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Barbara Schöneberger als Synchronsprecherin bei "Die Unglaublichen - The Incredibles"
Barbara Schöneberger geheimnisvoll
Interview: "Ich fahre zweiter Klasse"
Barbara Schöneberger ist bekanntlich nicht auf den Mund gefallen. Kein Wunder, dass sie immer wieder als Synchronsprecher gebucht wird, so auch für "Niko, ein Rentier hebt ab". Im Gespräch mit uns verrät sie, was sie von ihrer Heimatstadt München, Familientraditionen und Häuslichkeit hält. Die Moderatorin und Sängerin erinnert sich an ihre Studienzeiten, die sie überwiegend mit Arbeiten verbracht hat. Ihr Privatleben hält sie aus der Öffentlichkeit. Dafür lässt sie uns aber wissen, was sie in sportlicher Hinsicht gerne erreichen würde.
erschienen am 8. 11. 2009
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Barbara Schöneberger bei der 60. Bambi-Verleihung
Ricore: Haben Sie schon Weihnachtsgeschenke gekauft?

Barbara Schöneberger: Ja, ich habe letzte Woche ein Geschenk für meine Mutter gekauft. Zuerst wollte ich es für mich behalten, aber es passt bei mir nicht so rein. Jetzt bin ich über die Maßen glücklich, dass ich schon ein Weihnachtsgeschenk habe. So habe ich einen entspannten, lockeren Herbst vor mir.

Ricore: Verraten Sie uns, was es ist?

Schöneberger: Nein! Andererseits, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich ein Tee- bzw. Kaffeeservice für meine Mutter ausgesucht habe, können Sie sich trotzdem nicht vorstellen, wie schön das Ding tatsächlich aussieht.

Ricore: Wie feiern Sie Weihnachten?

Schöneberger: Ich habe mein Leben lang nur mit meinen Eltern gefeiert. Dabei waren wir nur zu dritt, denn ich habe keine Geschwister und auch sonst keine Verwandten. Es war immer sehr schön. Aber irgendwann habe ich mich dagegen gewehrt, weil ich kein Freund von Traditionen bin. Ich fand es kindisch, immer das gleiche zu machen und dachte, warum bleibst du nicht einfach mal in Berlin. Dann habe ich dort gefeiert. Jetzt, wo ich in ein fortgeschrittenes Alter komme, lerne ich Traditionen mehr zu schätzen. Deswegen werde ich jetzt anfangen, mir eine Weihnachtstradition beizubringen. Ich hatte nur immer etwas dagegen, dass die Läden schließen und man Knall auf Fall besinnlich werden soll.

Ricore: Würden Sie "Niko, ein Rentier hebt ab" gerne mal mit Ihrem Kind schauen, wenn Sie eines hätten?

Schöneberger: Ich glaube, dass Kinder den Film lieben werden. Ich habe aber gehört, dass die eine oder andere Wolfszene herausgeschnitten werden soll, damit sich die Kinder unter sechs Jahren auch wohl beim Film fühlen. Es gibt ja noch Kinder, die nicht das Samstagnachmittagsprogramm von Sat.1 verfolgen. Die könnten dann etwas erschreckt reagieren. Ich finde es gut, denn dadurch wird der Film noch kindlicher und noch weihnachtlicher.

Ricore: Finden Sie es nicht schade, zumal ja in den Märchen der Gebrüder Grimm der böse Wolf auch nicht wegzudenken ist?

Schöneberger: Aber dort hört man keine Geräusche. Diese Wolfsgeräusche sind schon echt fies. Da bekommen Kinder Angst, wenn sie sowas hören.
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Barbara Schöneberger als Fee
Ricore: Hatten Sie es in ihrem Leben auch schon mal mit einem Rudel heimtückischer Wölfe zu tun? Wie treten Sie dem gegenüber?

Schöneberger: Wie Wilma. Singend, Steppend und so tun als wäre nichts.

Ricore: Die Rolle der Wilma scheint Ihnen auf den Leib geschrieben zu sein - sie hat Entertainmentqualitäten, sie singt gerne und teilt gerne aus.

