Walt Disney Studios Motion Pictures
Emilia Schüle
Schauspielerei und Schulstress
Interview: Freches Mädchen Emilia Schüle
Emilia Schüle hat in jungen Jahren Erfolg. Sie dreht mehrere Werbespots und spielt in ersten Fernsehfilmen mit. Ihren Durchbruch schafft die in Russland gebürtige Nachwuchsschauspielerin mit "Freche Mädchen". Es folgen Auftritte in "Gangs" und dem Musical "Rock It!", wo Schüle auch ihr Tanztalent unter Beweis stellt. Filmreporter.de sprach mit der 17-Jährigen unter anderem über ihren neuen Film "Freche Mädchen 2", den Erfahrungshorizont von Vierzehnjährigen und den schwierigen Spagat zwischen Beruf und Schule.
erschienen am 4. 08. 2010
Constantin Film
Freche Mädchen 2
Ricore: Was hat dich an der Rolle der Mila gereizt?

Emilia Schüle: "Freche Mädchen" war damals mein erster Kinofilm und da ist man glücklich, so eine Rolle angeboten zu bekommen. Man wählt in dieser Situation nicht aus. Ich war damals einfach glücklich, diesen Dreh machen zu dürfen und Erfahrung zu sammeln. Außerdem erkannte ich damals, dass Mila genau wie ich ist.

Ricore: Du konntest dich mit der Rolle also gut identifizieren?

Schüle: Ja, das war bei uns allen dreien so. Die Regisseurin sagte uns im Nachhinein, dass sie sofort wusste, wer welchen Part zu spielen hat. Als ich die Rolle damals spielte, war ich vierzehn, genau wie Mila. Das war genau die Welt, in der ich gerade drinsteckte. Ich hatte damals auch eine große Klappe. Beim zweiten Teil waren wir alle zwei, drei Jahre älter. Wir mussten also jüngere Mädchen spielen. Das war etwas anderes.

Ricore: War es schwieriger?

Schüle: Ja. Wir hatten öfters Diskussionen mit der Regisseurin, weil es bestimmte Sachen gab, mit denen wir nicht klar kamen. Sie sagte uns, dass wir jetzt nun mal siebzehn sind und 14-Jährige spielen. Das ist nun mal so in dem Alter. Findet euch da rein und sprecht das mit dem gleichen Ernst aus, den man als 14-jährige normalerweise aufbringt.

Ricore: Eine Eigenschaft Milas ist ihre extreme Eifersucht am Anfang des Films. Bist Du das auch?

Schüle: Ich denke, Vertrauen sollte immer da sein und das habe ich eigentlich auch. Extrem eifersüchtig bin ich nicht, aber wenn Grund zur Eifersucht da ist, dann kann ich es schon mal sein. Aber das ist doch menschlich, oder?
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Emilia Schüle
Ricore: Glaubst Du, Mila hat in ihrer Eifersucht überreagiert?

Schüle: Ja, sie versteckt sich total hinter ihrer Aufregung und dem Ärger, den sie provoziert. Aber so ist die Welt mit vierzehn. Da bricht alles zusammen, wenn sich der Freund mit einer anderen im Heu kugelt.

Ricore: Du bist in Russland geboren. Sprichst du Russisch?

Schüle: Ich verstehe es sehr gut. Sprechen kann ich es nicht mehr sehr gut, aber ich würde sagen, ich beherrsche es ganz gut.

Ricore: (Frage auf Russisch): Wie geht es Dir?

Schüle: (Lacht und antwortet auf Russisch): Gut

Ricore: (Russisch): Wie alt bist Du?

Schüle: (Russisch): 17.

Ricore: Du hast es nicht verlernt.

Schüle: Russisch ist auf jeden Fall eine schwierige Sprache. Ich habe drei Jahre lang Russisch in der Schule gelernt. Wenn man diese Sprache nicht regelmäßig spricht, dann geht sie verloren. Ich möchte in Zukunft aber daran arbeiten, dass ich mein Russisch nicht verlerne.
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Freche Mädchen 2
Ricore: Sprich Mal bitte deinen Geburtsort aus. Ich habe Schwierigkeiten, es auszusprechen. Bla-go-we-scht...?

Schüle: (In fließendem Russisch): Blagoweschtschensk

Ricore: Wie alt warst du, als du nach Deutschland gekommen bist?

Schüle: Ich war ein Jahr alt. Heute fühle ich mich als echte Berlinerin.

Ricore: Ein Thema von "Freche Mädchen 2" ist die Hierarchie zwischen hübschen Mädchen, denen alle Jungs nachlaufen, und weniger hübschen, die ausgegrenzt werden. Hast du diese Erfahrung in der Schule auch gemacht?

Schüle: Sicher gibt es das auch im echten Leben. Wobei ich sagen muss, dass die Blondine in unserem Film eher die Außenseiterin ist. Aber diese Strukturen gibt es nun mal und das gehört wohl einfach zur Pubertät dazu. Es gibt immer einen, den man anhimmelt. Man ist in dem Alter auf der Suche nach sich selbst, wobei man sich in diesem Prozess oft durch andere definiert und dabei bestrebt ist, wie dieser andere zu sein - bis man sich endlich selbst findet.

Ricore: Hast Du dich wegen deiner Herkunft ausgegrenzt gefühlt?

Schüle: Nein, gar nicht, dazu gab es nie einen Grund.

Ricore: Wann hast Du entdeckt, dass du Schauspielerin werden willst?

