Senator Film Verleih
Ben Foster mit Woody Harrelson uneinig in "The Messenger"
Mitgefühl und Respekt
Interview: Todesboten Woody Harrelson und Ben Foster
Ben Foster machte sich in "Todeszug nach Yuma" (2007) und "The Punisher" (2004) einen Namen. Woody Harrelson ist seit langem erfolgreich. Er macht auch mit provokanten Umweltaktionen auf sich aufmerksam. Harrelsons Karrierehöhepunkt war die Oscar-Nominierung für seinen Part in "Larry Flynt - Die nackte Wahrheit" (1996). In "The Messenger - Die letzte Nachricht" stehen die beiden Schauspieler erstmals gemeinsam vor der Kamera. Mit uns sprechen sie über die Bedeutung von Antikriegsfilmen und dem Begriff Ehre abseits der Politik.
erschienen am 4. 06. 2010
Senator Film Verleih
Ben Foster
Ricore: Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Ben Foster: Ich weiß nicht recht, wie ich das beantworten soll. Einen Monat zuvor kam ich nach New York, wo ich mich mit Oren zusammengesetzt habe. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und versucht, etwas über die Welt zu erfahren. Wir sind zu Krankenhäusern gefahren und haben auf den Stationen für Amputierte recherchiert. Wir haben mit Heimkehrern, Pflegepersonal, Ärzten gesprochen und haben einfach zugehört. Dann sind wir nach Virginia gegangen, wo das Hauptquartier der Todesfallbenachrichtigungsstelle ist. Auch dort haben wir nachgefragt. Wir haben Dokumentarfilme gesehen, uns mit Armeeangehörigen und Familienmitglieder von Gefallenen Soldaten unterhalten. Wir haben versucht, uns völlig außen vor zu lassen.

Woody Harrelson: Ich glaube nicht, dass ich dem irgendetwas hinzufügen kann. So war es.

Ricore: Wie lief die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden? Sie scheinen sehr gut miteinander auszukommen. Liegt das am Film oder war das auch schon vorher so?

Harrelson: Ich kannte Ben vorher nicht. Als wir mit dem Film begannen, habe ich meiner Frau erzählt, Ben sei einer der tollsten Schauspieler, mit denen ich je zusammen gearbeitet habe. Ich bin von seiner Leistung und der Hingabe, mit der er gespielt hat, sehr beeindruckt. Mittlerweile ist er wie ein Bruder für mich geworden. Wir hatten während der Arbeit viel Spaß. Ich glaube, wir sind jetzt für immer verbunden. Ich würde mich wahrscheinlich vor ihn stellen und eine Kugel kassieren.
Senator Film Verleih
Oren Moverman und sein Schützling Woody Harrelson
Ricore: Ist "The Messenger" ein Antikriegsfilm?

Foster: Es gab so viele Gründe, warum wir dieses Material verarbeiten wollten. Was mir besonders aufgefallen ist, war wie versucht wurde, auf die Darstellung des Krieges zu verzichten, um sich stattdessen auf eine ganz universelle Sache zu konzentrieren. Was mein Interesse fand, war diese ganz universelle Erfahrung, die wir ja alle machen. Die Nachricht über den Tod eines Angehörigen, eines Freundes. Das ist Teil des Menschseins. Das vor dem Hintergrund eines Krieges darzustellen, war für mich eine wunderbare Möglichkeit um zu zeigen, wie wir mit Leid und Schmerz umgehen. Das ist kein Thema, dem wir uns entziehen können.

