Karolina Zebrowski/Ricore Text
Ryan Reynolds bei der Premiere von "Selbst ist die Braut" in München
"Es würdevoll durchzustehen"
Interview: Ryan Reynolds lässt die Hosen runter
So stellt man sich den Hauptdarsteller einer Liebeskomödie vor: charmant, humorvoll und nie um eine Antwort verlegen. Von Sandra Bullock lässt er sich in "Selbst ist die Braut" zwangsbeglücken und stellt fest, dass auch eine Geschäftsfrau menschliche Züge hat. Im Interview spricht Ryan Reynolds ganz offen über seine bezaubernde Schauspiel-Partnerin, Nacktszenen und seine Bewunderung für Hugh Jackman.
erschienen am 28. 07. 2009
Walt Disney Studios Motion Pictures
Selbst ist die Braut
Ricore: Sie und Sandra Bullock sind seit vielen Jahren Freunde. Wie kam es dazu? Schließlich ist Sandra älter als sie.

Ryan Reynolds: Ja, Sandra ist absolut hinreißend. Ich glaube, die einzige Person, die immer wieder vergisst, wie hinreißend sie ist, ist sie selbst. Das ist einer der Gründe warum sie so reizend ist. Wir haben uns vor Jahren bei einem Essen kennengelernt, bei einem gemeinsamen Freund. Danach sind wir noch zusammen tanzen gegangen und hatten einen Riesenspaß. Ich erinnere mich noch, wie ich in dieser Nacht aufschaute und sie mit einem anderen Kerl tanzen sah. Ich gucke noch genauer und realisierte, dass sie mit George Michael tanzte. Ich dem Augenblick dachte ich mir: Das Mädchen weiß, wie man richtig Party macht. Dirty Dancing mit George Michael. Aber ich denke, die sind nur Freunde, da lief nichts zwischen den beiden. [lacht]

Ricore: Das haben Sie bei der Pressekonferenz nicht erzählt.

Reynolds: Mich hat auch keiner was gefragt, alle haben sich nur auf Sandra konzentriert. Nein, das ist schon in Ordnung. Ich verstehe das, sie ist die Rückkehrerin, die nach Deutschland kommt.

Ricore: Wie steht es denn um Ihre Deutschkenntnisse?

Reynolds: Oh nein, lassen Sie uns nicht damit anfangen. Mein kanadisches Französisch ist vielleicht ein wenig besser.

Ricore: Nicht mal Schimpfwörter?

Reynolds: Nein, nicht mal die. Ich kenne nur das Eine, das jeder kennt.
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Ryan Reynolds in "Selbst ist die Braut"
Ricore: Wie kamen Sie zu ihrer Rolle in "Selbst ist die Braut"? Hatte Sandra auf die Besetzung Einfluss?

Reynolds: Nein, eigentlich war ich zuerst an Bord und dann stieß Sandy dazu. Das war wie ein Lottogewinn, einfach toll. Pete Chiarelli, der das Drehbuch geschrieben hat, kannte ich von einem anderen Film, den ich vor ein paar Jahren gemacht hatte. Er sagte mir damals, dass er eine Rolle für mich schreibe und ich sagte: Das habe ich schon öfter gehört. Dann landete dieses Drehbuch einige Jahre später tatsächlich auf meinem Schreibtisch und es war von Pete. Ich las es und mochte es auf Anhieb. Ich unterschrieb das Rollenangebot sofort.

Ricore: Sie haben Sich bereits in vielen Genres ausprobiert. Welches mögen Sie am liebsten?

Reynolds: Keine Ahnung. Ich versuche das noch herauszufinden. Ich hatte Glück in dieser Filmindustrie eine Art Pufferzeit zu haben, in der ich experimentieren konnte, ohne dass mir irgendjemand im Nacken saß. Demnach hatte ich wirklich Vorteile. Aber ich weiß nicht, was mir besser gefällt. Ein Film wie "Selbst ist die Braut", der extrem erfolgreich in den letzten Wochen in den USA lief, stellt natürlich andere Filme mit weniger Erfolg in den Schatten. Wenn man nur als Typ besetzt wird, nennen wir das ein 'Highclass'-Problem, ein Luxusproblem. Ich habe auch von morgens bis abends im Supermarkt gearbeitet, ich weiß wie die andere Seite aussieht. Ich sehe es als meine eigene Verantwortung, unterschiedliche Filme zu drehen. Meine nächste Rolle ist eher bizarr und unterscheidet sich von allem, was ich bisher gemacht habe. Es wird ein richtiger Suspense-Thriller.

