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Jordana Brewster
Jordana Brewster mag das rote Auto
Interview: Angst vor der Autobahn?
Als Jordana Brewster 2001 für "The Fast and the Furious" gecastet wurde, hatte Sie nicht einmal einen Führerschein. Um in der Bleifußaction mitspielen zu können, musste sie ihn im Schnellverfahren machen. Die Strapazen zahlten sich aus, als Mia Toretto feierte sie ihren Durchbruch. Acht Jahre später gibt die Weltenbummlerin zu, dass sie sich weder für Autos noch für leichtbekleidete Frauenrollen interessiert. Anfang April startet Jordana neuer Film in den deutschsprachigen Kinos. Wir sprachen mit ihr über "Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile."
erschienen am 1. 04. 2009
Universal Pictures International
Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile.
Ricore: "Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile." ist der vierte Teil der Action-Reihe. Was war für Sie während der Dreharbeiten die größte Herausforderung?

Jordana Brewster: Für mich war schwierig, dass meine Figur, Mia Toretto, nicht zu melodramatisch wirkt. Im ersten Teil der Reihe war meine Rolle ja eher die der Freundin, die etwas von einem Mauerblümchen hatte, durchaus verletzlich war. In diesem Film wollte Regisseur Justin Lin, dass die Frauen stark rüberkommen. Mia hat viel zu tragen. Sie muss sich um ihren Bruder kümmern, muss damit klar kommen, dass die Liebe ihres Lebens sie von vorne bis hinten betrogen und sie dann verlassen hat. Ich wollte wirklich angepisst wirken. Gleichzeitig ist sie sehr ruhig, geradezu stoisch. Es war schwer, da eine Balance zu finden.

Ricore: Inwiefern hat der erste Teil Ihr Leben verändert?

Brewster: Es war mein Film mit dem höchsten Einspielergebnis und dem größten internationalen Erfolg. Danach machte ich meinen Abschluss (Yale University, d. Red.). Ich konnte also nicht jede Rolle annehmen, die mir nach "The Fast and the Furious" angeboten wurde. Ich denke, mein Weg wäre sonst ein anderer gewesen.

Ricore: Für den ersten Teil mussten Sie den Führerschein machen, ist das richtig?

Brewster: Ja. Ich lebte in der Zeit in New York, wo es keinen Grund gibt, den Führerschein zu machen. Ich musste ihn also wirklich schnell machen, was sehr schwierig war. Ich hatte Angst und wollte nicht fahren. In New York bin ich überall mit Bus, U-Bahn und Taxi hingekommen. Anschließend fuhr ich Jahrelang kein Auto mehr, fing dann aber wieder an. Doch ich bin immer noch keine besonders gute Fahrerin.
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Paul Walker mags romantisch
Ricore: Macht Ihnen das Fahren inzwischen Spaß?

Brewster: Einigermaßen. In den ersten Jahren in Los Angeles mied ich den Highway, fuhr Umwege, weil ich Angst hatte.

Ricore: In der "Fast & Furios" Reihe geht es hauptsächlich um Autos. Interessieren Sie sich dafür?

Brewster: Nein, überhaupt nicht. Wenn Sie mich fragen würden, welches Auto aus der Reihe mir gefällt, könnte ich darauf nicht einmal antworten. …doch das rote, das ich mit Vin Diesel fahre, gefällt mir. Ich hätte fragen sollen, ob ich eins haben kann. Und die Muscle-Cars gefallen mir auch. Ich finde sie schöner, als die modernen High-Tech Wagen.

Ricore: Die Frauen der Reihe sind auf ihre wackelnden Hintern reduziert. Was meinen Sie zu diesem Aspekt?

Brewster: Ich verstehe, dass dies ein Teil dieser Filme ist. Gerade was die Vermarktung angeht. Ich glaube, man sieht es in jedem Trailer. Ich würde nicht gern eine dieser Rollen spielen, wo ich kaum etwas anhätte. Die Kleider meiner Figur sind ja eher konservativ, darin fühle ich mich sehr wohl. Doch ich verstehe diesen Aspekt. Es ist eben ein Spaß-Faktor.