Schöneberger: Ja, passt perfekt, nicht wahr? Am Anfang dachte ich allerdings: ein weißes Wiesel und ich, wie soll das zusammenpassen? Aber als ich dann die Charaktereigenschaften von Wilma sah, fand ich es gut. Und mir hat gefallen, dass ich dabei singen konnte. Ein Wiesel zu sprechen, ok. Aber dass dieses Wiesel dann Züge von Liza Minelli entwickelt! Dass es tanzt, singt und steppt, der Hammer! Das bedeutete ja auch, dass ich auch noch den Soundtrack dieses wunderbaren Films bestreiten darf. Das waren Punkte, die mich echt überzeugt haben.

Ricore: Sie haben eine Single, die heißt "Zu hässlich für München" Wie kommen Sie darauf und was verbinden Sie damit?

Schöneberger: Ich verbinde eigentlich zunehmend mehr mit dieser Stadt. Ich komme ja aus München. Irgendwann findet man München nur einfach zu klein. Dann zieht man nach Berlin und findet die Stadt supercool. Denn dort gibt es viele hässliche Ecken, nichts ist perfekt. Man sucht dort das Heil im alltäglichen Wahnsinn. Dann komme ich ab und zu wieder zurück nach München und denke, Oh, wie nett die Leute hier alle sind. Sie sehen so gepflegt aus und alle haben noch beide Beine. Und dann fange ich wieder an, verschiedene Sachen nett zu finden. Den Englischen Garten, den ich früher so hausgebacken fand, finde ich dann plötzlich super. Die Isar kommt mir total breit und vor und viel sauberer als die Spree. Ich finde es schon interessant zu sehen, welche Entwicklung ich durchmache. Wenn man es positiv ausdrücken möchte: München ist homogen. Die Leute sehen alle ähnlich aus. Bei allen habe ich das Gefühl, ich war früher mit ihnen in der Schule oder ich habe mal im "Roses" mit ihnen Party gemacht. Wahrscheinlich ist es auch so.
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Barbara Schöneberger ehrt Bambi
Ricore: Das deutet auf zunehmende Häuslichkeit hin…

Schöneberger: Meine Häuslichkeit war schon immer ziemlich ausgeprägt. Ich hatte drei anstrengende Ausgehmonate rund um meinen 18. Geburtstag, danach hat es sich erledigt, dass ich mich um ein Uhr nachts für die Disko bereitmache. Ich fand, dass es mich wahnsinnig langweilt, in Bars herumzustehen. Ich habe, bis ich 30 war, überhaupt keinen Alkohol getrunken. Ich fand es schon immer toll, in irgendeiner Form des zu Hause seins mein Glück zu finden. Dabei hatte ich auch nie Panik, etwas zu verpassen. Gerne können mich meine Freunde besuchen, aber man muss ja nicht immer rausgehen.

Ricore: War es bei Ihnen ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein oder eher Lustlosigkeit, was zu dieser Haltung geführt hat?

Schöneberger: Keinen Alkohol zu trinken war dabei schon eine Bremse. Wenn die anderen dann richtig losgelegt haben, wünschte ich mir, ich könnte nach Hause gehen. Da war ich aber noch in einem Alter, wo ich dachte, du musst jetzt bis vier Uhr hier durchhalten, sonst bist du total uncool. Da quält man sich dann durch endlose, wahnwitzige Nächte und führt sinnlose Dialoge mit Betrunkenen. Man steht dabei die ganze Zeit und es gibt nichts zu Essen. Auch das hat mich wahnsinnig gemacht. Zu Hause weiß man, da ist etwas im Kühlschrank oder man ruft einen Bringdienst an. Das sind Dinge, die einfach zur Gemütlichkeit beitragen.

Ricore: Waren Sie im Studium besonders pflichtbewusst oder ehrgeizig?