Ricore: Also haben Sie bewusst "Buried" ausgewählt, um zu verhindern, nur auf einen Typ festgelegt zu werden?

Reynolds: Ja. Es ist sehr seltsam wenn alle sagen, oh, er hat noch nie einen Independent Film gemacht. Ich habe bisher sechs davon gedreht. Ich war öfter in Sundance als ich zählen kann, auch auf der Berlinale und ähnlichem. Es entwickelt sich immer weiter, dass man etwas Neues machen will. Ich habe noch nie von einem Film gehört, in dem nur eine Person mitspielt. Ich bin der einzige Schauspieler, was irgendwie seltsam ist. Es wird ein interessanter Film im Stile Hitchcocks. Es wird auch eine technische Herausforderung einen Film zu drehen, der die Aufmerksamkeit die ganze Zeit mit nur einer Person, die übrigens in einem Sarg liegt, halten will. Man hört aber andere Menschen, weil die Figur ein Telefon dabei hat.

Ricore: Sind Nacktszenen für einen Schauspieler wie Sie eine größere Herausforderung als Kussszenen?

Reynolds: Sie sind alle in gewisser Weise eine Herausforderung. Dieser Film ist anders, weil die Nacktszenen alleine auf Lacher ausgelegt sind. Da macht man sich nicht so viele Gedanken drüber, man versucht es einfach würdevoll durchzustehen.
20th Century Fox
Erstmals im Horrorfach: Ryan Reynolds
Ricore: Haben Sie wie Sandra ebenfalls Workout für die Szene gemacht?

Reynolds: (lacht) Ja, Sandy war knallhart. Ich bin kurz nach dem Film den New York Marathon gelaufen, deshalb musste ich jeden Tag trainieren, ob ich wollte oder nicht. Ich musste morgens aufstehen und vor der Arbeit sieben oder acht Meilen rennen.

Ricore: Wofür war das genau?

Reynolds: Es war für die Michael J. Fox Foundation für Parkinson-Kranke.

Ricore: Wie schnell waren Sie beim Marathon?

Reynolds: (lacht) Jeder fragt mich das. Ich finde, es ist schon ziemlich gut, ins Ziel zu kommen. Ich habe damit ziemlich viel Geld zusammen gebracht. Wenn ich dafür 26,2 Meilen Moonwalk machen müsste, würde ich es machen. Aber meine Zeit war 3 Stunden und 50 Minuten.

Ricore: Was machen Sie jetzt, um in Form zu bleiben?

Reynolds: Ich werde ziemlich depressiv, wenn ich mich nicht wenigstens einmal am Tag bewege. Das kann jeden Tag variieren. An einem Tag kann es ein langer Spaziergang sein, wann anders ist es wandern, laufen oder Yoga. Ich musste auch viel Schwertkampf-Training machen für "Wolverine". Ich gehe in Los Angeles in ein Fitnessstudio, das auf sowas spezialisiert ist. Das macht ziemlich viel Spaß.

Ricore: Nun eine ernsthafte Frage über den "Sexiest Man". Offensichtlich ist Hugh Jackman der Sexiest Man Alive…

Reynolds: Er ist definitiv der Sexiest Man Alive. Ich habe ihn aus der Nähe gesehen.
Senator Film Verleih
Ryan Reynolds
Ricore: …also wie ist das mit Ihnen, wollen Sie ihm den Rang ablaufen?

Reynolds: (lacht) unter uns gesagt, es ist wahre Komödie, über sowas überhaupt zu reden. Nein, ich habe kein Verlangen danach. Er kann die Krone gerne haben. Ich habe ihn aus der Nähe gesehen und bestätige: Er ist der Sexiest Man Alive.

Ricore: Verletzt Sie das?

Reynolds: Nein. Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Sagt das nicht Spider-Man? Er kann alles haben.

Ricore: Sie sind also der zweisexiest Man Alive und haben zuhause die Sexiest Woman Alive. Gibt es da keinen Probleme?

Reynolds: Das hört sich für mich nicht nach einem Problem an.

Ricore: Gibt es irgendetwas Schlechtes, was Sie über sie sagen könnten?

Reynolds: Nein. Das ist alles schmeichelhaft, dämlich, lustig, alles auf einmal. Und man vergisst es so schnell wieder, wie es aufgekommen ist. Der einzige Grund, warum man sich daran erinnert, ist, weil es in den Pressenotizen steht. Ich bin mir sicher, Sie hätten das vorher auch nicht gewusst, wenn Sie es dort nicht gelesen hätten.

