Salzgeber & Co. Medien
Julian Adam Pajzs
"Arbeite nie mit der eigenen Familie!"
Interview: Julian Adam Pajzs komponiert
Der Sohn einer Halbgriechin und eines ungarischen Regisseurs weiß genau, womit er sich am besten ausdrücken kann: mit Musik. Zwar schlüpfte er schon mal in kleinere Filmrollen, doch die Schauspielerei ist nichts für den 21-jährigen Julian Adam Pajzs. Vater Zoltan Paul hat sich damit abgefunden und engagierte seinen Sprössling kurzerhand mit der Komposition des Soundtracks zu seinem Film "Unter Strom". Dass die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn nicht immer reibungslos von statten gegangen ist, erzählt Julian in einem amüsanten und aufschlussreichen Gespräch.
erschienen am 1. 12. 2009
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Unter Strom
Ricore: Sie haben mit Thomas Mehlhorn die Musik gemacht?

Julian Adam Pajzs: Ja, genau. Alles was die Band gespielt hat, habe ich geschrieben und arrangiert.

Ricore: Sie studieren Jazz-Gitarre?

Pajzs: Ja, ich studiere immer noch (lacht) an der Kunstuniversität Graz (KUG).

Ricore: Es soll ja einige Schwierigkeiten zwischen Ihnen und ihrem Vater gegeben haben, der die Regie bei "Unter Strom" führt.

Pajzs: Ja, herrlich. Das war vorprogrammiert. Man soll ja nie mit der eigenen Familie zusammen arbeiten. Man neigt dazu, Dinge sehr schnell persönlich zu nehmen, das wird dann richtig schlimm.

Ricore: Gab es auch eine Art stummes Einverständnis zwischen Ihnen?

Pajzs: Ja, klar. Das ist wiederum der Vorteil, wenn man sich gut kennt, so wie Vater und Sohn eben. Er hat mir diese Aufgabe anvertraut, das war schon schön.
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Anna Fischer
Ricore: Wie hat Ihre Zusammenarbeit ganz konkret ausgesehen?

Pajzs: Ich habe ihm immer wieder Musikbeispiele geliefert. Daraus hat sich sehr schnell eine Linie ergeben, an der wir dann entlang gegangen sind. Er wollte die Musik von Anfang an etwas rauh haben, mit einer Band, und nicht vom Computer eingespielt.

Ricore: Die Band hat also die Musik im Studio zum Film gespielt?

Pajzs: Ja, wir haben sozusagen vor der Leinwand gespielt.

Ricore: Liegt Ihnen diese Art von Humor, wie er im Film gezeigt wird?

Pajzs: Ja klar, der Humor ist schon sehr österreichisch geprägt. Ich bin damit aufgewachsen. Meine Eltern haben ja lange in Wien gelebt. So hat sich dies übertragen.

Ricore: Aber Sie sind in Bayern aufgewachsen, stimmt das?

Pajzs: Ja, unsere Familienverhältnisse sind ziemlich verwurschtelt. Mein Vater kommt ja ursprünglich aus Ungarn, und meine Mutter ist Halbgriechin. In Wien haben sie sich kennengelernt, sind dann aber nach Deutschland gezogen, wo ich geboren wurde.
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Robert Stadlober
Ricore: Was zieht Sie nach Graz zurück?

Pajzs: Das hat sich einfach so ergeben. Ich habe an verschiedenen Universitäten vorgespielt und Graz ist es schlussendlich geworden. Die Schule dort ist hervorragend.

Ricore: Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Pajzs: Spielen, spielen, spielen, bis es nicht mehr geht.

Ricore: Möchten Sie auch weiterhin Musik zu Filmen schreiben?

Pajzs: Wenn es sich ergibt, sehr gerne. Aber das ist ein ganz anderes Handwerk. Daher habe ich es hier ja auch in Zusammenarbeit mit Thomas gemacht. Ich bin ja hauptsächlich darauf spezialisiert, mit kleineren Ensembles zu arbeiten. Einen Soundtrack zu komponieren ist eine völlig andere Herangehensweise.

Ricore: Was waren die größten Schwierigkeiten, die Ihnen bei dieser Arbeit begegnet sind?

Pajzs: Normalerweise arbeite ich ja so, dass die Musik im Vordergrund steht. Dieses Mal musste sie sich einfügen. Das war nicht so einfach für mich.
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Harald Krassnitzer
Ricore: Welche Musik hören Sie am liebsten?

Pajzs: Berufsgebunden natürlich Jazz. Alles was derzeit aus New York kommt, ist total spannend. Aber auch hier in Europa geht einiges. Meine Baustelle ist ja eher die Avantgarde-Schiene.

Ricore: Sie haben mit ihrem Vater schon einiges gemein...

Pajzs: Ich weiß, daher wird es in der Zukunft auch nicht unbedingt einfach werden, das sehe ich schon kommen. Aber sich vorher schon darüber Gedanken zu machen, ist sich sinnlos. Der einfache Weg ist ja nicht immer der beste Weg.

Ricore: Sie sind von zwei Schauspielern erzogen worden. Kam dieser Beruf mal in Frage?

Pajzs: Ich habe schon einige Male probiert, zu schauspielern. Aber das ist nichts für mich. Ich finde es einen schönen Beruf, aber ich kann mich dadurch nicht so gut ausdrücken wie mit der Musik. Das würde nicht funktionieren. Die Musik entspricht mehr mir selber.

Ricore: Aber Sie gehen gerne ins Kino?

Pajzs: Ja total. Ich sehe sehr viel. Ich bin ein großer Quentin Tarantino-Fan. Ich mag aber auch die Filme von Guillermo del Toro, da die Musik von Gustavo Santaolalla einfach fantastisch ist. Stanley Kubrick ist da nicht anders. Er arbeitet mehr mit klassischen Werken, aber auch bei ihm spielt die Musik quasi die zweite Hauptrolle.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 1. Dezember 2009
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Unter Strom (Kinofilm)
Regisseur Zoltan Paul inszeniert mit "Unter Strom" eine solide deutsche Komödie, die an die Screwball-Komödien der 1960er Jahre angelehnt ist. Das namhafte Schauspielensemble merzt einige Schwächen des Drehbuchs gekonnt aus. Der Film lebt vor allem von seinen pointierten Dialogen und der teilweise schwarzen Komik. "Unter Strom" reicht zwar nicht an die Großen des Genres heran, liefert dennoch passable Unterhaltung.
Als Sohn eines Ungarn und einer Halbgriechin wird Julian Adam Pajzs in Bayern geboren und wächst auch hier auf. Seinen Bezug zu Österreich verliert er allerdings nie, da seine Eltern lange Zeit im Nachbarland lebten und sich kulturelle wie sprachliche Eigenheiten angewöhnt haben. Sein Musikstudium führte ihn an die Kunstuniversität Graz, wo sich Julian unter anderem im Fach Jazz-Gitarre einschreibt. Zur schwarzen Komödie "Unter Strom", bei dem Vater Zoltan Paull die Regie führt, schreibt..
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