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Adam Sandler
Sind Adam Sandler und Judd Apatow witzig?
Interview: Ständiger Wettbewerb
Sie kennen sich bereits seit dem College, doch erst jetzt drehten Judd Apatow und Adam Sandler gemeinsam einen Film. Dabei liegen die beiden in Sachen Humor auf der gleichen Wellenlänge. In "Wie das Leben so spielt" schrieb Komödienspezialist Apatow seinem Kumpel die Hauptrolle auf den Leib und vertraute ihm sogar seine Frau Leslie Mann an. Dass es bei den Dreharbeiten viel zu lachen gab, lässt die entspannte Atmosphäre unseres Gesprächs erahnen.
erschienen am 17. 09. 2009
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Judd Apatow mit Hauptakteur Adam Sandler
Ricore: Judd und Adam, Sie teilen nicht nur den gleichen Humor, sondern haben sich auch ein Apartment geteilt. Judd, was können Sie über Adam als Mitbewohner sagen?

Judd Apatow: Adam hat in den eineinhalb Jahren nie das Bad geputzt.

Adam Sandler: Ich dachte immer, das Bad würde sich von selber putzen. Eigentlich hat Judd eine Dame gefunden, die das Bad putzt. Sein Bad zumindest.

Apatow: Adams Bad war in seinem Schlafzimmer und er hat 50 Dollar im Monat extra dafür gezahlt. Als wir 21 waren, stand Jack Giarraputo, einer unserer Produzenten, vor der Tür. Die beiden sind zusammen aufs College gegangen. Ich fragte 'Wer bist du?', und er sagte, ich bin Adams Freund und schlafe die nächsten drei Monate auf eurer Couch. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich wollte es, aber ich konnte nicht.

Sandler: Jack ist also in unser Apartment gezogen. Vor dem Haus stand ein großer Baum, in dem die ganze Zeit Vögel gezwitschert haben. Nach der ersten Nacht kam er rüber und sagte 'Der Vogel ist zu laut. Ich kann nicht schlafen'.

Ricore: Leslie, Sie sind mit Judd verheiratet und kennen Adam seit vielen Jahren. Wie lustig sind die beiden tatsächlich?

Leslie Mann: Judd versucht eigentlich nicht, mich ständig zum Lachen zu bringen.

Apatow: Das tue ich schon, nur verstehst du meine Witze nicht. Alle anderen Leute lachen immer über das, was ich sage. Und du sagst immer, 'Ach, ich wusste gar nicht, dass das Witze waren…' - andere lachen darüber!
Universal Pictures International
Adam Sandler in "Chuck und Larry - Feuer und Flamme"
Ricore: Adam, in der ersten Szene sehen wir Homevideos, wie Sie Telefonstreiche spielen. War das echtes Material?

Sandler: Das war echt. Ich habe als Kind gerne Telefonstreiche gemacht. Sogar bis ich fast erwachsen war. Judd hatte eine Videokamera und hat etwa 30 Anrufe aufgenommen.

Apatow: Ich hatte drei Stunden Videomaterial von vor zwanzig Jahren. Als wir den Film gedreht haben, ist mir wieder eingefallen, dass ich das damals gefilmt habe. Ich habe Monate gebraucht, bis ich die ganzen alten Videobänder durchgesehen hatte und eines Tages endlich den heiligen Gral, den Schatz gefunden hatte. Aber ich dachte, es wäre gut, um die Figur zu zeigen, wie sie vor dem Erfolg war. Und dann kommt der Schnitt zur Gegenwart, wo man feststellt, dass sie nicht mehr das Feuer hat.

Ricore: Adam, wie nahe ist dieser Film über Stand-Up-Comedians an ihren eigenen Erfahrungen?

