Ulrich Blanché/Ricore Medien
Diana Amft
Die 15-Meter-Mutantin
Interview: Diana Amft schreit nicht
Diana Amft ist dem deutschen Fernsehzuschauer seit 2007 als Dr. Gretchen Haase in "Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin" bekannt geworden. Davor spielte sie in Teenager-Komödien wie "Mädchen Mädchen!". Die 34-Jährige ist mit ihrem ersten größeren Synchronauftrag momentan auf dem Weg zu neuen Ufern: Sie spricht die Hauptrolle der 15-Meter-Mutantin Susan in Dreamworks Animations-Abenteuer "Monsters vs. Aliens".
erschienen am 8. 04. 2009
Paramount Pictures
Monsters vs. Aliens
Ricore: Wie war das Vorsprechen zu der Synchronrolle in "Monsters vs. Aliens"?

Diana Amft: Das ist im Grunde genommen wie ein normales Vorsprechen, nur das es "voice test" genannt wird. Man lässt sie Kandidaten auf drei, vier Szenen sprechen und schaut, welche Stimme am besten zu der Figur passt.

Ricore: Hatten Sie vorher schon einen Eindruck von Reese Witherspoons Stimme bekommen, die die Hauptrolle Susan im Original spricht?

Amft: Ja. Beim Vorsprechen hört man zunächst das Original.

Ricore: Haben Sie eine Synchronausbildung?

Amft: Nein. Das war mein erster größerer Synchron-Auftrag. Ich habe eine Schauspielausbildung gemacht. Berufsbedingt synchronisiert man öfter, jedoch meist sich selbst. Ich habe vor Jahren bereits eine kleine Synchronstimme in "Stuart Little" übernommen.

Ricore: Wie war die Entwicklung von "Stuart Little" zu jetzt?

Amft: Bei "Stuart Little" spielte ich einen kleinen Spatzen, jetzt ein gigantisch großes Mädchen. Da ist schon ein Unterschied festzustellen. Die Susan in "Monsters vs. Aliens" ist auch vom Umfang her eine wesentlich größere Rolle.

Ricore: Welche Eigenheiten von Reese Witherspoon zu Diana Amft waren schwer zu übersetzen?

Amft: Das war nicht wirklich problematisch. Ich finde die Verstimmlichung von Reese sehr gut. Sie war passenderweise sehr nah an der Vorstellung die ich eingebracht hätte. Ich habe mich am Original orientiert. Was sich ändert, ist nur die Sprachmelodie vom Amerikanischen ins Deutsche.
Ulrich Blanché/Ricore Medien
Diana Amft und Reese Witherspoon
Ricore: War jemand von Dreamworks dabei?

Amft: Das hat eine deutsche Firma übernommen. Es wurde jedoch viel Rücksprache mit Amerika gehalten.

Ricore: Man kennt Dreamworks-Chef Jeffrey Katzenberg als jemand, der gerne man vorbeischaut.

Amft: Bei der Größe der Produktion hätte er in vielen Ländern vor Ort sein müssen. Ich denke, dass er dennoch ein Auge drauf hatte, weil die Betreuung dank Internet und Telefon intensiv war.

Ricore: Besteht beim Synchronisieren die Möglichkeit zu eigenen Manierismen, um die Figur deutlicher als die seine zu kennzeichnen?

Amft: Man versucht natürlich, Persönlichkeit einzubringen. Dabei darf man sich jedoch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Es ist schön, wenn die Figur traurig ist und man es schafft, dass die Stimme wegbricht, um diese Stimmung zu portieren. Viel ist aber schon durch die Lippenbewegungen festgelegt. Nicht das ich keine komischen Eigenarten hätte - aber es ist schwer, sie beim Synchronisieren einzubringen.

Ricore: Sie sind momentan mit "Doctor's Diary" sehr eingespannt. Wie schaut es zur Zeit mit Kinoprojekten aus?

Amft: Es ist etwas im Gespräch, das aber noch nicht konkret ist. Kino ist toll, am wichtigsten ist mir jedoch, wenn das Drehbuch stimmt. Das Skript, die Regie und gute Partner sind mir für ein erfüllendes Projekt am wichtigsten.
Ulrich Blanché/Ricore Medien
Diana Amft
Ricore: Beim Synchronisieren sind Sie immer allein in der Kabine?

