Movienet Film
Regisseur P.A. Straubinger "Am Anfang war das Licht"
Auf den Spuren der fernöstlichen Heilkunst
Interview: P. A. Straubinger isst weiter
P.A. Straubinger wagt sich mit "Am Anfang war das Licht" Jahre nach seinem Studium an der Filmakademie Wien an sein erstes Filmprojekt. Der Österreicher arbeitet als Kinoexperte bei einem Radiosender. Das Thema Lichtnahrung beschäftigte ihn seit langem. Daher entschließt er sich, eine Dokumentation zu dem esoterischen Thema zu realisieren. Seine Recherchen führen ihn nach Indien und die USA. Dabei wird ihm klar, dass er ohne Essen nicht auskommt. Trotzdem ist er sich sicher, dass die westliche Medizin noch viel lernen kann.
erschienen am 31. 10. 2010
Movienet Film
Am Anfang war das Licht
Ricore: Zu Beginn ihrer Dokumentation beschreiben Sie, wie Sie das erste Mal mit Lichtnahrung in Berührung kamen. Wann kam Ihnen der Gedanke, einen Film darüber zu drehen?

Straubinger: Ich selbst komme aus einem sehr materialistischen und agnostischem Hintergrund. Ich habe mich mit Yoga und Meditation beschäftigt. Zuerst mit Büchern, später dann mit einem Meditationslehrer, den man am Anfang des Filmes auch sieht. Von ihm habe ich von dem Protagonisten gehört und dass der nichts esse. Davor habe ich nur die Dokumentation über Nicolaus von Flüe gesehen. Ich habe nicht verstanden, warum sich die Wissenschaft nicht mit diesem Phänomen beschäftigt.

Ricore: Das war für Sie der Auslöser?

Straubinger: Bis zu dem Zeitpunkt habe ich noch nie etwas über Lichtnahrung gelesen oder gehört. Einerseits war der es der Glaube, andererseits waren es Skepsis und Zweifel. Ich bin an einen Punkt gekommen, an dem ich selbst hinfahren und mich überzeugen musste. Da ich gelernter Filmemacher bin, war es naheliegend, einen Film daraus zu machen.

Ricore: Wie sind Sie auf Produzent Helmut Grasser gestoßen?

Straubinger: Damals hat mich Erwin Wagenhofer beeindruckt, der "We Feed The World - Essen global" praktisch im Alleingang gemacht hat. Heutzutage kann man sich schon für 10.000 Euro eine Ausrüstung kaufen, mit der man einen Kinofilm machen kann. Am Anfang hatte ich die Idee, es als Einzelprojekt zu realisieren. Es ist dann aber zu groß geworden. Daraufhin bin ich zu dem Produzenten von "We feed the World", Helmut Grasser gegangen. Nach anfänglicher Skepsis, ist er eingestiegen.

Ricore: Was waren Ihre ersten Schritte?

Straubinger: Der erste Schritt war die Stoffentwicklung. Ich bin mehr als zwei Jahre allein durch Indien gereist und habe mit der Kamera recherchiert. Am Ende hatte ich achtzig Stunden Material. Das war eigentlich für einen Demo-Film gedacht. Letztendlich hat es ein Drittel davon in den Film geschafft. Teilweise haben wir Sachen noch einmal gedreht, aber beim Schnitt haben wir gemerkt, dass die ersten Aufnahmen viel stärker waren. Technisch waren die zwar nicht perfekt, aber dafür authentischer.
Filmfest München 2010
Am Anfang war das Licht
Ricore: War es schwierig, Sponsoren zu gewinnen?

Straubinger: Aus Testdrehs in Indien haben wir für die Filmförderung einen Demo-Schnitt gemacht. Wir hatten keine hohen Erwartungen, da das ganze Thema mit Skepsis belegt ist. Ich bin mir sicher, dass wir vor zehn bis fünfzehn Jahren einen solchen Film nicht hätten machen können. Es ist ein Beleg dafür, dass die strenge, materialistische, schulmedizinische Sicht aufgeweicht wird. Es ist zu erkennen, dass es noch andere Wirkmechanismen gibt. Das ist uns auf jeden Fall zu Gute gekommen. Außerdem hat es in Indien einen sehr gut untersuchten Fall gegeben, an dem man gesehen hat, dass es nicht nur esoterischer Blödsinn ist.

Ricore: Haben Sie im Verlauf der Dreharbeiten Ihre eigene Skepsis abgelegt?