Sandler: Die Stand-Up-Welt ist sehr genau dargestellt, vor allem die Geschichte um Seth Rogen und Jonah Hill, die gerade durchstarten. Alles ist aufregend, es herrscht ein ständiger Wettbewerb, der auch sehr hinterhältig sein kann. Die Figur, die ich spiele, hat nichts mit meinem eigenen Leben zu tun. Judd und ich dachten, es wäre möglich gewesen, dass mein Leben so verlaufen wäre, wenn ich nicht zum Psychiater gegangen wäre. Ich bin verheiratet und habe Kinder. Ich habe also ein besseres Leben. Aber das habe ich dem Psychiater zu verdanken.

Ricore: Frau Mann, wer von den beiden ist der bessere Küsser?

Mann: Judd.

Apatow: Im Film haben Adam und Leslie eine Liebesszene. Ich habe extra verhindert, dass sie eine mit Eric Bana drehen muss.
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Wie das Leben so spielt
Ricore: Haben Sie denn eine gefordert?

Mann: Ja, hab ich.

Apatow: Dass sie mit Eric Bana rummacht, kam gar nicht in Frage!

Sandler: Um das mal festzuhalten, man hat mir vor ein paar Jahren gesagt, dass ich ein guter Küsser wäre.

Ricore: Adam, Sie drehen so viele Filme. Welche neuen Erfahrungen haben Sie mit dieser Produktion gemacht?

Sandler: Ich habe die neue Erfahrung gemacht, mich von jemand anders kontrollieren zu lassen, das zu machen, was Judd von mir verlangt und seiner Führung zu folgen. Judd hat ein sehr beeindruckendes Drehbuch geschrieben und ich wollte ihn nicht hängen lassen. Also hab ich einfach gemacht, was Judd von mir verlangt hat.

Ricore: Haben Sie wie Ihr Charakter im Film Angst vor dem Tod oder vor ernsthafter Krankheit?

Sandler: Bevor ich Kinder bekommen habe, war mir das egal. Ich hab Witze darüber gemacht und gesagt, egal was passiert, ich hatte ein gutes Leben. Jetzt, wo ich Kinder habe, will ich definitiv länger leben. Ich bereue die schlechten Dinge, die ich meinem Körper über die Jahre angetan habe und immer noch antue. Ich fühle mich schlecht, weil ich rauche und will damit aufhören. Ich hatte schon aufgehört, aber gestern Abend habe ich wieder eine geraucht.
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Leslie Mann
Ricore: Lachen soll doch immerhin gesund sein.

Sandler: Das sagt man zumindest. Ich weiß nicht, ob es einen wieder gesund macht, aber es macht das Sterben ein bisschen erträglicher, wenn man lacht. Aber ich will ja noch gar nicht sterben.

Ricore: Sie kennen sich schon lange und sind jetzt beide berühmt. Inwiefern haben Sie denselben Humor und wo unterscheiden Sie sich?

Sandler: Er unterscheidet sich eigentlich nicht. Judd macht andere Filme, als ich. Aber wenn wir zusammen sind, lachen wir über dieselben Sachen. Judd weiß eine Menge. Über ältere und jüngere Komiker. Ich weiß dagegen nur mein Zeug. Wenn wir uns unterhalten, reden wir mehr über mich.

Ricore: Adam, kommt es in Ihrem normalen Alltag vor, dass Sie missverstanden werden, weil man Sie nicht ernst nimmt?

Sandler: Ja. Gestern war ich in England mit Jonah Hill in einer TV-Show. Ich musste weg, weil ich meinen Flug erwischen musste. Es war ein großes Studio mit vielen Leuten. Ich sagte 'Jonah, ich muss weg. Schön dich zu sehen, aber ich muss meinen Flug erwischen.' Alle haben gelacht, und Jonah sah gekränkt aus, als würde ich ihn gerade verarschen und ich sagte, 'Nein, ernsthaft, ich muss zum Flughafen'. Wieder haben alle gelacht. Aber das war eigentlich das einzige Mal, dass so etwas passiert ist.
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Adam Sandler versucht sich als Stand-up Comedian auf der Bühne
Ricore: Judd hat die Rolle ja mehr oder weniger für Sie geschrieben. Haben Sie sich je gefragt, was er an Ihnen sieht, warum er Sie dafür ausgewählt hat?

