Ricore
Uma Thurman ... ist die Braut!
Interview: Die Killer-Lady
Fast hätte man vergessen, dass Uma Thurman eine hervorragende Schauspielerin ist: bei "Kill Bill - Volume 1" ging das Talent zugunsten der langen Kung-Fu-Szenen unter. Zum Glück ändert sich das in Teil 2 der Tarantino-Saga. "Kill Bill - Volume 2" ist exakt, was wir von Quentin erwarten: Cartooneske Gewalt ja, aber auch witzig-schräger Dialog, großartige Aufnahmen und Schauspieler, die zeigen was sie können. Uma's Anteil: Sexy, cool, stark, verletzlich, Killerin und Mutter - sie bringt all dies in gut zwei Stunden glaubhaft unter.
erschienen am 22. 04. 2004
Buena Vista International (Germany)
Uma Thurman auf dem Weg zu Bill
Ricore: Was verbindet Sie so sehr mit Quentin Tarantino, dass er zwei ganze Filme für Sie schrieb?

Thurman: Unsere Beziehung baut sich darauf auf, dass wir dreieinhalb Stunden über ein und dasselbe Thema quatschen können. Blablabla. Wir debattieren, streiten, diskutieren und treten einander verbal in den Arsch. (lacht)

Ricore: Im Gegensatz zu Volume 1 gibt es in Volume 2 weniger Action und mehr Dialog - ändert sich dadurch der Zugang für Regisseur und Schauspielen wesentlich?

Thurman: Ich habe stark partizipiert als Quentin das Drehbuch für beide schrieb - das ja anfangs als ein Film gedacht war. Aber vor der Kamera war es meine Aufgabe, die Psychologie meiner Rolle umzusetzen. Über ihre Emotionen haben wir nie viel gesprochen. Aber er half mir gefühlsmäßig an einem Punkt anzukommen, wo sich das alles wie von selbst ergeben hat.

Ricore: Trotzdem wir seit Jahren Frauen in Actionrollen serviert bekommen, sind doch die meisten ein Klischee. Die Bride ist eine Ausnahme: selten sieht man eine Frau auf einem Rachefeldzug dieser Art. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie manche dieser brutalen Szenen drehten?

Thurman: Was mir durch den Kopf ging war, ich hoffe, das funktioniert und Quentin ist nicht völlig übergeschnappt! (lacht) Zum Glück besitzt er eine unglaubliche Sensibilität und Finesse, was Humor betrifft. Im ersten Moment sieht es natürlich erschreckend aus. Aber das kennen wir ja spätestens seit "Pulp Fiction" , wenn ich fast an einer Überdosis eingehe und Schwammerlsuppe kotze. Da dachte ich auch: okay, und das soll funktionieren? Quentin pusht jedes Tabu an die äußerste Grenze. Für jeden Schauspieler ist es ein großer Vertrauenssprung mit ihm zu arbeiten.
Buena Vista International (Germany)
Schaut dem Opfer nicht nur ins Auge...
Ricore: Sind Sie nach all diesem harten Training für die Rolle und den zahlreichen Kampfszenen jetzt weniger defensiv?

Thurman: Ich bin mit Sicherheit keine physisch aggressive Person. Ich starte keine Prügeleien! (lacht) Für mich war diese Arbeit wie ein kleiner Mount Everest. Ich hatte in meinem Leben schon viele Berge, aber das war ein besonders intensiver Aufstieg. Ich habe mich selbst überrascht. Ich bin jetzt einfach weniger ängstlich. Frauen werden nicht dazu erzogen, aktiv an Situationen heran zu gehen. Es wird einem nur immer gesagt: vermeide Streitereien, versuche zu vermitteln, gib nach oder renn davon. Die Idee seinen Willen durchzusetzen, sei es physisch, emotionell oder mental ist nicht wirklich etwas, womit wir ausgestattet werden. Wenn man jemanden physisch angreift, muss man direkten Augenkontakt machen und sich mit dem gegenüber auseinandersetzen. Ich war schockiert, als ich diese Stärke in mir entdeckte, und wie sehr ich mich anstrengen musste, den weiblichen Instinkt des Wegzuckens und Entschuldigens zu unterdrücken, oder besser noch: zu überwinden. Dabei bin ich natürlich persönlich eine extreme Pazifistin! (lacht)

Ricore: Einige amerikanische Kritiker haben Probleme mit Szenen, in denen Sie vor Ihrer Tochter Leute umlegen. Was sagen Sie zu solchen Kritikern?

Thurman: Wenn wir diesen Film durch ein moralisches Mikroskop betrachten, dann kriegen wir echt ein Problem. Wenigstens Quentin kriegt eins! Ich meine, ich spiele eine professionelle Killerin. Ich denke mal, wenn wir darüber ernsthaft nachdenken, dann würde mir wohl die Sozialfürsorge sofort die Kinder wegnehmen. Wir machen hier einen Fantasie-Film, keine realistische Dokumentation.

Ricore: Ihr Exmann Ethan Hawke nimmt sich in den Medien kein Blatt vor den Mund wenn er über Ihre Eheprobleme redet. Was denken Sie sich dabei?

Thurman: Ich habe wirklich versucht diese Sache ohne eine öffentliche Debatte mit ihm zu regeln. Dass will und muss ich für meine Kinder tun, die zwar noch sehr jung sind, aber auch mit jeder Minute älter werden, und das mitbekommen. Die Details sollten zwischen uns bleiben und nicht an die Öffentlichkeit getragen werden. Wenn Sie in die Zeitungen schauen, dann sehen Sie Bilder von uns beiden mit den Kindern. Denn in einem sind wir uns einig: wir wollen die Kinder gemeinsam erziehen und eine Atmosphäre schaffen, die es ihnen so leicht wie möglich macht mit der Umstellung fertig zu werden. Für mich gehört da aber auch dazu, dass ich meinen Mund halte und auf seine Geschichten nicht mit meinen Geschichten antworte.

Ricore: Was man neben Familienfotos ebenfalls in den Zeitungen sieht, sind Bilder von Ihnen und Ihrem neuen Freund Andre Balasz...

Thurman: Da will ich etwas klarstellen, das ich kürzlich lesen musste: es gab nie eine dritte Person in meiner Ehe, die verantwortlich dafür wäre, dass es zwischen Ethan und mir nicht mehr klappte. Und ich habe ihn erst kennen gelernt, als ich schon getrennt war. Es ist schön für mich, dass es jetzt wieder jemanden in meinem Leben gibt. Ich habe ein hartes Jahr hinter, und es ist nett sich wieder zu fühlen, als ob man lebt.
erschienen am 22. April 2004
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Geboren als Uma Karuna Thurman am 29.4.1970 in Boston. Vater Dr.Robert Thurman, ein Universitätsprofessor für Buddhismus auf Columbia. Er ist - zusammen mit Richard Gere - Mitgründer des Tibet-Haus. Mutter Nena ist ein schwedisches Exmodel und Psychotherapeutin, in erster Ehe mit Drogenguru Timothy Leary verheirat. Leary ist Umas Taufpate. Uma ist nach einer Hindu-Göttin benannt, sie hat zwei jüngere und einen älteren Brüder: Ganden, Dechen und Mipam. Ihr Großvater, Baron Karl von..
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2024