Straubinger: Ja. Für mich ist es keine Frage mehr, dass es ein authentisches Phänomen gibt. Es gibt sicherlich viel Betrug und noch mehr Selbstbetrug, speziell in der Esoterik. Doch oft gibt es zwei Ebenen bei einem authentischen Phänomen. Auf der einen Seite glaubt man, dass es solche Leute tatsächlich gibt, die über sehr lange Zeiträume nichts essen und trinken müssen. Auf der anderen Seite, dass jeder Mensch bis zu einem gewissen seine Essensgewohnheiten beherrschen kann.

Ricore: Könnten sie das zweite Phänomen näher erläutern?

Straubinger: Man kann seinen Kalorienbedarf problemlos von 2.000 auf 500 Kalorien am Tag herunterfahren, ohne, dass man Energie verliert. Am Anfang verliert man natürlich Gewicht, aber das stabilisiert sich nach einer gewissen Zeit wieder und man kann wieder zunehmen. Der Mensch nimmt die Lebensenergie auch über andere Kanäle auf, als nur über die Nahrung. In der chinesischen Medizin wird genau beschrieben, wie der Körper durch die Haut die Lebensenergie 'Chi' aufnehmen kann. Es gibt eigene Chi Gong Übungen, mit denen diese Aufnahme über die Haut oder den Atem verbessert werden kann.

Ricore: Wie funktionieren diese Übungen?

Straubinger: In den östlichen Traditionen ist das sehr detailliert beschrieben. Sie nennen es Bigu. Man unterteilt es in drei Stufen: das absolute Bigu, bei dem man nichts isst und nichts trinkt, dann eines, bei dem man nur nichts isst und beim dritten darf man ein paar Stücke Obst oder Nüsse in der Woche essen. Das Wissen über dieses Thema ist dort sehr umfangreich, im Gegensatz zu unserer klassischen Schulmedizin.
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Dr. Wolfgang Marktl in "Am Anfang war das Licht"
Ricore: Erhält das Lichtnahrungsphänomen in zehn bis zwanzig Jahren bei uns Einzug?

Straubinger: Ein Ayurvedaarzt hat zu mir gesagt, dass die klassische Schulmedizin ihr komplettes Wissen vom toten Körper hat. Im Gegensatz dazu, hat die gesamte östliche Medizin ihr Wissen vom lebendigen Köper. Meridiane findet man nicht bei Toten, weil es energetische Kreisläufe sind, die morphologisch nicht existieren. Professor Pauser, der ärztliche Direktor des Salzburger Universitätsklinikums, hat Ende der 1980er Jahre als erster in Österreich offiziell Akupunktur praktiziert. Genehmigt wurde es nur, weil Pauser Anfang der 1970er Jahren auf Exkursion in Peking war. Er selbst ist Anästhesist. In den Spitälern dort hat er gesehen, wie Menschen am offenen Schädel ohne Narkose operiert wurden. Ab diesem Zeitpunkt hat er sich damit beschäftigt.

Ricore: Warum verschließen wir uns den Erkenntnissen östlicher Lehren?

Straubinger: Professor Pietschmann, den ich für die Recherchen interviewt habe, hat dazu umfangreiche Theorien aufgestellt. Er sagt, die klassische Naturwissenschaft wird heute wie eine Art Religion betrieben. Sie beruht auf Annahmen und Glaubenssätzen, die nicht haltbar sind. Laut dem Professor ist es die große Leistung der klassischen, materialistischen Wissenschaft, die Welt so weit zu vereinfachen, dass wir sie verstehen können. Es ist aber nicht die Wirklichkeit und das ist die große Verwechslung, der viele Mediziner und Biologen erliegen. Die westliche Gesellschaft lebt in einem völlig überholten Gedankenmodell, das eigentlich zweihundert oder dreihundert Jahre alt ist. Es gibt nur das, was messbar und angreifbar ist.

Ricore: Spielt da vielleicht auch die Angst vor dem Unerklärbaren eine Rolle?

Straubinger: Sicher. Vor allem die Angst, dass man nicht alles weiß, sowie eine gewisse Ignoranz und Präpotenz. Wir wissen alles, weil wir die Weisheit mit Löffeln gegessen haben. Die Inder und die Chinesen wissen nichts. Es geht um Glaubenssätze und ist einfach Irrsinn. Zweifelsohne hat die klassische Schulmedizin auch ihre Bereiche, wie in der Unfallmedizin. Aber in der Schmerztherapie oder bei chronischen Krankheiten sind die Therapien aus dem Osten viel besser. Man sollte sich aus beiden Welten das Beste holen.
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Hira Ratan Manek in "Am Anfang war das Licht"
Ricore: Wollen Sie mit ihrem Film die Leute zur Nahrungsverweigerung auffordern?

