein riesiger Fan dieses Buches war. Er sagte, dass sei ein ganz großes Ding - der "Citizen Kane" der Graphic Novels. Der heilige Gral in dieser Welt der Comic-Bücher.
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Watchmen - Die Wächter (2009)
Ricore: Hat das Angst gemacht?

Morgan: Ich hab dann erst mal im Internet recherchiert und dachte, oh mein Gott, wir sollten das nicht verfilmen, das ist eine ganz schlechte Idee. Zack, nein! Wir werden das vermasseln. Und wenn nicht werden uns die Fans dennoch im Vorfeld schon umbringen. Die Leute werden sagen: Zack ist der falsche Regisseur, diese Schauspieler sind alle scheiße und sollten das nicht machen. Sie werden diesen weichen Typen von "Grey's Anatomy" anheuern, dass der den Comedian spielt, der doch der nihilistischste Faschisten-Bastard ist, der jemals auf die Leinwand kam. Ich dachte mir, sobald ich das Flugzeug verlasse, um diesen Film zu drehen, bin ich tot. Die werden mir eine Kugel in den Kopf jagen. Mit einem Wort, ich fand ziemlich schnell heraus, wie leidenschaftlich Leute sich mit diesem Thema beschäftigten, die Herausforderung, die Verantwortung.

Ricore: Die Rolle brachte völlig neue Seiten von Ihnen zutage?

Morgan: Ja! Absolut. Als Schauspieler will man ja immer etwas anderes machen. Ich hätte sonst eventuell den Rest meines Lebens damit verbracht, nette Kerle zu spielen, die romantisch sind, was auch gut ist. Ich meine, ich arbeite jetzt schon seit 20 Jahren im Filmgeschäft und jede Gelegenheit war fruchtbar. Aber "Watchmen" war eine ganz neue Herausforderung für mich als Schauspieler.

Ricore: Sie haben ja schon lange als Schauspieler gearbeitet. Dieser großer Erfolg als romantische Hauptfigur, fragen Sie sich da nicht gelegentlich: "Warum jetzt?"

Morgan: Jeden Tag mach ich das. Seit 20 Jahren habe ich immer mal hie und da gearbeitet. Einen schlechten Film im Jahr, genug für ein Dach übern Kopf und genug um mich immer mit Leidenschaft bei der Sache zu halten, ich mag immer noch, was ich gemacht habe. Aber ich habe schon vor langer Zeit aufgegeben daran zu glauben, dass etwas Derartiges wie dieser Erfolg jetzt passieren könnte. Vor "Watchmen" gab es nur " Supernatural" und "Grey's Anatomy".
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Jeffrey Dean Morgan
Ricore: Wie fühlten Sie sich davor?

Morgan: Davor habe ich mich immer gefragt: "Was kann ich sonst noch mit meinem Leben anfangen? Schauspielern rentiert sich offensichtlich nicht. Ich kann ja nicht einmal meine Miete zahlen! Das ist dämlich!" Es war egal, dass ich es gern tat. Nach 20 erfolglosen Jahren hat man mir die Türen vor der Nase zugeschlagen. Das war schon hart. Ich dachte mir: "Mein Gott, jetzt bin ich 40. Ich bin so ein Verlierer." (lacht). Und dann kam "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn" und "Grey's Anatomy", die ich gleichzeitig drehte. Währenddessen hatte ich gar nicht groß Zeit darüber nachzudenken, was ich da mache. Ich war einfach nur froh, dass ich Arbeit hatte. Und dann kommen die auch noch beide etwa gleichzeitig raus und mein Telefon begann zu klingeln. Das war schon ein Schock damals. Ich wache tatsächlich jeden Tag auf und denke mir, ich bin doch der glücklichste Bastard auf der Welt! Ich bin so überwältigt und dankbar für den ganzen Scheiß, der mir da gerade passiert. Ich habe immer Angst, dass das einfach so (schnipst mit den Fingern) wieder weggeht. Man ist immer eine Rolle weg vom großen Erfolg und zugleich ist man immer eine Rolle davon entfernt, dass das alles wieder vorbei ist.

Ricore: Mickey Rourke hatte auch ein fulminantes Comeback mit "Sin City"...

Morgan: ... oder Jackie Earle Haley aus "Watchmen"! Er ist ein gutes Beispiel für ein großartiges Comeback. Bei Mickey Rourke ist es ähnlich, ich finde es bei Jackie noch erstaunlicher, weil er vollkommen raus aus dem Geschäft war.

Ricore: Wie haben Sie sich verändert als der Erfolg kam?

Morgan: Ich hatte nicht dieses Bedürfnis, in Clubs zu gehen und mit Paris Hilton gesehen zu werden. Das ist nicht mein Ding. Was ich getan habe? Nichts außer arbeiten. Einen Job nach dem anderen. Manchmal denke ich schon an Ferien, aber dann sagte Ang Lee, ich will, dass du in meinem Film mitspielst. Da denke ich mir: "Verdammt, es ist Ang Lee!" All diese tollen Projekte, diese großartigen Gelegenheiten, und eine nach der anderen. Sie sehen jetzt dieses Häufchen Elend von einem Mann, der sehr müde ist, aber wie kann man da nein sagen? Wenn man 20 Jahre auf so eine Gelegenheit wartete. Wenn mich das umbringt, dann will ich so sterben.
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Malin Akerman
Ricore: Macht es noch Spaß?

