Central Film
Henry Maske
Boxer und Gentleman...
Interview: ...und Schauspieler Henry Maske
"Gentleman"-Boxer Henry Maske feiert seine größten Erfolge in den 1980er Jahren als Amateur in der DDR. Nach der Wende will er trotz Zweifeln an der Zugkraft des Sports das Boxen im Westen etablieren und sorgt mit seinen Erfolgen als Profi für einen Box-Boom. Nach seinem Karriereende wechselt er erfolgreich in die Gastronomie. Jetzt betätigt sich der 46-jährige als Schauspieler und übernimmt in Uwe Bolls "Max Schmeling - Eine deutsche Legende" die Hauptrolle. Was ihn an seinem Sport über all die Jahre fasziniert hat und wie er einen wahren Gentleman definieren würde, verrät der Ex-Boxer im Gespräch mit Filmreporter.de.
erschienen am 11. 10. 2010
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Henry Maske in "Max Schmeling - Eine deutsche Legende"
Ricore: Wie haben sie sich auf den Dreh zu Max Schmeling vorbereitet?

Henry Maske: Sehr lange und intensiv. Boxerisch war es eine Umstellung, die Führungshand beim Spinning auf der anderen Seite zu haben, wie bei den meisten Boxern und zum anderen, sich auf den Charakter einzulassen. Schmeling war mir persönlich gut bekannt, nur war er da schon deutlich älter. Im Film wird Mitte der 1920er bis Mitte 40ern thematisiert. Deshalb musste ich nach Menschen suchen, die ihn in diesen Jahren erlebt haben. Dazu kam natürlich Schauspielunterricht. Arved Birnbaum, mein Trainer hat sich da sehr viel Mühe gegeben.

Ricore: Wie waren die Dreharbeiten mit Regisseur Uwe Boll?

Maske: Sehr spannend, ich hab zwar schon einige Erfahrung mit Kameras gemacht, aber nicht in dieser Intensität. Die vielen verschiedenen Drehorten, angefangen bei dem Kurzaufenthalt auf Kreta, weiter über Kroatien, dann in die große Halle, sieben Tage nur boxen, das waren toll Erfahrungen.

Ricore: Entsprechen die Kritiken, die man so über Uwe Boll liest, der Wahrheit?

Maske: Wie sich Uwe Boll während Dreharbeiten verhält, darüber hab ich im Vorfeld nichts gelesen, eher über seine Regiearbeiten. Bei unserem Projekt haben wir beide Neuland betreten, aber er konnte mir vertrauen, weil ich mich erstens im Boxsport gut auskenne und weil ich Schmeling besser kannte, als er. Als Regisseur hab ich ihm vollkommen vertraut und das aus dem Nachhinein betrachtet auch zu Recht.

Ricore: Wie würden sie ihr Verhältnis zu Max Schmeling beschreiben?

Maske: Dass er mir damals die Freundschaft anbot, hat mich in vielem bestätigt, er hat mir vertraut und auch viel zugetraut. Er mochte mich und schätze die Momente die wir miteinander verbringen durfte, genau wie ich.
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Max Schmeling - Eine deutsche Legende
Ricore: Wie hat Max Schmeling ihr Leben beeinflusst?

Maske: Es gab unterschiedliche Phasen. Die erste war Anfang der 1990er, in der ich meinen Sport in den alten Bundesländern etablieren wollte und immer wieder von Journalisten in Frage gestellt wurde, die meinten, dass sich dieser Sport hier nicht durchsetzen wird. Damals hab ich immer geantwortet, dass Schmeling es vor vielen, Jahren schon geschafft hat, daran hab ich mich selbst immer festgehalten, wenn selbst mir Zweifel kamen.

Ricore: Und im weiteren Verlauf ihrer Karriere?

Maske: 1995 nach meinem ersten Kampf gegen Graciano Rocchigiani, den ich nur knapp gewann, besuchte ich Schmeling. Der sagte, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, ich hätte den Kampf ganz eindeutig gewonnen. Als ich meine Karriere beendete und entschied mich an einem großen Fast Food Unternehmen zu beteiligen, bestärkte er mich erneut.

Ricore: Sie haben schon mit sechs Jahren angefangen zu boxen, wie kamen sie zu der Sportart?

Maske: Ein Klassenkamerad traute sich nicht alleine zum Training und ich hab ihn begleitet. Er war nach zwei Wochen wieder weg, ich erst nach 26 Jahren.

Ricore: Was hat sie am Boxen fasziniert?

Maske: Mir lag der Sport. Vom ersten Eindruck her bin ich kein klassischer Boxer, aber im Nachhinein habe ich alle durch meine Bissigkeit, Zielstrebigkeit und Verlässlichkeit überzeugt.

Ricore: Inwieweit hat sich ihr Leben verändert, als sie vom Amateur- ins Profilager wechselten?

Maske: Das war 1990, diese Zeit hat eine große Veränderung mitgebracht. Ich war einer der Gewinner der neuen Einheit. Als Amateur war ich schon sehr erfolgreich aber meine Karriere ging langsam dem Ende entgegen. Ich wollte ursprünglich 1991 aufhören, weil ich zu alt wurde. Mit der Wende erweiterte sich der Horizont und die Möglichkeiten erweiterten sich.
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Susanne Wuest, Henry Maske
Ricore: Wie haben sie sich auf ihre Kämpfe mental vorbereitet?

