Buena Vista International (Germany)
Wann fährt Hanks mal aus der Haut?
Zehn Tipps für die glückliche Ehe
Interview: Gestatten: Mr. Ladykiller
In die Fußstapfen von Sir Alec Guinness zu treten, ist keine einfache Angelegenheit. Tom Hanks wagte es trotzdem. In der Komödie "Ladykillers", einem Remake der Coen-Brüder, spielt er einen schleimigen Südstaaten-Gauner, der eine alte Dame um die Ecke bringen will. Privat dagegen ist und bleibt der 48-Jährige ein Charmeur der alten Garde. In unserem Interview ging er mit uns sogar zehn Tipps für eine gute Ehe durch.
erschienen am 28. 07. 2004
Buena Vista International (Germany)
Am Set mit der grandiosen Irma P. Hall
Übertreibt mal wieder
Ricore: Mr. Hanks, mit "Ladykillers" wurde Sir Alec Guinness 1955 weltberühmt. Die meisten Jugendlichen dagegen scheinen keine Ahnung zu haben, dass überhaupt ein Original existiert.

Tom Hanks: Darüber bin ich heilfroh! (lacht) Es gibt schon genug Menschen, die sich darüber aufregen, wie wir uns an so einen Klassiker wagen konnten. Dabei hat den so genannten "Klassiker" keiner gesehen. Na gut, ich übertreibe mal wieder.

Ricore: Kennen Sie denn das Original?

Hanks: Nein, ich habe es mir nie angeschaut.

Ricore: Wonach haben Sie sich dann gerichtet?

Hanks: Ich hab die Figur von Grund auf erfunden. Das Wichtigste war die Sprache. Der Typ klopft an Miss Munsons Tür, mit seiner Masche und seiner blumigen Edgar-Allen-Poe-Diktion. Dann geht er in den Keller, und es stellt sich heraus, dass er eigentlich Ace McCoy aus Detroit ist. (lacht)

Ricore: Griffen Ihnen die Coen-Brüder beim Entwickeln der Figur unter die Arme?

Hanks: Nach ihrer Aussage sollte ich gefälligst so spielen, wie es im Drehbuch steht. Wenn ich ein Problem hatte, fragte ich also einen von ihnen. Joel oder Ethan, ich kann die beiden bis heute nicht auseinander halten. Deswegen nenne ich sie einfach nur Harvey und Bob! (lacht) Nur beim Bart durfte ich mich einmischen. Ich machte Fotos von mir mit verschiedenen Bärten und legte mich dann auf den Van-Dyke-Stil fest. Die Coen-Brüder meinten daraufhin nur lakonisch: "Oh."
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Ladykillers (2004)
Coens haben eine Fixierung auf Zähne
Ricore: Die Coens scheinen eher auf Zähne fixiert zu sein. Schon in "Ein (un)möglicher Härtefall" wirkten George Clooneys Zähne ungewöhnlich weiß, in den "Ladykillers" waren Sie nun dran. Hatten Sie kein Mitspracherecht?

Hanks: Die kamen zu mir und meinten: "Was hältst du von Zähnen?" Ich sagte: "Was meint ihr mit Zähnen?" Man kann sich gar nicht vorstellen, wie lange man eine Konversation über Zähne führen kann! Ein Visagist kommt dazu und nach fünfeinhalb Stunden redest du immer noch über Zähne. Aber die Zähne waren nicht das einzige, womit ich meine Zeit verschwenden musste. Genagelte Schuhe waren auch ein Thema. Die Kostümdesignerin meinte, sie hätte handgemachte Schuhe für mich. Heute schwöre ich darauf. Es ist ein großer Unterschied, ob man individuell gefertigte Schuhe oder Fließbandfabrikate trägt. Man geht anders, man bewegt sich anders.

Ricore: Wie geht es an einem Filmset der Coen-Brüder zu?

Hanks: Es ist sehr ruhig, sehr relaxed. Die beiden haben seit Jahren dieselbe Crew, absolut eingespielte Leute. Die wissen genau, was sie tun, was sie wollen, wie sie den Film sehen. Die meisten Filmdrehs sind das reinste Chaos, zu viele Bevollmächtigte, zu viele unterschiedliche Ideen. Die Coens sind anders: Sie haben den Hauptteil ihrer Arbeit schon lange vorher im stillen Kämmerlein getan. Der Film ist im Grunde bereits fertig, wenn sie die letzte Seite des Drehbuchs beenden. Am Set wird es nur noch verwirklicht. Joel - ich glaube, das ist der Lange - steht hinter der Kamera und verfolgt die Szene am Monitor. Ethan - das ist der Kurze - kommt dann rüber und macht Vorschläge. Aber der Film ist in ihren Köpfen bereits abgedreht, bevor die erste Klappe fällt.

Ricore: Vor einigen Jahren haben Sie einer Klatschzeitung Ihre zehn persönlichen Tipps für eine glückliche Ehe verraten.

Hanks: Oho, was habe ich denn damals gesagt?
Buena Vista International (Germany)
Tom Hanks in Cannes
Nie zornig zu Bett gehen
Ricore: Regel Nummer eins: Nie zornig zu Bett gehen.

Hanks: Stimmt. Obwohl, manchmal sagt man trotzdem vorher: "Ich bin zornig."

Ricore: Zweitens: Alles aussprechen.

Hanks: Weise, weise, weise. Das gilt übrigens auch für Sträflinge. (lacht)

Ricore: Drittens: Einmal pro Monat soll jeder allein mit Freunden ausgehen.

Hanks: Ja, das ist fair.

Ricore: Viertens: Ein romantisches Date pro Woche. Natürlich ohne Kinder.

Hanks: Halte ich für gut.

Ricore: Fünftens: Am Sonntag wird nicht gekocht, sondern beim Pizzamann bestellt.

Hanks: Sonntag, Samstag, wann auch immer. Natürlich ist klar, dass das die Art ist, wie sich meine Frau Rita ums Kochen zu drückt!
Kinowelt Home Entertainment
Ladykillers
Für Sex muss immer Zeit sein
Ricore: Sechstens: Vor dem Schlafengehen "Ich liebe dich" nicht vergessen. Nie.

Hanks: Ja, manchmal aber auch: "Ich liebe dich, aber ich bin zornig!" (lacht)

Ricore: Siebtens: Die Familie hat Vorrang vor allem anderen.

Hanks: Absolut.

Ricore: Achtens: Alle zwei Wochen einen Liebesbrief schreiben.

Hanks: Das ist die reinste Übertreibung. Hat wohl ein schmieriger Journalist erfunden!

Ricore: Neuntens: Niemals vor den Kindern streiten.

Hanks: Ja, das versuchen wir.

Ricore: Zu guter Letzt: Für Sex muss immer Zeit sein.

Hanks: Wie viel Uhr ist es? Ich habe noch eine halbe Stunde, dann muss ich wo sein, Sie verstehen was ich meine?!

Ricore: Die Klatschzeitungen erfinden also doch nicht alles?

Hanks: Hey, neun von zehn ist gar nicht schlecht. (lacht)
erschienen am 28. Juli 2004
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