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Eva Herzig
"Alte Gesichter sind schön"
Interview: Eva Herzig trotzt Jugendwahn
Liebe geht bekanntlich durch den Magen. So auch in "Lilly Schönauer - Paulas Traum". Darin verliebt sich Hardy Krüger Jr. als Bootsbauer Lukas in Konditormeisterin Paula, gespielt von Eva Herzig. In unserem Interview verriet die Schauspielerin, welche Süßigkeit für sie eine Sünde Wert ist. Ihre Familie hat sie stets beim Dreh begleitet. Sie erklärt uns, wie sie Arbeit und Mutterrolle unter einen Hut bekommt. Über das älter werden macht die zierliche Blonde sich keine Sorgen und sie berichtet, was sie an älteren Menschen fasziniert.
erschienen am 20. 11. 2009
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Eva Herzig weiß, was sie will
Ricore: Sie spielen in dem Film eine Konditormeisterin - haben Sie ein Faible für Schokolade?

Eva Herzig: Ich liebe Schokolade und jede Art von süßen Speisen. Besonders Kuchen und Torten aus Österreich.

Ricore: Sie wohnen ja in Wien. Wie waren die Dreharbeiten in der ländlichen Gegend?

Herzig: Ich fand es sehr schön. Viel frische Luft. Der See und das Bergpanorama haben mir ausgezeichnet gefallen.

Ricore: Am Set hatten Sie Ihren kleinen Sohn dabei. Empfinden Sie die Schauspielerei als familienfeindlichen Beruf?

Herzig: Ich empfinde ihn nicht als familienfeindlich. Wenn man eine Hauptrolle in einem Film spielt, hat man eben eine Menge zu tun. Da verbringt man schon eine Menge Zeit am Set. Dafür hat man danach aber auch wieder Pause und ist 24 Stunden am Stück zu Hause. Man Sohn war zu der Zeit erst dreieinhalb Monate alt und war deswegen immer bei mir, natürlich nicht den ganzen Tag. Mein Mann war auch mitgereist. Wir sind zu dritt viel spazieren gegangen. Am Set wurde mein Sohn mir zum Stillen gebracht. So klappt das ganz gut in meinem Beruf. Wenn ich etwa Lehrerin wäre, wäre das viel schwieriger.

Ricore: Warum haben Sie so schnell nach der Geburt wieder mit dem Drehen begonnen? Viele Frauen lassen sich danach ja mehr Zeit, bis sie wieder in ihren Beruf einsteigen.

Herzig: Ganz einfach, weil ich das Angebot bekam und mir die Rolle gefiel. Dabei habe natürlich schon erst gedacht, ob mein Sohn Moritz vielleicht noch zu klein ist oder ob es für ihn zu anstrengend wird. Ich habe mich dann mit ihm zusammen hingesetzt und ihn gefragt "Wollen wir das machen, was hältst du davon?" Dabei hatte ich das Gefühl, als wollte mir er sagen "Wenn es dich nicht stresst, dann habe ich auch keinen Stress." (schmunzelt). Außerdem wusste ich ja, dass er mit meinem Mann eine feste Bezugsperson haben würde, die er kennt und der er vertraut. Da würde er mich ja nicht die ganze Zeit vermissen, weil er von meinem Mann ja dieselbe Liebe bekommt. Mich hatte er ja in den Pausen und in der Nacht.
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Eva Herzig von ihrer melancholischen Seite
Ricore: Es war ja die erste Rolle nach der Geburt für sie. Haben Sie beim Dreh gemerkt, dass Sie sich verändert haben, auch bezogen auf Ihren Beruf?

Herzig: Meinem Beruf gegenüber habe ich mich eigentlich nicht verändert. Ich habe mich aber insofern verändert, dass mir bestimmte Sachen einfach nicht mehr so wichtig sind. Moritz ist jetzt neun Monate alt und krabbelt durch die ganze Wohnung, zieht sich überall hoch und räumt dabei die Regale aus. Da ist es mir dann aber nicht mehr so wichtig, die Wohnung ständig aufzuräumen wenn ich mal gerade keine Zeit dazu habe. Es muss ja nicht immer alles so perfekt aussehen. Früher bin ich nie ungeschminkt aus dem Haus gegangen. Heute mache ich das schon, wenn ich mal einfach keine Zeit dazu habe. Dann ist es mir auch egal. Und das ist sehr angenehm. Moritz verhilft mir da zu mehr Lockerheit.

Ricore: Stichwort ungeschminkt. Was halten sie von diesem Jugendwahn in der Schauspielbranche? Gerade Frauen müssen immer jung aussehen und dürfen möglichst keine Falten haben.