Amft: Ja. Es ist ein Unterschied, ob man mit einem Partner vor der Kamera agiert oder alleine spricht. Auch wird man oft sehr unvermittelt in heftige Szenen hinein geschubst, wo man dann immer wieder einen Satz gleich emotional sagen muss. Es geht im Vergleich zum Theater sehr auf Knopfdruck.

Ricore: Man muss alles in die Stimme legen, die Mimik fällt weg.

Amft: Absolut richtig. Ich finde dennoch, dass man in der Stimme die Mimik hören kann. Ich denke, dass sich das widerspiegelt. Wenn man beispielsweise Anstrengung erzeugen will (macht ein angestrengtes Geräusch), geht das nur mit dem passenden Gesichtsausdruck.

Ricore: Das ist quasi eine Wiederauflage zur Schauspielschule, wo man ganz bewusst Gefühle abrufen muss.

Amft: Wenn ich das mit meiner Schauspielschule vergleiche, lasse ich das lieber nicht meiner Sprachtechnik-Lehrerin hören. Man lernt auf der Schauspielschule, alles wahnsinnig gut auszuformulieren, wie beispielsweise das "a" zwischen den Konsonanten. Ich komme aus einer Gegend, wo man eher "Moagen" und "Duast" sagen, statt "Morgen" und "Durst" und gern ein "a" zu viel einfügt. Wir sagen auch eher "ümma" statt "immer", wo das "i" zum "ü" wird. Das musste ich mir an der Schauspielschule alles abtrainieren. Für die späteren Dreharbeiten musste ich es mir jedoch wieder antrainieren. Kein Mensch sagt (spricht überartikuliert): "Wir haben jetzt keine Zeit mehr". Ich habe das Prinzip hinter dem ganzen noch nicht wirklich verstanden - "würklich" (lacht). Der Anspruch ist ja immer, so authentisch wie möglich zu sprechen. Mein Regisseur sagte immer, dass man da gern viel "verhutzelt".

Ricore: Welche Szene mussten Sie in "Monsters vs. Aliens" am meisten wiederholen?

Amft: Das war ein Zungenbrecher-Satz mit einem "Auslandskorrespondenten". Den genauen Satz weiß ich nicht mehr.
Paramount Pictures
Kiefer Sutherland auf der Premiere von "Monsters vs. Aliens"
Ricore: Wie lange spricht man am Stück?

Amft: Meist spricht man nicht mehr als einen Satz. Oft ist es auch nur ein "aua" oder "geh weg" oder nur Atem-Geräusche. Manchmal muss man nur dreimal "huu" machen. Wenn es sich um einen Wasserfall-Satz handelt, versucht man schon, den ganzen Satz an einem Stück zu sprechen.

Ricore: Gab es größere Umstellungen von der "kleine" Susan zur riesengroß gewachsenen Susan?

Amft: Nicht wirklich. Von der Persönlichkeit änderte sie sich kaum. Sie wird mit der Zeit allerdings selbstbewusster. Zu Anfang ist sie als große Person noch ziemlich klein unterwegs und entwickelt sich dann in ihrer Persönlichkeit.

Ricore: Aber Sie haben nicht Ihre Theaterstimme ausgepackt? Eine 15-Meter-Frau muss ja ein ganz schön großes Lungenvolumen haben.

Amft: Nein. Aber ich finde es auch passend und sympathisch, dass die Größe Susan nicht allzu sehr verändert. Sie bleibt sie selbst.

Ricore: Wie schaut es mit Theaterprojekten aus?

Amft: Das reizt mich zurzeit nicht. Grundsätzlich finde ich es interessant. Ich hoffe auch, irgendwann eine schöne Rolle an einem renommierten Haus zu spielen. Momentan ist das jedoch hinten angestellt.

Ricore: Wie lange dauerte es, bis der Film im Kasten war?

Amft: Für den ganzen Film kann ich nicht sprechen. Meine Rolle brauchte fünf Tage im Studio. Nach etwa acht Stunden macht die Stimme nicht mehr mit.

