20th Century Fox
Anke Engelke
Träume einer Komödiantin
Interview: Anke Engelke musikalisch?
Anke Engelke gehört in Deutschland zu den bekannten Comedians. Unter anderem machte sie sich durch Sketche in der "Wochenshow" und in "Ladykracher" einen Namen. Als Synchronsprecherin leiht sie Marge Simpson ihre Stimme. Wer sich von Engelkes Gesangstalent einen Eindruck machen will, sollte beim Abspann des aktuellen Kinderfilms "Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland" im Kinosessel sitzen bleiben. Im Interview spricht die Komikerin über eigene Träume, ihre erste Gesangsdarbietung vor Publikum sowie die Grenzen des Humors.
erschienen am 1. 10. 2010
Falcom Medien
Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland
Ricore: Sie haben zu "Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland" ein Lied beigesteuert. Was hat Sie dazu bewogen?

Anke Engelke: Von Beisteuern kann nicht die Rede sein. In den meisten Fällen wird man für das Einsingen eines Songs ja angefragt. Ich habe das Lied ja nicht mal selber geschrieben. Das war Oliver Heuss, ein ganz wunderbarer Komponist, von dem die gesamte Filmmusik für "Das Sandmännchen" stammt. Der Produzent des Films hat mich ganz offiziell angefragt und ich bin vor Freude ganz offiziell ausgeflippt!

Ricore: Was hat Sie an dem Lied überzeugt?

Engelke: Es ist ein ausgesprochen zauberhaftes Lied. Ein poetischer und tiefgehender Text, eine anspruchsvolle Melodie sowohl in der Strophe als auch im Refrain. Im Gesamteindruck ist es ein romantisches, Kind-gerechtes und doch tiefgründiges Lied.

Ricore: Das Lied heißt "Dein Traum ist wahr". Welche Träume würden Sie sich gerne noch erfüllen?

Engelke: Ich würde gerne ein Instrument erlernen, ein familientaugliches Hybrid-Auto fahren. Ich würde gerne das Wasserproblem auf diesem Planeten lösen, weil Trinkwasser nicht für jeden selbstverständlich ist. An anderen Plätzen dieser Welt müssen Menschen für ihr Trinkwasser kilometerweit gehen und dann auch noch bezahlen. Das sind Träume, die zum Teil in Erfüllung gehen könnten und zum Teil utopisch sind. Aber man sollte nie aufhören, zu träumen.
Constantin Film
Anke Engelke
Ricore: Wie war es für Sie, als Sie das erste Mal vor Publikum aufgetreten sind?

Engelke: Ich bin das erste Mal vor Publikum aufgetreten, als ich in einem Kinderchor gesungen habe. Das war etwas Besonderes, weil wir mit dem Kinderchor, der zur Schule gehörte, tolle Chancen hatten. Heute würde man das vielleicht belächeln. Heute wäre es vielleicht uncool zu sagen, wir sind in einem Altersheim, bei einer Weihnachtsfeier von einem Sportsverein oder einem Fest von irgendeiner Gemeinde aufgetreten. Für uns war das damals aber nicht selbstverständlich, vor vielen Menschen zu stehen und zu singen. Ich spreche jetzt nicht mal von einem Solo. Ich spreche von der Gemeinschaft, in der wir waren. Das war toll. Heute ist das ein bisschen anders. Ich hab angefangen, im Chor zu singen, als ich zehn war. Heute sind Kinder damit vertraut, was eine Filmkamera ist, weil In jeder Fußgängerzone, in jedem etwas größeren Ort Menschen mit Videokameras herumlaufen und Fragen stellen. Man wächst damit auf. Als ich klein war und das erste Mal vor Menschen gestanden und gesungen habe, war das etwas Besonderes. Man hat sich sehr angestrengt, war bei der Sache und fand das aufregend. Das war ein intensives Erlebnis.

Ricore: Wie beurteilen Sie die vielen Casting-Shows, die es momentan gibt?

Engelke: Ich kenne die nicht genug. Ich schaue nicht viel Fernsehen, deswegen sehe ich mir so was nicht an. Es interessiert mich auch nicht wirklich, aber ich bekomme es dennoch mit. Ich finde es grundsätzlich super, wenn Menschen die Chance haben, zu erkennen, dass sie ein Talent haben und die Möglichkeit bekommen, es vor anderen zu präsentieren. Da ist nichts gegen zu sagen. Ich fürchte nur, dass das im Fernsehen alles immer ein bisschen mit Ausbeutung zu tun hat. Ich hab selber bei zwei Casting-Projekten mitgemacht, die ich super fand. "Ich kann Kanzler!" war eine Show, bei der ein Praktikum zu gewinnen war und das Monatsgehalt der Bundeskanzlerin. Das war eine ganz seriöse ZDF-Show, in der ich mit Henning Scherf und Günther Jauch in der Jury saß. In den Sendungen hatten wir es mit lauter mehr oder weniger klugen Menschen zu tun, die ihre politischen Ambitionen und Ideen präsentieren wollten. Das war sehr aufregend, weil es sehr seriös war, hat aber keiner geguckt. Das andere ist "USFO", "Unser Star für Oslo" von Stefan Raab. Da saß ich einmal in der Jury bei Stefan Raab, weil das ein sehr ambitioniertes Projekt war, ein ernstzunehmendes, tolles Ding, bei dem die Sängerinnen und Sänger nicht vorgeführt wurden, sondern es um ihre Performance, um ihren Gesang ging. Fand ich beides super, also ich kann nicht per se sagen, dass ich Casting-Shows ablehne.
Constantin Film
Anke Engelke als hippe Mutter in "Freche Mädchen"
Ricore: Obwohl Sie selbst nicht viel Fernsehen schauen, arbeiten Sie für das Medium. Wie beurteilen Sie die deutsche Fernsehlandschaft aus der Perspektive einer Insiderin?

