20th Century Fox
Shah Rukh Khan, Kajol und Karan Johar auf der Berlinale (2010)
Karan Johar: Simple, aber humanistische Weltsicht
Interview: Sharukh Khan und Kajol
Mit "My name is Khan" treten die Superstars des indischen Films, Shahrukh Khan und Kajol, nach neun Jahren erneut gemeinsamen vor die Kamera. Das Ergebnis ist eine Romanze, die für Bollywood eher untypisch ist. Die Geschichte handelt von einem am Asperger-Syndrom leidenden Inder, der in den USA sein Glück sucht und die Liebe seines Lebens findet. Als ihre Beziehung durch die tragischen Ereignisse vom 11. September 2011 torpediert wird, sucht der naive Immigrant Kontakt zum amerikanischen Präsidenten auf. Seine Botschaft: Mein Name ist Khan - ich bin kein Terrorist! Im Rahmen der Berlinale 2010 sprachen Regisseur Karan Johar und die Hauptdarsteller über ihr neues Werk, die Komplexität des modernen Lebens und die Notwendigkeit einer auf humanistische Werte und die Lehren der Religion gestützten Weltsicht.
erschienen am 7. 06. 2010
20th Century Fox
Shahrukh Khan ist in Berlin (2010), um seinen neuen Film "My Name is Khan" zu präsentieren
Ricore: Karan Johar, letztes Jahr erregten Sie viel Aufmerksamkeit, als Sie sagten, dass Sie keine Liebesgeschichten mehr machen wollten. Was veranlasste Sie, das zu sagen, und worin unterscheidet sich "My Name is Khan" von früheren Filmen?

Karan Johar: Als ich sagte, dass ich es müde bin, Liebesgeschichten zu machen, meinte ich eine bestimmte Sorte von Liebegeschichten. Filme, die eine bestimmte Atmosphäre ausstrahlen, einen bestimmten Look haben, die immer eine bestimmte Art von Liedern und Tänzen beinhalten. Ich fühlte die Notwendigkeit, darüber hinaus zu gehen. Ich wollte etwas ganz anderes machen und doch in Herz und Seele des indischen Kinos bleiben. Aus diesem Grund wird für mich "My name is Khan" auch immer eine Liebesgeschichte bleiben. Aber es ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Es ist ein Film, der eine starke Botschaft verkündet. Im Sinne von 'Ja, ich bin es müde, konventionelle Liebesgeschichten zu erzählen'. Aber ich bin immer bereit, ungewöhnliche Domänen innerhalb des Genres zu besetzen.

Ricore: Herr Khan, stimmt es, dass Sie letztes Jahr am New Yorker Flughafen verhaftet wurden?

Shahrukh Khan: Nein, ich wurde nicht verhaftet. Ich hatte zwar versucht, verhaftet zu werden, aber es ist mir nicht gelungen (lacht). Ich wurde nur etwas länger befragt, was aber schon öfter vorgekommen ist. Immer wenn ich an einem internationalen Flughafen bin, werde ich etwas länger befragt, als andere Menschen. Das ist aber okay. Immer wenn man in einem anderen Land ist, muss man dessen Regeln und Bestimmungen befolgen. Das ist auch die Idee des Films. Das ist die Welt, die wir geschaffen haben. Wir sind alle paranoid geworden. Wir nehmen Individuen, kategorisieren sie in Gut und Böse und stecken sie in eine Schublade. In einer besseren Welt sollten wir das nicht tun. Wir sollten nicht nach Hautfarbe, Sexualität oder Religion urteilen. Es gibt Fakten, die wir einfach akzeptieren müssen.
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Kajol Devgan in Berlin bei der Premiere von "My Name is Khan"
Ricore: Herr Johar, Ihr Film erinnert sehr stark an "Forrest Gump". Auch dort ging es um einen unschuldigen Charakter, der Wahrheiten aussprach, die die Menschen nicht immer hören wollten. Ist unsere Welt heutzutage derart hungrig nach Unschuld und Wahrheit?

Johar: Die Welt ist nicht unschuldig, sie ist zynisch. Der Grund, wieso wir die Figur des Risvan Khan erschaffen haben, ist der: Kein normaler Mensch würde sich auf den Weg machen, um dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu sagen, dass sein Name Khan und er kein Terrorist sei. Das würde nur ein Mann tun, der anders ist, der anders tickt als du und ich. Jemand, der das Leben aus Sicht seiner Mutter gesehen hat, der das Leben aus einfachen Büchern kennt. Niemand von uns richtet sein Leben nach dem aus, was er aus Büchern liest. Risvas tut das und das grenzt ihn von uns allen ab. Wenn ich gefragt werde, worum es in "My Name is Khan" geht, dann sage ich, es ist ein Film über einen Superhelden. Und er hat eine Macht: Humanität. Ich glaube, Humanität ist eine fast vergessene Kraft. Wir leben alle in einer Grauzone zwischen Schwarz und Weiß. Es wird Zeit, dass wir von Grau zu Weiß gehen, um das Schwarze zu bekämpfen. Das tut Risvan, ohne dass es ihm bewusst ist. Für mich handelt "My Name is Khan" davon, menschlich zu sein.

Ricore: Kajol, können Sie uns einiges über die Entwicklung ihrer Figuren sagen, seit dem Sie zum ersten Mal an der Seite von Sharukh Khan aufgetreten sind?

Kajol: Ich glaube, seither hat das Kino eine Wandlung durchgemacht - genau wie das Publikum. Wir indischen Schauspieler finden die Zeiten momentan sehr aufregend. Wir machen andersartige, ungewöhnliche Filme. Und wir haben auch die Leute, die sich an ungewöhnliche Filme herantrauen. Als Schauspieler sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ricore: Herr Khan, wünschen Sie, dass die Leute den Koran lesen, um die Ignoranz gegenüber dem Islam zu beenden?

Khan: Wenn man klein ist, nimmt man die Welt als gut, einfach und überschaubar wahr. Mit dem Erwachsenwerden wird die Welt immer komplexer. Dabei vergessen wir die einfachsten Dinge, die uns im Kindesalter beigebracht wurden. Alle Religion, ob es sich um das Christentum, den Islam, das Judentum oder den Hinduismus handelt, haben ähnliche Ideologien. Es geht ihnen allen in erster Linie um Disziplin. Sie lehren dich, deinen Nächsten zu lieben, freundlich und nett zu sein gegenüber deinen Mitmenschen. Je komplizierter das Leben wird, umso mehr vergessen wir, was uns die Religion lehrt. Egal welcher Religion man angehört, wir müssen uns jeden Tag eine Auszeit nehmen. Egal ob man die Bibel oder den Koran liest, man muss das, was uns diese Bücher geben, in Ehren halten. Sei gut, urteile nicht über andere Menschen, lebe dein Leben einfach. Das ist auch die Botschaft von "My Name is Khan". Jemand hat mir gesagt, der Film sei naiv. Das stimmt und das ist das Beste an dem Film. Der Film ist so naiv wie unsere Kinder. Er ist einfach und unschuldig. Wir können den Menschen nicht raten, einfach und unschuldig zu sein, indem wir einen komplexen Film machen.
erschienen am 7. Juni 2010
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