Schöneberger: Nee, würde ich nicht behaupten. Ich weiß gar nicht mehr wie ich mein Studium überhaupt auf die Reihe bekommen habe, denn ich habe jeden Tag gearbeitet. Bei meinem Studium in Augsburg habe ich die Zwischenprüfung in Soziologie als Einzige mit 1,0 bestanden. Dafür hatte ich schon viel gelernt und da wollte ich nicht enttäuschen. Trotzdem habe ich fast jeden Tag in München gearbeitet. Ich bin zum Beispiel als Handy verkleidet herumgelaufen und habe Zettel verteilt. Außerdem habe ich auf Messen gearbeitet, war Platzanweiserin, Klamottenverkäuferin und Model. Ich habe alles versäumt, was man versäumen kann während des Studiums, inklusive der Partys. Jeden Abend total besoffen abzustürzen ist auch total an mir vorbeigegangen. Aber ich fand, die Uni war schon ein Social Event. An den wichtigen Terminen des Tages wie um ein Uhr mittags in die Mensa und um halb vier in die Cafeteria, habe ich immer teilgenommen.
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Barbara Schöneberger: überzeugt durch ihre Natürlichkeit
Ricore: Galten sie bei den anderen als Streberleiche?

Schöneberger: Nein, ich war zwar schon irgendwie verdächtig für die anderen. Weil ich zu auffällig gekleidet war oder zu viele verschiedene Handtaschen hatte. Aber Augsburg war auch Öko hoch zehn. Da fiel jeder auf, der etwas Helleres anhatte als dunkelbraun. Das war mir aber auch wurscht.

Ricore: Wie war Ihr Verhältnis zu den Professoren, wenn Sie so selten in den Vorlesungen waren?

Schöneberger: Ein Professor hatte mir eine Hiwi-Stelle angeboten. Aber ich lehnte ab, weil mir 500 Mark im Monat zu wenig waren. Ich sagte: "Tut mir leid ich muss Geld ranschaffen. Ich muss mein Handy, mein Auto und meine Ferienwohnung bezahlen. Deswegen arbeite ich jetzt in der Werbeagentur". Darauf meinte er nur: "Dann müssen Sie eben dünne Bretter bohren."

Ricore: Sie moderieren, singen und machen Synchronstimme. Haben Sie die Absicht auch mal auf der Leinwand zu agieren?

Schöneberger: Ja, durchaus. Aber man muss es auch können. Ich finde Schauspielerei ist echt was anderes, als sich hinzustellen und eine Trickfigur zu synchronisieren oder zu moderieren. Auch Singen ist dagegen vergleichsweise einfach. Jeder der schon mal vor einer Laufenden Kamera sprechen sollte, der merkt, wie schwierig es ist, gut und authentisch dabei zu agieren. Und dabei dann noch in einer Rolle zu sein, davor habe ich den höchsten Respekt. Und nur weil ich bei "Räuber Hotzenplotz" die Amarilla gespielt habe, heißt das noch nicht, dass ich für die großen Charakterrollen im deutschen Fernsehen qualifiziert bin. Aber es wäre ein Ziel, dass ich ansteuern könnte.

Ricore: Nehmen Sie Schauspielunterricht?

Schöneberger: Unterricht ist nicht so mein Ding. Ich bin eher so jemand. der es halt macht und dann müsste ich jemanden an meiner Seite haben, der mich dabei anhand eines Projekts coacht. Ich halte nichts davon, im Vorfeld schon mal Unterricht zu nehmen, für etwas was eventuell auf mich zukommt. Ich habe auch keinen Gesangsunterricht genommen. Ich wollte erst, hab dann mal dort angerufen, aber dann passte der Termin doch nicht. Dann musste ich wieder einen neuen abmachen, weil ich mich nicht auf einen bestimmten Tag festlegen konnte, an dem ich die Gesangsstunden nehme. Da hat sich das dann zerschlagen.
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Niko, Ein Rentier hebt ab
Ricore: Gibt es etwas, was Sie überhaupt nicht können?