Schüle: Seit ich fünf bin, tanze ich. Von klein auf stand ich auf der Bühne und hatte das Talent, die Menschenmassen ausblenden zu können. Mit der Schauspielerei fing es an, als ich etwa zwölf war. Das geschah eher durch Zufall, weil ich irgendwann in eine Agentur hineinrutschte. Bald fing ich an zu drehen und so entwickelte sich die Liebe zum Spielen.
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Freche Mädchen 2
Ricore: Wie war die Reaktion deiner Eltern auf deinen Entschluss?

Schüle: Meine Eltern sind Ärzte und sie fanden es aufregend. Auch weil sie einfach nicht ahnen konnten, wie viel Arbeit hinter einem Film steckt. Wenn man nicht den künstlerischen Aspekt in dem Beruf sieht, dann glaubt man oft, dass Schauspielerei kaum mehr ist, als Texte aufsagen. Irgendwann erkannten meine Eltern, dass ich in dem Beruf mehr mit meinem Kopf machen kann. Aber davon abgesehen haben sie meine Leidenschaft für die Schauspielerei immer respektiert. Sie unterstützen und fördern mich.

Ricore: Nebenbei gehst du noch zur Schule. Wie kann man die Schule mit der Schauspielerei vereinbaren?

Schüle: Bisher ist es immer gut gegangen. Letztes Jahr habe ich zwei Filme gedreht und habe trotzdem ein gutes Zeugnis bekommen. In zwei Jahren mache ich Abitur, darum werde ich die Schauspielerei vorübergehend einstellen. Ich mache das englische Abitur und das wird ein harter Brocken. Ich will ja schließlich ein gutes Zeugnis haben, deswegen muss ich streng zu mir sein.

Ricore: Spielt deine Bekanntheit unter deinen Mitschülern eine Rolle?

Schüle: Nein überhaupt nicht.

Ricore: Wirst Du immer noch als die gleiche Emilia Schüle wahrgenommen?

Schüle: Ja, auf jeden Fall. Ich bin auf einer kleinen Privatschule und da ist es doch anders, als in einer großen Schule. Da kennt man mich so, wie ich immer war. Ich bin jemand, der Filme dreht und immer wieder mal fehlt. In der Hinsicht habe ich großes Glück.
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Ricore: Du hast auch Theater gespielt und warst auch als Synchronsprecherin tätig. Hast Du vor, in Zukunft mehrgleisig zu fahren?

Schüle: Das weiß ich noch nicht. Die Synchronisation habe ich ausprobiert und festgestellt, dass es mir nicht so liegt wie die Schauspielerei. Ich kann nicht den ganzen Tag in einem Raum eingesperrt sein. Ich möchte schon mehr für den Film arbeiten. Theater habe ich zu wenig gemacht, um zu genau wissen, ob ich das weiter machen will. Ich lasse das aber alles offen und schaue einfach, was passiert. Das nächste Ziel ist erst mal, das Abitur zu machen.

Ricore: Hattest Du nie das Gefühl, dass Dir die Arbeit über den Kopf wächst?

Schüle: Nein, eigentlich nicht. Im Grunde bin ich ein Mensch, der das braucht, um sich glücklich zu fühlen. Ich brauche Ablenkung und Extremsituationen. Ich merke immer wieder, dass ich total kirre werde, sobald ich zu Hause bin. Ich muss immer eine Beschäftigung haben. Nein, ich hatte nie das Gefühl, dass es mir zu viel wird.

Ricore: Auch das Privatleben bleibt nicht auf der Strecke?

Schüle: Ich war nie ein Mensch, der viel Gesellschaft braucht. Ich habe eher meine Magneten, an die ich mich wende, wenn ich sie brauche. Klar habe ich einiges, was in der Jugend "normal" ist, verpasst. Andererseits hat mir die Schauspielerei viel gegeben. Ich habe viele nette Menschen und gute Freunde kennengelernt.

Ricore: Haben sich vom "Freche Mädchen"-Dreh Freundschaften ergeben?

Schüle: Ja, das ist unglaublich. Ich war ja schon an einigen größeren Produktionen beteiligt. Aber die intensivsten Freundschaften haben sich aus den "Freche Mädchen"-Folgen ergeben. In Henriette Nagel habe ich eine Freundin fürs Leben gefunden. Ich habe seit einem Jahr einen Freund, der auch in "Freche Mädchen 2" mitgespielt hat. Es sind tatsächlich beste Freundschaften geworden.
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Ricore: Wer ist Dein Freund?

Schüle: Im Film spielt er den Antony (lächelt).

Ricore: "Freche Mädchen 2" wirft die Frage auf, ob die Liebe es wert ist, Freundschaften zu opfern. Was glaubst Du?

Schüle: Wenn man jung ist, betrachtet man Liebe und Freundschaft anders, als wenn man älter ist. Aber letztlich ist Liebe unvorhersehbar. Wenn es passiert, dann passiert es. Man kann es nicht pauschalisieren und sagen, dass Liebe wichtiger als Freundschaft ist. Darauf gibt es keine klare Antwort. Man sollte auf jeden Fall auf sein Herz hören, dabei aber auch andere Herzen nicht verletzen.

Ricore: Hast du schon ein neues Projekt im Visier?

Schüle: Ich drehte bis vor kurzem für Pro7 den Film "Isenhart". Zurzeit drehe ich für das ZDF "Aschenputtel", ein Märchen. Mehr steht noch nicht fest. Der Sommer ist ja auch nicht lang und danach fängt die Schule wieder an.

Ricore: Wie verbringst Du deine Freizeit?

Schüle: Meine ganzen Hobbies sind wegen des Berufs hängengeblieben. Aber die möchte ich wieder aufnehmen. Ich möchte wieder intensiver Klavier spielen. Außerdem fotografiere ich gerne und ich würde gerne Gitarre lernen.

Ricore: Danke für das Gespräch.
erschienen am 4. August 2010
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2024