Ricore: Fühlen Sie sich im Filmgeschäft als Frau gleichberechtigt?

Brewster: Ich erinnere mich an den ersten Teil. In einer Szene waschen Männer mit nackten Oberkörpern Autos als Äquivalent zu den tanzenden Mädels. In diesem Teil gibt es das nicht. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein. Ich denke, es gibt viel mehr Rollen für Männer, als für Frauen. Und die wenigen machen die Top-Schauspielerinnen unter sich aus. Nur die erfolgreichsten bekommen welche. Wenn es zwei, drei Rollen gibt, schlagen sich die Top 20 Schauspielerinnen darum. Es herrscht eben eine große Konkurrenz. Deshalb gehen immer mehr Schauspielerinnen zum Fernsehen. Da sind die Chancen größer.
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Partyszene bei "Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile"
Ricore: Sie sind in Panama geboren und leben in New York. Ihre Mutter kommt aus Rio de Janeiro, auch dort verbringen Sie viel Zeit. Sie haben auch länger in London gewohnt. Wo gefällt es Ihnen am besten?

Brewster: Das ist wirklich schwer. Ich würde sagen: Rio und New York. Beide Städte sind so unterschiedlich, so einzigartig. Die Menschen in Rio sind so frei und so herzlich. Das Essen ist unbeschreiblich gut. Ich hatte vier wundervolle Jahre dort. Ich fühle mich sehr brasilianisch, mit meiner Mutter spreche ich ausschließlich Portugiesisch. Doch auch New York ist unglaublich. Weil es New York ist! (lacht) Ich liebe beide Städte.

Ricore: Was war die ungewöhnlichste Aktion eines Fans?

Brewster: Gestern ist mir etwas passiert. Auf dem Weg zu einer Show hier in Deutschland fuhren wir in einer Autokolonne. Vin Diesel, Paul Walker, Michelle Rodriguez und ich. Autogrammjäger versuchten rauszubekommen, wer in welchem Wagen sitzt. Dann machte meine Mutter, die neben mir saß, das Fenster runter. Und die Autogrammjäger haben uns vollkommen ignoriert. Das war mir so peinlich. Doch was wirklich süß war: Abends waren wir beim Essen. Ich saß am Fenster, draußen standen ein paar Fans. Irgendwann bekam ich eine kurze Mitteilung, auf der stand: "Liebe Jordana, wir sind fünf Fans hier draußen. Könntest Du bitte rauskommen, bevor wir mehr werden?" Das war so süß. Doch etwas wirklich Ungewöhnliches ist mir nie passiert. Ich hatte mal einen Stalker. Das war überhaupt nicht witzig. Der hat mir alle möglichen komischen Sachen geschickt.

Ricore: Werden Sie auch in den USA von Fans bedrängt oder verfolgt?

Brewster: Nein. In Los Angeles sind die Paparazzi ein Problem. Was die Fans betrifft: Die Menschen sind dort übersättigt, weil sie die ganze Zeit Stars sehen. Mit den Paparazzi ist das komisch. Sie knipsen einfach jeden. Wenn Du im Supermarkt einkaufen gehst, egal wo. Das ist nicht so toll, man fühlt sich nicht wirklich sicher. Dann muss man Make-up auftragen, egal wo man hin geht. Das ist wirklich nervig. Das ist das komische an Los Angeles.
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Paul Walker
Ricore: Ist es in New York anders?

Brewster: In New York habe ich mich sehr wohl gefühlt. Niemand kümmert sich groß um den anderen. Jeder konzentriert sich sehr auf sich selbst, doch auf eine positive Art und Weise. Die Leute interessiert nicht so sehr, was Du privat machst. Sie haben ihr eigenes Leben. In Los Angeles habe ich das Gefühl, als würde überall aufpassen, einen Star zu sehen. Deshalb gefällt es mir in New York so gut, weil ich mich so anonym fühle.