Schöneberger: Ich kann vieles nicht! Das versuche ich aber eigentlich immer zu verheimlichen. Ich kann nicht schnell laufen, das würde ich aber total gerne können. Ich empfinde es als das größte Privileg, wenn man einfach ganz schnell rennen kann und das auch gerne macht. So wie diese Typen, die Cross-Country machen. Die können auch die Wände hoch laufen. das finde ich beeindruckend.

Ricore: Sie haben nicht etwa das Ziel auf der 100-Meter-Strecke Olympiasiegerin zu werden?

Schöneberger: Nee, ich träume im positiven Sinne von keiner sportlichen Ambition. Ich habe eigentlich nur immer versucht, mich vor den Bundesjugendspielen zu drücken, aber das tun wahrscheinlich viele. Da fand ich Laufen immer ziemlich schlimm. Aber ich habe auch einfach nicht die körperliche Veranlagung, die es mir leicht macht, schnell zu laufen.

Ricore: Was ist die größte Leidenschaft, die Sie in Ihrem Beruf antreibt?

Schöneberger: Menschen zu unterhalten, wenn sie vor mir sitzen. Ich finde es toll, das zu steuern, worüber ich spreche, wie lange ich über eine Sache spreche und was ich als nächstes mache. Deswegen habe ich dann auch gemerkt, dass ich nicht die 600. Pilotsendung für eine Unterhaltungsshow im privaten Fernsehen machen muss. Ich möchte nicht nach einem Skript agieren, bei dem ich weiß in Minute acht sage ich dies und dann bewege ich mich dahin und so weiter. Ich wollte mein eigenes Timing haben und meine eigenen Inhalte. Und ich wollte sie in der Reihenfolge bringen, wie ich es für sinnvoll halte. Deswegen habe ich meine eigene Show gemacht. Da habe ich gemerkt, wie toll das ist. Dann kamen Sender auf mich zu und sagten, was du da machst, wollen wir jetzt auch mit dir im Fernsehen machen. Und dazu soll dann einer ein Drehbuch schreiben. Da habe ich gesagt, genau das will ich nicht machen, so kommen wir nicht zusammen.

Ricore: Eine Zeitlang war es etwas ruhiger um Sie, dann waren Sie wieder überall präsent...

Schöneberger: Oh Gott, ich hoffe, ich habe nicht den Eindruck erweckt, dass ich mich überall nach vorne gedrängelt habe. Ich wurde immer als diejenige eingeladen, die unterhalten soll. Das ist eine blöde Situation. Du wirst dann eingeladen in die Chart Show mit Thomas Stein und noch einem Grufti aus den 1980er Jahren. Und dann heißt es "Hey Barbara, gib mal ordentlich Gas, du bist hier heute Abend die große Hoffnung!" und dann sage ich natürlich zu jedem Scheiß von Olli Geißen: Ja, haha, da fällt mir auch noch was zu ein. Und dann tanze ich da dreidimensional etwas aus meinem Leben vor. Hinterher heißt es dann "Die drängt sich aber in den Vordergrund". Wenn ich aber nichts sage, heißt es "Die wird dermaßen überschätzt, früher war sie viel lustiger". Ich habe immer das abgeliefert, was von mir gewünscht war. Da darf ich mich dann nicht beschweren, wenn ich als lustige Frau eingeführt werde, dass niemand mit mir über Sartre spricht. So einen Wechsel muss man auch sanft vollziehen. Inzwischen bin ich übrigens bei Sartre angekommen.
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Barbara Schöneberger - schön wie eh und je
Ricore: Sind Sie jemand, der aus Fehlern lernt, oder sagen Sie sich dann "Jetzt erst recht"?

Schöneberger: Um nach dem Motto "Jetzt erst recht" zu gehen, bin ich viel zu harmoniebedürftig und gefallsüchtig. Ich will natürlich unbedingt, dass die Leute mich nett finden. Deswegen gucke ich schon, was geht. Wenn ich merke, das Messer geht hier durch ohne zu haken, dann bleibe ich auch da. Wenn ich aber totalen Widerstand verspüre, würde ich woanders hingehen.

Ricore: Hatten Sie mal einen solchen albtraumhaften Auftritt?

