Sony Pictures
Julia Roberts in "Eat, Pray, Love"
Mehr Zeit mit der Familie
Interview: Domestizierte "Pretty Woman" Julia Roberts
Nach ihrem Durchbruch mit "Pretty Woman" gehört Julia Roberts lange Zeit zu den bestbezahlten und meistbeschäftigten Schauspielerinnen Hollywoods. In den letzter Jahren war es etwas ruhiger. Das liegt daran, dass sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringt, wie sie uns im Interview verriet. Filme dreht sie nur noch, wenn sie ihr am Herzen liegen. Dazu gehört auch "Eat, Pray, Love". Die Dreharbeiten zum Drama führten Roberts nicht nur an den Rand der Welt, sondern auch an die Grenzen der körperlichen Belastung.
erschienen am 23. 09. 2010
Sony Pictures
Eat, Pray, Love
Ricore: Julia, für die Rolle ihres neuen Films "Eat, Pray, Love" mussten Sie viel essen, stimmt's?

Julia Roberts: (lacht). Ja, das stimmt. Morgens um 8:45 Uhr musste ich meine erste Pizza essen. Das war nicht immer amüsant, wie Sie sich vorstellen können.

Ricore: Hat es noch andere Herausforderungen gegeben?

Roberts: Es war sehr heiß. Ich musste Herbstsachen tragen, während draußen um die 90 Grad herrschten. Im Ganzen war der Dreh aber eine einzigartige Erfahrung. Ich war jeweils ein Tag in New York, verabschiedete mich von meinen Lieben und flog nach Italien oder nach Indien. Einzigartig - sogar für jemand wie mich.

Ricore: Haben Sie ihre Familie auf die Reisen mitgenommen?

Roberts: Meine Familie war immer bei mir. Obwohl das nicht sehr einfach war. Drei Kinder können viel Arbeit machen, wenn man auf Reisen ist. Ich las mit ihnen ein Buch, bevor ich mich an das Drehbuch machte. In Indien verbrachten sie viel Zeit im Schwimmbad. Außerdem entdeckten sie das Dreirad für sich und liebten es.

Ricore: Empfanden Sie die Dreharbeiten als anstrengend

Roberts: Ja, das waren sie in der Tat. Es war nicht so, dass ich für einen Drehtag in ein Studio in Culver City ging, drehte und dann wieder nach Hause ging. Es gab schon größere Verpflichtungen. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so hart gearbeitet. Aber ich denke, es hat sich gelohnt.
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Eat, Pray, Love
Ricore: Haben Sie jemals daran gedacht, bei einem Film Regie zu führen?

Roberts: Nein, dieser Aspekt des Filmemachens hat mich nie interessiert.

Ricore: Wenn Sie für einen Film an verschiedenen Orten drehen, denken Sie auch mal daran, in ihrem Leben mehr auf Reisen zu gehen und mehr Orte zu sehen?

Roberts: Ja, ich besuche immer wieder viele schöne Orte. Es ist immer schön zu reisen. Man lernt dabei sehr viel. Ich möchte, das meine Kinder es genauso machen. Reisen erweitert den eigenen Horizont immens.

Ricore: Ihr Filmfigur verlässt ihr Zuhause, nachdem sie eine große Enttäuschung in der Beziehung erlebt hat. Haben Sie jemals diese Erfahrung gemacht.

Roberts: Wissen Sie, wir alle erleben schwere Phasen im Leben. Wir haben ein schlechtes Wochenende oder einfach einen schlechten Moment. Also ja, ich fühle Mitleid mit meinem Charakter.

Ricore: Wenn sie durch eine Krise gehen, sind Sie dann ein Mensch, der früh aufgibt, oder sind Sie eher eine Kämpferin?

Roberts: Ich habe diese "Rappel dich auf"-Haltung. Ich denke nicht, dass ich ein Mensch bin, der leicht aufgibt. (lacht).
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Julia Roberts in "Eat, Pray, Love"
Ricore: Man sieht Sie in letzter Zeit nicht mehr so oft auf der Leinwand. Woran liegt das?

Roberts: Ich mochte einfach nicht alle Drehbücher, die ich gelesen habe. Ich sagte mir, dass ich lieber auf einen guten Film warte, als etwas zu machen nur um des Arbeitens willen.

Ricore: Sie sind sehr wählerisch.

Roberts: Ich schätze, das kann man so sagen. Ich verbringe lieber mehr Zeit mit meiner Familie, als an einem Film zu arbeiten, zu dem ich mich nicht hingezogen fühle.

Ricore: Ist Julia Roberts zu einer domestizierten Frau geworden?

Roberts: (Lacht). Ja, ich schätze, so kann man das ausdrücken. Ich betrachte das als Kompliment und nicht als Beleidigung.

Ricore: Was machen Sie, wenn Sie zu Hause sind? Es ist schwer sich das vorzustellen. Superstar Julia Roberts bei der Gartenarbeit..?

Roberts: Ja, wir haben einen Garten. Wir gehen zusammen in den Supermarkt. Diese kleinen Dinge, so unbedeutend sie auch sind, machen mich sehr glücklich.
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Julia Roberts in "Eat, Pray, Love"
Ricore: Sind Sie eine strenge Mutter?

Roberts: Ich denke, Kinder sollten Kinder sein. Ab und zu essen wir natürlich auch mal Junk Food. Aber alles in allem bin ich doch eine recht strenge Mutter. Ich erlaube etwa keine Coca Cola im Haus. Hinter diesem Punkt steht ein großes Nein.

Ricore: Ihr Charakter in "Eat, Pray, Love" geht in die weite Welt, um sich selbst zu finden. Gab es in Ihrem Leben jemals einen Punkt, an dem Sie ebenso empfunden haben.

Roberts: Ich denke nicht, dass man an die unterschiedlichsten Orte reisen muss, um sich selbst zu finden. Das kann man auch zu Hause tun. Aber dann muss man für sich selbst kochen und das ist ätzend (lacht). Es ist schöner, außerhalb zu Essen.

Ricore: In "Eat, Pray, Love" haben Sie reichlich zu essen bekommen. Normalerweise hört man aus Hollywood Nachrichten darüber, wie dünn man sein muss. Kamen Sie jemals mit dieser Thematik in Berührung?

Roberts: Ich weiß, es gibt eine Kultur von jungen Mädchen, die ein bestimmtes Körperbild im Sinn haben. Ich selbst hatte mit diesem Thema nicht viel zu tun. Dennoch ist es gängiges Problem, das durch Magazine und Filme gefördert wird. Aus diesem Grund war es schön zu sagen: "esse Pizza und genieß das Leben"

Ricore: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wie sähe der aus?

Roberts: Dass der Segen, der mir erteilt wurde, bleibt. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, das macht mich glücklich. Ich fühle mich gesegnet. Nichts davon erachte ich als selbstverständlich. Das können Sie mir glauben.

Ricore: Danke für das Gespräch.
erschienen am 23. September 2010
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Eat, Pray, Love (Kinofilm)
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2024