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Mirjam Weichselbraun
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Interview: Mirjam Weichselbraun planlos
Ihr Bauchgefühl ist für Mirjam Weichselbraun entscheidend. Das 28-jährige Energiebündel aus den österreichischen Alpen konnte ihren Schmetterlingen im Bauch stets vertrauen, ob es sich nun um eine neue Moderationsaufgabe, einen Kinofilm oder ein Theaterstück handelt. Auf die Frage nach ihren Zukunftsplänen antwortet die sympathische Innsbruckerin mit einem Lachen. Pläne machen - so ihre entwaffnende Antwort - war noch nie ihre Stärke.
erschienen am 16. 10. 2009
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Hangtime - Kein leichtes Spiel
Ricore: "Hangtime - Kein leichtes Spiel" ist Ihr erster Kinofilm. Sie spielen darin eine tragende Nebenrolle. Wie sind Sie an die Rolle gekommen?

Mirjam Weichselbraun: Auf dem ganz normalen Weg. Ich wurde zu einem Casting eingeladen. Das war aber recht lustig. Ich bin nämlich morgens hin und musste mittags schon wieder wegfliegen. Ich dachte mir einfach, ich schau es mir mal an. Es hat dann aber wirklich funktioniert. Dabei haben die Produzenten und Regisseure relativ lang nach der Kathi gesucht, wie ich gehört habe.

Ricore: Haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Weichselbraun: Ich habe im Vorfeld mit dem Regisseur viel über die Rolle gesprochen und mir auch überlegt, wie man die Figur anlegt. Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, wer die Kathi eigentlich ist.

Ricore: Haben Sie einen Bezug zum Sport?

Weichselbraun: Ich finde Basketball super. Es ist gleichzeitig Team und Einzelsport. Man muss Einzelkämpfer sein, aber auch Teamqualitäten haben. Eine Stimmung, die in einer Basketballhalle aufkommt, sieht man sonst selten, außer vielleicht in großen Stadien beim Fußballspiel. Ich mag es vor allem, wenn Sportarten Menschen begeistern können.

Ricore: Sind Sie eher Einzelkämpferin oder Teamplayer?

Weichselbraun: Ich glaube, ich kann beides. Man muss sich immer auf die jeweilige Situation einstellen. Und manchmal ist ein Teamplayer eben mehr gefragt als ein Einzelkämpfer. Das ist meistens sogar der Fall, denn alleine kommt man nie auf die Beine. In dem Sinne sehe ich mich mehr als Teamplayer.
Constantin Film
Mirjam Weichselbraun auf der Premiere von "Männersache"
Ricore: Es gibt durchaus Parallelen zu Ihrer eigenen Geschichte und jener, die in "Hangtime" erzählt wird. Auch Sie sind sehr früh Ihren eigenen Weg gegangen.

Weichselbraun: Naja, bis zum 17. oder 18. Lebensjahr sieht man alles noch mit anderen Augen, es ist mehr Spaß und Spiel dabei. Später fängt man an, sich Gedanken zu machen, wo will ich hin, was will ich machen. Bei mir war das auch so. Man muss das erste Mal Entscheidungen treffen, die schwerwiegender sind, als gewohnt. Ich glaube nicht, dass das eine einfache Zeit ist.

Ricore: Hat Sie das Überwindung gekostet?

Weichselbraun: Ja, klar, ein bisschen Überwindung war schon dabei.

Ricore: Haben Sie Entscheidungen von damals bereut?

Weichselbraun: Große, schwerwiegende Entscheidungen nicht. Tendenziell habe ich immer auf mein Bauchgefühl gehört und mache das auch heute noch. Ich habe mir immer gesagt, wenn ich ein gutes Gefühl habe, kann es nicht ganz verkehrt sein. Das hat sich immer als richtig und gut bewiesen. Aber klar, kleinere Sachen gibt es schon, die man hin und wieder bereut, die man heute vielleicht anders machen würde.

Ricore: Als Sie nach Köln gegangen sind, haben Sie damals schon von einer Karriere als Moderatorin geträumt?

Weichselbraun: Ich bin ja nach Köln gegangen, da ich bei VIVA Plus angefangen habe. Dass es in Österreich auch beim ORF funktioniert hat und immer so weiter gegangen ist, habe ich gar nicht so geplant.
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Mirjam Weichselbraun und Kollege Max Kidd
Ricore: Planen Sie nie?

Weichselbraun: Nein, eher wenig. Ich glaube nicht, dass man in der heutigen Zeit viel planen kann, vor allem in dem Geschäft. Ich denke, es war früher leichter, Pläne zu machen. Damals habe ich gesagt, ok, jetzt moderiere ich mal bei VIVA Plus, wie es dann weitergeht und wo mich mein Weg hinführen wird, daran habe ich nicht gedacht.