Schöneberger: Da könnte ich jetzt keinen bestimmten nennen. Aber irgendwie bringt es einem auch was. Und ich versuche immer, das Beste zu geben. Es ist ja nicht so, dass ich mal auf die Bühne gehe und dabei denke: Ach heute kommt es mal nicht so drauf an, heute mache ich mal nur mit Kraft. Ich versuche schon, so gut zu machen, wie ich kann. Aber manchmal kommt es eben nicht so rüber, manchmal kann man eben auch nicht so.

Ricore: Wie war es für Sie bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises?

Schöneberger: Ich fand es super. Doch man kann es bestimmt noch besser machen. Ich finde, man kann sich die Übertragung der ganzen Prozedur vielleicht auch schenken. Weil sie das Wesentliche einfach nicht transportiert. Du sitzt da im Saal mit 2.000 Leuten und hast eine gute Stimmung, alles läuft und die Zuschauer gehen wirklich mit. Doch dann hat bei der Fernsehübertragung der Techniker vergessen, die Publikumsmikrofone einzuschalten. Das hört sich dann so an als wären die Zuschauer bei der Verleihung alle eingeschlafen. Da frage ich mich dann echt, warum übertragen die das im Fernsehen. Dann kann man das eigentlich nur als Live-Veranstaltung machen.

Ricore: Gegen Ende der Übertragung hörte es sich so an, als hätten Sie den Kontakt zum Publikum verloren. Wie sehen Sie das?

Schöneberger: Da widerspreche ich. Ich würde sagen, es war eine meiner besten Veranstaltungen. Auch wenn ich die Presserückschau betrachte, sehe ich dies bestätigt. Das Pressecho dazu war durchweg positiv.

Ricore: Wie ehrgeizig sind Sie?

Schöneberger: Ich würde mich schon als ehrgeizig bezeichnen. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass ich einfach gemocht werden will. Da strenge ich mich schon an.
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Barbara Schöneberger verzaubert erst recht als Fee
Ricore: Würden Sie sich auf Ihre Karriere bezogen als zielstrebig oder eher als flanierend bezeichnen?

Schöneberger: Ich würde mich schon eher als flanierend bezeichnen. Aber ich bin auch mega belastbar. Ich kann nach einer Showaufzeichnung nachts bis drei Uhr ausgehen und dann um 6:25 Uhr in den nächsten Flieger steigen. Ich finde das gut, weil ich dann pünktlich zu Hause bin. Ich versuche auch, mich ein bisschen zu disziplinieren, was das Leben angeht. Man kann ja nicht in großen Limousinen durch die Stadt fahren und schöne Kleider tragen und dann aber jammern "Ich bin so müde". Man muss auch Schmerzen ertragen können. Ich quäle mich schon mal durch. Dabei schaffe ich mir bewusst Bedingungen, die härter sind, als sie eigentlich sein müssten.

Ricore: Stehen Sie oft unter Strom, oder sind Sie eher gelassen?

Schöneberger: Ich mache das schon absichtlich so. Ich finde es wichtig, um nicht in so einen "dolce far niente"-Modus, so ein süßes Nichtstun zu verfallen. Da kommt man so schnell nicht wieder heraus.

Ricore: Am 25. September veröffentlichen Sie Ihre neue CD und gehen ab November auf Tournee. Außerdem arbeiten Sie noch an weiteren Projekten. Wann haben Sie mal Freizeit?

Schöneberger: Ich habe jetzt drei Monate am Stück Urlaub gehabt. Über dieses Thema habe ich kürzlich mit meiner Managerin gesprochen. Dabei habe ich gesagt: "Ab September muss ich jeden Tag arbeiten." Da meinte sie nur: "Na und? Hast ja jetzt seit Juni nichts mehr gemacht!" Ich nehme mir also schon meine Freizeit. Da streiche ich auch schon mal ein Wochenende komplett, um meine Ruhe zu haben. Wenn dann aber gerade ein Job reinkommt, den ich nicht absagen kann, dann muss ich da vielleicht mal Zugeständnisse machen. Dann muss ich an dem Punkt mal mein Privatleben zurückstellen. Dafür höre ich im Leben vielleicht insgesamt früher auf zu arbeiten und habe dann nur noch Privatleben. Es ist vielleicht auch ganz gut, wenn man immer eine Sehnsucht nach dem hat, was man gerade nicht hat im Leben.

