Prometheus Filmverleih
Florian Panzner steht vor dem Traualter
"Florida ist wahnsinnig langweilig"
Interview: Florian Panzner startet durch
"Pink" ist nicht nur die englische Bezeichnung für die Farbe Rosa, welche Florian Panzner nur bedingt mag, sondern auch der Titel seines neuen Films. Als einer der auserkorenen darf er darin um die Gunst von Hannah Herzsprung als wählerische Dichterin buhlen. Mitten im Premieren-Stress und zwischen diversen Presseterminen nimmt er sich die Zeit, um in einem Gespräch über die Arbeit mit Regisseur Rudolf Thome und den Dreh an der Seite von Hollywood-Star Tom Cruise zu erzählen.
erschienen am 17. 08. 2009
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Pink
Ricore: Mögen Sie Pink?

Florian Panzner: Die Farbe?

Ricore: Zum Beispiel.

Panzner: Es ist nicht meine Lieblingsfarbe. Ich mag keine Farbe gar nicht, aber ich würde jetzt nicht meine Wohnung pink einrichten und trage auch selten pink.

Ricore: Die Dichterin Pink sucht ihre Männer nach der Punktzahl aus. Wie machen Sie das? Wie suchen Sie Ihre Liebespartner aus?

Panzner: Nach anderen Gesichtspunkten. Ich lerne sie kennen, und es sind wahrscheinlich erst mal unbewusste Sachen, die dazu führen, dass man jemanden sympathisch findet. Wenn dann noch Intelligenz, Humor und Sympathie entsteht, dann besteht die Möglichkeit, dass es ein eventueller Liebespartner wird. Aber sicherlich nicht über eine Punkteliste. Wobei, es ist sehr unkonventionell das zu machen und hat ein bisschen was von Dichterin sucht Ehemann. Andererseits macht sie sich ja auch Gedanken über die Vorzüge und Nachteile, was sicherlich nicht schlecht ist, wenn man sich den Partner aussucht. Aber die Art und Weise, das über eine Punktliste zu machen, ist schon hart.

Ricore: Wie sind Sie zu diesem Projekt "Pink" gekommen?

Panzner: Ich habe Rudolf Thome kennen gelernt. Er hat mir die Rolle angeboten und ich habe zugesagt. Wir haben uns bei ihm im Büro zum Gespräch getroffen. Er hatte ein paar Fragen, ich hatte ein paar Fragen. Ich kenne einige seiner Filme, immerhin hat er schon 26 gemacht. Er wollte was mit mir machen und ich auch mit ihm.
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Florian Panzner steht vor dem Traualter
Ricore: Was waren denn Ihre Fragen?

Panzner: Das waren inhaltliche Fragen, wie er Sachen sieht. Es war eine ganz schöne Überraschung, wie er Drehbücher schreibt und sich gar nicht so unbedingt logisch mit allen Sachen auseinandersetzt. Er bietet dadurch einen gewissen Freiraum, obwohl er sich dann doch strikt an das, was er geschrieben hat, hält. Aber er ist auch offen neuen Ideen gegenüber, auch in der Umsetzung.

Ricore: Warum glauben Sie, dass Sie für die Rolle des Georg ausgewählt wurden?

Panzner: Das müssen Sie Thome fragen. Er hat den Film besetzt.

Ricore: Wie viel von der Figur des Georg können Sie in sich wiederfinden? Gibt es Parallelen?

Panzner: Das Leben zu genießen ist etwas, das ich auch gerne tue. Zu verreisen, sich mit Kultur auseinander setzen, auf dem Boot zu fahren, im Cabrio. Durch Florida würde ich persönlich nicht fahren.

Ricore: Warum?

Panzner: Ich finde Florida wahnsinnig langweilig. Ich würde nie nach Florida fahren, um da Urlaub zu machen.

Ricore: Was würde Sie mehr reizen?

Panzner: Wenn wir in Amerika bleiben, würde ich gerne New York sehen und dann vielleicht an die großen Seen oder Kalifornien oder Montana.
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Florian Panzner lässt es krachen
Ricore: Eher Natur also?

Panzner: In New York gibt's nen großen Park, aber auch viel Kultur. Beides interessiert mich. Das ist ja relativ rar gesät in Florida.