Ricore: Können Sie aus Ihrer Moderationslaufbahn ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?

Weichselbraun: Es passieren immer wieder lustige Dinge. Als ich Liam Gallagher von Oasis interviewen sollte, waren wir etwa alle sehr angespannt. Es war ja bekannt, dass er etwas schwierig sei. Aber tatsächlich war er total zahm und lustig. Dagegen war Mariah Carey der absolute Horror, total unangenehm. Obwohl ich mir im Vorfeld noch dachte, ich geb der Frau 'ne Chance, sie war ja immerhin der Star in den 1990er und hat nach wie vor eine Traumstimme, aber das Interview an sich war eher schwierig.

Ricore: Sie hatten auch Politiker vor der Kamera...

Weichselbraun: Ja, spannend war Michail Gorbatschow. Das ist auch eines der wenigen Fotos, die ich zu Hause aufgestellt habe. Das war schon etwas Großes. Aber es ist schwer, etwas herauszupicken, da es viele kleine schöne Momente gibt. Man merkt sich die ganz netten und die ganz unangenehmen Interviews (lacht).

Ricore: Wen würden Sie gerne vor das Mikrofon bekommen?

Weichselbraun: Ganz viele. Als ehemalige MTV-Moderatorin neige ich natürlich zu großen Musikern wie Madonna. Aber auch Autoren, deren Bücher ich gerne lese, finde ich spannend. Es gibt so viele tolle Persönlichkeiten.
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Mirjam Weichselbraun
Ricore: Welche Show würden Sie denn gerne mal moderieren?

Weichselbraun: Prinzipiell traue ich mir große Shows schon zu, da ich beim ORF auch nichts anderes mache, als Shows im Hauptabendprogramm zu moderieren. Aber es muss auch passen, und das herauszufinden, ist schwierig. Man muss auch wissen, wann man sich keinen Gefallen tut.

Ricore: Sind Sie aufgeregt, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Weichselbraun: Oh ja, das ist ganz schlimm. Ich spiele derzeit in Wien an den Kammerspielen "Sugar - Manche mögen's heiß". Ich bin noch vor jeder Vorstellung sehr aufgeregt. Aber ich habe mich daran gewöhnt, es gehört einfach dazu, obwohl das etwas ist, was ich an meinem Beruf nicht besonders mag.

Ricore: Haben Sie bei diesem Theaterstück auch auf Ihr Bauchgefühl vertraut?

Weichselbraun: Ja, ich bin vom Intendanten gefragt worden, ob ich schon mal Theater gespielt hätte und zum Vorsprechen kommen wolle. Ich dachte mir, ok, zum Vorsprechen kann ich ja mal hingehen. Tatsächlich habe ich dann die Rolle bekommen. Ich habe mich sehr darüber gefreut und muss sagen, dass ist die bisher größte Herausforderung, der ich mich gestellt habe.

Ricore: Das Theaterstück basiert auf dem Film von Billy Wilder mit Marilyn Monroe. Haben Sie den Film gesehen?

Weichselbraun: Ja, kurz vor dem Vorsprechen habe ich ihn mir nochmals angeschaut, obwohl ich ihn schon kannte. Danach habe ich ihn aber weggelegt, denn die Gefahr war zu groß, dass ich mich zu sehr danach orienteire - und das hätte nicht funktioniert. Marilyn Monroe zu kopieren, das geht einfach nicht.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Mirjam Weichselbraun in der Hauptrolle von "Die Rosenkönigin"
Ricore: Hatten Sie Bedenken, mit der großen Monroe verglichen zu werden?

Weichselbraun: Naja, der Vergleich liegt nahe, denn Monroe hat die Figur der Sugar Kane geprägt. Aber ich denke, wir haben es geschafft, eine eigene Sugar Kane auf die Bühne zu bekommen. Spätestens wenn man das Stück sieht, verwechselt man uns nicht mehr (lacht).

Ricore: Haben Sie Vorbilder im Filmbusiness, denen Sie nacheifern?

Weichselbraun: Nein, klassische Vorbilder habe ich nicht. Aber es gibt Schauspieler, die ich super finde. So bin ich eine der größten Romy Schneider-Fans. Ich finde die Frau ganz spannend. Sie hatte Tiefe und Leidenschaft, sie hatte einfach alles.

Ricore: Kommen Sie überhaupt noch dazu, ins Kino zu gehen?

Weichselbraun: In letzter Zeit komme ich nicht mehr so oft dazu, da ich abends ja auf der Bühne stehe, aber ich gehe gerne ins Kino.

