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Bob Hoskins
Ich musste emotionale Ehrlichkeit erlernen
Interview: Bob Hoskins: das Spiel mit dem Feuer
Das internationale Publikum kennt Bob Hoskins als liebenswürdiger Chauffeur von "Mona Lisa". Bekannt ist er Filmbegeisterten auch aus "Falsches Spiel mit Roger Rabbit", in dem er einen mit Comicfiguren kämpfenden Privatdetektiv spielt. Der kleine, rundliche Mann bevorzugt Rollen, in denen er seine eigenen Empfindungen zum Ausdruck bringen kann - nach seiner Aussage, eine Grundvoraussetzung für sein Handwerk. Neben Regisseur und Hauptdarsteller Kevin Spacey stellt der sympathische Brite sein Talent in "Beyond the Sea" erneut unter Beweis. Wir trafen den sympathischen Mann von nebenan auf der Berlinale, wo er mit uns nicht nur über seine letzte Rolle sprach.
erschienen am 25. 02. 2005
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Bob Hoskins am roten Teppich
Ricore: Sie haben in ihrem Leben schon viele verschiedene Jobs gehabt. Unter anderem waren Sie Klempnerlehrling und Feuerschlucker im Zirkus.

Bob Hoskins: Als ich bereits auf der Theaterbühne stand, trat ich noch als Feuerschlucker auf. Ich hatte damals von Shakespeare genug und deshalb ging ich eine Zeitlang zum Zirkus.

Ricore: Was war Ihr bisher lustigster Job?

Hoskins: Während meiner Klempnerlehre setzte ich das Boot meines Chefs unter Feuer. Danach war meine Lehrzeit beendet!

Ricore: Sie haben nie Schauspielunterricht genommen. Wie haben Sie ihr Handwerk erlernt?

Hoskins: Ich wurde über Nacht Schauspieler und musste den Beruf möglichst schnell erlernen. Ich beobachtete meine Kollegen und schaute mir viel von Ihnen ab. Bei diesem Beruf muss man seine privaten Gemütsbewegungen vor einem Publikum offenbaren können. Ich realisierte, dass ich eine emotionale Ehrlichkeit entwickeln musste, um meinem Job gerecht zu werden.
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Bob Hoskins in Beyond the Sea
Ricore: War es schwer, Sie für die Rolle in "Beyond the Sea" zu gewinnen?

Hoskins: Nein, eigentlich nicht. Kevin lud mich eines Tages zum Essen ein und erzählte mir, dass er das Drehbuch zum Film geschrieben hatte, für die Regie verantwortlich sei, die Hauptrolle übernehmen und sogar Bobby Darrins Lieder selber singen wird. - Ich glaubte ihm zunächst nicht, dass er auch singen würde. Als er das dann tatsächlich durchzog war ich richtig stolz auf ihn. Ich benahm mich am Set wie sein Vater, sagte ihm wann er eine Pause einlegen sollte. Ich bemutterte ihn und benahm mich genauso wie der Charakter Charlie, den ich im Film spiele.

Ricore: Am Tag von Dianas und Prinz Charles Hochzeit, trafen Sie auf die Liebe Ihres Lebens. Erzählen Sie uns etwas darüber.

Hoskins: Als ich 25 Jahre alt war, heiratete ich zum ersten Mal. Mit meiner damaligen Frau bekam ich zwei Kinder, unsere Ehe war allerdings ein Desaster. Wir passten einfach nicht zueinander. Ich bereue trotzdem nicht, dass ich sie (Jane Livesey) heiratete. Sie ist eine großartige Frau. Nach zehn Jahren Ehe ließen wir uns scheiden. Danach dachte ich mir, dass ich nie wieder heiraten würde, dass die Ehe einfach nichts für mich sei. Ich bekam fast einen Nervenzusammenbruch, weil ich meine zwei Kinder verlassen musste. Ich überlegte mir, wie eine Frau sein müsse, damit ich vielleicht doch wieder heiraten könnte. Ich kreierte diese Frau in meinem Kopf, stellte mir vor wie sie zu sein hatte - nicht vom Aussehen her, sondern von ihren Charaktereigenschaften. Am Tag der königlichen Hochzeit waren die Kneipen in Großbritannien länger geöffnet als sonst. Ich ging an dem Abend in ein Londoner Pub und fand die Frau meiner Träume.

Ricore: Werden Sie wieder mit Kevin Spacey zusammen arbeiten?

Hoskins: Wir haben darüber gesprochen, aber im Moment steht noch kein konkretes Projekt fest. Ich würde sehr gerne wieder mit ihm zusammen arbeiten. Er ließ mir viel Freiheit am Set.

Ricore: Kevin Spacey war gleichzeitig Regisseur und Hauptdarsteller von "Beyond the Sea". Wie konnte er beiden Funktionen gerecht werden?

Hoskins: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies gut gelingen kann. Wenn man vor der Kamera steht, gibt man sich ganz und gar seiner Rolle hin. Später distanziert man sich davon und sieht sich dieselbe Szene mit den Augen eines Regisseurs an und überlegt sich was genau man anders machen kann.
erschienen am 25. Februar 2005
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Beyond the Sea (Kinofilm)
Songs wie "Dream Lover", "Splish Splash", "Mack the Knife" und "Beyond the Sea" katapultierten Bobby Darin in den 60er Jahren in den Entertainment-Himmel und machten ihn zur gefeierten Ikone der Popkultur. Kevin Spacey ("American Beauty") verfilmt die Lebensgeschichte von Bobby Darin, von dem bis heute mehr als zehn Millionen Schallplatten verkauft wurden.
2024