Herzig: Ich finde es krank und völlig übertrieben. Außerdem finde ich es problematisch etwas vorzugaukeln, was man nicht ist. Diese scheinbar perfekten Körper, die man auf der Leinwand oder auf Fotos sieht, entsprechen meist nicht der Realität. Gerade auf Fotos wird doch ständig retuschiert. Das Leben ist aber nicht perfekt, Menschen sind nicht perfekt. Beziehungsweise sie sind in ihrer Unperfektheit perfekt. Zu meinen Vorbildern gehören die Schauspielerinnen die sich nicht liften lassen. In deren Gesichtern man die Spuren des Lebens sieht, so etwas finde ich viel interessanter. Außerdem finde ich, dass man auch bei gelifteten Frauen das Alter sieht. Sie haben vielleicht ein glattes Gesicht, aber sie sehen trotzdem nicht mehr aus wie junge Frauen. Allein wie sich ein älterer Mensch bewegt, das ist eben anderes als bei einem jungen Menschen. Ich finde, alte Frauen können wunderschön sein und auch ganz jung wirken, weil ihre Augen strahlen.
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Eva Herzig nach einem Gespräch mit ihrem Erzfeind
Ricore: Würden Sie sich liften lassen?

Herzig: Jetzt auf jeden Fall, nicht mit 37 Jahren. Ich hoffe, dass ich auch später die Kraft haben werde, mich einem Facelifting zu verweigern. Monica Bleibtreu war für mich ein großes Vorbild in dieser Hinsicht. Sie war eine tolle Schauspielerin und sie hat sich nie liften lassen. Sie hatte eine faszinierende Persönlichkeit und sie war trotz ihrer Falten eine schöne Frau. Wenn man mal in Zeitschriften blättert, da sieht jedes Gesicht gleich aus. Das ist einfach langweilig. Nicht immer sieht das schlecht aus. Denn es gibt auch kleine Lift-Operationen, bei denen man wirklich nicht sieht, dass die Person geliftet ist. Aber ich bevorzuge Gesichter, bei denen man sieht, dass die Person gelebt hat.

Ricore: Sie wirken in Filmen mit und spielen immer noch Theater. Wie schaffen Sie es, sich zwischendurch zu entspannen?

Herzig: Nun ja, ich habe ja auch Pausen zwischendurch. Und mir gibt mein Beruf auch Kraft. Mein Sohn auch. Alles, was ich gern mache und mir Freude bereitet, gibt mir Kraft. Aber ich bin schon jemand, der Pausen braucht. Ich bin kein Workaholic. Ich muss zwischendurch immer wieder auftanken und Abstand gewinnen vom Schauspiel.

Ricore: Wie tanken Sie auf? Indem Sie viel Zeit mit Ihrem Sohn verbringen?

Herzig: Ja, da auch. Aber manchmal brauche ich auch komplett meine Ruhe. Dann gehe ich am liebsten für mich allein spazieren. Oder ich setze mich in Wien in ein Kaffeehaus. Früher habe ich Tagebuch geschrieben. Dazu komme ich jetzt nicht mehr so oft.
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Eva Herzig
Ricore: Backen Sie in gerne, wie Ihre Filmfigur?

Herzig: Nein, gar nicht. Ich bin auch keine Köchin. Ich koche zwar, aber es bedeutet für mich Arbeit. Es schmeckt auch durchaus, aber ich empfinde es nicht als entspannend, wie das andere behaupten. Man steht fast ewig am Herd und anschließend ist es so schnell weggeputzt. Aber mein Mann kocht sehr gerne. Meistens ist er es auch, der bei uns zu Hause kocht.

Ricore: Welche Rollen würden Sie von vorne herein ablehnen?

Herzig: Ein Grund eine Rolle abzulehnen ist für mich, wenn das Drehbuch schlecht ist. Oder wenn zu wenig Drehtage angesetzt sind, wo man sofort erkennt, in der kurzen Zeit, bringt man keine Qualität zustande.

Ricore: Wäre es ein Ablehnungsgrund für Sie, wenn die Drehorte weit weg wären?

Herzig: Nein, da würde ich dann mit meiner Familie hinfliegen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 20. November 2009
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Eva Herzig will schon als Kind auf der Bühne stehen, egal ob in der Oper oder im Zirkus. Eva hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt. Ihre Schauspielkarriere beginnt sie 1991 am Wiener Burgtheater. Einem breiteren Publikum wird sie als Kommissarin "Caro" Behrens in "Doppelter Einsatz" bekannt." Ganz anders sieht man sie im TV-Film "Lilly Schönauer - Paulas Traum". Darin macht sie als Konditorin im Dirndl eine gute Figur. Auch heute spielt die zierliche Blonde regelmäßig auf Theaterbühnen.
Paula (Eva Herzig) träumt schon lange von einer eigenen Konditorei. Als ihr geliebter Onkel ihr seine kleine, traditionsreiche Konditorei in Gmunden überlässt, verlässt sie New York überstürzt und kehrt nach Hause. Doch hier hat sie es bald mit manchen Neidern zu tun. Aber auch die große Liebe lässt nicht lange auf sich warten. "Paulas Traum" ist Teil der "Lilly Schönauer"-Reihe des ARD. Damit will der öffentlich-rechtliche Sender mehr Romantik in die öde deutsche Fernsehlandschaft..
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