Morgan: Ob es noch Spaß macht?! Ich liebe es. Für mich sind Pressetermine wie dieser viel härter, als meine eigentliche Arbeit. Das hat jetzt gar nichts mit Ihnen zu tun. Es ist auch aufregend, weil man ja nie weiß, was jetzt bei so einem Interview passieren wird. Ich habe 20 Jahre um Arbeit gebettelt und die Leute sagten nein. Jetzt wollen die Leute mit mir sprechen, Robert Downey Jr. zum Beispiel. Das ist schon nett (lacht). Im Moment bin ich bis Dezember beschäftigt.

Ricore: Wo haben Sie all diese Ketten her?

Morgan: Also diese gehörte zu Beginn dieses Pressetermins Malin Akerman - dann habe ich es ihr geklaut und ich werde es auch nicht zurückgeben. Den Rest hab ich über die Jahre gesammelt.

Ricore: Sehen Sie es als Aufstieg, vom Fernsehen zum Kino?

Morgan: Ich hoffe immer, dass ich Entscheidungen auf der Basis der Qualität des Stoffes fälle. Ich würde nie sagen, dass ich nie wieder Fernsehen machen werde. Das ist lächerlich. Wenn es gutes Fernsehen ist, warum nicht? Ich habe kein Ego, das mir sagt, ich mache jetzt nur noch Kino. Ich mache verdammt nochmal alles, wenn es nur gut ist.

Ricore: Was war als junger Schauspieler das Anstrengendste?

Morgan: Es war immer hart. Das ist einfach eine anstrengende Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt so viele Schauspieler, die keine Arbeit kriegen. Ich will ja kein Arschloch sein, aber es gibt Leute, die kein Talent haben und aber durchgehend arbeiten. Dann gibt es Leute, die großartig sind, aber sie kriegen einfach keine Chance. Das ist schon schade. Das schwierigste war wohl, positiv zu bleiben trotz all der Schwierigkeiten.
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Jeffrey Dean Morgan als Comedian
Ricore: Gab es jemals einen Plan B?

Morgan: Nicht wirklich. Ich hatte eine Managerin, mit der ich seit Jahren zusammenarbeitete. Sie hat mich gefeuert - drei Tage bevor ich das Angebot zu "Supernatural" bekam. Sie sagte: "Ich kann deine Karriere nicht retten." Sie war eine Freundin. Das hat mir schon das Herz gebrochen. Selbst diese Freundin, die für mich arbeitet, hatte das Vertrauen in mich verloren. Ich habe keinen Plan B und keine Ausbildung, bin aus der Schule geflogen. Als ich jünger war und in Seattle lebte, war ich ein Multimedia-Künstler, malte und so weiter. So habe ich meine Miete bezahlt. Ich machte Grafiken. Aber das war vor dem Computer-Zeitalter. Ich hatte ein Zeichenbrett und ein Messer. Ich will meinen Computer gar nicht anschalten. Am liebsten würde ich immer noch Rauchzeichen geben. Ich habe sogar daran gedacht, als 40-Jähriger noch einmal ans College zu gehen.

Ricore: Fühlen Sie sich jetzt anders? Schauen Sie jetzt in den Spiegel und sagen: Im Film bin ich ein Held, im Leben auch.

Morgan: Ich bin ein Held im Leben! Nein, mache ich nicht. Ich sehe mich als glücklichen Menschen an. Ich versuche, meine Chance nicht zu vermasseln.

Ricore: Stehen Sie manchmal in der Küche und kochen?

Morgan: Was? Ja, ich koche gerne. Ich mache gerne eine gute Marinade, ein gutes Stück Fleisch. Das fällt mir sehr leicht. Ich bin hochprofessionell am Grill. Ich grille Ihnen alles. Geben Sie mir ein Stück Fleisch und ich grille es. Ich meine, ich bin ein Mann!

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 8. März 2009
Zum Thema
Schauspieler Jeffrey Dean Morgan wurde 1966 in Seattle geboren. Zunächst schlug er sich als Maler durch, dann ging es eher zufällig zur Schauspielerei, als er einem Freund beim Umzug nach Los Angeles half. Jahrelang bekam er nur Nebenrollen in Fernsehserien und zweitklassigen Filmen, bevor er mit Anfang Vierzig ab 2005 mit den Fernseh-Serien "Supernatural" und "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" bekannter wurde. Seine bisher größte Kino-Rolle spielte er 2009 in der Comic-Verfilmung "Watchmen..
In einem fiktiven Amerika von 1985 wird der außer Dienst gestellte Superheld der Comedian (Jeffrey Dean Morgan) ermordet. Sein ehemaliger Mitstreiter Rorschach (Jackie Earle Haley) warnt die anderen Superhelden, dass ihnen das gleiche Schicksal drohen könne. "300"-Regisseur Zack Snyder machte sich an die schwierige Aufgabe, das von Fans verehrte Kultbuch zu verfilmen. Mit Liebe zum Detail wagte er den gelungenen Spagat zwischen Actionfilm und tiefgründigem Mystery-Thriller.
2024