Ricore: Wenn wir bei Kultur sind, Sie haben mit dem Theater angefangen. Spielen Sie noch auf der Bühne?

Panzner: Im letzten Jahr nicht. Ich habe auch nicht wirklich mit Theater angefangen. Ich komme aus einer Theaterfamilie. Mein Vater ist Opernsänger. Ich habe als Kind schon gespielt und dann die Schauspielschule gemacht, danach zwei, drei Stücke als Gast gemacht, war aber nie fest am Theater.

Ricore: Haben Sie die Schauspielschule in Richtung Theater oder Film gemacht?

Panzner: Das ist eine Filmhochschule. Ich wollte gerne Film machen. Ich hätte natürlich auch auf eine andere Schauspielschule gehen können, aber ich hab mich für Potsdam entschieden. Erstens weil ich da genommen wurde, zweitens wollte ich in Berlin bleiben. Ich hätte auch nach Rostock gehen können, aber das wollte ich nicht. Und mich hat Film sehr interessiert. Ich wollte dahin.

Ricore: Kommt Theater nochmal in Frage oder erst mal nicht?

Panzner: Es kommt auf jeden Fall in Frage. Das Ding ist, dass das ganz andere Kreise sind und ich mich nicht wirklich darin bewege. Ich habe zwar Kontakte zu Leuten, die Theater spielen, aber nicht unbedingt Leute, die Theater machen. Sprich, ich habe nicht groß Kontakte zu Intendanten oder Regisseuren. Wenn es sich ergeben würde und es in einem Rahmen ist, der mich interessiert, ein Stück, das mich interessiert, dann würde ich das auch gerne machen.
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Florian Panzner und Hannah Herzsprung
Ricore: Mit welchem Filmregisseur, mit dem Sie noch nicht gearbeitet haben, würden Sie gerne arbeiten?

Panzner: Wenn Sie mich jetzt so fragen, dann David Lynch.

Ricore: Warum?

Panzner: Er ist ein großartiger Regisseur. Ich liebe die Sachen, die er gemacht hat. "Twin Peaks" ist die beste Serie, die es gibt. Es ist natürlich eine Serie vom Format, aber sie erzählt eine komplexe Geschichte. Und die Art und Weise, wie sie das tut, ist hoch spannend, psychologisch und unheimlich intelligent umgesetzt. Genauso wie seine Filme.

Ricore: Wie sind Sie zum Projekt "Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat" gekommen?

Panzner: Die Casterin hat mich vorgeschlagen, ich bin dann hingegangen und hab ein Casting gemacht. Es hat den Leuten gefallen. Dann habe ich Bryan Singer getroffen, ein Gespräch mit ihm geführt und bin besetzt worden.

Ricore: War das die erste internationale Rolle?

Panzner: Nein.

Ricore: Wie viele Drehtage waren es?

Panzner: Ich glaube so 17, 18?
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Florian Panzner wird mit einer Waffe bedroht
Ricore: Haben Sie etwas über die Kontroverse um den Film mitgekriegt?

Panzner: Ja, ich lese auch Zeitung, ich habe das mitgekriegt. Am Set nicht unbedingt, aber natürlich war das immer ein Thema und in den Medien sehr präsent. Ich habe selbst im Bendler Block gedreht. Das war ein ziemliches Hin und Her. Da wurde sehr viel Wind drumherum gemacht. Schlussendlich hat man gedreht, sogar wiederholt da gedreht. Darüber ist viel in den Medien geschrieben worden, teilweise auch esoterisch geunkt worden, warum es anfangs nicht geklappt hat. So wie ich das mitbekommen habe, war die Produktionsseite immer sehr entspannt. Sie hatten viel zu tun. Aber sie haben zielorientiert und erfolgreich darauf hin gearbeitet, diesen Film umzusetzen so wie sie das wollen, und das haben sie auch gemacht.

Ricore: Was ist der Unterschied zwischen internationalen und deutschen Produktionen?

Panzner: Ich glaube, wenn eine deutsche Produktion so aufwendig gedreht würde, wäre das ähnlich. Amerikaner kochen auch nur mit Wasser. Aber sie haben mehr davon. Der frappierende Unterschied ist, sie haben dadurch eine größere Entspanntheit, dass sie so viel Geld haben. Es läuft immer auf das Geld hinaus. Sie können Szenen intensiver anschauen, darüber diskutieren, liegen lassen und schließlich nochmal drehen. Das ist eine komfortable Situation, die man hier oft nicht hat.