Ricore: Würden Sie in einem Film gern portugiesisch sprechen?

Brewster: Mein Portugiesisch ist gut. Doch ich müsste es wohl trotzdem etwas aufpolieren. Generell würde ich das gerne tun.

Ricore: Vielleicht in einer Telenovela?

Brewster: Das wäre schwierig. Weil ich dann umziehen, meine Hunde und meinen Ehemann mitnehmen müsste.

Ricore: Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?

Brewster: Ja, schon immer. Seit ich ein kleines Kind war. Es gab jedoch keinen bestimmten Auslöser.

Ricore: Ist Ihr Mann auch im Filmgeschäft?

Brewster: Ja, er ist Produzent.
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Jordana Brewster in Gefahr
Ricore: Wie kommt er damit zurecht, dass Sie die ganze Aufmerksamkeit abbekommen?

Brewster: Sehr gut. Er ist nachsichtig, ganz ruhig. Ich werde immer hysterisch und nervös. Doch er kennt mich und macht das alles mit. Ich denke, deshalb funktioniert eine Beziehung zwischen zwei Schauspielern nicht. Ihre Persönlichkeiten sind zu dominant, nehmen zu viel Raum ein. Dann kann die andere ruhig neurotisch, eine Typ-A Persönlichkeit sein. Mein Mann ist nicht die Diva in unserer Beziehung. Er fühlt sich nicht klein, weil ich die ganze Aufmerksamkeit abbekomme.

Ricore: Was machen Sie in Ihrer Freizeit, treiben Sie gerne Sport?

Brewster: Nein. Ich war auf einer katholischen Mädchenschule. Das hat mich traumatisiert. In Brasilien spielt man zwar Fußball, aber, ich denke, wir spielten damals Softball. Jedenfalls war es kein Baseball. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis ich die Regeln beherrschte. Ich hielt den Schläger und rutschte irgendwie ab. Der Schläger flog in hohem Bogen durch die Halle. Ich war tagelang das Gespött der Schule. Inzwischen bin ich darüber hinweg. Auch beim Basket- und Volleyball war ich eine Versagerin. Insofern mag ich keinen Mannschaftssport. Ich gehe lediglich ins Fitness-Studio.

Ricore: Was lieben Sie an Hollywood und was hassen Sie?

Brewster: Was ich an Hollywood liebe, hasse ich gleichzeitig auch: Dass man nichts vorhersagen kann. An einem Tag denkt man, dass man nie wieder einen Job bekommt. Am nächsten Tag sieht man sein Gesicht auf einem Bus. Es gab tatsächlich einen "Fast & Furious"-Bus. Einerseits ist das Leben also nie langweilig. Andererseits kannst Du es auch nicht kontrollieren. Diesen Aspekt muss man auslassen. Man kann nicht sagen "Erst mach ich eine Komödie, danach mach ich ein bisschen Fernsehen und danach..." Das geht nicht. Man kann nur sein Bestes geben.

Ricore: Apropos, was sind Ihre nächsten Projekte?

Brewster: Ich weiß noch nicht. In den USA habe ich eine Fernsehserie ("Chuck"; d. Red.) gemacht. Jetzt werde ich erst einmal abwarten und schauen, wie sich alles entwickelt.
erschienen am 1. April 2009
Zum Thema
Dom Toretto (Vin Diesel) ist zurück. Im vierten Teil klaut er in der Dominikanischen Republik Tanklastzüge. Wegen eines Mordfalls trifft er Brian O'Connor (Paul Walker) wieder. Eher widerwillig kämpfen die beide gemeinsam gegen ein Drogenkartell. Das gibt Regisseur Justin Lin ("The Fast and the Furious: Tokyo Drift") Gelegenheit, Verfolgungsjagden und Autorennen am laufenden Band zu inzenieren.
2024