ARD Degeto
Lara-Joy Körner
Vier Wochen durch Asien ziehen?
Interview: Lara-Joy Körner mag's bodenständig
Schauspielerin Lara-Joy Körner hat sich vor allem durch ihr Mitwirken in TV-Liebesfilmen einen Namen gemacht. Als Tochter von Diana Körner wird sie von Kindesbeinen mit dem Berufsbild vertraut gemacht. In "Mord in bester Gesellschaft - Das eitle Gesicht des Todes" spielt sie die lange verschollene Silvia, die sich nur durch Vortäuschung ihres Todes aus ihrer Ehe mit einem Schönheitschirurgen befreien kann. Mit uns spricht Lara-Joy über Schönheit, soziales Engagement und ihre Geburtsstadt London.
erschienen am 2. 01. 2009
ARD Degeto/Tivoli Film/Elke Werner
Fritz Wepper und seine Tochter Sophie in "Mord in bester Gesellschaft"
Ricore: Wie wichtig ist Ihnen Schönheit?

Lara-Joy Körner: Sehr wichtig, nur würde ich den Schönheitsbegriff nicht anhand äußerlicher Schönheit definieren, nicht als etwas, was man operativ herstellen kann. Schönheit ist ein Moment oder das wohlige Gefühl in der Nähe von Menschen. Ich tendiere dazu, mich bei natürlichen Menschen wohler zu fühlen, als unter künstlichen. Schönheit strahlt. Es gibt kein Muster, nach dem man da gehen kann. Ich glaube nicht, dass sich meine Meinung noch ändert, aber vielleicht tut sie das doch noch irgendwann.

Ricore: Wie lange brauchen Sie morgens im Bad?

Körner: Heute habe ich 15 Minuten gebraucht. Leider brauche ich manchmal nur drei Minuten, was dann dazu führt, dass mein Sohn zu mir sagt: "Mama, so kannst du nicht aus dem Haus gehen".

Ricore: Sind Sie trotzdem eitel?

Körner: Nein. Ich würde eher das Gegenteil behaupten, obwohl ich mir darüber gar kein Urteil bilden kann. Das müssen andere beurteilen.

Ricore: In welchem Fall würden Sie eine Schönheitsoperation durchführen lassen?

Körner: Bei Verbrennungen. Toll, dass es Wiederherstellungschirurgie gibt. Ansonsten kann ich es mir nicht vorstellen. Es gibt Personen, bei denen man es nicht sieht, das ist aber selten. Es macht die Menschen vielleicht glatter, aber nicht schöner. Dadurch, dass es so viele machen und die Jugendlichen heute damit aufwachsen, haben die einen ganz anderen Blick dafür. Mittlerweile kennen 12-Jährige Botox. Die lesen das in den Zeitungen, wachsen damit auf und entwickeln einen Blick dafür. Wenn jeder sieht, dass es gefaked ist, und die Menschen einander immer mehr gleichen, sehe ich den Vorteil nicht.

Ricore: Sie stehen dem Schönheitswahn also kritisch gegenüber?

Körner: Absolut.
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Lara-Joy Körner
Ricore: Was halten Sie denn von der Bussi-Bussi-Gesellschaft, die im Film auch thematisiert wird?

Körner: Die ist relativ kalt, da fühlt man sich nicht sehr wohl. Auf die kann man sich auch nicht verlassen. Die Bussi-Bussi-Gesellschaft gibt es ja gar nicht, aber die Leute, die damit in Verbindung gebracht werden, sind meistens die, auf die kein Verlass ist. Das macht auf Dauer nicht viel Spaß.

Ricore: Fühlen Sie sich der Gesellschaft zugehörig?

Körner: Auf Filmevents manchmal ja. Da finde ich es sehr schön, dass ich in dieser Branche tätig bin und nicht in der Immobilienbranche oder bei den Tiermedizinern. Es macht mehr Spaß, wenn ein Event bunt ist. Das ist wie ein Ausflug, als wenn man in den Zirkus geht. Mein Alltag hat nichts mit der sogenannten Bussi-Bussi-Gesellschaft zu tun.

Ricore: Genießen Sie Ihren Prominentenstatus?

