Sony Pictures
Christian Bale
Christian Bale lässt sich bitten
Interview: Der neue Terminator
Sechs Jahre sind seit dem letzten "Terminator"-Film vergangen. Arnold Schwarzenegger ist inzwischen Gouverneur von Kalifornien und Nachfolger Christian Bale einer der beliebtesten Schauspieler geworden. Das Ergebnis des Wandels ist mit "Terminator - Die Erlösung" ein überraschend gelungener vierter Teil der Science-Fiction-Saga, der mit seinem härteren und brutaleren Ansatz auf Humor verzichtet und sich damit klar von den Vorgängern abhebt. In Paris sprachen wir mit dem 35-jährigen Waliser, der im vergangenen Jahr vor allem durch unkontrollierte Wutausbrüche für Negativschlagzeilen sorgte, über die Erneuerung des "Terminator"-Franchise, seinen Launen am Set und wieso Schwarzenegger für die Fortsetzung nur ein paar Minuten seiner Zeit opfern wollte.
erschienen am 7. 06. 2009
Sony Pictures
Terminator - Die Erlösung
Ricore: Mr. Bale, in "Terminator - Die Erlösung" übernehmen Sie die fast schon legendäre Rolle des John Connor. Vermutlich keine leichte Aufgabe, oder?

Christian Bale: Das können Sie laut sagen! Er entwickelt sich in unserem Film zum Retter der Menschheit. Nicht umsonst sind seine Initialen 'JC' dieselben wie die von Jesus Christus. Er ist eine Art Messias, zu dem ich erst einmal den richtigen Zugang finden musste.

Ricore: Sie spielen die Rolle mit einen überraschenden Ansatz. Entfernen Sie sich damit ganz bewusst von dem früheren Ansatz Scharzeneggers, der in den "Terminator"-Filmen immer auch einen Schuss Humor und Ironie an den Tag gelegt hat?

Bale: Ich war noch nie der Typ, der sich dafür interessiert hat, vor der Kamera wie ein Filmstar zu wirken. Über einsilbige Charaktere, die bewusst etwas überagieren, kann ich als Zuschauer zwar lachen, aber mein Ding war es noch nie. Uns war es wichtig, der "Terminator"-Mythologie im vierten Teil zwar Respekt zu zollen, aber auch etwas frischen Wind einzuhauchen, den der Franchise wirklich bitter nötig hatte.

Ricore: Wovon sprechen Sie?

Bale: Fast jeder mochte die ersten zwei "Terminator"-Filme, aber der dritte Teil stank dagegen völlig ab. Der Ulk und Humor nahmen einfach Überhand.
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Christian Bale mit Ehefrau Sibi Blazic
Ricore: Ihre Konsequenz ist brutale Härte und unbedingte Action...

Bale: Ich wollte die Rolle so authentisch und ehrlich wie möglich zu spielen, egal wie utopisch und ausgefallen die Geschichte wirken mag. Die Mär von einer Horde Roboter, die in der Zukunft gegen die Menschheit kämpft, muss man automatisch mit einem Augenzwinkern sehen, aber wenn ein Schauspieler dem Zuschauer während dieser Achterbahnfahrt das Gefühl vermittelt, wirklich um sein verdammtes Leben zu kämpfen, erzielt man in meinen Augen einen stärkeren Effekt.

Ricore: Man sagt Ihnen nach, dass Sie es mit Ihrer Ernsthaftigkeit derart übertreiben, dass Kollegen fast schon Angst vor Ihrer einsilbigen Laune am Set haben. Stimmt das?

Bale: Das mag stimmen, aber aufgeblasen finde ich das nicht. Am extremsten war es wohl bei "The Machinist - Der Maschinist": Die Rolle war so heftig, dass ich eigentlich nur dann sprach, wenn ich zu einer Szene was zu sagen hatte. Ich verbrachte trotzdem Zeit am Set, aber eben schweigend. Ich kann schon verstehen, dass dieses Verhalten den ein oder anderen irritieren mag, aber ich bin nun mal deshalb an einem Filmset, um meinen Job so gut wie möglich zu machen. Dazu gehört für mich, absolut und unbedingt in die Emotionen meiner Rolle einzutauchen.

Ricore: Und Ihr Umfeld?

Bale: Das soziale Geplänkel kann ich mir genauso gut für meine Freizeit aufsparen. Ich bin kein Filmfreak und kenne mich auch nicht besonders gut mit der Geschichte des Mediums aus, aber ich weiß verdammt noch mal, wie viel Freue es mir bereitet, in Rollen voll und ganz aufzugehen.

Ricore: Nach "Dark Knight" und "Terminator" drängt sich die Vermutung auf, dass Ihnen vor allem Actionrollen Freude bereiten?

Bale: Da ist was Wahres dran, auch wenn ich die Vielfalt schätze. "Batman" war noch aufreibender, als dieser Film. In erster Linie liegt es wohl daran, das John Connor zwar viel springen und rennen muss, aber doch die meiste Zeit mit großen Waffen kämpft. Batman dagegen vertraut auf den Nahkampf. Solche Szenen kosten besonders viel Energie.
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Christian Bale, Bryce Dallas Howard in "Terminator - Die Erlösung"
Ricore: Langweilt es nicht etwas, hintereinander in zwei so gewaltigen Blockbustern zu spielen, die beiden einen ähnlichen Action-Ansatz verfolgen?