Ricore: Sie wirken immer sehr positiv. Gibt es auch Momente, in denen Sie ein totaler Pessimist sind?

Schöneberger: Nö, eigentlich nicht. Ich habe bisher aber auch immer Glück gehabt. Ich habe noch keine Schlimmen Sachen in meinem Leben erlebt. Beruflich habe ich schon den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen müssen, wo andere vielleicht gesagt hätten: "Nee, das lasse ich mir nicht länger bieten. Ich schmeiße alles hin!" Ich denke schon, dass ich eine ganz normal Karriere gemacht habe mit gleich vielen Hochs und Tiefs. Das sehen die Leute natürlich nicht so, sie sehen in erster Linie meinen Erfolg. Als ich den Echo moderierte, haben die nur so auf mich drauf gehauen und so ziemlich alles verrissen: Meine Schuhe, meine Kleidung, wie ich "hallo" gesagt habe. Da würde manch einer, der so was zu hören kriegt anschließend erst mal zwei Wochen nach Asien reisen und sich Heilung in tiefer Bauchatmung und der Findung des Anal-Chakras zu suchen!
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Barbara Schöneberger
Ricore: Genießen Sie Ihren Bekanntheitsstatus?

Schöneberger: Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist angenehm, wenn man wegen eines neuen Internetanschlusses bei der Deutschen Telekom anruft. Da gibt es manchmal Vorteile, wenn man sich mit vollem Namen am Telefon meldet. Das gilt auch für andere Service-Nummern. Aber gestern war ich mit ein paar Mädels unterwegs und da habe ich halt gemerkt, dass man nie so kann, wie man will. Es gibt viele Sachen, die ich gerne machen würde, aber es geht eben nicht mehr, weil ich überall beobachtet werde. Es nervt schon, weil man sich seiner selbst die ganze Zeit besonders bewusst wird. Sogar an Tagen, wo ich mich selbst fast nicht erkenne, werde ich draußen erkannt. Wenn ich irgendwo im Ausland im Urlaub bin, wo keine Deutschen sind, fühle ich mich ganz anders, als wenn ich in Berlin über den Ku'damm gehe. Oder ich werde fotografiert, wenn ich im Zug eingeschlafen bin.

Ricore: Aber das hält Sie nicht davon ab, weiterhin Zug zu fahren?

Schöneberger: Ich fahre gerne Zug. Auch fahre ich immer noch zweiter Klasse oder sitze im Speisewagen. Ich habe keine Lust, mir ein ganzes Abteil reservieren zu lassen und will keine Sonderbehandlung haben. Insgesamt versuche ich einfach, alles ganz normal zu machen, wie immer.

Ricore: Ist es anstrengend, das Privatleben so unter Verschluss zu halten? Ihr Partner ist in der Öffentlichkeit ja kaum bekannt.

Schöneberger: Es ist viel anstrengender, ihn überall mit hinzunehmen! Es ist für beide Seiten anstrengend. Dabei verliere ich auch die Kontrolle darüber, was wann geschrieben wird. Es gibt auch eine klare Grenze zwischen einer Person des öffentlichen Interesses und einer Person, die nicht von öffentlichem Interesse ist. Letztere hat alle Rechte, erstere hat keine Rechte mehr. Und ein Mann, der mit mir immer über den roten Teppich läuft, verliert dann auch all seine Rechte. Sobald er bekannt ist, kann er nicht mehr sagen "Ich möchte aber nicht, dass Sie über mich schreiben!" da muss man sich schon klar entscheiden.

Ricore: Deswegen ist der Hochzeitstermin auch geheim oder ist er an Weihnachten?