Maske: Ein Kampf ist etwas Einzigartiges. Ein Mensch, auf den man sich derart einlässt, der einem alles abverlangt, ist nicht nur ein Gegner sondern auch ein Partner. Man braucht mentale Stärke und Einsatzbereitschaft. Die Unberechenbarkeit des Gegners, bringt Unsicherheit und Zweifel auf dem Weg der Vorbereitung mit sich. Manchmal muss man akzeptieren, dass der andere vielleicht besser ist, solche Dinge helfen einem im Leben.

Ricore: Welche Gedanken gehen einem durch den Kopf wenn man kurz vor einem Kampf auf den Ring zu schreitet?

Maske: Für mich war das immer wie der Weg zum Schafott, weil es keinen Weg zurück gibt. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass der Kampf einfach abgesagt würde. Wäre es dazu gekommen, hätte es mich aber letztendlich nicht befriedigt.

Ricore: Das hört sich etwas bedrückend an, was hat sie dennoch gereizt, dabei zu bleiben?

Maske: Dass man sich immer wieder selbst besiegen muss. Die Zweifel blieben Zweifel und wurden nicht zum Verzweifeln. Erfolge, aber vor allem Misserfolge brachten einen auf neue Qualitätsstufen, denn nur Misserfolge spornen einen zur Verbesserung an.

Ricore: War das auch der Grund, weshalb sie 2007 in den Ring zurückkehrten, um noch einmal gegen Virgil Hill zu kämpfen?

Maske: Anfang 2006 ist Virgil Hill noch einmal Weltmeister geworden, zwar in einer anderen Gewichtsklasse, aber in meinem Alter und davor hatte ich großen Respekt. Daraus ergab sich für mich die Frage, ob ich das auch noch schaffen könnte. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich die Besonderheit dieses Moment erkannt habe, denn es war eine großartige Erfahrung.
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Henry Maske in "Max Schmeling - Eine deutsche Legende"
Ricore: Wie war es für sie, als sie 1993 zum ersten Mal Weltmeister wurden?

Maske: Das war ein gigantischer Moment. Damals trauten mir das viele Journalisten nicht zu und der ursprünglich angesetzte Termin für den WM-Kampf wurde um fast neun Monate verschoben. Mit dem Sieg über "Prince" Charles Williams konnte ich vielen Zweiflern das Gegenteil beweisen.

Ricore: Wie wichtig ist ihnen öffentliche Anerkennung?

Maske: Schlussendlich geht es nicht um die Zweifler, die gehören zwar mit dazu, aber es geht vielmehr darum, dass man es schafft. Zweifler machen es spannender. Für mich gibt es nur ein paar Menschen, deren Meinungen mir wichtig sind. Die Masse kann es auch nicht wirklich beurteilen.

Ricore: Wie schwer ist es ihnen gefallen, nach so viele Jahren, mit der Box-Karriere endgültig aufzuhören?

Maske: Ich bin nicht wieder in den Ring zurückgekommen, weil ich zehn Jahre nicht schlafen konnte. Aber der Sieg über Virgil, war wie ein sauberer Schnitt. Ich konnte beruhigt meine Handschuhe an den Nagel hängen.

Ricore: Was war der Grund, warum sie in die Gastronomie gewechselt sind?

Maske: Ich hatte dort die Möglichkeit, auch als Quereinsteiger erfolgreich zu sein. heute bin ich seit zehn Jahren im Geschäft und kann das nur bestätigen. Man muss viel dazu lernen und ist von seinen eigenen Leitungen extrem abhängig, aber genau das verschafft Erfolgserlebnisse. Natürlich nicht mehr auf dem Niveau wie ich es früher gewöhnt war.
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Henry Maske
Ricore: Gilt das auch für ihre Stiftung 'A Place for Kids'?

Maske: Mit dem Thema beschäftige ich mich auch schon seit mehr als zehn Jahren. Die Arbeit ist nicht immer leicht, weil eine große Verantwortung mit ihr einher geht. Aber ich bin sehr dankbar dafür und freue mich über jeden neuen Mitstreiter.

Ricore: Welche Schwierigkeiten ergeben sich durch dieses Projekt?

Maske: Das erste Problem, ist natürlich Geld. Wir haben schon unglaublich viel erreicht, aber uns fehlt noch eine Million. Die ist, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, noch schwerer aufzutreiben.

Ricore: Was müsste gesellschaftlich oder politisch passieren, damit sich das ändert?

Maske: Ich denke man wird sich zunehmend auf den privaten Bereich konzentrieren müssen, ähnlich wie in den USA und darf nicht darauf warten, dass der Staat mitfinanziert.

Ricore: Sie hatten früher den Spitznamen "Gentleman-Boxer", was macht für Sie einen echten Gentleman aus?

Maske: Er muss mit großer Zurückhalten auftreten, aber auch mit einem resoluten Profil, nicht pflegeleicht und sollte trotzdem eine Klarheit an den Tag legen. Natürlich hat er auch Stil, aber das wären für mich die Kern-Wesenszüge eines Gentlemans.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 11. Oktober 2010
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In "Max Schmeling" spielt Henry Maske den titelgebenden früheren Box-Weltmeister. Das Drama zeigt die wichtigsten Kämpfe aus Schmelings Karriere, seine größten Erfolge sowie die bittersten Niederlagen. Mit der Wahl von Henry Maske als Hauptdarsteller hat Uwe Boll seinem Drama keinen Gefallen getan. Der ehemalige Boxer macht natürlich in den Kampf-Szenen eine gute Figur. Ansonsten fehlt dem hölzern agierenden Ex-Boxer an Charisma und dem notwendigen Handwerkszeug, um zu überzeugen.
2024