Bale: Beide Rollen waren für sich sehr spannend und unterschiedlich, auch wenn ich Ihnen Recht gebe, dass beide in die Blockbusterkategorie fallen und das Timing vielleicht auch nicht ganz optimal war. Zumindest habe ich zwischendrin mit "Public Enemies" einen weiteren Film gedreht, der eine gute Abwechslung darstellte und mir das ermöglichte, was mir schon immer wichtig war: eine möglichst breite Rollenwahl.

Ricore: Dafür waren Sie bis vor kurzem bekannt. Warum verpflichten Sie sich dann für Filme wie "Terminator" und "Batman", die geradezu nach Fortsetzungen schreien?

Bale: Oh, man hat mir die Rolle als John Connor viele Male anbieten müssen, bis ich endlich zugesagt habe. Anfangs hagelte es Absagen von meiner Seite.

Ricore: Wer oder was hat Sie überzeugt?

Bale: Zum einen die Tatsache, dass viele Leute überhaupt keinen Sinn darin sahen, nach einem so schwachen dritten Teil einen vierten "Terminator"-Film nachzulegen. Zum anderen Regisseur McG, der mir irgendwann den Eindruck vermittelte, dass er seine Vision mit aller Kraft durchdrücken wird. Das zeigt sich ja schon an seinem Namen: wer sonst ist so verquer, sich 'McG' zu nennen? Dazu gehört schon einiges an Rückgrat und Selbstbewusstsein. Mir hat das imponiert.

Ricore: Klingt fast so, als ob hier zwei Alphatiere aufeinander trafen?

Bale: Kann sein. Meine Entscheidung fiel, als sich mein direktes Umfeld gegen die Rolle aussprach. Es hieß: du bist zu gut dafür! Ich antwortete nur: Bitte was? Was zum Teufel haltet ihr von mir? Ich war ein großer Fan der früheren "Terminator"-Filme und hatte so etwas ähnliches noch nicht gedreht. Wenn Leute mir ausdrücklich sagen, dass ich etwas nicht tun soll, weckt das in mir erst Recht das Verlangen, es auszuprobieren.
20th Century Fox
Terminator (Geschnittene Fassung)
Ricore: Stimmt es, dass Sie vor Ihrer Zusage erst einmal das komplette Drehbuch umschreiben ließen?

Bale: Ich habe ein paar Änderungen vornehmen lassen, um die Qualität des Drehbuchs etwas anzuheben. Ein hohes Niveau war mir sehr wichtig.

Ricore: Hat Arnold Schwarzenegger den Set besucht und Ihnen Tipps gegeben?

Bale: Als Gouverneur blieb im dafür nicht allzu viel Zeit, wie Sie sich wohl denken können.

Ricore: Wieso kommt er dann trotzdem im Film vor?

Bale: Wir wollen nicht zuviel verraten, aber diese Szene haben wir einigen sehr ausgefeilten Computereffekten zu verdanken. Sein Einsatz bei diesem Film beschränkte sich auf ein paar Minuten, in denen man sich am Telefon sein Einverständnis dafür holte, ihn noch einmal künstlich in das Franchise einzubringen.

Ricore: Es gibt bereits Pläne, die "Terminator"-Saga weiterzuführen. Werden Sie wieder mitspielen?

Bale: Wenn die Leute den aktuellen Film nicht als wirklich gelungene Rundumerneuerung der Saga auffassen, werde ich davon Abstand nehmen. Aber wenn der Film von den Zuschauern umarmt wird, bin ich gerne wieder mit dabei. Ein weiterer Teil kommt nur dann in Frage, wenn ich das Gefühl habe, dass wir uns noch weiter verbessern können. Ich bin der Meinung, dass wir dazu in der Lage sind, aber nun soll die Öffentlichkeit darüber entscheiden.
erschienen am 7. Juni 2009
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Eigentlich wollte der in Wales geborene Schauspieler Christian Bale gar nicht berühmt werden. Doch sein Talent macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit gerade mal dreizehn Jahren brilliert er in Steven Spielbergs Kriegsdrama "Das Reich der Sonne". Seine Rolle als kaltblütiger Serienkiller in "American Psycho" beschert ihm Kultstatus. Als Titelheld in Christopher Nolans Comic-Adaptionen "Batman Begins", "Dark Knight" und "The Dark Knight Rises" schafft er seinen internationalen Durchbruch.
Das vierte "Terminator"-Abenteuer ist zugleich der Beginn einer neuen Trilogie und entstand unter der Regie von Regisseur McG ("Drei Engel für Charlie"). Dieser schickt statt Gouverneur Arnold Schwarzenegger "Dark Knight"-Star Christian Bale ins Rennen. Als John Connor muss er im postapokalyptischen Jahr 2018 gegen eine Armee von Terminatoren kämpfen, die von Skynet befehligt wird. Der Supercomputer plant die Vernichtung der Menschheit.
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