Harrelson: Ich persönlich möchte diesen Antikriegsrethorik vermeiden. Ich bin schon immer sehr deutlich für den Frieden gewesen und ich glaube aus guten Gründen. Andererseits glaube ich aber, dass meiner Philosophie ein tieferes Verständnis dessen fehlte, was diese Soldaten durchmachen. Die ganze Zeit, die wir an Orten verbrachten, an denen wir die Chance hatten, Kontakt mit eben diesen Soldaten zu haben, all das hat in mir tiefen Respekt und sehr viel Mitgefühl hervorgerufen. Und zwar all denjenigen, die in den Irak, Afghanistan oder die Philippinen gehen. Ganz egal, wie man zum Krieg steht, ich empfinde gegenüber diesen Soldaten einfach Respekt. Deshalb ist nicht Antikriegsfilm oder nicht die Frage. Es geht um die Menschen, die im Krieg kämpfen, und darum, dass sie im Film in das Licht gestellt werden, das sie verdienen.

Ricore: Herr Foster, inwieweit hat Robert de Niro Sie in ihrer Art zu spielen beeinflusst? Der Film lässt Parallelen zu "Die durch die Hölle gehen" erkennen.

Foster: Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Aber danke für das Kompliment. Ich habe letztlich versucht, mich nicht von anderen Dingen beeinflussen zu lassen - nur von den Geschichten der Zeugen, mit denen wir gesprochen haben. Es geht in diesem Film um Ruhe und nicht darum, irgendwelche Bezugspunkte oder Referenzen zur Kinogeschichte oder Kinokultur herzustellen. Wenn es jemanden gibt, der für mich eine herausragende Bedeutung hat, dann war das der Mann, den wir im Krankenhaus getroffen haben. Er ist 19 Jahre alt und hat im Krieg ein Bein verloren. Trotzdem hat er mit uns gesprochen. Es wurde klar, dass es nicht darum geht, was die Regierung sagt. Vielmehr geht es darum, was die Menschen empfinden. Keiner sagte in den Gesprächen je, dass Bush sich richtig oder falsch verhalte. Es geht darum, was menschliche Ehre abseits der Politik zu bedeuten hat. Die Politik ist für mich zu hoch, darunter kann ich mir nichts vorstellen. Es ist einfach etwas anderes, wenn dir jemand sagt, er hatte seinen Bruder geliebt - seinen im Irak verstorbenen Bruder.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 4. Juni 2010
Zum Thema
Ben Foster zieht im Alter von vier Jahren zusammen mit seinen Eltern aufs Land. Er bezeichnet die beiden als Anti-Vietnam Hippies. Die örtlichen Theater in seiner neuen Umgebung tun es dem Jungen an. Bereits als Achtjähriger spielt er kleine Rollen. Mit 16 Jahren bricht Foster die High School ab und zieht nach Los Angeles. Noch im gleichen Jahr ist er in der Fernsehserie "Tucker James der Highschool Blitz" zu sehen. Weitere Serienengagements folgen, bis er 2001 in "Ran an die Braut" sein..
Der überzeugte Umweltaktivist sorgt im Laufe seiner Karriere immer wieder für Diskussionsstoff. Ob spektakuläre Filmrollen oder medienwirksame Protestaktionen, Woody Harrelson bleibt seiner Linie stets treu. So klettert er im Namen der Umwelt auf die Golden Gate Bridge und wird prompt verhaftet. Beruflich zieht Harrelson auch heute kleinere Independent-Produktionen großen Hollywoodproduktionen vor. Sein bisheriger Karriere-Höhepunkt ist die Oscarnominierung für "Larry Flynt - Die nackte..
Nachdem Soldat Will Montgomery (Ben Foster) im Irakkrieg verwundet wurde, wird er in seiner Heimat einer neuen Aufgabe zugeteilt. An der Seite des erfahrenen Tony Stone (Woody Harrelson) überbringt er Hinterbliebenen die Nachricht vom Tod ihrer Angehörigen. Als er der Soldatengattin Olivia (Samantha Morton) begegnet, verliebt er sich sofort in sie. Da die junge Frau gerade erst ihren Mann im Krieg verloren hat, gerät Will in einen schweren Gewissenskonflikt. Mit "The Messenger - Die letzte..
2024