Körner: Ich genieße eher Stolz und Anerkennung. Ich bin nicht so wahnsinnig prominent, dass ich nicht mehr in Frieden meinem Alltag nachgehen könnte. Ich habe ausschließlich Vorteile dadurch. Ich kann ohne Geld einkaufen gehen, weil die Leute alle meinen, sie kennen mich und kriegen das Geld sowieso wieder. Die Leute meinen, weil sie mich aus dem Fernsehen kennen, bin ich vertrauenswürdig. Sie sind auch ein Stück weit freundlicher und freuen sich mehr, mich zu sehen, als wenn sie mich nicht aus dem Fernsehen kennen würden. Das ist eine feine Sache.

Ricore: Haben Sie ein Problem damit auf der Straße erkannt zu werden?

Körner: Nein, überhaupt nicht! Davon lebe ich als Schauspielerin.

Ricore: Sie sind in London geboren. Was für ein Verhältnis haben Sie zu der Stadt?

Körner: Ich würde gerne drei Monate im Jahr dort sein. Ich weiß zwar nicht, wie ich das tun sollte, aber ich bin wahnsinnig gerne in London und Umgebung.
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Lara-Joy Körner und Erol Sander
Ricore: Regelmäßig?

Körner: Nein, nicht mehr so regelmäßig. Aber ich habe lustigerweise gestern wieder nach Flügen gesucht, ob ich nicht nochmal demnächst ein paar Tage hinfliege.

Ricore: Haben dort eine Wohnung oder Familie?

Körner: Nein, gar nichts. Ich habe dort zwischendurch mal gewohnt und die Kinder zum Kindergarten geschickt.

Ricore: Haben Sie Ambitionen für den Kinofilm?

Körner: Ja, total, aber es steht leider nichts Konkretes in Aussicht.

Ricore: Warum hat es bisher noch nicht geklappt?

Körner: Ich kann da nur mutmaßen, aber ich glaube es hat viel damit zu tun, dass ich sehr auf Liebesfilme gebucht bin - auch in den Köpfen der Zuschauer. Ich bin mit den Attributen rein und sauber besetzt. Das ist okay, aber ich frage mich manchmal, was ist mit meinen anderen Seiten? Vielleicht werden diese Facetten durch die Liebesfilme verdeckt.

Ricore: Würden Sie gerne mit Ihrem Image brechen?

Körner: Ich würde gerne mehr hinzufügen. Mich stört die Schiene nicht, ich würde nur gerne mehr zeigen dürfen, weil da noch mehr ist.
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Erol Sander in "Mord in bester Gesellschaft - Das eitle Gesicht des Todes"
Ricore: Ihre Filmfigur Silvia taucht ab, weil sie mit der Ehesituation nicht zu Recht kommt. Wie würden Sie selbst einen solchen Konflikt lösen?

Körner: Sofort gehen. Selbst wenn man liebt, muss man dann gehen. Wenn man nicht liebt, muss man sowieso gehen, weil man sich ja generell nicht immer kleiner machen kann. Silvia ist keine sehr starke Frau. Man kann das sicherlich fairer gestalten. Manchmal fehlt einem die Kraft, wenn man sich sowieso schon kleiner und kleiner gemacht hat. Ich wäre wahrscheinlich gar nicht in so eine Konfliktsituation gekommen. Ich kann mit Eifersucht nicht gut umgehen. Das macht alles kaputt. Eifersucht kann man niemandem abgewöhnen, das kann man sich nur selber abgewöhnen. Man muss warten, bis es sich der andere abgewöhnt hat. Dies kann dauern und bis dahin ist es ziemlich schwierig.

Ricore: Ist Silvia eine feige Frau?

Körner: Sie ist eine schwache Frau, weil sie sich ja das gleiche Rollenmodell auf eine andere Art und Weise nochmal sucht. Das macht sie zugleich aber so attraktiv, weil sie dadurch beschützenswert erscheint. Jeder will sie in einen Käfig stecken, aber von ihr ist nicht mehr viel da.

Ricore: Wie viel steckt von Ihnen in dieser Rolle?

Körner: Natürlich steckt immer etwas von mir in der jeweiligen Rolle, weil ich sie spiele. Von meinem Charakter steckt in der Figur jedoch so gut wie gar nichts.

Ricore: Sind Sie eifersüchtig?

Körner: Nein. Neidisch bin ich manchmal.

