Walt Disney
Florian Baxmeyer
"Mein Friseur ist mein größte Fan!"
Interview: Florian Baxmeyers Traum
Nicht nur die eingeschworene Fangemeinde darf jubeln: "Die drei ??? - Das verfluchte Schloss" läuft in den Kinos. Justus, Peter und Bob erleben neue, aufregende Abenteuer - und haben es mit unerklärlichen Phänomenen zu tun. Regisseur Florian Baxmeyer und Produzent Malte Grunert erzählen von ihren Dreharbeiten mit pubertierenden Jugendlichen, ihren Begegnungen mit zerstörungswütigen Pavianen und ihrem Respekt vor den jungen und alten Fans der drei Detektive.
erschienen am 10. 04. 2009
Walt Disney Pictures
Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
Ricore: Herr Baxmeyer, was war Ihnen bei den Dreharbeiten zu diesem Film besonders wichtig?

Florian Baxmeyer: Der Film sollte zweierlei Kriterien erfüllen. Er sollte zum einen gruselig, und zum anderen lustig werden. Diese Ausgewogenheit war mir sehr wichtig, denn der Film soll nicht nur für die jüngere, sondern auch etwas für die ältere Generation ansprechen.

Ricore: Was war für Sie das Besondere?

Baxmeyer: Aufregend war für mich der Studiobau, weil es meine erste Arbeit in einem so großen Studio war. Die Vorbereitungszeit war sehr intensiv. Ich habe lange mit Leuten zusammen gesessen, die nichts anderes machen, als sich Effekte und Tricks für einzelne Szenen auszudenken und sie aufzeichnen. Das war für mich absolutes Neuland und demzufolge sehr spannend.

Ricore: Was will der Film übermitteln?

Baxmeyer: Der Kerninhalt ist der gleiche wie der des vorangegangenen Films: der Zusammenhalt unter Freunden. Obwohl den "Drei ???" der Fall sehr suspekt und möglicherweise zu groß erscheint, lassen seine beiden Freunde Justus nicht im Stich. Sie unterstützen ihn, wo sie können. Der Kern des Films ist Freundschaft.
Walt Disney
Produzent Malte Grunert
Ricore: Finden Sie nicht, dass es viele gruselige Szenen gibt, die vielleicht für das ganz junge Publikum noch nicht geeignet sind?

Baxmeyer: Wir hatte kürzlich eine Preview in Sulzbach bei Frankfurt. Diesem teils sehr jungen Publikum haben die gruseligen Szenen überhaupt nichts ausgemacht. Sie haben viel gelacht und sich hin und wieder erschreckt, aber niemand hat angefangen zu weinen oder hat den Kinosaal verlassen. Wir haben schon bei der Entwicklung des Konzepts drauf geachtet, dass die Spannung nicht zu lange aufrecht erhalten bleibt, sondern nach kurzer Zeit wieder aufgelöst wird. Ich denke, wenn Spannung und Komik in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen, kann man das auch als Sechsjähriger ertragen und hat Spaß daran.

Malte Grunert: Unsere Erfahrungen in verschiedenen Testvorführungen wie auch mit meinen eigenen Kindern haben gezeigt, dass dieser Moment der Spannung nicht der entscheidend ist solange er relativ schnell wieder aufgelöst wird. Wir haben den Film auch durch viel Komik aufgelockert. Man merkt das deutlich in der Wahrnehmung der Kinder. Ihr ständiges Gelächter zwischendurch während den Vorführungen, hat uns gezeigt, dass die spannenden Szenen so sehr gut auszuhalten sind.

Ricore: Die Drehs der einzelnen Szenen in dem Schloss müssen sehr lange gedauert haben. Schon die Szenen mit der Dampfmaschine sehen sehr aufwendig aus.

