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Kinderlieb: Johnny Depp
Von der Magie angezogen
Interview: Johnny! Johnny!
"Johnny! Johnny!" rufen die Zuschauer begeistert nach der Premiere von "Wenn Träume fliegen lernen". Johnny Depp lässt sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen, außer es geht um Frau - die französische Sängerin Vanessa Paradis - und Kind. Vielleicht ist das seine eigene Welt, die er sich von keinem nehmen lassen will, sein eigener Film, in dem er selber der Regisseur ist. "Finding Neverland" erzählt die Geschichte der Entstehung von Peter Pan. Depp spielt den schottischen Autor James Barrie, der um die vorletzte Jahrhundertwende das vielfach verfilmte Märchen schrieb.
erschienen am 12. 02. 2005
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Beflügelt Kinderträume: Johnny Depp
Ricore: Was waren Ihre Beweggründe, die Rolle von James Barrie anzunehmen?

Johnny Depp: Ich fühlte mich von der Magie der Geschichte des Peter Pan angezogen. Es ist sicherlich eine geniale Geschichte. Es ist ein Meisterwerk der Phantasie und das erstaunliche Ergebnis unglaublich reichhaltiger Vorstellungskraft. Es ist einer der Geschichten, die uns immer begleiten werden, und der Film gab mir die Gelegenheit, die Hintergründe der Entstehungsgeschichte zu verstehen.

Ricore: Glauben Sie, dass es auch in unserer heutigen Welt noch genug Platz für Phantasie gibt?

Depp: Wenn ich morgens Fernsehen schaue, dann sehe ich bereits Horrorszenen, die um die ganze Welt gehen. Vielleicht sind wir in einer Zeit, in der wir Hoffnung mehr als alles andere brauchen. Auch durch Phantasie kann man Hoffnung an Menschen weitergeben. In dem Moment schließt man die Augen und man möchte etwas verändern.

Ricore: Wie haben Sie es geschafft in dem Film mit so einem authentischen schottischen Akzent zu sprechen?

Depp: Es war eine große Herausforderung für mich, den schottischen Akzent zu erlernen, besonders wegen der unterschiedlichen Sprachmelodie. Am Anfang war es wirklich schwer, aber ich hatte die Hilfe eines sehr guten Lehrers. Mit ihm habe ich es geschafft. Einige Schauspieler aus dem Team kamen aus Schottland und ich hörte Ihnen zu, wie sie sprachen und sie halfen mir auch.

Ricore: Ein Teil der Zuschauer fing während der Premiere des Films an zu weinen. Waren sie auch so emotional bei den Dreharbeiten des Films berührt?

Depp: Ja, vor allem bei den letzten Drehtagen. Die letzten Tage der Dreharbeiten sind immer traurig. Wenn man eine Rolle in einem Film spielt, dann ist man mit dem gesamten Team eng verbunden und am Ende ist es traurig, dass diese schöne Erfahrung zu Ende geht. Mit meinem Freund Freddie, der Junge der den Peter spielt, haben wir uns verabschiedet, in der Hoffnung uns bald wieder zu sehen. Wir konnten uns nicht in die Augen schauen, als wir uns verabschiedeten, weil wir von unserer engen Beziehung, die sich im Laufe der Dreharbeiten zwischen uns entwickelt hatte, überwältigt waren. Wir waren alle sehr gefühlsgeladen während der gesamten Dreharbeiten.
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Johnny liebt die Vaterrolle nicht nur imFilm
Ricore: Sie hatten ein paar Rollen, wo Sie etwas mit Drogen zu tun hatten, unter anderem in "Blow" und "From Hell", und in der Vergangenheit haben Sie ein ziemlich wildes Leben geführt. Welches Verhältnis haben Sie zu Drogen?

Depp: Viele Menschen nehmen Drogen, weil sie glauben, das bringt ihnen Entspannung. Sie gehen auf Partys und glauben, dass sie nur Spaß haben können, wenn sie sich mit Drogen vollpumpen. Ich weiß, dass das eine Lüge ist. Wenn man anfängt, Drogen zu nehmen, glaubt man noch an diese Lüge. Man nimmt Drogen, um vor Dingen davonzulaufen, die einem passiert sind, oder die sich im Kopf abspielen. Aber in Wahrheit ist es nur Zeitverschwendung.

Ricore: Als Sie Vater geworden sind, haben Sie gesagt, dass Ihre Tochter Lily-Rose Ihr Leben verändert hat...

Depp: Es hat sich alles verändert. Meine Tochter hat nicht mich als Person verändert, sondern sie hat mich überhaupt erst zu einer Person gemacht. Ich hatte nach der Geburt das Gefühl, erstmals in meinem Leben wirklich klar zu sehen. Jemandem das Leben geschenkt zu haben! Ich war 35 und alles wurde klar vor meinen Augen. Ich habe plötzlich den Grund erkannt, weshalb ich überhaupt lebe. Ich hatte Jahre der Selbstzerstörung und des Raubbaus hinter mir und wusste eigentlich nie genau, wofür ich da bin. Nichts war wirklich befriedigend, nichts hat mir wirklich etwas bedeutet. Und das hat sich durch Lily-Rose geändert.

Ricore: Wie gehen Sie damit um, überall als großer Star gefeiert zu werden?

Depp: Ich gehe damit gar nicht um, weil ich mich selbst nicht als Star sehe. Ich denke nicht in diesen Dimensionen, die die Medien für mich erfunden haben.
erschienen am 12. Februar 2005
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2024