Ricore: Und hier geht alles schnell?

Panzner: Man hat einen anderen Produktionsdruck. Es wird ja auch anders produziert. In Deutschland sind - wenns ein Kinofilm ist -, viele Förderungen und Fernsehsender mit drin. Das sind viele Entscheidungsträger, die auf eine andere Art agieren als Filme in Amerika, die anders finanziert werden. Das sind andere Strukturen.

Ricore: Warum hat es so lange gedauert, bis "Pink" herauskam?

Panzner: Wir haben in Berlin gedreht, das war Ende 2007. Da der Film in verschiedenen Jahreszeiten spielt hofften wir, dass wir Schnee im Winter haben, was nicht der Fall war. Dadurch gab's Pausen. Die lange Drehzeit in Blöcken war so geplant. Der letzte Block wurde 2008 im Mai/Juni in Florida gedreht. Das hatte logistische Gründe. Wir mussten ja auch vier Protagonisten unter einen Hut bringen.
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Florian Panzner und Hannah Herzsprung
Ricore: Woran arbeiten Sie im Moment?

Panzner: Momentan arbeite ich nicht. Das letzte, was ich gedreht habe, ist "Kommissarin Lucas" fürs Fernsehen. Es sind gerade einige Sachen herausgekommen. Es lief beispielsweise "Die Wölfe", ein ZDF-Dreiteiler, dann eine Folge "Commissario Laurenti", "Walküre" und jetzt "Pink". Ich bin gerade auf Premieren, schaue Filme an, mache Pressearbeit.

Ricore: Sie leben hier in Berlin?

Panzner: Ich bin Ende 1995 nach Berlin gezogen, war Kriegsdienstverweigerer, habe meinen Zivildienst in Berlin gemacht. Ich habe mich dann an Schauspielschulen beworben, mich für Potsdam entschieden und das Studium Ende 2000 nach dem Grundstudium abgebrochen, weil ich parallel schon gedreht habe und das nicht vereinbar war. Wir waren neun Leute in der Klasse mit vier Professoren. Das ist ein sehr enger Lehrplan. Gerade im Grundstudium ist es wie intensiver Ganztagsunterricht. Irgendwann entstand der Konflikt zwischen Schule und Drehen. Ich finde es schade, dass es nicht funktioniert hat, kann es aber auch verstehen, dass nicht alles zu vereinbaren ist.

Ricore: In welchem Stadtteil wohnen Sie?

Panzner: Prenzlauer Berg.

Ricore: Was gefällt Ihnen da?

Panzner: Ich habe schon in vielen Stadtteilen von Berlin gewohnt und bin irgendwann da hin gezogen, weil viele Freunde dort wohnen und es irgendwie nervig ist, wenn man eine halbe bis dreiviertel Stunde aus Wilmersdorf oder Charlottenburg rüber fährt. Irgendwie hat sich jetzt eine neue Infrastruktur um mich herum gebildet, die ich mag, die gewachsen ist und in der ich mich wohlfühle.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. August 2009
Zum Thema
Pink (Kinofilm)
Wie schon ini seinen vorigen Filmen schickt Regisseur Rudolf Thome seine Hauptprotagonistin "Pink" auf die Suche nach der wahren Liebe. Diese zu erkennen, stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht. Sie in Versen zu besingen, das fällt Pink leicht. Doch sie in ihrem Leben zu erkennen und festzuhalten, daran fehlt es bei der Dichterin. Hannah Herzsprung spielt die kühl kalkulierende Pink, die reihenweise Herzen bricht und dabei ihren Weg zum Glück sucht.
Als Sohn eines Opernsängers wurde Florian Panzner 1976 in Bielefeld geboren und hatte damit bereits den ersten Fuß in der Bühnentür. Nach einem Schauspielstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam, das er 2000 abbrach, startete er direkt mit kleineren Film- und Fernsehrollen durch. In "Luther" wirkte er 2003 erstmals in einer internationalen Produktion mit, für seine Darstellerleistung in "Weiße Stille" erhielt er in Ungarn eine Auszeichnung. Als Assistent von "Commissario..
2024