Baxmeyer: Sie haben Recht. Die Drehs im Schloss haben natürlich etwas länger gedauert als andere. Es geht oftmals etwas schief und die Szene muss wiederholt werden. Aber glücklicherweise hat man für einen Kinofilm vergleichsmäßig mehr Zeit als für ein Projekt fürs Fernsehen. Was es wiederum für uns einfacher gemacht hat, war, dass die Sets dank einer großen Crew schon vorbeleuchtet waren. Wenn man sonst in einem Raum erst in der einen Ecke dreht und dann in der gegenüberliegenden, muss die ganze Beleuchtung umgebaut werden, was sehr zeitaufwendig sein kann. Diese Arbeit hatten wir also nicht.
Walt Disney
Florian Baxmeyer
Ricore: Wie sahen die Dreharbeiten in Südafrika aus? Wie wurden sie eingeteilt?

Grunert: Wir haben insgesamt 50 Tage gedreht, davon 25 allein im Schloss. Wir hatten im Vorfeld gemeinsam mit Florian beschlossen, den Film nicht Visual-Effects-lastig zu machen und somit mit den Kindern ständig vor Grün zu drehen, sondern alles zu bauen. Die ganzen Tricks sind alle vor Ort geschehen, die Falltüren, der rotierende Teppich, der Dampf, das Feuer...

Ricore: Herr Baxmeyer, verbinden Sie mit den Abenteuern der "Drei ???", die ja dieses Jahr ihren 30. Geburtstag feiern, etwas Persönliches?

Baxmeyer: Wenn "Die drei ???" dieses Jahr 30 Jahre alt werden, fällt mir erst auf, wie alt ich eigentlich geworden bin. Ich verbinde in der Tat etwas Persönliches mit den Hörspielen. Ich war schon immer ein Fan und hatte als Kind eine umfangreiche Kassettensammlung.

Ricore: Verbinden Sie bestimmte Erlebnisse mit den "Drei ???"?

Baxmeyer: Ich erinnere mich an lange Autofahrten, die ich mit meinen Eltern unternommen habe, zum Beispiel auf dem Weg in den Skiurlaub. Während solcher Fahrten haben wir immer die Kassetten der "Drei ???" gehört. Mein Bruder und ich konnten die Dialoge teilweise auswendig und haben die Folgen nachgespielt.

Ricore: Haben Sie eine Lieblingsfolge?

Baxmeyer: Unser Film basiert auf der Folge mit dem Titel "Das Gespensterschloss". Das ist eine der Folgen, die ich am liebsten gehört habe. Ich mochte aber auch "Den grünen Geist" sehr gerne und den "Karpatenhund" fand ich super.
Walt Disney
Gruselig: Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
Ricore: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es einen dritten Film mit den "Drei ???" geben. Werden Sie auch bei diesem Film wieder die Regie übernehmen?

Baxmeyer: Ob es einen dritten Film geben wird, werden wir erst noch sehen. Das hängt natürlich vom Erfolg unseres jetzigen Films ab. Somit kann ich noch nicht sagen, ob ich wieder der Regisseur sein werde.

Ricore: Falls es einen weiteren Film mit den "Drei ???" gibt, für welchen Sie die Regie übernehmen, welche Inhalte wären Ihnen wichtig? Angeblich soll es nach einem Abenteuer- und einem Horrorfilm diesmal ein Spionagethriller werden.

Baxmeyer: Genau, das ist die Folge "Die silberne Spinne". Studio Hamburg sitzt schon an der Entwicklung. Das Schöne an den "Drei ???" ist einfach, dass man wirklich jeden Film ganz anders angehen kann. Die Filme wachsen mit den drei Jungs, die sich ja auch weiterentwickeln und älter werden. Mit 16 darf man in Amerika den Führerschein machen und Auto fahren, was wir sicherlich auch in unserem Film berücksichtigen würden. Es sollte außerdem noch mehr um die Charaktere gehen und eventuell um den Endkampf zwischen Justus und Hugenay.

Ricore: Wie war dieser zweite Dreh mit den Jungs, die ja mittlerweile 15 Jahre alt sind und mitten in der Pubertät stecken?