Straubinger: Nein, Essen ist etwas Tolles und Schönes. Es geht mir eher darum, verkrustete Denkmuster aufzubrechen. Menschen wie James Randi sind für mich eigentlich Fundamentalisten unter den Skeptikern. Sie sind religiöse Fanatiker von der anderen Seite. Sie lassen sich nicht darauf ein, wenn es nicht um Fakten geht, sondern um Glaubenssätze. Wo die Skepsis nicht dazu dient, die Wahrheit zu finden, sondern zu Engstirnigkeit führt. Wissenschaft braucht beides: die Skepsis, als auch Neugierde und Offenheit.

Ricore: Die Reise die Sie unternommen haben, von Österreich nach Indien, weiter in die USA und nach Deutschland - war das für Sie auch eine Reise zu sich selbst?

Straubinger: Die hat mich auf jeden Fall verändert. Das Schöne an so einem Film ist nicht, dass man viel verdient, sondern die Menschen, die man kennen lernt.

Ricore: Was war Ihr spannendstes Erlebnis?

Straubinger: Ich tue mir sehr schwer, das in eine Reihenfolge zu bringen. Ich hatte so viele spannende Erlebnisse, die ich nicht alle in die Dokumentation integrieren werden konnten. Am Schluss hatten wir knapp zweihundert Stunden Rohmaterial. Davon sind neunzig Minuten übriggeblieben. Es hat weh getan, aber es war notwendig und es ist dann auch schön, wenn man loslassen kann.
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Axel Kiesling in "Am Anfang war das Licht"
Ricore: Wie haben Ihre Bekannten und Freunde auf das Thema reagiert?

Straubinger: Am Anfang waren sie auch skeptisch. Meine Frau hat gesagt, dass keiner sich das anschauen wird, da sich niemand für dieses Thema interessiert. Aber das ist verständlich. Ich habe versucht, darauf Rücksicht zu nehmen. Die Skepsis ist Teil des Themas.

Ricore: Haben Sie selbst die einundzwanzig Tage Lichtnahrungsprozess ausprobiert?

Straubinger: Ich habe kurze Zeit über einen Selbstversuch nachgedacht, wie er im Film dargestellt wird. Zuvor habe ich schon einmal probiert zu Fasten. Da habe ich gesehen, wie stark die Zugkraft der Sinne ist. Es wäre naiv von mir zu glauben, ich könnte einundzwanzig Tage ohne Nahrung durchhalten, wenn ich nicht einmal eine Woche aushalte. Selbst Jasmuheen, die Autorin zu "Lichtnahrung" und "Sanfte Wege zur Lichtnahrung", korrigiert ihre Ansichten. Sie ist mittlerweile der Meinung, dass das nicht jeder ausprobieren sollte, wenn man nicht selbst kaum etwas isst und Erfahrungen mit dem Fasten hat.

Ricore: Wissen Sie schon, was Sie als nächstes Projekt realisieren möchten?

Straubinger: Derzeit nichts. In Österreich bin ich als Filmjournalist bei Hitradio Ö3 tätig. Die Dreharbeiten waren extrem anstrengend, da ich meinen Urlaub dafür geopfert habe. Außerdem ist meine Frau schwanger und ich möchte wieder zur Ruhe kommen. Ich freue mich, wenn ich endlich wieder mehr Zeit für meine Familie habe. Aber es brennt mir wieder unter den Fingernägeln. Es gibt noch viele spannende Bereiche. Außerdem hätte ich aus dem restlichen Material, das wir aus dramaturgischen Gründen nicht verwenden konnten, sofort einen neuen Film machen können.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 31. Oktober 2010
Zum Thema
Peter-Arthur Straubinger wird am 07. Juli 1970 im österreichischen Hallstatt geboren. Er besucht die Wiener Filmakademie. Seit 1993 arbeitet er bei dem öffentlich-rechtlichen Radiosender Am Anfang war das Licht" ins Kino kommt.
Kann an vom Lichtallein Leben? Seit Jahrzehnten spalten sich die Gemüter über das Phänomen der Lichtnahrung, vor dem sich westliche Wissenschaftler vehement verschließen. Indische Forscher hingegen erkennen zumindest Yogi 'Mataji' Prahlad Jani an, der sich eigenen Angaben zufolge seit mehr als 70 Jahren ausschließlich von Licht ernährt. Er nimmt weder feste noch flüssige Nahrung zu sich, hat kein Stuhlgang und auch sonst keine Ausscheidungen. Der österreichische Filmemacher P.A. Straubinger..
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