Schöneberger: (lacht) Wenn es denn einen gäbe. Oder er vielleicht nicht schon stattgefunden hat... ja, es bleibt alles geheim!

Ricore: Also könnten Sie sich nicht vorstellen, wie Boris Becker in aller Öffentlichkeit zu heiraten?

Schöneberger: Das ist für mich kein Thema. Ich habe mich darüber schon hinreichend geäußert. Ich verstehe schon, dass die Leute sich dafür interessieren, wenn es bei einem beruflich oder privat schief läuft. Mit sowas beschäftige ich mich auch lieber, bevor ich mir die neue Promo-Aktion von jemandem anhöre. Aber ich bin momentan nicht bereit, dieses Spiel mitzuspielen. Und ich treibe es bis aufs Äußerste, bis die Leute die Lust verlieren und mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel (kichert).

Ricore: Es funktioniert ja auch, wie man am Beispiel Günther Jauch und Thomas Gottschalk sieht.

Schöneberger: Ja, eben. Und ich orientiere mich, was das angeht inzwischen auch mehr an anderen. Das wollte ich eigentlich schon immer so machen. Aber am Anfang wusste ich nicht, welchen Weg ich dafür einschlagen muss. Natürlich habe ich damals auch den Fehler gemacht, immer Auskunft über mein Privatleben zu geben. Denn ich fand es so nett, dass sich alle dafür interessieren wie es mir so geht. Das hat mich geschmeichelt, dass die so nett immer nachgefragt haben und da habe ich dann auch viel erzählt. Bis ich dann merkte, Herr Jauch macht das ganz anders. Der war eigentlich mein Vorbild. Oder auch Harald Schmidt und Sandra Maischberger. Es funktioniert, so wie die das machen. Bei mir ist es jetzt nur doppelt schwer, weil ich anders angefangen habe.

Ricore: Ist das Format Talkshow jetzt so etwas wie eine Heimat für Sie geworden?

Schöneberger: Ja, zum jetzigen Stand der Dinge schon. Ich habe zurzeit den längsten Vertrag, den ich je hatte. Er geht über mehrere Jahre. Sonst lief es immer nur für zwei Folgen und danach sollte wieder verhandelt werden. Und in meinen Fällen war es nach diesen zwei Folgen dann wieder vorbei.

Ricore: Was gefällt Ihnen daran besonders?

Schöneberger: Es ist toll, weil ich dort in einem Setting befinde in das ich mich nur einleben musste. Ich musste es nicht neu etablieren, das fand ich sehr entspannend. Die Talkshow gab es schon vorher und wir konnten einfach auf einen fahrenden Zug aufspringen. Dabei konnten wir unseres mit dem vorhandenen Konzept so langsam vermischen. Es war gut, dass ich Zeit hatte, denn es brauchte schon ein Jahr bis ich mich da "eingegroovt" hatte. Seitdem läuft es super. Wir haben Spitzenquoten und ich finde, wir machen echt eine gute Sendung. Es macht mir wahnsinnig Spaß.

Ricore: Haben Sie sich für die Sendung dieselben Prinzipien gesetzt, wie für sich selbst? Dass Sie die Leute nicht über ihr Privatleben ausfragen?

Schöneberger: So ist es. Das gibt schon mal Streit mit der Redaktion, die sagt: "Hey, frag denjenigen nach seiner magersüchtigen Tochter. Das wollen die Leute schließlich wissen." Aber ich habe meine Bedenken, selbst wenn es der Person nichts ausmacht, über Privates zu reden. Bei Themen wie Tod oder Krankheit von Verwandten kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass jemand gerne darüber sprechen möchte. Da bin ich vielleicht eine Lusche geworden, also eine schlechte Journalistin! Ich bohre einfach nicht gerne in so etwas herum.

Ricore: Gestatten Sie mir abschließend eine private Frage: Was war das schrecklichste Weihnachtsgeschenk, das Sie je bekommen haben?

Schöneberger: (überlegt kurz, lacht) Ein Spaghettitopf!
erschienen am 8. November 2009
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2024