Ricore: Wie kriegen Sie den Spagat zwischen Großfamilie und Filmkarriere hin?

Körner: Durch die Investition von viel Geld und genauso viel Organisation. Ich habe ein Kindermädchen und Freunde, die ich manchmal mitnehme, wenn ich blockweise irgendwo hin fahre, wo es schön ist.
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Sophie Wepper
Ricore: Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrer Mutter?

Körner: Sehr gut. Wir sind uns in vielen Sachen sehr ähnlich. Das ist manchmal auch sehr anstrengend. Aber ich weiß genau was sie meint, wenn sie etwas sagt. Wir sind uns sehr nah. Ich könnte mit meiner Mutter vier Wochen problemlos durch Asien laufen, weil wir genau die gleichen Sachen mögen.

Ricore: Gibt es auch Reibereien?

Körner: Reibereien und Spannungen gibt es Gott sei Dank immer weniger zwischen uns. Trotzdem nerven mich Sachen, die meine Mutter macht, die mich eigentlich überhaupt nicht mehr nerven sollten.

Ricore: Tauschen Sie sich über Rollen aus?

Körner: Was Rollen betrifft eher nicht, aber über andere Dinge wie Ärzte, Hotels oder Filme.

Ricore: Sie waren dieses Jahr für Unsere kleinen Brüder und Schwestern e.V. in Honduras. Was haben Sie für Eindrücke aus diesem Land mitgebracht?

Körner: Das Land ist grausig. Alles was zwischen Kolumbien und den USA liegt ist ziemlich grausig, weil es keine Solidarität untereinander gibt. Durch Drogen und Waffen ist sich jeder selbst der nächste. Es gibt zudem sehr viele Waisen, weil die Eltern durch Drogen oder Waffen umgekommen sind. Die fangen mit fünf an, Krieg zu machen. So viel Geld, was dahin geht, versickert in irgendwelchen dunklen Kanälen. Das Tolle an der Organisation ist, dass die Menschen sieben Tage 24 Stunden aus kompletter Überzeugung nur dafür arbeiten. Sie bauen komplette Dörfer, die sich selber ernähren, mit Schuhwerkstatt, Schneiderei, Schreinerei, Schlosserei, wo die Kinder auch ihre Ausbildung machen. Alles, was sie brauchen, sind Material und Betreuer. Dort lernen die Kinder Sozialstrukturen. Das ist das Wichtigste, was man diesem Land geben kann. Die Kinder werden in dem jeweiligen Dorf versorgt bis sie mindestens 18 sind. Rückmeldungen ans Dorf gibt es wenige, aber untereinander verhalten sich die Jugendlichen solidarisch. Wenn einer obdachlos geworden ist, hat er 40 andere aus seinem Jahrgang, bei denen er Hilfe bekommen kann.

Ricore: Können Sie ihre Rolle in dem Verein beschreiben?

Körner: Unabhängig davon, dass ich Patenkinder dort habe und Freunden gerne Patenschaften übergebe, versuche ich, den Verein publik zu machen, weil Sie kein großes Werberad drehen können. Sie brauchen mehr Spendengelder.
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Lara-Joy Körner
Ricore: Reisen Sie für den Verein auch in andere Länder?

Körner: Nein, das kostet ja Geld. Ich kann nicht ständig nach Mittelamerika reisen. Ich wollte es mir erst einmal anschauen, bevor ich mich davor und dahinter stelle.

Ricore: Verfolgen Sie die aktuellen politischen Ereignisse in Honduras?

Körner: Ja. Rechtsstaatlich ist es richtig, dass der ursprüngliche Präsident Zelaya im Amt bleibt. Er ist aber seit dreißig Jahren an der Macht, und so viel Geld das dahin geht, versickert in irgendwelchen schwarzen Kanälen. Es gibt ein paar wenige Menschen, die sich extrem bereichern, und die anderen haben nichts. Das muss von Grund auf umgekrempelt werden und dieser Prozess muss aus der Gesellschaft heraus kommen. Eine solche Gesellschaftbewegung kann aber nur entstehen, wenn es eine gewisse Solidarität und soziale Struktur gibt. Man muss das differenzierter betrachten, als nur zu sagen: der Putschist muss weg und der Präsident wieder auf seinen Platz. Man bräuchte eine dritte Person.

Ricore: Welche Filme mögen Sie privat?