Ricore: Sandra hat Sie als sexy bezeichnet, sagt Ihre Frau das auch?

Reynolds: Das will ich hoffen!

Ricore: Manchmal muss auch der sexieste Mann den Müll rausbringen.

Reynolds: Ich muss immer den Müll rausbringen. Ich mache das gerne. Ich mache die ganze Drecksarbeit, damit habe ich kein Problem.
Karolina Zebrowski/Ricore Text
Ryan Reynolds bei der Premiere von "Selbst ist die Braut" in München
Ricore: In Amerika sind Sie wohl noch bekannter als in Deutschland. Können Sie sich hier frei bewegen?

Reynolds: Ja, absolut. Ich bin gestern durch die ganze Stadt gelaufen. Ich war schon sehr oft Mal in Deutschland, ich liebe Deutschland. Ich war sechs Mal in Köln, in Berlin, in München, auch in Österreich.

Ricore: Ist das für Sie eine andere Art von Freiheit?

Reynolds: Ja, es ist eigentlich sehr schön! Bis zu einem gewissen Grad hat man das unter Kontrolle. In Amerika kann ich nicht einfach so rausgehen und herumhängen. Wenn ich hierher komme, oder nach Spanien, ist das schon ein bisschen Freiheit.

Ricore: Berühmte Paare, wie auch Brad Pitt und Angelina Jolie, bekommen immer besonders viel Aufmerksamkeit. Sie sind mit einer sehr schönen und erfolgreichen Schauspielerin verheiratet. Ist das für Sie eine zusätzliche Last auf den Schultern oder lassen Sie sich davon nicht beeinflussen?

Reynolds: Ich hatte immer eine Art Philosophie dazu, an die ich mich auch halte. Man muss zwischen Geheimhaltung und Privatsphäre unterscheiden. Ich finde es albern, Geheimnisse zu haben, das würde ich nie wollen. Aber sein Leben privat zu halten, verschafft einem längerfristig mehr Freiheit. Daran versuche ich mich immer zu halten. Keiner von uns beiden gibt zu viel über uns Preis. Das läuft ganz gut so und wir wollen das beibehalten.

Ricore: Was halten Sie von Kollegen, die sich immer über die Paparazzi beschweren? Sie scheinen damit ja kein Problem zu haben.

Reynolds: Viele Celebrities sagen zwar, dass sie das nicht mögen. Aber irgendetwas haben sie ja gemacht, um aufzufallen. Entweder gehen sie zu typischen Paparazzi-Orten, oder sie laden sie in gewisser Weise in ihr Leben ein. Viele werden von ihnen verfolgt, aber für mich war das nie ein Problem. Ich denke, es liegt einfach daran, dass ich kein Hollywood-Leben führe und ständig auf Partys gehe. Ich bin in Hollywood, aber nicht Teil davon, falls das Sinn macht.

Ricore: Wollen Sie über Ihr Sexleben sprechen?

Reynolds: Nein. Aber wenn wir die Rekorder abgeschaltet haben, können wir das Thema gerne vertiefen [lacht].
Walt Disney Studios Motion Pictures
Ryan Reynolds in der Pressekonferenz zu "Selbst ist die Braut"
Ricore: Können Sie Ihr Fernrohr-Tattoo erklären, wenn das überhaupt ein Fernrohr ist?

Reynolds: Nein, das ist kein Fernrohr. Es ist eine Kanone aus Vancouver. Sie wird um neun Uhr abgefeuert als eine Art Sperrstunde.

Ricore: Neun Uhr morgens oder abends?

Reynolds: Abends. Es wäre ja schlimm um neun Uhr morgens eine Sperrstunde zu haben. Es ist einfach eine Erinnerung an zu Hause. Ich hab's gemacht als ich jung und dumm war.

Ricore: Bereuen Sie es denn?

Reynolds: Nein, bereuen nicht. Ich würde es nur nicht wieder tun.

Ricore: Wollen Sie es entfernen?

Reynolds: Nein.

Ricore: Haben Sie sonst noch irgendwelche Tattoos am Körper, von denen wir wissen sollten?

Reynolds: Das wäre möglich [lacht].

Ricore: Das ist also Privatsache?