Baxmeyer: Glücklicherweise sind die drei Vollprofis. Sicherlich ist es so, dass sich Jungs in der Pubertät teilweise stark verändern und plötzlich kein Wort mehr rausbekommen, aber das Problem hatten wir nicht. Sie verstehen sich auch untereinander sehr gut. Allerdings hatten wir zwischenzeitlich tatsächlich mal ein Stimmbruch-Problem. Nach Weihnachten kam Bob mit einer tieferen Stimme zurück, aber auch das haben wir hingekriegt. Alles in allem ist das Arbeiten mit den Jungs total unkompliziert.
Walt Disney
Florian Baxmeyer mit Annette Kemp, Cameron Monaghan und Nick Price
Ricore: Gibt es eine lustige Anekdote, die Sie von den Dreharbeiten erzählen können?

Baxmeyer: Paviane haben unser Schloss zerstört bevor wir dort überhaupt gedreht hatten. Das war sehr skurril für uns und im Nachhinein witzig, wenn wir wieder darüber reden.

Grunert: Die Außenkulisse unseres Schlosses war in einem Wald in Kapstadt aufgebaut. Die ganze Gegend in und um Kapstadt hat ein Problem mit Pavianen. Die leben dort überall und sind nicht gerade ungefährlich. Wir mussten zum Beispiel bei Außendrehs immer das Essen wegschließen. Zu einer bestimmten Jahreszeit sind sie sogar richtig aggressiv. Eines Wochenendes haben sie also beschlossen, unsere Außenkulisse zu besetzen und haben angefangen, das Schloss wieder abzubauen. Als sie weg waren, mussten wir es eben ganz schnell wieder aufbauen. Aber die Bewohner der Stadt kennen das Problem. Wir wurden immer von einem Einheimischen begleitet, der Knaller zum Verscheuchen der Tiere dabei hatte.

Ricore: Haben Sie tatsächlich alles aufgebaut oder gab es auch Teile, die am Computer entstanden?

Grunert: Der erste Stock und die ganze Kulisse wurden aufgebaut. Der zweite und dritte Stock entstanden von außen am Computer, die Innenräume wurden im Studio aufgebaut.

Ricore: Sie haben mittlerweile den zweiten Kinostart eines Abenteuers der "Drei ???" vor sich. Ist das für Sie schon zu einer Art Routine geworden?

Baxmeyer: Sowas kann gar nicht mit Routine verbunden werden, denn man weiß nie, was passiert. Kommt der Film beim Publikum an oder nicht? Wie viele Menschen gehen in den Film? Man kann es überhaupt nicht einschätzen.
Walt Disney
Drei ???-Fan und Produzent Malte Grunert auf der Hamburger Premiere
Ricore: Was, glauben Sie, braucht so ein Film der "Drei ???", um beim Publikum anzukommen? Sie sind sich sicherlich bewusst, dass gewisse Erwartungen von den Zuschauern oder Fans gestellt werden.

Baxmeyer: Da der erste Teil gut gelaufen ist, hoffen wir, dass die Leute, die den letzten Film mochten, nun auch wieder ins Kino gehen und vielleicht noch ein paar Freunde mitbringen. Jeder erwartet natürlich bei einem Kinobesuch, dass er auf irgendeine Art und Weise unterhalten wird. Das Publikum will lachen, es soll spannend und emotional sein. Der Zuschauer muss in der Lage sein, mit den drei Jungs mitgehen zu können. Das ist wichtig. Wenn diese Identifikation zwischen Zuschauer und Darsteller funktioniert, dann funktioniert auch der Film.

Grunert: Ich glaube, dass man bei den Actionelementen mit den Vorbildern mithalten muss. Wir haben diesmal Komik reingebracht, die sich vor allem an Erwachsene richtet. Diese Aspekte machen einen Familienfilm aus. Besagte Szenen stören die Kinder nicht, die die Anspielungen darin wahrscheinlich nicht begreifen. Dafür verstehen es die Eltern, die ja auch in den Film gehen sollen. Uns ist bewusst, dass wir mit unserem Werk auf eine große Fangemeinde stoßen und damit auch auf eventuelle Widerstände. Sie haben ganz klare Vorstellungen davon, wie die Charaktere sind und sich geben, was sie tun und was sie nicht tun würden. Bob Andrews hätte beispielsweise nie eine Freundin. Schon nach dem ersten Film haben wir oft zu hören bekommen, dass Justus Jonas keine Freundin hat. Es ist uns also bewusst, dass wir auch Kritik zu erwarten haben. Aber wir hoffen, dass es genug Zuschauer gibt, die sich darüber freuen, dass sich ein weiteres Genre, also der Film neben den Büchern und den Kassetten, behaupten kann.