Sandler: Nein. Er hat mir zwar immer gesagt, wenn er meine Figur böse oder unsympathisch dargestellt hat, dass er damit nicht mich meint. Er sagte ich solle mir nur vorstellen, dass ich so wäre. Ich meinte dann immer, 'Nein, das kann ich nicht.' Judd hat eben einen Film gemacht und ich war gerne ein Teil davon.

Ricore: Machen Sie sich gerne über fremde Akzente lustig?

Apatow: Natürlich machen wir uns über fremde Akzente lustig. Das ist unsere Spezialität!

Sandler: Ich mache das nicht. Das ist respektlos. Leslie steht sehr auf den australischen Akzent. Der macht sie ganz heiß.

Apatow: Dann lass uns für den Rest der Pressekonferenz mit australischem Akzent reden.

Ricore: Die Sitcom, die Sie im Film zeigen, ist ziemlich schlecht. Liegt das daran, dass Sie selbst schlechte Erfahrungen mit dem Fernsehen gemacht haben?

Apatow: Wir hatten einen Freund, der einen Job bei einer Sitcom und einen Scheck über 25.000 Dollar pro Folge kriegte. Wir waren alle pleite und einer unserer Freunde wurde schrecklich reich. Aber nur für 13 Wochen, dann wurde die Show schon wieder abgesetzt. Dann war auch er wieder pleite. Aber während der Zeit hat er immer die Schecks offen rumliegen lassen, damit es auch jeder sieht. Zwanzig Jahre später wollte ich das aufarbeiten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. September 2009
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Der bekannte aber dennoch vereinsamte Komiker George Simmons (Adam Sandler) erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Ihm bleibt kaum noch Zeit, um die Fehler seiner Vergangenheit zu bereinigen. Trotz seines großen Talents für die Stand-up-Comedy bewies Adam Sandler schon mehrfach, dass er durchaus Talent für ernste Rollen hat. Mit seinem Freund Judd Apatow zeichnet er nun das Portrait eines Mannes, der mit Witzen ein Vermögen verdient, dabei aber auch das Leben verloren hat.
Leslie Mann wird in San Francisco geboren. Schon als Teenager tritt sie in Werbefilmen auf. Ihr Filmdebüt gibt mit einer Nebenrolle in "Virgin High". In der Komödie "Cable Guy - Die Nervensäge" spielte sie 1996 an der Seite von Jim Carrey und Matthew Broderick eine größere Rollen, wobei sie sich gegen 500 Konkurrentinnen durchsetzen konnte. 1997 heiratet Leslie Mann den Drehbuchautor, Filmproduzenten und Regisseur Judd Apatow, mit dem sie zwei Töchter hat.
Zu Beginn seiner Karriere tritt Adam Sandler in verschiedenen Comedy-Clubs auf. Während einer dieser Auftritte in Los Angeles wird er von Comedian Dennis Miller entdeckt und für die "Saturday Night Live"-Show empfohlen. Dort arbeitet er von 1990 bis 1995 - zunächst als Drehbuchautor, später auch als Darsteller. Nach fünf Jahren verlässt Sandler die Show, um sich auf seine Schauspielkarriere zu konzentrieren. Und das gelingt ihm gut. Schnell erreicht er Starstatus. Dennoch schreibt er weiter..
Judd Apatow entdeckt früh seine Liebe zur Komödie. Während seines Drehbuchstudiums in Los Angeles tritt er als Stand-Up-Comedian auf und wohnt mit Adam Sandler in einer Wohngemeinschaft. Er liefert Gags für einige TV-Shows, kann seinen großen Durchbruch jedoch erst 2004 mit "Der Anchorman - Die Legende von Ron Burgundy" feiern. Seitdem ist Apatow als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor aus Hollywood nicht mehr wegzudenken. Seit 1997 ist er mit der Schauspielerin Leslie Mann verheiratet.
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