Körner: Abgesehen davon, dass ich immer Nachrichten gucke, sowie "Titel, Thesen, Temperamente" oder "Weltspiegel", sehe ich ausgewählte deutsche und internationale Filme. Aber ich stehe nicht besonders auf Blockbuster.

Ricore: Gehen Sie oft ins Kino?

Körner: In letzter Zeit war ich relativ wenig, aber normaler Weise gehe ich ziemlich häufig und gerne ins Kino.

Ricore: Entscheiden Sie nach dem Regisseur?

Körner: Auch nach Schauspielern. Wenn ich weiß, Jim Jarmusch hat einen neuen Film gemacht, dann gucke ich mir den im Kino an, ebenso wenn Woody Harrelson etwas Neues gemacht hat. Es gibt ein paar Stichworte, bei denen gehe ich auf alle Fälle ins Kino. Zudem richte ich mich nach Kritiken, die mich inspirieren etwas bestimmtes anzusehen.
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Fritz Wepper
Ricore: Gibt es einen deutschen Regisseur, bei dem Sie sagen: jeder Film ein Muss?

Körner: Ich finde Anno Saul macht tolle Filme. Ich finde aber auch Roland Suso Richter klasse, genau wie Fatih Akin. Jetzt habe ich sicher viele ausgelassen, die mir reihenweise einfallen, wenn Sie raus gegangen sind. Die Drei fallen mir auf Anhieb ein.

Ricore: Sind Sie ein politischer Mensch?

Körner: Nein, ich glaube ich bin kein politischer Mensch. Ich halte es allerdings für meine Pflicht, mich über Politik zu informieren.

Ricore: Sind Sie zufrieden mit dem Ausgang der Bundestagswahl 2009?

Körner: Ich bin hochgradig unzufrieden, aber aus anderen Gründen als Sie wahrscheinlich meinen. Ich war schwer geschockt, dass SPD-Kandidat Axel Berg das Direktmandat in München Schwabing-Nord nicht geholt hat. Ich fand erstaunlich, dass die Partei Berg untergehen lassen hat. Mit der Regierung bin ich nicht wahnsinnig unzufrieden, ich verstehe nur nicht, warum sich diese Regierung nicht sehr viel mehr für erneuerbare Energie einsetzt. Kein Mensch braucht Genfood, das ist eine reine Lobby-Arbeit. Mir fehlt komplett der grüne Einfluss. Ich hoffe darauf, dass die Kommunen immer unabhängiger von den großen Energieversorgern werden.

Ricore: Können Sie sich ein Engagement für eine Partei vorstellen?

Körner: Nein. Ich habe eine Meinung, die ich gerne durchgesetzt kriegen möchte, aber ich könnte mich nie mit all den Leuten in einer Partei solidarisieren. Ich würde ihnen gerne sagen, was sie tun sollen, aber ich glaube, das ist eine der schwierigsten Sachen in der Politik: eine Partei-Linie zu bilden. Jedes Programm ist ein Kompromiss. Sobald es gegensätzliche Meinungen innerhalb einer Partei gibt, wird sie für den Wähler unattraktiver.

Ricore: Frau Körner, vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Januar 2010
Zum Thema
Lara Joy Körner wird 1978 als Tochter der deutschen Schauspielerin Diana Körner in London geboren. Ihre Schauspielausbildung absolviert sie in München an der Schule von Ruth von Zerboni. Bekannt wird sie vor allem durch Fernsehfilme nach den Romanen von Rosamunde Pilcher, aber auch durch Gastauftritte in diversen TV-Serien. Nebenbei spielt sie immer wieder Theater. Privat lebt sie mit Mann und fünf Kindern in München.
Dr. Wendelin Winter (Fritz Wepper) ist in Sorge. Gerade ist seine Tochter Alexandra (Sophie Wepper) bei ihm ausgezogen, da ereignen sich an ihrem neuen Wohnort Starnberg zwei Frauenmorde. Zudem ist der psychopathische Frauenmörder Manfred Borchert (Max Tidof) aus der Sicherheitsverwahrung geflohen und plant offenbar, ein Hühnchen mit Dr. Winter zu rupfen. Hängen die beiden Sachverhalte zusammen? Fünfter Teil der ARD-Krimi-Reihe mit Licht und Schatten.
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