Ricore: Herr Baxmeyer, was empfinden Sie dabei, eine Regiearbeit zu übernehmen, wohinter so eine große Fangemeinde steht?

Baxmeyer: Es ist natürlich eine gewisse Bürde. Es kann natürlich sein, dass viele Fans nicht so zufrieden mit meiner Arbeit sind, was ich jedoch nicht hoffe. Aber ich bin stolz, dass ich es machen durfte und ich muss mich der möglichen Kritik einfach stellen. Ich habe viel mit meinem Friseur über die Filme diskutiert, der ist nämlich ein richtiger Hardcore-Fan. Jeder hat eben seine eigenen Vorstellungen und es herrscht immer Uneinigkeit, wie dieser oder jener Charakter auszusehen hat. Es kann eben passieren, dass ein Chancellor zum Casting etwas rundlicher und speckiger erschien, als er zu Beginn der Dreharbeiten war. Das sind dann die Dinge, von denen die Fans nichts mitbekommen, mit denen wir dennoch umgehen müssen. Es ist auf jeden Fall eine Aufgabe, mit der man sehr respektvoll umgehen muss, denn es bedeutet für viele Leute eine Menge.
Walt Disney
Florian Baxmeyer
Ricore: Herr Baxmeyer, Sie durften schon am Anfang Ihrer Karriere als Regisseur Hollywoodluft schnuppern. Wäre es ein Ziel für Sie, als Regisseur in Hollywood zu arbeiten?

Baxmeyer: Ich sehe das eher aus dem Blickwinkel der Möglichkeiten, die sich mir als Regisseur dann bieten würden. Die Geschichten und Drehbücher, die ich dann machen könnte. Es gibt sicherlich Projekte, die man viel besser in den USA realisieren kann. Dort sind unter anderem die Budget-Bedingungen ganz anders. Ich hätte sicherlich nichts dagegen, arbeite aber auch nicht verbissen dafür. Bisher bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich hier in meinem Job machen kann.

Ricore: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Baxmeyer: Gerade arbeite ich noch an zwei verschiedenen Projekten fürs Fernsehen. Malte Grunert und ich arbeiten parallel zusammen an einem Drehbuch. Natürlich sind auch weitere angedacht.

Ricore: Wie lange arbeiten Sie schon zusammen? Verstehen Sie sich auch wenn die Kameras aus sind?

Grunert: Wir kennen uns seit dem ersten Dreh der "Drei ???" und haben uns auch dort angefreundet. Abgesehen von den "Drei ???" haben wir gemeinsame Ideen und wollen die auch unbedingt gemeinsam ausarbeiten.

Baxmeyer: Anders könnte unsere Zusammenarbeit auch gar nicht so gut funktionieren. Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, gemeinsam auf so vielen Flughäfen gesessen, es wäre schrecklich, wenn man sich dabei nicht gut verstehen würde.

Grunert: Ich habe vermutlich in den letzten beiden Wintern, in denen Teil 1 und 2 der "Drei ???" gedreht wurden, mehr Zeit mit Florian verbracht als mit meiner eigenen Familie. Es hilft schon, wenn man sich ganz gut ausstehen kann (lacht), und das tun wir definitiv!
erschienen am 10. April 2009
Zum Thema
Auf Justus' Geburtstagsfeier in Rocky Beach jagen die drei Nachwuchsdetektive Justus (Chancellor Miller), Peter (Nick Price) und Bob (Cameron Monaghan) einem Maskierten ein mysteriöses Video ab. Groß ist der Schock für Justus, als er darauf seine verstorbenen Eltern sieht. Deren Hinweis führt die drei ??? zu einer gespenstischen Villa. Studenten-Oscar-Preisträger Florian Baxmeyer inszenierte das zweite Abenteuer der drei Jungdetektive trotz holpriger Dialoge witzig und unterhaltsam.
2024