Engelke: Ich glaube, als Insider kann man erst recht nichts dazu sagen. Man kann nur über das Fernsehen kompetent urteilen, wenn man viel Fern schaut. Daher bin ich kein kompetenter Kritiker und muss den Ball ganz flach halten. Die paar Sachen, die ich sehe, sehe ich freiwillig oder gezielt, weil ich sie mag. Wenn ich Nachrichten einschalte, mache ich das gezielt. Wenn ich eine Show sehen will, schalte ich den Fernseher an. Alles andere zeichne ich auf und schaue es, wenn ich Zeit habe. Ich möchte mir vom Fernsehen nicht diktieren lassen, wann ich mich davor zu setzen habe. Ich hab ein gespaltenes Verhältnis zum Fernsehen. Ich bin nicht dafür gemacht, vor einem Fernseher zu sitzen. Ich hab zuviel drumherum zu tun. Mich interessiert viel zu viel am Leben, als dass ich viel Zeit vor dem Fernseher verbringen würde. Wenn ich gutes Fernsehen sehen will, dann weiß ich, wo ich es finde. Dann schalte ich gezielt ein, "Ladykracher" gucke ich privat auch, genauso wie ich privat "Pastewka" gucke. Ich schaue im Fernsehen die Weltmeisterschaft, Nachrichten und informative Magazine, die interessieren mich. Filme gucke ich nur im Kino, aber es gibt durchaus auch mal Serien, die mich interessieren. Die gucke ich dann vielleicht mal übers Wochenende oder an einem freien Abend auf DVD. Aber ich setze mich nicht vor den Fernseher und lasse mich berieseln. Deswegen weiß ich nicht genau, was da alles kommt.

Ricore: Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?

Engelke: Mein Humor ist breit gefächert. Ich schaue mir gerne Dinge an, die tiefgründig sind und mit dem Tempo spielen. Es muss nicht immer alles zack zack sein. Ich stehe nicht auf den sogenannten Karnevalshumor, auf den platten Witz, wenn ich mir Comedysendungen anschaue. Als Comedy-Schauspielerin habe ich aber zum Beispiel bei "Ladykracher" manchmal großen Spaß an ganz albernen, hirnlosen Sachen.
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Anke Engelke versteht ihr Fach
Ricore: Hat Humor auch Grenzen, die Sie nicht überschreiten würden?

Engelke: Ja.

Ricore: Wo liegen die Grenzen Ihrer Meinung nach?

Engelke: Jeder sollte für sich selbst entscheiden, wo seine Grenzen liegen. Meine bauen auf einem durchaus intellektuellen Fundament auf, weil ich mich ständig damit beschäftige, was zum Beispiel moralisch okay oder daneben ist, aber vieles entscheide ich ganz spontan, aus dem Bauch heraus. Es gibt Dinge, die ich niemals sagen würde, die ich niemals in einen Witz, einen Spruch oder einen Sketch verpacken würde, weil ich glaube, dass es sich nicht gehört. Aber diese Einschätzung basiert ja auf meinem eigenen moralischen Grundgerüst, an dem ich mich orientiere. Manchmal muss man das gar nicht definieren. Beispiel Behinderungen: Manchmal muss man gar nicht sagen: "Es gibt Behinderungen, über die ich Witze mache und Behinderungen, über die ich keine Witze mache." Hauptsache, ich weiß, warum ich wen oder was ausgrenze, indem ich es nicht zum Thema mache. Ich finde es in Ordnung über vieles, über fast alles und jeden Witze zu machen. Denn ich glaube, dass Menschen, über die man Witze macht, Teil der Gesellschaft sind. Ich finde es durchaus in Ordnung, über Kinder, Frauen und Männer Witze zu machen, weil sie alle Teil der Gesellschaft sind. Und über Behinderungen und Behinderte sollte man sich genauso lustig machen können, wie über Nicht-Behinderte, weil beide eine Macke haben können. Das ist unabhängig von der Herkunft, vom Geschlecht und vom Alter.

Ricore: Sie sprechen die Synchronstimme von Marge Simpson. Was gefällt Ihnen an den "Simpsons"?

Engelke: Die Tiefgründigkeit, Aktualität und gleichzeitige Zeitlosigkeit der Witze. Die Schärfe des Humors und die feine Beobachtung der Autoren.

Ricore: Welche Projekte stehen als nächstes bei Ihnen an?

Engelke: Ich habe gerade "Ladykracher" abgedreht, mache danach eine wohlverdiente Pause und freue mich zum Beispiel auf die nächste Staffel von der "Sendung mit dem Elefanten".

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 1. Oktober 2010
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Gott segne den Kinderchor. Vielleicht wäre eine der bekanntesten deutschen Komödiantinnen sonst nie entdeckt worden. Anke Engelke wurde nach einem selbstbewussten Auftritt als Chorsängerin für das tägliche Kinderprogramm des Blind Date". 2004 übernahm Engelke mit einer eigenen Late-Night-Show den Sendeplatz von Harald Schmidt, scheiterte aber an den Einschaltquoten.Findet Nemo" und der Fortsetzung "Findet Dorie".
2024