Ricore: Verändert das einen als Person, wenn man sagen kann: "Ich spiele in einer TV-Serie und nebenbei spreche ich auch den neuesten Dreamworks-Blockbuster"?
Ulrich Blanché/Ricore Medien
Diana Amft
Amft: Wenn man so durch die Straßen geht und sagen kann: "Ja, schau dir das Poster an, da hab ich die deutsche Fassung gesprochen, im Original macht das eine Oscar-Preisträgerin", das ist schon toll. Nein. Ich sehe es als große Ehre an und freue mich sehr. Ich bin da sehr stolz darauf. Trotz allem ist es einfach ein Job. Andere Sachen sind mir trotzdem nicht weniger wichtig.

Ricore: Haben Sie sich schon früher schon für Animationsfilme interessiert?

Amft: Ja! Ich bin ein großer Fan. "Shrek - der tollkühne Held" ist einer meiner Lieblingsfilme. Ich finde ihn unglaublich komisch. Ich finde es sehr interessant, welche Möglichkeiten Animation bietet. Speziell 3D werde ich ab jetzt aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Darüber habe ich mich jetzt insbesondere neu informiert.

Ricore: Werden Sie jetzt im nächsten Reese-Witherspoon-Film sitzen und sagen: "Die Synchronstimme atmet anders"?

Amft: Ich kann mir vorstellen, das das so ist, wenn man Reese in einem Realfilm synchronisiert. Aber bei einer animierten Figur ist das ganz anders. Ich habe gottseidank noch die Gabe, dass ich mich in einen Film völlig hineinfallen lassen kann, ohne ständig Oliver Kalkofe oder Ralf Moeller (Diana Amfts Synchronkollegen bei "Monsters vs. Aliens", d.R.) vor Augen zu haben.

Ricore: Trafen Sie die beiden?

Amft: Wir haben uns immer wieder kurz gesehen und Hallo gesagt. Oliver habe ich mehrere Male auch im Studio getroffen. Wir haben uns erst gestern bei der Deutschland-Premiere hier in Berlin wieder getroffen.

Ricore: Haben Sie dann gestern auch erstmals die amerikanischen Darsteller getroffen? Wie war das?

Amft: Ja. Es war sehr freundlich und nett. Wir hatten einen schönen Abend und haben auch zusammen gegessen. Zum Glück waren sie weder zickig noch abgehoben, sondern sehr offen und nett.

Ricore: Was sind Ihre Traumprojekte momentan? Der Olymp des deutschen Fernsehens?

Amft: Ich fliege gleich mit nach Amerika. Nein. Das war ein schönes Projekt. Wenn das Buch stimmt, die Regie und die Partner, dann mache ich alles: Synchron, Theater, Fernsehen, was auch immer. Konkret kann ich das nicht sagen. Mir macht es Spaß, in jedem Bereich zu arbeiten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 8. April 2009
Zum Thema
Diana Amft wird am 7. November 1975 in Gütersloh geboren. Nach der Ausbildung zur Justizfachangestellten absolviert sie eine Schauspielausbildung an der Unschuldige Biester" (1999) ist sie 2001 in "Mädchen Mädchen!" zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen. Es folgen Nebenrollen in "Knallharte Jungs" (2002), Marco Kreuzpaintners "Ganz und gar" (2003) und der Fortsetzung "Mädchen Mädchen 2 - Loft oder Liebe" (2004).Das Traumschiff", "Ein Fall für Zwei" und "SOKO 5113" spielt sie 2008 die..
Susan Murphy (Diana Amft) ist eine durchschnittliche junge Frau. Ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit wird sie jedoch von einem Batzen Weltraum-Schleim getroffen wird und wächst 15 Meter in die Höhe. Prompt wird sie mit anderen Geschöpfen als Monster "Gikantika" von der amerikanischen Regierung weggesperrt. Als Aliens die Welt angreifen, können nur die vermeintlichen Monster die Welt retten. "Shrek der Dritte" -Regisseur Conrad Vernon inszenierte mit Rob Letterman ("Große Haie - kleine Fische")..
2024