Reynolds: Absolut. Das klären wir dann später bei der Nachmittags-Leibesvisite [lacht]. Sie sind alle dazu eingeladen.
Disney
Ryan Reynolds und Schauspielkollegin Sandra Bullock in München
Ricore: Wie erkennen Sie den Unterschied zwischen Geheimhaltung und Privatsphäre?

Reynolds: Es ist ein schmaler Grat, der für mich aber funktioniert. Andere gehen anders damit um, was auch ok ist.

Ricore: Können Sie uns etwas über ihr nächstes Projekt "Deadpool" sagen?

Reynolds: "Deadpool" ist ein Spin-Off von "Wolverine", das Fox gerade entwickelt. Ich bin an "Wolverine" schon mit dem Hintergedanken rangegangen, weil wir über die Möglichkeit dazu geredet haben. Trotzdem war ich begeistert, dass die Figur so gut angekommen ist und dass die Leute einen einzelnen Film darüber sehen wollen. Das ist aber alles noch in der Entwicklung und es gibt nicht viel mehr darüber zu sagen. Filme brauchen nun mal Zeit.

Ricore: Deswegen auch das fortgesetzte Schwertkampf-Training?

Reynolds: Ja. Es wäre blöd, wenn ich wieder von vorne anfangen müsste. Deswegen mache ich es weiter.

Ricore: Gibt es einen Regisseur, mit dem Sie gerne arbeiten würden?

Reynolds: Ja, einige. Einer wird wohl nicht mit mir zusammen arbeiten, Hal Ashby. Er ist tot. Aber ich würde gerne mit Alfonso Cuarón arbeiten, Guillermo del Toro ist großartig, ich würde auch gerne wieder mit Anne Fletcher arbeiten. Wir haben schon darüber geredet, ob wir nicht demnächst etwas für mich finden. Ich würde auch gerne wieder mit Sandra zusammen arbeiten. Das fand ich früher so toll, dass Schauspieler immer wieder Filme gemeinsam drehen konnte. Sandy und ich haben schon darüber geredet, vielleicht finden wir wieder was.

Ricore: Würden Sie eine Fortsetzung zu "Selbst ist die Braut" machen?

Reynolds: Weiß ich nicht. Man könnte schon eine Fortsetzung machen, denke ich. Ich persönlich fände es aber besser, einen völlig anderen Film zu drehen. Das wäre für alle eine größere Herausforderung.
Disney
Zwei Frauen und ein Mann: Ryan Reynolds genießt seinen Auftritt
Ricore: Aber auch wieder eine Liebeskomödie?

Reynolds: Ja, vielleicht.

Ricore: Wenn ich an das Ende des Filmes denke, sollten Sie keine Fortsetzung machen.

Reynolds: Ja, ich denke auch, dass er sehr gut aufhört. Ich mag Fortsetzungen eigentlich nicht. Habe auch noch nie eine gemacht. Es gab zwar Filme, die Fortsetzungen hatten, aber da habe ich nicht mitgespielt. Ich denke, der einzige Grund, warum man Fortsetzungen dreht, ist das Geld. Ich glaube auch, dass das Publikum das merkt. Das hat so einen Beigeschmack. "Deadpool" wäre das einzige Sequel, aber das ist ja auch nicht wirklich eins.

Ricore: Mexikanisch-amerikanische Regisseure wie Cuarón und del Toro haben eine neue Dynamik in die Filme gebracht.

Reynolds: Ich weiß nicht, ob ihre Herkunft eine Rolle in ihren Filmen spielt. Aber ich finde, sie sind brillant. Guillermo, den ich ein paar Mal getroffen habe, ist ein kreativer Kopf. Die Schauspieler kriegen immer die ganzen Lorbeeren ab, dabei sind Filme eigentlich das Werk des Regisseurs.

Ricore: Sie können sich also als Schauspieler damit identifizieren?

Reynolds: Oh ja. Seine Filme sind unglaublich.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 28. Juli 2009
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Ryan Reynolds kommt 1976 im kanadischen Vancouver zur Welt und verbringt dort seine Kindheit. Zu Beginn seiner Schauspielkarriere in den 1990ern spielt er in erster Linie in Fernsehproduktionen. Im darauffolgenden Jahrzehnt ist er überwiegend auf der Leinwand zu sehen. Dabei variiert seine Rollenwahl zwischen Komödien wie "Selbst ist die Braut" und Action-Filmen wie "Green Lantern 3D". Begeistert zeigt sich die Kritik von seiner eindringlichen Darstellung des im Sarg eingesperrten..
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