Ricore: Sie sind ja auch sehr viel unterwegs: Ein Wohnsitz in Berlin, ein Wohnsitz und derzeitiger Arbeitsplatz in Wien. Laufen Sie nicht Gefahr, Ihre Wurzeln zu verlieren?

Weichselbraun: Nein, eigentlich nicht. Ich komme ja aus Innsbruck und fühle mich dort auch Zuhause. Ich habe mich darauf eingestellt, nicht immer in der gleichen Stadt zu sein. Das war früher auch schon so, von daher habe ich mich an dieses Reiseleben gewöhnt. Ich bin immer schon gependelt, allein schon wegen "Wetten, dass..?" war ich an unterschiedlichen Orten. Natürlich freue ich mich, wenn ich wieder ein paar Tage in Berlin bin. Ich freue mich auf meine Freunde und meine Wohnung. Aber ich fühle mich in Wien nicht unwohl. Ich sehe sie als meine derzeitige Arbeitsstadt. Das ist ok. Aber klar, man freut sich schon wieder aufs eigene Bett.
Paramount
Mirjam Weichselbraun
Ricore: Haben Sie manchmal Heimweh nach Innsbruck?

Weichselbraun: Ja, ich habe beides: Heimweh und Fernweh, so dass ich mir manchmal denke, ich möchte sofort wegfliegen und andere Länder sehen. Momentan sehe ich meine Familie relativ oft, daher hält sich auch das Heimweh in Grenzen.

Ricore: Sind Sie ein Familienmensch?

Weichselbraun: Ja total, mit allem was dazugehört.

Ricore: Wie kann man sich einen normalen Abend bei Mirjam Weichselbraun vorstellen?

Weichselbraun: Das ist unterschiedlich. Manchmal gehe ich nach einer Vorstellung noch mit einer Freundin ein Glas Wein trinken und wir reden dann über ganz andere Sachen, meisten auch Blödsinn. Ich bin aber auch ganz gerne mal alleine, lese die Zeitung oder ein Buch. Das finde ich sehr angenehm, um den Kopf frei zu bekommen. Sport eignet sich dazu allerdings auch. Das sind dann zwei Stunden am Tag, an denen ich gar nichts denke, nur Sport mache. Das entspannt mich eigentlich am meisten.

Ricore: Sie haben ja vorhin schon angedeutet, dass Sie nicht so gerne planen, aber wie sieht's mit Ihrer Zukunft aus, was werden Sie als Nächstes machen?

Weichselbraun: Ja, das Planen ist bei mir immer so eine Sache (lacht). Es sind einige Sachen im Gespräch, aber man muss halt schauen, was zeitlich geht, gerade weil das Theaterstück sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und ich damit ortsmäßig gebunden ist. Ich bin gespannt, was sich so tut. Das ist komisch an meinem Beruf: man weiß nie so genau, was man in zwei, drei, vier oder fünf Jahren macht. Aber genau das macht es auch spannend.

Ricore: Tendieren Sie in eine Richtung?

Weichselbraun: Ich bin total gerne Moderatorin und mag den Beruf sehr gerne. Es gibt halt nicht so viele Sendungen, die ich gut finde und moderieren möchte. Wenn ich die Chance bekomme, als Schauspielerin dazuzulernen, nehme ich das natürlich wahr. Denn ich würde jetzt nicht sagen, dass ich Schauspielerin bin. Das fühlt sich noch ein bisschen fremd an, obwohl ich das sehr gerne tue. Nein, im Moment kann ich mich da nicht festlegen.

Ricore: Welche Show würden Sie nicht moderieren?

Weichselbraun: Shows, in denen sich Leute zu totalen Vollidioten machen müssen und jene, die unter die Gürtellinie gehen, finde ich doof. Damit kann ich nichts anfangen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 16. Oktober 2009
Zum Thema
In die Medien wollte die Österreicherin Mirjam Weichselbraun schon immer. Nach ersten Gehversuchen bei Antenne Tirol wurde sie von der Zeischrift Bravo zum "Girl des Jahres" gekürt und landete schließlich beim Kölner Sender VIVA Plus. Seitdem arbeitet das 26-jährige Energiebündel für die verschiedensten Formate bei Sendern wie ZDF, MTV und ORF.
Vinz (Max Kidd) ist 21 Jahre jung und der verheißungsvollste Basketballer seines Teams. Sein Bruder Georg (Mišel Matičević) steht bereits in Gesprächen mit anderen Mannschaften und träumt von einem Leben als Manager. Doch Vinz bedrückt das Gefühl, nicht sein eigenes Leben führen zu können, sondern vielmehr den Wünschen seines großen Bruders zu entsprechen. "Hangtime" ist kein typisches Sportlerdrama. Regisseur Wolfgang Groos balanciert mit viel Gefühl und trockenem Humor..
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